Daniela Mattes & Roland M. Horn: Der letzte Atlanter (Vorwort)
von Bernhard Beier, im Dezember 2012
Mit „Der letzte Atlanter“ legt das Autorengespann Daniela Mattes und Roland M. Horn eine erste gemeinsame Fantasy-Novelle vor, die gewissermaßen an die früheste deutsche Fantasy-Literatur der 1970er Jahre anknüpft. Diese deutsche ‘Fantasy der ersten Stunde’ enthielt – wie z.B. die legendäre Heftserie ‘DRAGON - Söhne von Atlantis’ – zunächst auch Science Fiction Elemente, wie futuristische Hochtechnologie, Raumfahrt, Außerirdische etc. Während besagte Genre-Mixtur seinerzeit gewählt wurde, um die im angelsächsischen Sprachraum beheimatete und damals hierzulande noch ungewohnte Form phantastischer Literatur bei einem an ‘Zukunftsromanen’ orientierten Publikum besser einführen zu können, ist das Modell ‘Science Fantasy’ hier bewusst gewählt worden. Es soll sowohl den Wünschen des heutigen Publikums gerecht werden, das kaum noch im literarischen ‘Schubladendenken’ vergangener Jahrzehnte verwurzelt ist, als auch dem Bedürfnis der beiden Autoren, genussvoll alle Register moderner Phantastik ziehen zu können.
Auch dass es sich bei der folgenden Novelle letztlich nicht um ein wirklich abgeschlossenes Werk handelt, ist kein Zufall. In dieser Erzählung – die man auch als ‘Appetitmacher’ für ein möglicherweise (d.h. bei entsprechender Resonanz aus dem Kreis der Leserinnen und Leser) folgendes, umfassenderes Gesamtwerk verstehen kann - werden wir nach und nach in eine phantastische Vergangenheit der Menschheit eingeführt und mit vielen Einzelheiten der versunkenen Welt des ‘letzten Atlanters’ bekannt gemacht. Dass dabei keine genaue chronologische Einordnung jener zivilisationsgeschichtlichen Epoche vorgenommen wird, in der die geschilderten, fiktiv-prähistorischen Ereignisse sich ereigneten, ist ebenfalls durchaus beabsichtigt: es darf kräftig darüber spekuliert werden, ob Mattes´ und Horns Atlantis vor 11.000 Jahren, oder erst viel später unterging. Wenn dabei ‘moderne’ Völkernamen (z.B. „Griechen“), arabische Bezeichnungen für Sterne etc. Verwendung finden, so dient dies lediglich einem leichteren Verständnis der Rahmenhandlung.
Rahnor, der Held dieser Novelle ist übrigens weder ein stets gewaltbereiter Muskelprotz wie Robert E. Howards berühmter Barbar Conan, noch ein bisweilen kindlich naiver Streiter für die Gerechtigkeit wie John Jakes´ – ebenso barbarische – Romanfigur Brak. Ebenso wenig präsentiert er sich als wissenschaftlich gebildeter Gutmensch wie vormals der bereits erwähnte Dragon, mit dem er immerhin eines gemeinsam hat: durch den Untergang von Atlantis heimatlos geworden, muss Rahnor sich, gesundheitlich angeschlagen, in einer für ihn fremden und nur schwer verständlichen Welt zurecht finden - wobei auf seinen Schultern ein schreckliches Geheimnis lastet, das erst am Ende der Story gelüftet wird. Letztlich ist er ein ‘Mensch wie du und ich’, mit dem man sich schnell, wenn auch bisweilen – in Hinblick auf seine bisweilen etwas dünkelhafte Einstellung - kopfschüttelnd identifizieren kann. Aber was soll man auch anderes von einem Atlanter erwarten, dem Angehörigen einer uralten Hochkultur, den es unter die ‘Barbaren’ verschlagen hat?
Addendum
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