Ata - Die humanoide Mumie aus der Atacama-Wüste

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Genetisch geschädigter Fötus, 'Laune der Natur' (Mutation) oder Alien?

Abb. 1 Der Schädel des Atacama-Skeletts im Profil (Foto: © Steven M. Greer / Neverending Light Productions)

(red) Ata (auch: "Atacama-Humanoid" genannt) (Abb. 1) ist die gebräuchliche Bezeichnung für die skelettalen bzw. mumifizierten, nur 15 cm großen Überreste eines menschlichen oder humanoiden Wesens, die im Jahr 2003 in der verlassenen Ortschaft La Noria (Abb. 2) im Norden der chilenischen Atacamawüste entdeckt wurden, von welcher der Name abgeleitet ist. Sie sind heute Teil einer Privat-Sammlung in Spanien. [1]

Der chilenschen Lokal-Zeitschrift La Estrella de Arica zufolge wurde Ata von Oscar Muñoz gefunden, der das Mini-Skelett später verkaufte. Weltweite Bekanntheit erlangte es durch den Dokumentarfilm "Sirius" des UFO-Forschers Dr. med. Steven M. Greer aus dem Jahr 2013, der eine außerirdische Herkunft der Mumie nahelegt. Ihr gegenwärtiger Besitzer ist Ramón Navia-Osorio, ein spanischer Geschäftsmann. [2]

Nachdem man sie ursprünglich für älter hielt, wurden diese Überreste später auf ein Alter von lediglich wenigen Jahrzehnten datiert. Sie enthalten sehr gut erhaltene DNS, die für wissenschaftliche Analysen geeignet ist. Ata hat einen unregelmäßig geformten Schädel und insgesamt nur zehn Rippen. [3] [4] Was die anatomischen Anomalien von Atas Schädel betrifft, so wurde u.a. vermutet, er habe unter krankhafter Oxyzephalie gelitten. [5] In Anbetracht der Tatsache, dass die Frontalnaht des Schädels noch weit geöffnet ist, und aufgrund seines Befundes, dem zufolge die Knochenbildung der Hände und Füße des Skeletts noch nicht vollständig erfolgt gewesen sei, legte der Anatom und Paläoanthropologe William Jungers nahe, dass es sich bei diesem Spezimen um einen menschlichen Fötus handele, der vorzeitig zur Welt kam und vor oder kurz nach der Geburt verstarb.

Abb. 2 Eine Straßenszene (ca. 1910) in der heutigen Geisterstadt La Noria, in deren Gebiet Ata 2003 entdeckt wurde.

Eine ähnliche Hypothese des Immunologen Garry Nolan (Abb. 3) besagt, dass Ata unter einer Kombination genetischer Störungen litt und bei einer Frühgeburt starb. Prof. Nolans eher spekulativer Ansicht nach litt Ata unter einer besonders gravierenden Form von Zwergwuchs, obwohl bei der genetischen Analyse seines Teams keine Mikrosomie bewirkenden Erbfaktoren entdeckt wurden. [6] Auch der Mediziner Ralph Lachman, ein emeritierter Professor für pädiatrische Radiologie der Universität Stanford, der Atas Anomalien für das Ergebnis einer "seltenen, wenn nicht einzigartigen" Mutation hält [7], sagte, dass Zwergwuchs nicht all die speziellen Merkmale der Mumie erklären könne. [8]

Zudem räumte Nolan, der sich als ergebnisoffen arbeitender Experte an dem Dokumentarfilm "Sirius" beteiligte, ein, dass er "bei der Analyse erst [im übertragenen Sinn; d.Ü.] an der Oberfläche gekratzt habe". [9] Die 'Fötus-Hypothese' von Nolan und Jungers steht jedenfall zur Disposition: Prof. Lachman identifizierte nämlich in einer Kniefuge der Atacama-Mumie Epiphysenkerne. "Das sind Knochenkerne, die sich erst im Lauf der Kindheit herausbilden. Demnach wäre der kugelschreiberkleine Mensch nicht etwa tot oder sterbend zur Welt gekommen, sondern sechs bis acht Jahre alt geworden." [10]

Abb. 3 Der Immunologe Prof. Garry Nolan widersetzte sich rigoros allen Versuchen der Medien, sich gegen die Macher von Sirius in Szene setzen zu lassen. (Foto: © Garry Nolan, med.stanford.edu)

Es bleibt anzumerken, dass auch Lachmans Befund umgehend won Kollegen, wie dem rennomierten Kinderarzt und Fachbuchautor Jürgen W. Spranger, infrage gestellt wurde: "Bei den vermeintlichen Epiphysen in Atas Knien handele es sich wahrscheinlich um Knocheninseln", heißt es dazu in einem SPIEGEL-Artikel. "Lachman habe außerdem eine dunkle, knochenfreie Zone in Atas Knie als Wachstumsfuge gedeutet. Seitliche Knochenbrücken zwischen dem Knochengewebe ober- und unterhalb des dunklen Spalts würden eine Wachstumsfuge aber ausschließen." [11] Im Verlauf der the DNS-Analyse von Ata durch Nolan et al., wurde jedenfalls Erbgut der Haplogruppe B2 gefunden. Zusammen mit den in seinen Überresten enthaltenen Allelen der mitochondrialen DNS erscheint es nacheliegend, dass Atas Mutter und zumindest ein Großteil seiner Vorfahren im Westen Südamerikas beheimatet waren. [12]

Im Licht der seinerzeitigen, noch durchaus provisorischen Untersuchungsergebnisse mag die Annahme von Dr. Greer und anderer UFO-Forscher, bei Ata handele es sich womöglich um ein 'Alien', ziemlich unwahrscheinlich geworden sein, aber statt wie DER SPIEGEL & Konsorten einmal mehr in hämisches Ufologen-Bashing zu verfallen, sollte man fairerweise feststellen: Ohne Greer et al. wäre Ata wohl kaum zum vielbeachteten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Und auch Garry Nolan ist Respekt zu zollen: Immerhin hat er zahlreichen medialen Bemühungen widerstanden, sich auf Kosten der beteiligten Ufologen zu profilieren. Dazu bemerkte er in einem Interview bei grenz|wissenschaft-aktuell: "Da so viele Reporter und Journalisten versucht haben, mich in eine Position zu bringen, in der ich mich entweder für oder vorzugsweise gegen die Macher von >Sirius< stelle und ihnen vorwerfen soll, mich falsch darzustellen - obwohl diese mir großzügigerweise Zugang zu den Daten der Mumie ermöglicht haben, werde ich respektvoll aber entschieden bis zur geplanten Fachpublikation über meine Untersuchungen keine Journalistenfragen mehr beantworten." [13]


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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma "Atacama Skeleton" bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand: 29. August 2016). Übersetzung ins Deutsche, redaktionelle Bearbeitung und Ergänzungen durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: Richard Stone, "Bizarre 6-Inch Skeleton Shown to Be Human", 3. Mai 2013, in Science Now, American Association for the Advancement of Science (abgerufen: 29. Aug. 2016)
  2. Lee Speigel, "Steven Greer ‘Sirius’ Documentary To Unveil Pictures Of Alleged Tiny Space Alien (PHOTOS)", 16. April 2013, bei The Huffington Post (Edition US, online; abgerufen: 29. August 2016)
  3. Siehe: Richard Stone (2013)
  4. Red. Anmerkung: Normalerweise besitzt ein Mensch zwölf Rippenpaare, aber es wurden auch wiederholt Ausnahmen von dieser Regel beobachtet.
  5. Siehe: Jeanna Bryner, "Alien-Looking Skeleton Poses Medical Mystery", 29. April 2013, bei Livescience, nach: seeker.com, 30. April 2013 (abgerufen: 29. Aug. 2016)
  6. Siehe: Richard Stone (2013
  7. Quelle: Cara Reichard,"Professor debunks theories of skeleton’s alien origins", 20. Mai 2013, bei The Stanford Daily (abgerufen: 29. Aug. 2016)
  8. Siehe: Jeanna Bryner (2013)
  9. Quelle: Jeanna Bryner (2013)
  10. Quelle: Christoph Mann, "Bizarre Mumie: Forscher lösen Alien-Rätsel der Atacama-Wüste", 10. Mai 2013, bei SPEGEL ONLINE Wissenschaft (abgerufen: 29. Aug. 2016)
  11. Quelle: ebd.
  12. Siehe: Jeanna Bryner (2013)
  13. Quelle: GreWi-Interview Exklusiv: Stanford-Genetiker Garry Nolan zum Stand der Untersuchungen der Atacama-Mumie, 12. Juni 2013 bei grenz|wissenschaft-aktuell (abgerufen: 29. Aug. 2016)

Bild-Quellen:

1) Neverending Light Productions / PRWEB, Sirius Film Feat. Dr. Steven Greer By Emmy Winning Amardeep Kaleka Opens April 22 (URL), nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: File:Atacama humanoid, skull profile.png
2) WeHaKa bei Wikimedia Commons, unter: File:La Noria 1910.jpg
3) Bild-Archiv Prof. Garry Nolan, med.stanford.edu; nach: GreWi-Interview Exklusiv: Stanford-Genetiker Garry Nolan zum Stand der Untersuchungen der Atacama-Mumie, 12. Juni 2013 bei grenz|wissenschaft-aktuell