Buchbesprechung Whitley Strieber Eine neue Welt
(rmh) Das vorliegende Buch fußt auf frühere, teils schon länger zurückliegende, Veröffentlichungen des Autors, in dem er seine Erfahrungen mit "Besuchern" beschreibt, allen voran dem 1987 veröffentlichten Buch Communion – auf Deutsch unter dem Titel Die Besucher erschienen und 1989 verfilmt.
Nach der Veröffentlichung des o. g. Titels erhielt Strieber – wie er im vorliegenden Buch verrät – Zuschriften von Menschen, denen bei Nahbegegnungen von "den Besuchern" mitgeteilt wurde, dass sie Mitglieder der Besucher seien bzw. selbst zu diesem Schluss gelangten. So folgerten Strieber und seine Frau Anne, dass Kontakte Familienangelegenheiten sind, sich innerhalb von Familien abspielten. Er beschreibt Fälle verschiedener Art von Kontakten und bei einer dieser Arten führen die Zeugen diese absichtlich herbei. Insbesondere aus einem Fallbericht schließt Strieber, dass die Besucher – im Gegensatz zu den Menschen –, wenn sie getötet werden, nicht den Zugang zur physischen Welt verlören.
Strieber spricht von verschiedenen Gestalten von "Besuchern": Blonde, Greys, menschenähnliche Kreaturen, die Gedanken lesen konnten, ja sogar Kobolde. Die Blonden seien als Berater auf Regierungsebene tätig und die Kontakte würden geheim gehalten.
Der Autor behauptet weiter, ein Implantat in seinem Ohr zu haben und beschreibt eine "dramatische Veränderung" im September 2015, das mit diesem "zusammenzuhängen schien". Dieses Implantat ließe Worte in Striebers Gesichtsfeld vorbeifliegen und erzeuge "Synchronitäten, die seine Forschung unterstützen".
Eines Tages entdeckte Strieber, wie er schreibt, dass er mit geschlossenen Augen eine quasi andere Welt sehen konnte. Er hegt den Verdacht, dass "die Besucher" nicht von einem weit entfernten Stern in unserem Universum kommen, sondern aus einem anderen Universum, das mit unserem verbunden sei und das von Wissenschaftlern Spiegeluniversum genannt wird. Eines Tages träumte Strieber, dass er fünf verschiedene Leben auf einmal lebt.
Strieber erklärt weiter, dass die Besuche oft gewaltsam beginnen und zählt einige Fälle auf, in denen Tiere wie Menschen furchtbare Verstümmelungen erlitten. Auch Menschen seien bei lebendigem Leib Augen, Zungen und Genitalien herausgeschnitten worden. Über derartige Fälle, die sich in verschiedenen Bundesstaaten der USA ereigneten, schreibt er: "Die Leichen wiesen einen drei Zentimeter langen Einschnitt direkt unter dem Wirbel C1 auf, durch die auf irgendeine Weise das ganze Rückenmark herausgezogen wurde. Der Autor bezeichnet das Rückenmark als Verbindung zwischen physischem und energetischem Körper und wirft die Frage auf, ob nicht möglicherweise durch das Herausziehen des Rückenmarks der Energiekörper freigesetzt wird und "eingefangen" werden könne.
Er schreibt weiter, dass sich Feen, Sylphen, Trolle, Dschinnen und die "Alten Götter" als wahre Wesenheiten entpuppen.
Völlig zurecht schreibt Strieber: "Ich weiß, dass meine Geschichten im Allgemeinen unglaublich klingen. Aber ich weiß dennoch, dass sie tatsächlich passiert sind", um ein "Wirklich?" hinzuzufügen. Später stellt er die Frage, ob überhaupt irgendetwas real ist und philosophiert ausführlich zu diesem Thema.
Am Beispiel des Doppelspaltexperiments bzw. des Welle-Teilchen-Dualismus, der Feinstrukturkonstante und ähnlichen physikalischen Themen erklärt Strieber – ebenfalls mit Recht – dass physikalische Merkwürdigkeiten einen in den Wahnsinn treiben können.
Weiter behauptet er, dass seine Frau Anne nach ihrem Tod "aus dem Jenseits voller Eloquenz und Leichtigkeit mit mir kommunizierte".
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so recht, was ich von Striebers Erlebnissen halten soll. Sie sind noch wesentlich bizarrer als nach dem oben Gesagten erkennbar. Sollte er sie erfunden haben? Was ist dann aber mit den vielen anderen Fällen, die seinen Erlebnissen ähneln? Außerdem habe ich den Eindruck, dass Strieber tatsächlich daran glaubt, was er beschreibt. Dass diese Erlebnisse allein psychologisch zu erklären sind, klingt – eben im Hinblick auf die anderen Fälle – ebenfalls nicht ganz plausibel. Vielleicht wurde er von den Wesen getäuscht und irgendjemand aus einer anderen Welt spielt ein Spiel mit ihm?
Striebers philosophische Ausführungen sind äußerst interessant und seine offensichtliche Intelligenz und Bildung besticht. Er beschreibt die Wesen einerseits als gefährlich, andererseits aber unterstellt er ihnen gute Absichten (Strieber glaubt sie wollten uns in Anbetracht der aktuellen Gefährdung unseres Planeten helfen) und rät dazu, die Kommunikation mit ihnen zu suchen. Die letzte Zeile in seinem Buch lautet:
"Wohin soll die Reise gehen? Diese Entscheidung müssen wir alle treffen – und sie, die Besucher. Sollen wir uns aktiv an dem beteiligen, was im Wesentlichen eine Neue Welt und eine neue Art zu leben ist, oder werden sie in der Dunkelheit verschwinden und wir im Sturm?
Wir müssen uns entscheiden, und zwar jetzt, und sie auch.
Es ist an der Zeit."
Das Buch ist jedenfalls sehr interessant und lässt einige Fragen offen …