Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen (I)
von Itztli Ehecatl
Lange sind die mündlichen Überlieferungen der Native Americans ignoriert und als abergläubische Mythen abgetan worden. Obwohl es das theoretische Ziel der Anthropologie ist, die Ideologie des kulturellen Relativismus für alle Kulturen in Kraft zu setzen, sind Anthropologen oft dabei gescheitert. Im Fall der Native Americans sind Anthropologen unglücklicherweise besonders indifferent gewesen. Allgemein haben sich Anthropologen des Ethno-Zentrizismus schuldig gemacht, aber die Archäologen führen definitiv die Meute an.
Abb. 1 Amerkanische Archäologen behaupten, die Vorfahren aller Indianer seien über die Bering-Landbrücke nach Amerika gekommen. Indianische Überlieferungen sagen etwas anderes.
Obwohl einige Archäologen gute Absichten haben, wollen die meisten nicht in Erwägung zie-hen, dass Native Americans in ihren mündlichen Überlieferungen eine alte Historie bewahrt ha-ben. Die Unwilligkeit einen Kompromiss zwischen archäologischem und indigenem Wissen zu erreichen ist eine Tragödie, an deren Überwindung die Fachrichtung hart arbeiten sollte, denn anderenfalls wird die Archäologie ewig auf fehlerhafte Daten vertrauen.
Der heilige Gral der Archäologie ist die Beringstraßen-Theorie. Diese Theorie, die zuerst von spanischen Priestern konzeptioniert wurde, die daran glaubten, dass die Natives der verlorene Stamm Israels seien, ist das Rückgrad vieler anderer Theorien, und wenn sie fallen sollte, müsste das gegenwärtig akzeptierte Modell der Menschheits-Geschichte neu aufgebaut wer-den. Weil man annahm, dass primitive Völker nicht über das Wasser reisen konnten, war die einzig logische Schlussfolgerung, dass sie über die Bering-Landbrücke herübergekommen sei-en, die vermutlich am Ende der jüngsten Eiszeit vor 12 000 Jahren freilag. Nach Jeffrey Good-man weist “die Masse mehr oder weniger abstruser Theorien über die Ursprünge der Indianer, die über die vergangenen vierhundert Jahre hinweg aufgebracht wurden,[...] eine immer noch wahrnehmbare Tendenz auf, große, oft unrepräsentative, Schlussfolgerungen über die India-ner aus einem unzulänglichen Bestand an Fakten zu ziehen.” (+1)
Diese Phantasie-Theorien sind ein Resultat der Methode, die Anthropologen anwenden: sie beginnen die Forschung mit einer vorgefassten Auffassung von dem, was sie finden werden und wo ihre Entdeckungen in die Menschheits-Geschichte hineinpassen werden. Die Absurdität dieser Methode wird anhand der Argumentation von Archäologen deutlich, weshalb die Beringstraßen-Theorie valide sei. Nicht nur, dass ihre Argumente unlogisch sind, sie widersprechen der Fülle von Evidenzen, die gefunden wurden. Kenneth L. Feder zufolge, einem Archäologen, der diese Theorie akzeptiert, seien “als Beringia beim Sinken der Meeresspiegel freigelegt wurde, hätte dies Menschen, die an ihre inländischen Habitate in Nordost-Asien gebunden wa-ren, in die Lage versetzt, ihre Territorien zu erweitern, indem sie sich nach Osten durch das Innere der Landbrücke bewegten und dann in das Innere des nordwestlichen Nordamerika.” (+2)
Wenn diese Annahme stimmen soll, dann müssen diese Leute ein Motiv gehabt haben, um ihre Heimat in Sibirien zu verlassen und über den eis-freien Korridor zu reisen. Jared Diamond schlägt vor: “… als die ersten Clovis-Jäger aus dem eisfreien Korridor herauskamen, sahen sie vor sich die Great Plains, die sich bis zum Horizont erstreckten, menschenleer, aber wimmelnd von Mammut- und anderen Tier-Herden.” (+3)
Abb. 2 Megafauna soll als 'fette Beute' die ersten amerikanischen Immigranten
auf den amerikanischen Kontinent gelockt haben: Eine unbeweisbare Behauptung.
Die großen Herden der Megafauna waren also das Motiv für diese paläolithischen Jäger, ihre Heimstätten zu verlassen und die Neue Welt zu betreten, um in einem Land zu jagen, das reich an Beute war. Wenn dies stimmen würde, sollte man Beweise dafür erwarten, dass diese Reisenden Megafauna-Jäger waren und dass das Großwild wirklich Beringia vor ihnen durchquer-te. Zur Bestürzung der Archäologen ist dies jedenfalls nicht der Fall gewesen. Archäologen er-zählen uns, dass es einen eisfreien Korridor gab, der sich nach der jüngsten Eiszeit um etwa 12 000 v.Chr. bildete. Geologen und Biologen haben substantielle Evidenzen zusammengetragen, die demonstrieren, dass, obwohl Beringia eisfrei gewesen sein mag, die Wetter-Bedingungen einer Migration von Megafauna oder Menschen nicht zuträglich waren. Und obenan, “… ist es nicht mehr als gerade einmal 8000 Jahre her, dass sich der eisfreie Korridor öffnete - 4000 Jahre zu spät, um dass Bering-Routen-Szenario funktionieren zu lassen.” (+4)
FaIls jedoch ein paar tapfere Megafauna-Herden sich durch den eisfreien Korridor nach 8000 B.P. gewagt hätten, dann wären sie zu beiden Seiten der Bering-Straße auf “eine Reihe von wilden Berg-Ketten gestoßen, [die] eine größere Barriere [darstellen], auch wenn eine Land-brücke existiert.” (+5)
Die Bering Straße war eine unfruchtbare Einöde, die ein größeres Hemmnis sowohl für die Megafauna als auch für die paläolithichen Jäger dargestellt hätte und nicht ein ansprechendes Paradies, wie es Archäologen behauptet haben. Froelich Rainey hat hervorgehoben: “Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein.” (+6)
Wenn wir zusammenfassen, dann widersprechen die Evidenzen überwältigend der überalterten, vorgefassten Auffassung, dass es dort ein üppiges Paradies gegeben haben müsse, welches die Herden der Megafauna geduldig darauf warten ließ, dass sich der Eis-Korridor soweit entwickelte, dass sie durch ihn in die Neue Welt hineinhuschen konnten. Nach Dr. Arthur Jelinek von der Universität von Arizona, “gibt es nicht den geringsten Beweis dafür, dass irgend-welche Herden von Rentieren oder anderer Tierarten die Landbrücke kreuzten. Das harsche Wetter scheint eine Abschreckung für irgendwelche Migrationen durch Beringia [gewesen] zu sein.” (+7)
Dieser Mangel an irgendwelchen tierischen Überresten im Korridor stellt für die Archäologen ein besonderes Problem dar, dessen Lösung sie hart unter Druck gesetzt hat. Sie sind jeden-falls zufrieden damit, ihre Theorie auf diesen Mangel an Evidenzen zu basieren. Dergestalt geht es mit der Archäologie weiter. Wenn es keine Megafauna gab, die in die Neue Welt wanderte, welches andere Motiv könnte eine Migration paläolithischer Jäger stimuliert haben? Goodman hebt hervor: “Um den 625-Kilometer-Korridor zu passieren, würde man fünfzig Tage benötigen, wenn ein Mensch sehr flotte 14 Meilen am Tag oder 3 Meilen pro Stunde reisen würde, basierend auf einem Acht-Stunden-Tag; bei dieser Reisegeschwindigkeit erscheint es unwahrscheinlich, dass er Verpflegungs-Reserven für 50 Tage getragen haben könnte.” (+8)
Abb. 3 Clovis-Speerspitze. Orginal-Bildunterschrift d. US-amerikanischen Bildquelle: "Die frühesten unumstrittenen Menschen in Nordamerika benutzten diese einzigartigen Speer-Spitzen vor 11 500 - 12 000 Jahren. Clovis-Projektile sind zusammen mit ausgestorbenen Mamuts dokumentiert worden."
Wenn wir die falsche Ansicht entlarven, dass Megafauna nach Süden wanderte und der paläo-lithische Mensch in ihrem Gefolge kam, gäbe es da kein anderes Motiv, um die Migration zu begründen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass diese paläolithischen Jäger einen Trip in ein kaltes, gefährliches, unfruchtbares Ödland gemacht haben, wenn es keine erkennbaren Anreiz dafür gab, dies zu tun. Im Licht der gegenteiligen Evidenzen verlässt sich die Archäologie weiterhin auf die Bering-Straßen-Theorie und hat ein Szenario für die Gesamtheit der Geschichte der Native Americans entworfen, das auf dieser falschen Doktrin beruht. Der akzeptierte Zeitpunkt für das Betreten der Neuen Welt wird daher auf die End-Periode der jüngsten Eiszeit gelegt.
Die Funde von Clovis-Projektil-Spitzen, die 1932 gemacht wurden, stützen die Vorstellung, dass der früheste Zeitpunkt des Zugangs zur Neuen Welt ungefähr 12,000 - 13,000 B.P. lag. (basierend auf der Datierung von menschlichen Überresten von der Insel Santa Rose in Kalifornien auf 13 000 B.P.) und alles, was diesen Daten widerspricht ist falsch. (+9) Von diesem Punkt an wurde die Clovis-Spitze zum heiligen Gral der Archäologie und alle Studien über Na-tive Americans basieren auf dieser Theorie. Eine entdeckte Evidenz, die auch nur entfernt der Clovis-Spitzen-Theorie widerspricht, wird umgehend kritisiert und/oder von der Majorität der Archäologen außer Acht gelassen, die sich dieser Doktrin unglücklicherweise verschreiben.
Clovis war jedenfalls nicht die erste rissige Theorie, die in der Archäologie zu einer Doktrin wurde. Obwohl es ein breites Spektrum an Spekulationen gab, (darunter der anhaltende Glaube, dass Überlebende von Atlantis und Mu, oder die verlorenen Stämme Israels die Neue Welt kolonisierten), wurde die erste gelehrte Untersuchung bezüglich des Alters des frühen Men-schen in die Neue Welt von Dr. Ales Hrdlicka verfasst. [siehe auch: Urzeit-Riesen in Nordamerika: (k)ein Streitpunkt für Archäologen?; d. Red] Hrdlicka argumentierte, dass der Mensch via Beringia nicht früher als 3 000 B.P. die Neue Welt betrat. Da Hrdlicka viele Gelehrte auf seiner Seite hatte, blieb seine Doktrin drei Jahrzehnte lang gültig. (+10)
Weil es Archäologen an der Courage fehlte, sich dem imposanten Charakter entgegen zu stellen, zu dem Hrdlicka geworden war, bedurfte es der Kuriosität, dass ein Cowboy namens George McJunkin die Theorie schließlich in New Mexico kippte. McJunkin ritt den Cimarron River entlang, als er mehrere Speerspitzen aus Flintstein entdeckte, die am Ende eingekerbt (diese Kerbung nennt man heute “gekehlt”) und deutlich länger als die üblichen Spitzen waren, die man in dem Gebiet fand. Zusammen mit diesen Spitzen gab es massive Knochen, die sich später als Überreste einer größeren Bison-Art erwiesen, welche seit 10 000 Jahren ausgestorben war. J.D. Higgins, dem Direktor des Colorado Museum of Natural History in Denver, gelang es die Knochen zu bekommen und sie zu analysieren. Dann kam er zu der Schlussfolgerung, dass die Zusammengehörigkeit der Bison-Knochen und Speer-Spitzen ein schlüssiger Beweis dafür war, dass der frühe Mensch um 10 000 B.P. in der Neuen Welt war. Diese neue Doktrin, Folsom-Spitzen [-Theorie] genannt, wurde bis 1932 zum beherrschenden Dogma, als die Clovis-Spitze ihren Platz einnahm. (+11)
Abb. 4 Eine typische Folsom-Speerspitze. Die Funde von Folsom bereiteten der 'Ära Hrdlicka' in der amerikanischen Anthropologie ein Ende.
Obwohl Higgins mit Glück seinen Status in der akademischen Welt bewahrte, wurden die we-nigen Gelehrten, die es wagten die Clovis-Spitzen-Theorie auf der Grundlage solider Evidenzen anzufechten, wütend geächtet und ihre Karrieren wurden zerstört. 1951 grub Dr. Thomas Lee, der am am National Museum of Canada tätig war eine Fundstätte in Sheguiandah, Kanada, aus. Als die Stätte analysiert wurde, datierte man sie zwischen 30 000 und 100 000 B.P. Da seine Arbeit mit der akzeptierten Clovis-Doktrin in Konflikt kam, feuerte ihn das Museum, für das er gearbeitet hatte und seine Unterlagen über die Funde wurden auf mysteriöse Weise gestohlen. Lee erklärte, dass sowohl kanadische als auch amerikanische Gelehrte ihn auf die Schwarze Liste setzten und ein acht Jahre währendes Berufsverbot gegen ihn erzwangen. Ein Freund von ihm, ein prominenter Anthropologe, äußerte Bestürzung über seine Entdeckungen und gab Lee schnell den Rat, seine Fundstätte wieder zuzuschütten und seine Karriere nach doktrinär akzeptablen Richtlinien neu aufzubauen. (+12) [siehe dazu auch: "Sie finden doch da unten nicht wirklich etwas?" - Die unerwünschten Entdeckungen des Thomas Lee; d. Red.]
Die Archäologen an der Spitze der Macht-Struktur haben augenscheinlich einen spürbaren Einfluss auf den gesamten Fachbereich und sind in der Lage, das Gesamt-Wissen im Bereich der archäologischen Fach-Wissenschaft zu manipulieren. Dies ist unglückselig, da sie Daten hoch-halten, die schwer angekratzt sind und schon vor langer Zeit bei den einleitenden Entdeckungen der frühen Datierungen des Menschen in der Neuen Welt entsorgt gehört hätten. Verständlicherweise haben sich die Anthropologen nach Lee entschieden, die Clovis-Spitzen-Theorie nicht herauszufordern und diejenigen, die Stätten mit Evidenzen für Datierungen entdeckt haben, welche älter als 12 000 B.P. sind, begraben sie geschwind wieder, um ihre Reputation in dem Fachgebiet zu behalten.
Abb. 5 Waren die Clovis-Jäger (Bild) wirklich die ersten, die auf amerikanischem Boden Großwild bejagten? Seit wann ist der Mensch tatsächlich in Amerika?
E.F. Greenman und Werner Muller hielten beide während der meisten Zeit ihrer Karriere an dieser Praxis fest. Statt ihre Beweise fallen zu lassen, verwahrten sie sie jedoch und warteten geduldig auf das Ende ihrer beruflichen Laufbahn. An diesem Punkt veröffentlichten sie ihre Ergebnisse, wohl wissend, dass sie heftig angegriffen werden würden. E.F. Greenman publizierte einen Artikel mit dem Titel “The Upper Paleolithic and the New World” in der Ausgabe der Current Anthropology vom February 1963 und argumentierte darin, dass es keinen Beweis für eine Migration von Asien nach Amerika über die Bering-Straße gegeben habe. Er fuhr mit dem Vorschlag fort, dass es mehr Evidenzen für eine Ankunft mit seetüchtigen Kanus in den nordöstlichen Vereinigten Staaten gäbe, und nicht via Bering-Straße. (+13)
Da Greenman in weiser Voraussicht seine Befunde am Ende seiner Karriere veröffentlichte, traf es ihn nicht, auf die Schwarze Liste gesetzt zu werden. Werner Muller war ein Anthropologe mit guter Reputation, bevor er sein Buch America: The New World or the Old? Veröffent-lichte, in welchem er argumentierte, dass die Funde, die bei Hueyatlaco, Calico, und Toca de Esperanca gemacht wurden, uns mit harten Evidenzen dafür versehen, dass es vor mehr als 200 000 Jahren eine menschliche Besiedlung der Neuen Welt gegeben hat. Nachdem sein Buch veröffentlicht war, wurde er von der academic community als “ein bisschen verrückt” abgelehnt, obwohl er zuvor als verantwortungsbewusster Gelehrter betrachtet worden war.
Muller diskreditierte ncht nur die Bering-Straßen- und Clovis-Theorien mit seinen Befunden, sondern er wagte auch, die bestehende Evolutions-Theorie anzufechten. Nicht nur Archäologen griffen Muller an, auch Physical Anthropologists (+x) unternahmen schleunigst einen Anschlag auf seine Arbeit, da er sich unterstand, die Diskrepanzen ihrer wertvollen evolutionären Zeitlinie zuzuschreiben. Muller theoretisierte, dass auf Grundlage der Evidenzen in Amerika überwältigend klar war, dass sich die Entstehung des Menschen vermutlich nicht an einem Platz, sondern höchstwahrscheinlich auf mehreren verschiedenen Kontinenten ereignete. (+14)
"Während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nahm", nach Goodman, "die akade-mische Welt eine sehr konservative Betrachtungsweise zu den Ursprüngen der Indianer ein, wobei sie darauf beharrte, dass der Mensch vergleichsweise ein Neuankömmling in der Neuen Welt war, eine Position, die sie im allgemeinen auch heute noch anhängen.” (+15)
Dies ist das unglückselige Resultat einer akademischen Politik und einer ängstlichen Abneigung von Anthropologen, jenen Gelehrten mit substanzieller Macht die Stirn zu bieten. Daher wird niemand wagen es in Frage zu stellen, wenn in diesem Fachgebiet ein bestimmtes Paradigma existiert, und viele mächtige Gelehrte ihm anhängen, denn dann würde man auch die mächtigen Befürworter der Theorie in Frage stellen, was wiederum die Karriere ruinieren würde. Das Problem ist daher nicht, dass keine Stätten gefunden worden wären, die älter als 12 000 B.P. sind, sondern dass die an der Macht befindlichen Gelehrten den Archäologen nicht erlauben, unterhalb der Clovis-Strata zu graben. Es ist bereits gezeigt worden, dass diejenigen, die dies zu tun wagen, ungerechtfertigter Weise angefochten, und ihre Karrieren zerstört werden.
Abb. 6 Traditionsbewusste Native Americans werden kaum motiviert, etwas über ihre alten Legenden und historischen Überlieferungen zu berichten, wenn US-Anthropologen diese Berichte als Phantasieprodukte abtun.
Die [...] Anthropologen diese fatalen Auswirkungen kennen, sind daher nicht bereit, irgend-eine Evidenz zu publizieren, die der Doktrin widersprechen könnte. Die harschen Attacken gegen solche Anthropologen, die einfach versuchen, zusätzliches Kenntnisse für die Fachrich-tung beizusteuern, sind fürchterlich. Die Behandlung dieser Gelehrten ist aber nichts im Ver-gleich damit, wie Native Americans für ihren Anspruch [auf den Besitz historischen] Wissens angegriffen werden. Obwohl die Anthropologie ideell an die Doktrin des kulturellen Relativis-mus gebunden ist (wobei keine Kultur höherwertig als eine andere ist und alle Kulturen gleich wertvoll sind), haben Anthropologen sich über die Vorstellung lustig gemacht, dass Native Americans wirlich akkurate Kenntnisse über ihre Ursprünge und Historie besitzen könnten.
Wegen dieser Haltung sind die Ältesten bei den Native Americans zurückhaltend damit, ihre mündlichen Überlieferungen bezüglich ihrer Ursprünge offenzulegen; schließlich mag niemand es, wenn man sich über ihn lustig macht. Aber es wäre vorteilhaft, wenn Anthropologen schließlich die Idee des Kulturellen Relativismus in ihre eigene Forschung implementieren und die Kenntnisse der Native Americans als ebenso valide wie ihre eigenen akzeptieren würden. Die Frage, auf die es hier ankommt, ist doch, ob die Native Americans sich an alte historische Ereignisse erinnern können, oder ob nicht. Die aus den mündlichen Überlieferungen hervorgehenden Evidenzen, welche wir heute haben, legen nahe, dass Native Americans in der Tat eine alte Erinnerung in ihrer Kultur bewahren. Und die archäologischen Evidenzen stützen überwältigend, was die Ältesten uns schon immer gesagt haben. Statt sie zu ignorieren, sollte die Tatsache, dass sie offenbar tatsächlich etwas wissen, Anthropologen [dazu bringen], ihre eigenen Daten mit denen der Natives zu vergleichen und zu verifizieren. Native Americans ha-ben eine spezifische Art, ihr historisches Wissen zu enthüllen.
Ihre mündlichen Berichte sind häufig verschönert durch das Zusammenspiel zwischen historischen Ereignissen und übernatürlichen Wesen. Anthropologen haben daher ihr Wissen abgeleugnet, auf der Basis ihrer Annahme, dass dies, weil übernatürliche übernatürliche Wesen involviert seien, eine mythische Geschichte ohne historischen Hintergrund sein müsse. Das ist unglückselig, weil uns die Geschichte gelehrt hat, dass dies nicht der Fall ist. Die verschwundene Stadt Troja und Noah’s Flut wurden beide wiederentdeckt auf der Grundlage schriftlicher Evidenzen, die eine exakte Kopie alter mündlicher Überlieferungen darstellen. Die Odyssee und die Bibel sind nichts anderes als die niedergeschriebene Formen mündlicher Überlieferungen der griechischen und hebräischen Völker. Auch wenn Interaktionen zwischen übernatürlichen Wesen die Geschichten durchdringen, kann heute niemand abstreiten, dass sie historische Ereignisse beinhalten, die lediglich in die unausgewogenen Anschauungen der entsprechenden Kulturen gekleidet sind.