Der historische Riesenfund von Palermo (1516)

Eine Fehlinterpretation von Megafauna-Knochen?

Abb. 1 Eine Kopie des Artikels aus der australischen Zeitung The Euroa Advertiser vom 22. Sept. 1893

(red) Der hier nachfogend ins Deutsche übersetzt vorgestellte Bericht, den wir auf der Webseite von Chris L. Lesleys Greater Ancestors World Museum entdeckt haben, wurde - basierend auf einer Meldung der St. Louis Republic - am 22. September 1893 in der australischen Zeitschrift The Euroa Advertiser veröffentlicht (Abb. 1). Am 4. Oktober 1903 erschien er mit gleichem Text auch in der kalifornischen Zeitung The Press Democrat [1], und er findet sich zudem in der Ausgabe vom 31. Juli 1909 des pennsylvanischen Blattes The Easton Free Press [2]:

"Einer der bemerkenswertesten Funde gigantischer menschlicher Überreste, über welche wir irgendwelche Aufzeichnungen haben, war jener, der im Jahre 1516 in Palermo, Sizilien, gemacht wurde, als ein vollständiges Skelett von unerhörten Proportionen von einigen Marmor-Steinbrechern ausgegraben wurde. Diese gigantischen Gebeine maßen exakt 34 Fuß [ca. 10,20 m; d.Ü.] von Kopf bis Fuß und 9 Fuß 7 Zoll [ca. 2,09 m; d.Ü.] von einer Schulter zur anderen. Eine Stein-Axt, die mit diesem Riesen aus alter Zeit begraben lag, kann noch immer in Palermo in Sektion »Z« des St.-Isorent-Museums besichtigt werden. Sie ist aus einem bläulich aussehenden, feinkörnigen Felsbrocken gefertigt und scheint etwa 2 Fuß 8 Zoll [ca. 0,81 m; d.Ü.] lang und an der dicksten Stelle 1 Fuß und 9 Zoll [ca. 0,53 m; d.Ü.] breit zu sein. Ein schimmliges, rostig aussehendes Schild an dem Relikt informiert den Besucher, dass es 52 Pfund wiege, aber das allgemeine Urteil ist, dass es wohl nicht über 30 oder 35 Pfund wiegen könne.

Das Skelett wurde im Jahr 1662 während eines Überhandnehmens des Schwarzen Todes in Palermo von einem Mob verbrannt, da die unwissenden, abergläubischen Leute glaubten, dass es auf irgendeine geheimnisvollen Weise mit dem todbringenden Chaos verbunden war. Der Schädel dieses Riesen war, Abbé Ferregus zufolge, »weit größer als einer von den Körben mit einem Bushel Fassungsvermögen, und oben und unten hatte er vierundsechzig Zähne an der Zahl, von denen jeder zwei Unzen wog.« Der Chevalier Scroy behauptete, auf Teneriffa einen Schädel gefunden zu haben, der 60 Zähne hatte. - St. Louis Republic." [3]

Redaktionelle Anmerkung

Natürlich wirkt die Größenangabe zum »Palermo-Riesen« von ca. 10,20 m weit übertrieben, aber diesbezüglich erscheint ein Umrechnungsfehler oder die Verwechslung verschiedener als 'Fuß' bezeichneter Längenmaße durchaus denkbar. Auch die Beschreibung des Schädels durch den Abbé Ferregus lässt keineswegs den Rückschluss auf eine etwa 10 m große menschliche Monstrosität zu [4]. Wenn man die - offenbar auf späteren Angaben basierende - Schilderung der Größe des bei dem Skelett gefundenen Stein-Beils zugrunde legt, dürfte ein Format des Giganten von ca. 3,0 m oder einigen Dezimetern daüber hinaus realistisch sein. Die Annahme, es könne sich auch in diesem Fall eines 'Riesen-Skelettfundes' um eine Fehlinterpretation der Knochen prähistorischer Megafauna handeln,, wie sie von Skeptikern gerne bemüht wird, wirkt vor dem Hintergrund obiger Schilderung wenig wahrscheinlich.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: o.A., "A Skull as Big as a Bushel Basket.", 4. Oktober 1903. in The Press Democrat; online bei California Digital Newspaper Collection (CDNC) (abgerufen: 8. Oktober 2017)
  2. Siehe: o.A., "A MONSTER SKULL", 31. Juli 1909, in The Easton Free Press; nach S.M. Raen, "Chronologies: Book of Giants Source Material", 21. Juni 2015, bei chronologiesbookofgiants.blogspot.ca, via Chris L. Lesley, "Palermo Giant", 13. Januar 2016, bei Greater Ancestors World Museum (abgerufen: 8. Oktober 2017)
  3. Quelle: o.A. (St. Louis Republic), "A Skull as Big as a Bushel Basket", 22. September 1893, in The Euroa Advertiser; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach der digitalisierten Version des Artikels bei TROVE, via Chris L. Lesley, "Palermo Giant", 13. Januar 2016, bei Greater Ancestors World Museum (abgerufen: 8. Oktober 2017)
  4. Vergl. dazu Abb. 2 in: Bernhard Beier, "Riesenfunde - in Washington (D.C.)", Abschnitt: "À propos Army Medical Museum, Washington D.C.".

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