Eine "illustre Gesellschaft" (II)

Wer waren die (Fach-)Wissenschaftler, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts positiv über J. Spanuths Arbeiten äußerten? (Fortsetzung)

  • Professor Dr. Bernhard Kummer [1], Germanist, Nordist, zuletzt Klingberg, Holstein. Kummer hat die sogenannten "Diskussionen" am 26.10.1953 in Schleswig im Museum im Schloß Gottorp und am 4.11.1953 in Kiel im Auditorium maximum der Universität miterlebt und schrieb am 7.11.1953 an Spanuth: "Ihr Buch >Das enträtselte Atlantis< habe ich gleich nach seinem Erscheinen durchgelesen. Ich möchte Ihnen sagen, daß Ihre Ausführungen und Ihre Schlußfolgerungen mich überzeugt haben... Als ich von einem Kieler Kollegen von den >Diskussionen< über das Thema Atlantis erfuhr, wollte ich an diesen Diskussionen teilnehmen und fuhr daher nach Schleswig und nach Kiel. Ich bin entsetzt und erschüttert. Ich habe niemals in wissenschaftlichen Diskussionen eine derart beleidigende Sprache gehört, niemals erlebt, daß jemand so skrupellos niedergeschrien wurde, wie es bei diesen Diskussionen fast alle Sprecher taten. Ich habe Sie bewundert, daß Sie die Ruhe bewahrten und dem unsachlichen und unwissenschaftlichen Ansturm standhielten. Die Organisatoren dieser Diskussionen haben alle Regeln einer sachlichen Diskussion mißachtet! Es ist in der wissenschaftlichen Welt selbstverständlich, daß der Diskussionsleiter unparteiisch handelt und die Diskussion unparteiisch leitet. Meine Beobachtungen berechtigen mich, zu behaupten, daß ich bisher noch keinen unredlicheren Diskussionsleiter erlebt habe als Herrn Professor Weyl! Sein infames >Schlußwort< beweist das ebenso wie seine Weigerung, Ihnen nach jedem Referat das Wort zur Entgegnung zu erteilen! Das Ganze war so schamlos geplant, daß mich der bloße Gedanke daran erschreckt. Die >Diskussion< war ein Vorwand. Weyl und die anderen Herren arbeiteten im Auftrag Gripps, der sich nicht schämte, zu erklären, er lehne es ab, Ihr Buch zu lesen! Ich kann bei Nachdenken über die Sache nur zu dem Schluß kommen, daß man sich ein >von oben herab< geleistet hat, Ihre Argumente nie recht geprüft hat, sich eigene Neuorientierungen (in der Ära des Entnazifizierers Gripp erwünscht) vollkommen zu eigen gemacht hat und sich eingeredet hat, Sie, mit der geballten Ladung höchst oberflächlicher Ablehnungen so vieler, ein für alle mal zu >erledigen<. Man irrt ja ohnedies an den Universitäten auf eine tragische Weise inbezug auf die >Macht<, die man noch ausübt über die Denkenden und Gebildeten. Man hat auch hier geglaubt, selbst wenn man leicht Widerlegbares sagt, wird es in so breiter Front seine vernichtende Wirkung üben. Kein Mensch wird dem Atlantis-Pastor noch etwas abnehmen usw. Aber nun wird uns gerade um der Wissenschaft willen dieser Umstand beschäftigen, wie es zu solcher Einstellung kommen kann, und man muß - ich tue das jetzt bereits - fordern, daß jene unzulänglichen und irreführenden Referate entweder sofort berichtigt oder zurückgezogen werden. Ich würde nun sagen: Diese Referate Ihrer Widersacher sind derart unzulänglich, sie belasten ihre Verfasser derart offenkundig, wie im Fall Wetzel, Sprockhoff, Schwantes, Grabowski usw., sie enthalten leicht nachweisbare ungerechte Vorwürfe gegen Sie, daß die Diskussion neu beginnen muß! Man muß dies fordern!"
  • Derselbe, in einem Brief vom 20.10.1954 nach der Lektüre des Manuskriptes zu meiner Antwort an Gripp und Genossen: "Ich sende Ihnen das Manuskript Ihrer trefflichen Entgegnung zurück. Es ist außerordentlich, und ich meine, ein solcher Vorfall sucht seinesgleichen in der Geschichte der Universitäten. Es ist so blamabel, daß man es bedauern muß, aber es wäre geradezu ein Unheil für die Zukunft der Wissenschaft, wenn Ihre Entgegnung nicht schnellstens erschiene. Sie sind Überlegen und haben recht auf eine für Ihre Kritiker schwer tragbare Weise... Ihre Ausführungen sind so peinlich, so belastend, so aufrührend, daß Sie sich alles weitere schenken können. Ihre Arbeit wird als ein Dokument, beschämend und heilsam, in die wissenschaftliche Diskussion eingehen. Sie können sie dann wirken lassen und ruhig weiterarbeiten und werden erleben, dass mancher dieser Gegner seine Torheit einsieht und daß Studenten es lesen. Ich habe viel weniger erwartet, habe vieles nicht für möglich gehalten, und bin sehr beglückt über Ihre unerschütterliche Stellung! [2]
  • Derselbe in: "Forschungsfragen unserer Zeit", Jg. 1954 / Lieferung 4, S. 137: "Die Erörterung um Jürgen Spanuths Buch >Das enträtselte Atlantis< muß von vorn begonnen werden, durch Kenntnisnahme von Spanuths Thesen selbst (s.o. S. 111). Das bedeutet nicht die Voraussetzung, daß Spanuth recht und seine Gegner alle unrecht haben, sondern nur den pflichtgemäßen Widerspruch gegen ein ihm angetanes Unrecht und gegen jene allzu eilig herausgebrachte Schrift vieler Gelehrter, die im Namen der Wissenschaft wegen seltsamer Widersprüche, Engsichtigkeiten, Unsachlichkeiten und Unterstellungen angefochten werden muß. Um der Freiheit der Forschung willen werden Gegenfragen gestellt werden müssen, unfaire Kampfesweisen (z.B. jener Angriff im "Kristall" - 20.10.1953 - und die Warnung an die Behörden, das Scherbengericht in Schleswig und Kiel u.a.) aufgedeckt werden müssen. Es ist auch nicht erlaubt, das Unrecht zu verschweigen, das darin liegt, Selbstgeschriebenes zu verleugnen und Spanuth der Fälschung schuldig zu sprechen, wenn er sich solcher früheren Äußerungen seiner jetzigen Gegner bedient hat, nicht ahnend, daß sie nicht mehr zu ihren früheren Aussagen stehen. Und besonders bedenklich erscheint mir in dieser Sache die Nachwirkung der Entnazifizierung, aus deren Einfluß allein es zu erklären zu sein scheint, wenn ein Gelehrter, der selbst noch in den letzten Kriegsmonaten ein (angeblich gutes) Buch [3] im Auftrag einer NS-Stelle herausgab, nun gewisse, durchaus nicht >nazistische< Behauptungen Spanuths als Nachklang nazistischer Denkweise herabzusetzen sucht. Unsachlich ist eine Kampferöffnung gegen Spanuth ohne vorherige Lektüre seines Buches."
  • Professor Dr. Dr. H. Paulus, Erlangen, Deutsches Institut für Merowing. u. Karoling. Kunstforschung. Brief vom 20.12.1954: "Zum Fall Gripp möchte ich noch einiges bemerken. Es fällt mir auf, mit welcher Hast und Eile Gripp die Wissenschaftler zusammengeholt hat, um Ihre These in der Öffentlichkeit zu diffamieren. Ich schrieb ihm im September 1953, daß das Deutsche Institut mit Ihrer Zustimmung die Absicht hege, Ihre These wissenschaftlich zu begutachten. Gripp antwortete mir: >Wir werden in Kiel die Ehre der deutschen Wissenschaft zuerst beziehungsweise auch allein verteidigen<. Offensichtlich wollte der Mann in die Geschichte eingehen - anders kann ich mir dieses Verhalten und jetzt diese Blamage, die man hätte vermeiden können, nicht erklären."
  • Professor Dr. B. Kummer in einem Brief vom 4.4.1957: "Was ich befürchtet habe, ist jetzt eingetreten. Wie mir ein nahestehender Kollege mitgeteilt hat, haben Ihre Kieler Widersacher beim Unionsverlag energische Schritte unternommen, daß sowohl Ihr Buch als auch Ihre Gegenschrift >...und doch: Atlantis enträtselt!< nicht mehr verkauft oder verlegt werden wird! Es ist anzunehmen, daß diese Schritte den Unionsverlag zwingen werden, sich der Forderung der Kieler Professoren zu beugen!"
  • Bibleothekarin Marion Rosenkranz, Zentralbibliothek Flensburg, zu A. Franke, Remscheid: "Anfang 1957 kam eine Anordnung heraus, daß Spanuths Bücher aus allen Bibliotheken des Landes zu entfernen seien". Diese Mitteilung hat Studiendirektor A. Franke in einem Schreiben vom 1.8.1975 [?; d. Red.] erneut bestätigt.
  • N. Christiansen, Vorsitzender des Deutschen Hochschulverbandes und des Landesverbandes der Volkshochschule Schleswig-Holsteins, hatte mein Buch gelesen und mich gebeten, vor den Volkshochschulen Schleswig-Holsteins Vorträge über das Thema "Atlantis" zu halten. Das habe ich in mehreren Orten Schleswig-Holsteins getan. Am 20.11.1953 schrieb Christiansen mir: "Zu meinem eigenen Bedauern muß ich alle geplanten Vorträge über das Thema >Atlantis< absagen, weil Herren der Kieler Universität erklärt haben, daß sie keine Vorträge vor den Volkshochschulen des Landes halten würden, wenn Spanuth dort noch zu Worte käme."
  • Prof. Dr. A. Helbrok [4], Historiker und Germanist, Innsbruck, Brief an den Grabert-Verlag in Tübingen vom 16.11.65: "Das Spanuth-Werk ist eine grandiose Leistung, sowohl was die Forschungs- und Darstellungsleistung wie die Aufklärung und die weltweite Beleuchtung der frühgermanischen Zeit, des Indogermanenproblems sowie der von anderen Quellen berührten Erdkatastrophen anlangt. Es ist ein Weltbild, ein klares, viele Rätsel der Forschung klärendes Bild entstanden durch den glückhaften Griff eines wahren Gelehrten [Anm. von Helbok unterstrichen], der nebenbei so manche engen Köpfe und unehrlichen Kumpane der Wissenschaft in den verdienten Schatten stellt... Ich kann mich kaum fassen über die großartige Darstellung des ganzen Stoffes, der von europäischer Bedeutung ist. Es gibt kein Werk der Wissenschaft heute, das so gewaltige Dinge so klar und umfassend angreift und löst."
  • Ein "amtierender Historiker" in der "Deutschen Hochschullehrer-Zeitung", Tübingen, 14. Jg. Heft Nr. 1, S. 30ff.: "Über sechshundert Titel wissenschaftlicher Werke und Abhandlungen sowie Jahrzente eigener Forschung liegen Jürgen Spanuths >Atlantis< zugrunde. Ein aus den Tiefen innerer Anteilnahme an der Sache genährter unerhörter Fleiß, der stets eine der Voraussetzungen überdurchschnittlicher Leistungen ist, und überragende wissenschaftliche Begabung, gepaart mit der Fähigkeit zur Erkennung großer Zusammenhänge, haben ein Werk entstehen lassen, das als die Krönung der wissenschaftlichen Arbeit von Generationen und eigener umfassender Forschung zu bezeichnen ist. Mit ihr kann auf vorgeschichtlichem Gebiet nur noch die Arbeit Schliemanns verglichen werden. Keine, vor allem auf geisteswissenschaftlichem Gebiet alles überragende Leistung hat aber nur wissenschaftliche Bedeutung und Folgen. Zunächst sei hervorgehoben, daß mit Spanuths Werk ein Buch erschienen ist, auf Grund dessen nun auch die Anfangskapitel der deutschen Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssen. Welche Mühe bereitet es dem Geschichtslehrer, die Schüler in die nebelhaften Anfänge griechischer, römischer und germanisch-deutscher Geschichte einzuführen. Dieser Nebel ist nun gewichen... Obwohl es sich bei Spanuths "Atlantis" um ein rein wissenschaftliches Geschichtswerk handelt, wirkt es wie jedes große historische Werk mit besonderer Nachhaltigkeit auf unser Gegenwartsleben ein und muß als größte Leistung der Vorgeschichtsschreibung bezeichnet werden. Zugleich ist es die Darstellung einer ergreifenden geschichtlichen Tragödie, die nur noch mit der Tragödie der beiden Weltkriege vergleichbar ist."
  • Dr. habil. Dipl.-Ing. H.L. Werneck [5], Linz-Urfahr, Brief vom 30.12.65: "Ihr Werk ist eine wahrhaft vaterländische Tat, die geeignet ist, alle Deutschen mit Stolz auf ihre große Vergangenheit und mit Zuversicht in unsere gemeinsame Zukunft zu erfüllen... Einzigartig in der Geistesgeschichte ist Ihr großer Wurf: Die Kulturkreise des germanischen Nordens mit dem griechischen und dem ägyptischen Kulturkreis so zu verknüpfen, daß der Anteil der Germanen an der Gestaltung der Länder vom Norden bis an die Nilländer für alle Zeiten in maßgeblicher Form gesichert erscheint. Mit Ihren Ausführungen haben Sie mir und den Meinen ein Geistesgut von solcher Hoheit vermittelt, daß wir Ihnen nicht genug danken können. Möge Ihr Werk im neuen Jahr jene Verbreitung finden, die es zur geistigen Wiedergeburt aller Deutschen verdient."
  • Dr. v. Hase in: "Nordfries. Nachrichten" vom 11.12.1963: "Mit einem wahren Bienenfleiß hat in jahrzehntelanger Forschung Pastor Spanuth ein Material zusammengetragen, daß sich jetzt in seiner Gesamtheit als das packendste Buch über unsere frühesten Vorfahren erweist, das sich wie ein Roman liest und von dessen schillernder Beweisführung man von Seite zu Seite mehr gefangengenommen wird. Der Weg bis zu seiner Anerkennung seiner schon vor zehn Jahren aufgestellten Thesen war oftmals für den Verfasser bitter. Und wir erinnern uns noch alle an den unrühmlichen Feldzug gegen einen Gelehrten, der in einer Auseinandersetzung im Schloß Gottorp >fertig< gemacht werden sollte. Wir wissen auch, daß alle jene angeblich wissenschaftlichen Streiter später nach und nach auf der Strecke blieben, teils ihre früheren Veröffentlichungen widerriefen, teils frühere Behauptungen ins Gegenteil verdrehten usw. ... Nun haben sie wohl im stillen Kämmerlein erkennen müssen, wie kläglich sie Schiffbruch gelitten haben. Pastor Spanuth hat sie damals gewarnt, als er rief: >Schießen Sie nicht auf Federn, treffen Sie ins Leben, ins Herz des Problems: meine sechs Grundthesen! Verlieren Sie sich nicht in Nebensächlichkeiten!<"
  • Studienrat Dr. Roedel, Brief vom 4.2.1966 an den Verleger: ">Atlantis< habe ich mehrmals gelesen. Es ist eine ungeheure Leistung. Wie jedes wirklich große Werk besitzt es eine geisteswissenschaftliche Bedeutung, die auf viele Gebiete ausstrahlt... Mit der Herausgabe dieses Werkes haben Sie sich ein beispielloses Verdienst um die Geschichte unseres Volkes erworben."
  • Henric von Schwerin [6], Walhallav 80 II, 114 27 Stockholm, 11.1.1984: "Schon in den frühen 50er Jahren habe ich in den hiesigen Zeitungen einige Artikel über Sie gelesen und habe [Ihre Lösung des Themas Atlantis; J.S.] als nur lächerlich empfunden... Mehr oder weniger gleichzeitig bin ich mit dem einige Jahre später verstorbenen Professor Hans Günther in Verbindung getreten und sein positives Urteil über Ihre Forschungen hat vielleicht dazu beigetragen, mein Interesse dafür zu vertiefen... In den letzten Jahren habe ich die meisten Ihrer Bücher gelesen und bin davon tief beeindruckt... Ihre Bücher eröffnen derartige Perspektive [,] daß sie zu den fesselndsten gehören, die ich überhaupt gelesen habe, und sind so überaus aufschlußreich, daß ich oft daran dachte, Ihnen zu schreiben..."
  • Professor Dr. Joh. Lass, Fliederbogen 18, Flensburg, 3.11. 1985: "...Von Ihren Büchern besitze ich: >Atlantis<, >Die Atlanter< und >Die Philister<. Mir hat die Lektüre viel Freude gemacht und dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Die >Zunft< ist böse, weil Sie als >Außenseiter< etwas aufgedeckt haben, was eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Sie befinden sich darin in guter Gesellschaft. Mich freut es jedenfalls, daß allmählich bei >Fachleuten< da und dort Anerkennung und Zustimmung zu Ihrer Arbeit sichtbar ist..."
  • Universitätsprofessor Dr. E. Burgstaller [7], A-8020 Linz, Donaublick 32 [?; unleserlich, d. Red.]; Brief vom 22.9.1989: "Ich bin von Ihrer unglaublich umfangreichen Materialkenntnis, Ihrer gewaltigen Literaturbelesenheit und Ihrer bis in die Details der Sachfragen gehenden Beweisführung tief beeindruckt."


Anmerkungen und Quellen

  1. Red. Anmerkung: Wie auch Prof. W. Stokar war Bernhard Kummer (1897–1962) ein akdemischer Karrierist der NS-Zeit. Siehe dazu: Volker Gallé, "Otto Höfler & Bernhard Kummer - Nibelungenforscher im NS-System", bei: Nibelungenlied Gesellschaft.
  2. Anmerkung von J. Spanuth: Unterstreichungen von B. Kummer.
  3. Anmerkung von J. Spanuth: Es handelt sich hierbei um das Buch von Professor Dr. E. Sprockhoff "...und zeugen von einem großen Geschlecht". Unter dem Titel steht: "Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem höheren SS- und Polizeiführer beim Reichskommisar für die besetzten norwegischen Gebiete, Germanische Leitstelle Norwegen, Germanischer Wissenschaftseinsatz Oslo, 1945". Derselbe Professor Sprockhoff sagte dann bei den "Diskussionen" in Schleswig und Kiel: "Peinliche Ausführungen an eine glücklicherweise längst überwundene Zeit stellen Spanuths Sätze über die Rassenzugehörigkeit der Nordvölker dar" (Stenogramm Röschmann). Derselbe Prof. Sprockhoff hat eine gute Arbeit über "Die germanischen Griffzungenschwerter" (Berlin 1931) geschrieben und eine Karte veröffentlicht mit der Überschrift: "Verbreitung des gemeingermanischen Griffzungenschwertes. Um etwa 1200 v. Chr." Diese Karte habe ich mit Erlaubnis von Sprockhoff, die er mir 1952 gab, und mit Erlaubnis des Verlages auf S. 67 meines Buches von 1953 veröffentlicht. Bei den Diskussionen sagte Sprockhoff: "Spanuth beruft sich auf das Vorkommen einer Form des Griffzungenschwertes, die wir als 'gemeines Griffzungenschwert' zu bezeichnen pflegen, n i c h t dagegen, wie Spanuth u n t e r Ä n d e r u n g der Originalunterschrift angibt, als 'gemeingermanisch'." Sprockhoff wirft mir also eine Fälschung der Originalunterschrift unter der von ihm gezeichneten Verbreitungskarte >des gemeingermanischen Griffzungenschwertes< vor und fälscht selbst die von ihm veröffentlichte Karte. Der Adjutant Sprockhoffs in Norwegen, der spätere Oberforstmeister Gerhards, sagte mir: "Sprockhoff war ein 150% Nazi, noch im Februar 1945 sprach er zu uns vom >Endsieg< und forderte >eisernes Durchhalten<!" --- Red. Anmerkung: Zu Sprockhoffs Verleugnung seiner eigenen, "germanischen", Terminologie hier noch der Hinweis auf ein weiteres Buch von ihm: "Die germanischen Vollgriffschwerter der jüngeren Bronzezeit", W. de Gruyter & Co., 1934
  4. Red. Anmerkung: Prof. Dr. phil. Johann Anton Adolf Helbok (1883-1968) lässt sich zweifelsfrei den "rechtslastigen" Unterstützern aus Spanuths akademischem Umfeld zuordnen. Zu seiner akademischen Vita siehe den Professorenkatalog der Universität Leipzig. Der 'politische Werdegang' des gebürtigen Vorarlbergers begann mit einer Mitgliedschaft in der bürgerlich-liberalen "Deutschfreiheitlichen Partei", später schloss er sich der eher deutschnational bzw. "großdeutsch" ausgerichteten "Großdeutschen Volkspartei" an, und als diese 1933 eine "Kampfgemeinschaft" mit den österreichischen Nationalsozialisten bildete, wechselte er erneut das Parteibuch und trat - wie auch Spanuth - noch im selben Jahr der NSDAP bei. Nach der Zwangsauflösung der NSDAP in Österreich und der Errichtung des austrofaschistischen "Bundesstaat Österreich" am 1. Mai 1934 emigrierte Helbok nach Deutschland, wo er zunächst nach Berlin ging, um beim Atlas der deutschen Volkskunde zu arbeiten.

    Von 1935 bis 1941 war er Ordinarius für Wirtschaftsgeschichte und Professor für Deutsche Landes- und Vorgeschichte an der Universität Leipzig. Helbok gehörte in der Folge neben dem bereits erwähnten Walter Stokar von Neuforn und anderen zu den nennenswerten Akteuren nationalsozialisztischer "Westforschung" (siehe: Dr. Burkhard Dietz, Die interdisziplinäre "Westforschung" der Weimarer Republik und NS-Zeit als Gegenstand der Wissenschafts- und Zeitgeschichte). Bereits 1922 hatte der damalige Privatdozient für Österreichische Geschichte und Allgemeine Wirtschaftsgeschichte an der Universität Innsbruck in einer seiner Publikationen von seinem "Verständnis unseres Volkstums" ausgehend, erklärt, daß "eine gesunde Pflege" der Kultur von "völkischem Geiste" getragen sein müsse (siehe: Adolf Helbok, "Heimtforschung und Heimatschutz in Vorarlberg", 1922, S. 2f.) 1937, als offizieller Leiter der deutschen Delegation auf der "Congrès International de Folklore", einer Nebenveranstaltung der Pariser Weltausstellung, erklärte Helbok dann bei einer der Eröffnungsreden, was aus seiner nationalsozialistischen Sicht angeblich ein "Volk" ausmacht, und welche Rolle volkskundliche Forschung seiner Meinung nach zu spielen hat: "Mit der Einsicht in die jeweils andere Art des Nachbarvolkes wird die Achtung vor seiner Eigenart sich verbinden. Man wird jedes Volk gleichsam als die Inkarnation einer anderen Idee Gottes ansehen lernen. Man wird es mehr und mehr als selbstverständlich finden, daß ein Volk nur dann recht lebt, wenn es seiner Physiognomie gemäß, die es in seiner Geburtsstunde vom Schöpfer erhielt, lebt, d.h., wenn es sein Blut, und sein Gut, artgemäß pflegt - wenn es sich treu bleibt. Wir haben die Pflicht; unseren Völkern den Garten Eden zu erschließen; ihnen nämlich zu sagen, wie sie artgemäß leben sollen." (Siehe: B. Dietz, H. Gabel, U. Tiedau, "Griff nach dem Westen: die "Westforschung" der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919-1960)", Waxmann Verlag, 2003, S. 456)

    1941 zog Helbok wieder nach Österreich, was möglicherweise mit Anfeindungen seitens des Amtes Rosenberg zu tun hatte, wo man ihn "unter die letzten und größten Sünder" am deutschen "Volkstum" einordnete (siehe: R. Bollmus und S. Lehnstaedt, "Das Amt Rosenberg und seine Gegner: Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem", Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006, S. 216). An seine Alma Mater, die Universität Innsbruck, zurückgekehrt, lehrte er dort von 1941 bis zum Ende des 'Dritten Reichs' als Professor für Volkskunde und Volkstumsgeschichte. Am 23. Juli 1945 wurde er dann auf Anordnung der provisorischen Landesregierung für Tirol wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft relegiert und ab 1950 dauerhaft in den Ruhestand versetzt.

    Adolf Helboks nationalsozialistische Geschichtsbetrachtung "auf rassischer Grundlage" (siehe: A. Helbok, "Deutsche Geschichte auf rassischer Grundlage", M. Niemeyer, 1939) übte jedenfalls dauerhaft eine große Anziehungskraft auf 'Alte' und 'Neue Rechte' aus, und sein "Lebenswerk", eine "Deutsche Volksgeschichte Bd. 1 und 2", wurde wiederholt im rechtsextremen Grabert-Verlag aufgelegt, wo man sein "Bewußtsein der großen Kontinuität, des über die Zeiten und Räume hin wirkenden germanischen Lebens und Substanzzusammenhanges als Quelle aller Kraft- und Ideenausstrahlungen" lobt. (Quelle: Produktinformation des Grabert-Verlags)
  5. Red. Anmerkung: Dr. habil. Dipl.-Ing. Heinrich Ludwig Werneck (geb. 14. März 1890 in Herzogenburg, Niederösterreich; gest. 14. März 1966 in Linz a.d. Donau) war ein österreichischer Botaniker u. Paläobotaniker mit starkem Bezug zur Archäologie. Im Internet findet sich eine Biographie H.L. Wernecks in Form eines Nachrufs von Dr. Josef Schadler als Auszug aus dem JAHRBUCH DES OBERÖSTERREICHISCHEN MUSEALVEREINES, 112. Band, II. Berichte, Linz, 1967 (PDF-Datei, 482,10 KB). Die darin enthaltenen Informationen zu seinen, in unserem Kontext relevanten, Aktivitäten zwischen 1933 und 1945 sind allerdings spärlich. So heißt es dort: "Während des Zweiten Weltkriegs stand H.L. Werneck als Hauptmann d.R. wieder im Wehrdienst. 1941 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und leitete von 1943 bis 1945 das Institut für Ökologie und Klimatologie an der Reichsforschungsanstalt für Landwirtschaft in Säusenstein bei Melk." (op. cit., S. 23) Eine Involvierung H.L. Wernecks in NS-Aktivitäten legt der folgende Satz nahe: "Im Juni 1945 wurde H.L. Werneck aus dem Staatsdienst entlassen und 1948 in den andauernden Ruhestand versetzt." (ebd.) Vielsagend bezüglich Wernecks Einstellung sind auch zwei Bemerkungen gegen Ende des Nachrufs: "Seinem lauteren, stahlharten Charakter entsprach auch das Soldatische in seinem Wesen [...] Sein letzter Wunsch, unter den Klängen eines deutschen Soldatenmarsches verabschiedet zu werden, wurde erfüllt." (ebd., S. 25)
  6. Red. Anmerkung: Zur Person von Henric von Schwerin und dem Charakter seiner Publikationen (bisher dem Titel nach bekannt: I) von Schwerin, H. (1960) "Nordic Elements in Afro-Asia." Northern World IV (2) pp. 24-30. --- II) von Schwerin, H. (1964) "European Elements in Afro-Asia." Mankind Quarterly IV pp. 127-133.) sind unsere Recherchen bisher noch weitgehend erfolglos geblieben. Zwar wird er in mindestens einer als "ultrarechts" einzustufenden Online-Quelle (Karl Earlson, "Nordic Arabs", bei white-history.com) positiv rezipiert, aber für sich genommen stellt dies natürlich keine Grundlage einer belastbaren Bewertung dar.
  7. Red. Anmerkung: Ernst Burgstaller (geb. 29. Mai 1906 in Ried im Innkreis; gest. 22. Januar 2000) war österreichischer Volkskundler und Felsbildforscher. Zu einer scharfen (aber leider auch ziemlich 'eindimensionalen') Kritik an Burgstaller in Bezug auf dessen Nähe zu Herman Wirth und der NS-"Volkstumsforschung" siehe: Franz Mandl, "Das Erbe der Ahnen - Ernst Burgstaller/Herman Wirth und die österreichische Felsbildforschung", bei: Verein für alpine Forschung / rock art and settlement in the Alps - Austria (ANISA) Bezeichnend ist jedenfalls, dass Burgstaller, der u.a. das Vorwort zu einer, mit Unterstützung der "Herman-Wirth-Gesellschaft" erstellten, Bibliographie Herman Wirths schrieb (siehe: Eberhard Baumann, "Verzeichnis der Schriften, Manuskripte und Vorträge von Herman Felix Wirth Roeper Bosch", Berg, 1995), im ultrarechten Spektrum publiziert und positiv rezipiert wird. (Siehe eine Produktinformation des rechtsextremen Forsite-Verlags.)