Buchbesprechung Nick Pope: Das UFO vom Rendlesham Forest
(rmh) Schon die Zusammenstellung der Autoren macht Hunger auf das Buch: Da beschäftigt sich der ehemalige Angestellte im Verteidigungsministeriums der britischen Regierung (MoD für Ministry of Defence), der u. a. für die Untersuchung von UFO-Fällen zuständig war zusammen mit den Hauptzeugen eines der faszinierenden UFO-Fällen überhaupt mit dem Bentwaters-Woodbridge-Vorfall, bei dem UFOs über diesen beiden Luftwaffenstützpunkten nahe dem Rendlesham Forest in Ostengland nicht nur gesehen, sondern auch mit Radar erfasst wurden und darüber hinaus ein UFO im Rendlesham-Forest landete. Durch das Buch führt Pope, der mittlerweile als Sachbuchautor und UFO-Experte bekannt geworden ist.
Dass das Ganze nach Verschwörung riecht, kam eigentlich durch einen Zufall heraus: Im Zuge seiner Versuche, in der Meldung einer am Vortag (26.12.1980) stattgefundenen UFO-Landung, den Bericht "UFO" zu vermeiden und eher eine "vage Umschreibung" wiederzugeben und dazu vielleicht anzudeuten, dass es sich bei der Sichtung um den Absturz eines Leichtflugzeuges gehandelt haben könne, um somit die UFO-Sichtung herunterzuspielen, wurde dem Deputy Base Commander Lieutenant Colonel Charles I. Halt bewusst, dass die von Penniston beschriebene Begegnung doch etwas Greifbareres war, als "unerklärliche Lichter", die er dem Verteidigungsministerium gemeldet hatte. So wollte er die Bücher und Protokolle einsehen, in denen das Ereignis geschildert wird und musste feststellen, dass die entsprechenden Schriftstücke bereits eingezogen und als GEHEIM eingestuft waren. Von wem, wusste man nicht. Burroughs glaubt zu wissen, wohin, das Material geschickt worden war: Nach Deutschland ins Hauptquartier der United States Air Force Europe - Ramstein. Auch das Außenministerium hat seiner Meinung nach eine Kopie bekommen. Die Protokolle tauchten nie wieder auf und Pope sagt folgerichtig, dass wir es "von Anfang an nicht nur mit einer spektakulären Ufo-Begegnung zu tun" hatten, "sondern es liegen überzeugende Beweise für eine Verschwörung vor".
Der Autor schildert, wie Halt ein Team zusammenstellte, um in der Nacht nach der Sichtung hinaus in den Wald zu gehen, wo das UFO gelandet sein soll, wobei er einen tragbaren Kassettenrekorder mitnahm, um seine Beobachtungen zu dokumentieren und seine Gedanken festzuhalten. Auf dem Band sind ungefähr 18 Minuten Dialog zu hören, die – da Halt die Stopp-Taste drückte, wenn nichts Außergewöhnliches passierte – in einzelne Handlungsabschnitte unterteilt sind. Pope stellt fest, dass die Aufnahme ein außergewöhnliches Beweisstück ist. Ende 1999 teilte Halt der Autorin und investigativen Journalistin Georgina Bruni mit, dass er über vier oder fünf Stunden Tonbandmaterial verfüge, das – im Gegensatz zu dem 18 Minuten-Mitschnitt – niemand hören durfte. Warum – dazu machte Halt keine Aussagen.
Pope erinnert daran, dass Burroughs und Penniston drei Vertiefungen im Boden gefunden hatten, in denen das UFO anscheinend zum Stillstand gekommen ist. In sie war Gips gegossen worden und der daraus resultierende Abdruck hatte ein nahezu perfektes gleichseitiges Dreieck ergeben, gerade so, als ob das Raumschiff auf drei Landebeinen gestanden hätte. Aufgrund der Tiefe der Einkerbungen im hart gefrorenen Boden, schätze Halt, dass das Objekt mehrere Tonnen gewogen haben müsse. Die Landestellen wurden – wie aus der Aufzeichnung hervorgeht – mit dem Geigerzähler gescannt, und es wurde tatsächlich Strahlung festgestellt. In den drei Vertiefungen und dem von ihnen gebildeten Mittelpunkt, also im Zentrum der Landestelle, war sie am höchsten. Die Untersuchung der Landestelle war aber nicht der Grund, warum das Team zusammengestellt und in den Wald gegangen wurde – das waren vielmehr Gerüchte, dass das UFO zurückgekehrt sei.
Burroughs wurde drei Tage später von einem Sergeanten darauf angesprochen, dass es in der Nacht des 26. Dezember noch eine weitere UFO-Sichtung gegeben hatte, die ausführlich beschrieben wird.
Auf dem Band sind einige interessante Passagen aufgezeichnet. Da ist z. B. die Rede von einem "seltsamen roten Licht". Einige interessante und merkwürdige Dinge spielten sich ab, wie Pope dem Band (dessen Inhalt im Anhang komplett wiedergegeben ist) entnimmt. Pope beschreibt das Geschehen mit den Worten: "Es war so, als ob die Intelligenz an Bord des Raumschiffs mit ihnen spielte".
Am 17. Juni 2010 unterzeichnete Halt eine notariell beglaubigte eidesstattliche Erklärung, in der er das, was er gesehen hatte schilderte: seltsame Lichter und Objekte. Das Interessanteste dabei ist, dass Halt erklärte, zu glauben, dass die Objekte, die er aus nächster Nähe gesehen hatte, außerirdischen Ursprungs waren. 2007 hatte er noch erklärt, dass er keine Ahnung hatte, was das von ihm gesichtete Flugobjekt gewesen sein könnte.
Penibel geht Pope auf die nachträgliche Befragung der Zeugen ein und erklärt weiter, dass es eine Verwirrung über Zuständigkeit und Vorrangstellung gab (Bentwaters-Woodbridge war zu dieser Zeit eine von der US Air Force geführte Einrichtung der NATO auf dem Boden des Vereinigten Königreichs), die zu Versäumnissen und einer verspäteten Meldung des Vorfalls an das Verteidigungsministerium führte.
Pope geht auf skeptische Erklärungen ein, wie jener, dass Alkohol und Drogen im Spiel waren, halluzinogene Pilze, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Massenhysterie, "Polizeifahrzeuge und Schabernack", "Traktoren, LKWs und Gülle", Meteore und Feuerkugeln, Wiedereintritt einer Rakete in die Erdatmosphäre, eine abgestürzte Apollo-Kommandokapsel, und die unvermeidbare Leuchtturmtheorie, die uns ständig in TV-UFO-Dokus als "Die Erklärung schlechthin" angeboten wird, obwohl sie hinten und vorne nicht als eine solche taugt. Dann geht er weiter auf die Ideen "Test der Wachmannschaft", "Geisterkanonen" und "Bewusstseinskontrolle", ein nuklearer Unfall und geheime Prototypen von Flugzeugen und Drohnen ein, bevor er sich den exotischen Theorien zuwendet. Diese wären der "Besuch von Außerirdischen", die interessanter Weise von Penniston und Burroughs als "Tarngeschichte" angesehen wird, eine "Interaktion mit derzeit verborgenen Dimensionen und Paralleluniversen" und Zeitreisen.
Pope spricht über Gerüchte über Rendlesham und die Frage, ob das Ereignis dort eine Bedeutung für die Verteidigung hat und weiter über das Project Condign, einer hochgeheimen Studie über das UFO-Mysterium, das zur gleichen Zeit durchgeführt wurde, als das Verteidigungsministerium erklärte, dass das Thema nicht relevant für die Verteidigung sei – und die Studie befasst sich speziell mit dem Vorfall von Rendlesham Forest. Pope war an dieser Arbeit selbst beteiligt. Penniston sagt über dieses Projekt, dass es "in gewisser Weise eine Bestätigung für die Existenz dieses Phänomens" war und Burroughs äußerte sich noch deutlicher.
Erst später enthüllte Penniston, der – wie andere Zeugen – das UFO in drei Nächten hintereinander sah, dass etwas Außergewöhnliches geschah, als er das Objekt berührte. Genau genommen, berührte er ein bestimmtes Symbol und empfing etwas, das er aus "telepathischen Download" bezeichnete. Er schrieb das was er erhielt in seinem Notizbuch nieder: "Eine sehr lange Kette Einsen und Nullen" – ein Binärcode, wobei ihm dieser Begriff damals unbekannt war. Eine von zwei Hypnosesitzungen, weist auf Zeitreisende als Verursacher des Phänomens hin. Wäre Penniston von der Hypnosetherapeutin "geführt" worden oder hätte in bester Absicht falsche Angaben gemacht (konfabuliert), würde man, wie Pope wohl mit Recht meint, eher erwarten, dass er etwas über Außerirdische anstatt über Zeitreisende erzählt.
Das Buch schließt mit interessanten Schlussgedanken von Burroughs und Penniston und der Anhang enthält u. a. Halts offiziellen Bericht über die UFO-Begegnung und andere Dokumente, Fotos von dem Code aus Pennistons Notizbuch und wie bereits erwähnt, den vollständigen 18-minütigen Tonbandmitschnitt.
Weiter enthält das Werk äußerst interessante Zitate von Penniston und Burroughs und der Untertitel des Buches "Die Insider-Geschichte des am besten dokumentieren UFO-Vorfalls der Welt" hält tatsächlich, was er verspricht. Das Buch kann, nein muss, unbedingt und uneingeschränkt empfohlen werden!