Quelltext der Seite Buchbesprechung Michael Hesemann: Die Bibel hat recht

[[Datei:71bLZewIzeL.jpg|thumb|300px|'''Abb. 1'''|'''Michael Hesemann:'''<br>
'''Die Bibel hat recht'''<br>
'''Archäologen auf den Spuren des Alten Testaments'''<br>
Langen Müller Verlag GmbH, München 2022<br>
ISBN: ‎ 978-3784436036<br>
Preis: € 36.-<br>
Gebunden,352 Seiten, etwa 130 Farb- und etwa 100 s/w-Bilder<br>]]

([[rmh]]) Um es gleich zu Beginn zu sagen: Bei diesem Werk handelt es sich um eine ausgesprochen gut recherchierte und mit zahlreichen Quellen belegte Arbeit, die beweist, dass die [https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte geschichtlichen] Hintergründe des [https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Testament Alten Testaments] stimmen. Seine Aussagen bekräftigt der  Autor durch eigene Besuche an entscheidenden Orten. 

Anhand eines Fundes der [https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenzeit eisenzeitlichen] Grabanlage in [https://de.wikipedia.org/wiki/Silberrollen_von_Ketef_Hinnom Ketef Hinnom] nahe [https://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalem Jerusalem] legt [https://www.langenmueller.de/seiten/autorendetails/?no_cache=1&tx_autorio_autorioextension%5BAutor%5D=Hesemann%2C%20Michael&tx_autorio_autorioextension%5BAutorRecord%5D=207104&tx_autorio_autorioextension%5Baction%5D=show&tx_autorio_autorioextension%5Bcontroller%5D=Autor Hesemann] ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Indiz Indiz] dafür vor, dass die populäre These, nach der das Alte Testament aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt und erst im oder nach dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Babylonisches_Exil Babylonisches Exil] niedergeschrieben wurde, falsch ist. Ob – wie Hesemann meint – diese These durch diesen einen Fund, auf den das Indiz fusst, gänzlich zusammenbricht oder nicht, mag dahingestellt bleiben, doch liefert der Autor Anlass, eine Frage, die bereits gelöst schien, neu aufzurollen.

Weiter liefert Hesemann Beweise für die tatsächliche Zerstörung von [https://de.wikipedia.org/wiki/Sodom_und_Gomorra Sodom und Gomorra] durch eine Naturkatastrophe gegen 2350 v. Chr. Weiter liefert der Autor eine glaubhafte Datierung für die Ankunft [https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham Abrahams] in [https://de.wikipedia.org/wiki/Kanaan Kanaan] und andere damit zusammenhängende Ereignisse. Eine andere [https://de.wikipedia.org/wiki/Bibel biblische] Persönlichkeit, über die Hesemann berichtet, ist [https://de.wikipedia.org/wiki/Nimrod Nimrod] und er setzt sich hier im Zusammenhang mit dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Turmbau_zu_Babel Turmbau zu Babel] kritisch mit den Erkenntnissen des [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84gyptologie Ägyptologen] [https://de.wikipedia.org/wiki/David_Rohl David M. Rohl] auseinander. 

Auf den Patriarchen Abraham geht der Autor ausführlich ein und stellt fest, dass dieser keineswegs ein Hirte war, der gemächlich seine Herden auf neue Weidegründe führte, sondern eher ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Charisma charismatischer] religiöse Führer, der "an der Spitze eines ganzen Stammes einer kleinen Armee in das Gelobte Land zog." Hesemann zufolge gehörte Abraham zu den [https://de.wikipedia.org/wiki/Apiru Ḫabiru], über deren Identität man in den verschiedensten Büchern die verschiedensten Ansichten lesen kann.  

In Bezug auf den biblischen [https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob Jakob] stellt Hesemann fest, dass es in der Zeit, als Jakob mit seinen Söhnen nach Ägypten zog, tatsächlich eine Dürre gegeben hat, wie die Bibel berichtet, und kann dies mit Aussagen von Fachleuten gut begründen. Auch das Wirken seines Sohnes [https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_(Sohn_Jakobs) Joseph] in [https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_%C3%84gypten Ägypten] hat deutliche Spuren hinterlassen und beispielsweise sein ehemaliger Palast in Ägypten kann nachgewiesen werden. 

Bei seiner Beschäftigung mit dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Auszug_aus_%C3%84gypten Exodus] kommt Hesemann auf die neue Chronologie des oben erwähnten David M. Rohl zu sprechen und kann dessen Datierung einiges abgewinnen. Rohl setzt den Exodus auf die letzten Jahre der [https://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Zwischenzeit#13._Dynastie 13. ägyptischen Dynastie] an und Hesemann stellt fest, dass Massengräber (Notgräber) in [https://de.wikipedia.org/wiki/Auaris Auaris (Averis)] – dem wichtigsten Schauplatz der israelitischen Anwesenheit in Ägypten – "mit denen die zunächst so wohlhabende und schnell expandierende, dann plötzlich verarmte zweite Siedlungsschicht aus der 12. und 13. Dynastie urplötzlich endete" Rohls bestes Indiz für den Exodus seien. Hesemann findet darüber hinaus Belege für eine schnelle Flucht aus Ägypten – eben den  Exodus. Der Autor bringt den Exodus außerdem in zeitliche Nähe mit dem Ausbruch  des Vulkans von [https://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Santorin] (Thera), um festzustellen, dass sich zwei der biblischen zehn Plagen durch die Santorin-Katastrophe erklären ließen. Jedoch kann der Santorin-Ausbruch bei der Datierung des Exodus nicht weiterhelfen, da seine zeitliche Einordnung umstritten ist. U. a. weist Hesemann auf eine Szenario des Exodus unter [https://de.wikipedia.org/wiki/Thutmosis_II. Thutmosis II.] hin, das plausibel erscheint.

Eine alternative, aber ebenso interessante These hinsichtlich des Standorts des "Gottesbergs" [https://de.wikipedia.org/wiki/Horeb Horeb] stellt Hesemann vor, wenn er eine Behauptung aufgreift, nach der sich dieser "Gottesberg" in Wirklichkeit in [https://de.wikipedia.org/wiki/Midian Midian] befand, jenem Land, in dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Mose Moses] nach seiner Flucht vor dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Pharao Pharao] gelebt hat. Diese Behauptung kann Hesemann anhand der der Aufzeichnungen des jüdischen Geschichtsschreibers [https://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Josephus Flavius Josephus], jenen des  ägyptischen [https://de.wikipedia.org/wiki/Geographie Geografen] [https://de.wikipedia.org/wiki/Claudius_Ptolem%C3%A4us Claudius Ptolemaios] und anderen sowie späterer [https://de.wikipedia.org/wiki/Araber arabischer] Schriften begründen. Eine weitere These, die Hesemann aufgreift, ist die, dass der Horeb ein Vulkan war, was durchaus zu den in der Bibel beschriebenen Geschehnissen am "[https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_(Berg) Berg Sinai]" passt. 

Bezüglich der Durchquerung des Roten Meeres weist Hesemann auf die Darstellung von Josephus hin, die in ihrer [https://de.wikipedia.org/wiki/Topografie_(Kartografie) Topographie] in seiner Zeit im 1. Jh. den von Bergmassiven und der einen [https://de.wikipedia.org/wiki/Wadi Wadi]-Ausgang umgebenen Landzunge  von [https://de.wikipedia.org/wiki/Nuwaiba Nuweiba] auf der [https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai-Halbinsel Halbinsel Sinai] am [https://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Akaba Golf von Aqaba] entspricht. Glaubhaft stellt er dar, warum die am Exodus teilnehmenden Personen deutlich weniger waren als in der Bibel angegeben werden – damit wird auch wohltuend klar, dass Hesemann im Gegensatz zu den [https://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Fundamentalismus#Protestantischer_Fundamentalismus Bibelfundamentalisten] – die Bibel keineswegs immer wortwörtlich nimmt, sondern, dass wie hier oft Interpretationsbedarf besteht. 

Dies zeigt sich auch darin, dass der Autor auf einen Widerspruch zwischen dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Buch_Josua Buch Josua] und dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Buch_der_Richter Buch der Richter] hinweist. Letzterem zufolge konnten die [https://de.wikipedia.org/wiki/Israeliten Israeliten] in Kanaan nur das Bergland einnehmen, die Bewohner der Ebene jedoch konnten sie nicht vertreiben, weil sie eiserne Kampfwagen hatten. Nach dem Buch Josua hingegen scheint es so, als ob beinahe alle feindlichen Kanaaniter ausgerottet worden waren und das Land Ruhe hatte. Überhaupt war, wie Hesemann feststellt, die Eroberung des [https://de.wikipedia.org/wiki/Gelobtes_Land Gelobten Landes] nicht etwa das Ergebnis zweier Feldzüge, sondern ein langsamer Prozess. 

Während Rohl mithilfe seiner neuen Datierung beweisen kann, dass das [https://de.wikipedia.org/wiki/Davidisch-salomonisches_Gro%C3%9Freich Davidisch-salomonische Reich] existiert hat, kann Hesemann sogar unter Zugrundelegung der herkömmlichen Datierung belegen, dass das Reich entgegen modernen Darlegungen tatsächlich existiert hat. Während Rohl den Pharao [https://www.bibelkommentare.de/lexikon/2016/sisak Schischak] aus der Zeit von Salomons Sohn [https://de.wikipedia.org/wiki/Rehabeam Rehabeam], dem ersten König [https://de.wikipedia.org/wiki/Juda_(Reich) Judas] nach der Teilung des Reichs mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Ramses_II. Ramses II.] gleichsetzt, folgt Hesemann der traditionellen Datierung, nachdem Schischak identisch mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Scheschonq_I. Schoschenk I.] war. 

Hesemann lobt seinen Autorenkollegen [https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Keller_(Autor) Werner Keller] und dessen 1956 erschienenes Buch ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Und_die_Bibel_hat_doch_recht Und die Bibel hat doch recht]'' über den grünen Klee. Es muss aber festgestellt werden, dass Hesemanns eigenes Buch zum Thema wesentlich informativer, tiefgründiger und insgesamt deutlich besser ist.