Erfolgreiche Kanaren-Exkursion mit einer bedeutenden Entdeckung (Teil 2)
(dg) Schon vor zwei Wochen reisten Ramon Zürcher und ich mit einem TV Team auf die Kanaren. Im ersten Teil unserer Kanarenreise drehten wir gemeinsam mit der Witwe von Thor Heyerdahl ein sehr herzliches Interview im Pyramiden Park Güimar. Danach setzten wir auf die östliche Kanareninsel Lanzarote über. Dort erhielt ich spannende Hinweise über Knochenfunde, die ein neues Licht auf die älteste Besiedlungsgeschichte der Kanaren werfen.
Dieser Hinweis stammt vom Geomorphologen Prof. Ludwig Zöller von der Universität Bayreuth. Er unterwies mich in seine Forschung zu über 5.100 Jahre alten Ziegenknochen auf Lanzarote. Diese fand er an drei Stellen südlich des Dorfes Guatiza in einer Sandgrube. Die Knochenfunde führten 2012 zu einem handfesten Skandal in der Kanarenarchäologie. Prof. Zöller wurde damals von den Behörden beschuldigt, ohne eine entsprechende Genehmigung die Funde zur Altersbestimmung nach Deutschland ausgeführt zu haben. Dabei hatten ihn seine Kollegen von Lanzarote versichert, dass er die Knochen ohne weiteres nach Deutschland ausführen könne. Wir kennen dieses Dilemma ja aus eigenem Erleben mit meinen Eisenoxid-Krümeln aus der Cheopspyramide!
Auf jeden Fall konnte Zöller mit seinen Kollegen klare Hinweise zu Tage fördern, dass die Lößschicht unter denen sich die Ziegenknochen befanden, auf mindestens 3.100 Jahre v. Chr. datierte. Da eine domestizierte Hausziege an der Küste Marokkos stehend nicht aus eigener Kraft zu den Kanaren schwimmen konnte, haben Ludwig Zöller und sein Team den ältesten Befund einer spätneolithischen Besiedlung gemacht. Nun zu unserer Entdeckung:
Bei den Dreharbeiten erkundeten wir gemeinsam mit Ramon Zürcher (ABORA & A.A.S.-Team) die entsprechenden Lößschichten, in die mich der bayerische Kollege detailliert einwies. Die Überraschung war groß, als Ramon unter der oberen Lößschicht einen menschlichen Zahn entdeckte!
Dieser Backenzahn steckte, von Erosion vollständig freigelegt, wie ein wackelnder Milchzahn in der sandigen Wand. Zuerst wollten wir ihn nur markieren und anschließend den Behörden melden. Doch ein einziger Regenguss hätte ausgereicht, um ihn aus der vier Meter hohen Sandbank zu lösen und auf nimmer Wiedersehen am Boden verschwinden zu lassen!
Deshalb bargen wir das wertvolle Objekt und übergaben es am Wochenende kanarischen Forschern, die den Fund in den nächsten Tagen den Behörden übergeben werden. Obwohl die kanarischen Kollegen einige Bedenken zeigten, dass dieser wichtige Fund, wie viele andere vor ihm, in den Schubladen verschwinden könnte, ist es der einzige Weg unsere Entdeckung zu legalisieren …
Das spannende an dem Zahn ist, dass er sowohl noch teilweise im Kieferknochen steckt als auch sehr abgeflachte Molarenköpfe zeigt. Der erste Befund legt nahe, dass es sich nicht um einen modernen, ausgeschlagenen Zahn eines Baggerfahrers handeln kann. Die zweite Beobachtung untermauert, dass dieser Zahn ein beträchtliches Alter haben muss. In voreuropäischer Epoche nutze man ausschließlich Steinmühlen zum Kornmahlen, was zu diesen Abnutzungserscheinungen bei den Guanchen führte. Sollte unsere Entdeckung durch die Experten auf den Kanaren bestätigt werden, hätten wir den ältesten Menschenfund auf den Kanarischen Inseln gemacht.
Es bleibt zu hoffen, dass die Archäologen mit diesem Fund in angemessener Weise umgehen werden. Wir hatten keinerlei Aneignungsabsichten, sondern wollten dieses wertvolle Objekt vor dem Totalverlust schützen. Wir halten mit den Archäologen weiter Kontakt, und bieten jede Form von Unterstützung an, um diese wichtige Entdeckung für die Kanarenforschung aufzuklären (wird fortgesetzt…).
Der Blick in die Sandgrube nahe Guatiza. Dort fanden nach dem Neubau der Schnellstraße die Ausgrabungen statt, bei denen Zöller et al. die Ziegenknochen zwischen zwei Lößschichten entdeckte. Bei den Dreharbeiten zum neuen ABORA V Film machten wir in der gleichen Schichtung die spannende Entdeckung. //
The view into the sand pit near Guatiza. There, after the construction of the expressway, the excavations took place, during which Zoeller et al. (2012) discovered the goat bones between two layers of loess. During the shooting of the new ABORA V film, we made the exciting discovery in the same layering.Zöllers Team entdeckte zwischen zwei gut datierbaren Lössschichten mehrere Ziegenknochen. Die oberste Lößschichte konnten die Bayern auf ein Alter von mehr als 5.100 Jahren datieren. Damit wären sie die ältesten Nachweise für eine Besiedlung durch frühe Ackerbauern und Viehzüchter, die vermutlich von Marokko aus auf die Kanaren übersetzten. //
Zoeller's team discovered several goat bones between two easily dated loess layers. The Bavarians were able to date the top layer of loess to be more than 5,100 years old. This would make them the oldest evidence of settlement by early farmers and cattle breeders, who probably translated from Morocco to the Canary Islands.Zuerst markierten wir die Fundstelle mit roten Fähnchen. Der fragile Halt des Zahns im sandigen Boden veranlasste uns nach Absprache mit Spezialisten der Uni Erlangen-Nürnberg zur Bergung des Objekts. //
First we marked the site with red flags. The fragile hold of the tooth in the sandy soil prompted us to salvage the object after consultation with specialists from the University of Erlangen-Nuremberg.Einen weiteren Hinweis auf ein vermeintlich hohes Alter liefern die abgeflachten Zahnhöcker (roter Pfeil). Dies ist untypisch für einen modernen Zahn. Unterstützt wird dieses Argument durch den hohen Grad der Demineralisierung sowohl von den Zahnhälsen als auch vom Rest des Kieferknochens. Eine Bestätigung dieser Interpretation könnte nur eine professionelle C14-Datierung in einem geeigneten Labor erbringen. //
The flattened tooth cusps provide a further indication of a supposedly old age (red arrow). This is not typical for a modern tooth. This argument is supported by the high degree of demineralization of both the tooth necks and the rest of the jawbone. This interpretation could only be confirmed by professional C14 dating in a suitable laboratory.Die Besiedlung der Kanaren fand nach der offiziellen Lehrmeinung immer noch zu einem ziemlich späten Zeitpunkt – etwa ab 800 v.Chr. – statt. Sowohl unser neuer Zahnfund als auch die Ziegenknochen von Zöller könnten nun ein für alle Mal die Besiedlungsgeschichte um mehr als 2.300 Jahre zurück in die Vergangenheit datieren. Dies würde sich auch mit ähnlichen Funden früher Neolithiker in Marokko decken, die noch vor Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. die atlantischen Küstengebiete Nordafrikas besiedeln. Für die geplante ABORA V Mission stellt unser Zahnfund eine faszinierende Entdeckung dar! //
According to official doctrine, the Canary Islands were settled at a fairly late point in time - around 800 B.C. Both our new tooth find and the goat bones from Zoeller could now once and for all move the history of settlement more than 2,300 years into the past. This would also be consistent with similar early Neolithic finds in Morocco made before the end of the 4th millennium B.C. Then peoples from the Mediterranean colonized the Atlantic coastal areas of North Africa. Our tooth find represents a fascinating discovery for the planned ABORA V mission!
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Successful Canary Islands excursion with a significant discovery (part 2)
Two weeks ago, Ramon Zuercher and I traveled to the Canary Islands with a German TV team. In the first part of our trip to the Canary Islands, we shot a heartfelt interview with Thor Heyerdahl's widow in the Pyramid Park in Güimar. Then we crossed over to the eastern Canary Island of Lanzarote. There I received exciting information about new finds that shed considerable light on the oldest settlement history of the Canary Islands.
This tip comes from the geomorphologist Prof. Ludwig Zoeller from the University of Bayreuth. He briefed me on his research on Lanzarote goat bones that are over 5,100 years old. He found these in three places south of the village of Guatiza in a sand pit. The bone finds led to a real scandal in Canary Archeology around 2012. At the time, Prof. Zoeller was accused by the authorities of having exported the finds to Germany for age determination without the appropriate permit. His colleagues from Lanzarote had assured him that he could easily export the bones to Germany. We know this dilemma from our own experience with my iron oxide crumbs from the Khufu pyramid!
In any case, Zoeller and his colleagues were able to bring to light clear indications that the loess layer under which the goat bones were located dates back to at least 3,100 years B.C. Since, a domesticated goat standing on the coast of Morocco could not swim to the Canary Islands under its own power, Ludwig Zoeller and his team must have made the oldest finding of a late Neolithic settlement. Now to our discovery:
During the shooting, we explored the corresponding loess layers together with Ramon Zuercher (ABORA & A.A.S. team), which the Bavarian colleague instructed me in detail. The surprise was great when Ramon discovered a human tooth under the upper layer of loess!
This molar, totally exposed by erosion, stuck in the sandy wall like a wobbly baby tooth. At first we just wanted to tag him and then report him to the authorities. But a single downpour would have been enough to loosen it from the four meter high sandbank and to make it disappear on the ground, never to be seen again!
That's why we salvaged the valuable object and handed it over to Canarian researchers over the weekend, who will hand over the find to the authorities in the next few days. Although the Canarian colleagues showed some concern that this important find, like many others before it, could disappear into the drawers, it is the only way to legalize our discovery ...
The exciting thing about the tooth is that it is still partly in the jaw and shows very flattened molar heads. The first finding suggests that it cannot be a modern, knocked-out tooth of an excavator operator. The second observation supports that this tooth must be of considerable age. In the pre-European era, only stone mills were used for grinding grain, which led to these signs of wear and tear among the Guanches. Should our discovery be confirmed by the experts on the Canary Islands, we would have made the oldest human discovery on the Canary Islands.
It is to be hoped that archaeologists will deal with this find in an appropriate manner. We had no intention of appropriating it, but wanted to protect this valuable object from total loss. We keep in touch with the archaeologists and offer any form of support to clarify this important discovery for Canary Islands research (to be continued...).