Ulrich Sonnemann: Unterschied zwischen den Versionen
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''Was mir an vielem auffällt, ist, was man im Englischen >[http://www.woxikon.de/eng/jump%20to%20conclusions.php jumping to conclusion]< nennt: dass man schon bei der Formulierung des Themas auf phantastische Tendenzen schließt; dass man, wo man bestimmte Thesen wenig glaubhaft findet oder etwas an ihnen auszusetzen hat, sich nicht etwa kritisch auf sie einlässt, sondern das ganze Thema tabuisiert; dass man, mit anderen Worten, das den Wissenschaften entgegen gesetzte Verhalten an den Tag legt.'' | ''Was mir an vielem auffällt, ist, was man im Englischen >[http://www.woxikon.de/eng/jump%20to%20conclusions.php jumping to conclusion]< nennt: dass man schon bei der Formulierung des Themas auf phantastische Tendenzen schließt; dass man, wo man bestimmte Thesen wenig glaubhaft findet oder etwas an ihnen auszusetzen hat, sich nicht etwa kritisch auf sie einlässt, sondern das ganze Thema tabuisiert; dass man, mit anderen Worten, das den Wissenschaften entgegen gesetzte Verhalten an den Tag legt.'' |
Version vom 24. Februar 2010, 19:11 Uhr
(red) Ulrich Sonnemann (* 3. Februar 1912 in Berlin; † 27. März 1993 in Obervorschütz bei Gudensberg) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller jüdischer Herkunft, als dessen philosophisches Hauptwerk die 1969 erschienene Negative Anthropologie gilt. Allgemein weniger bekannt ist die Tatsache, dass zu Sonnemanns zahlreichen Interessen auch die Beschäftigung mit dem Atlantis-Problem gehörte.
Über seine Studienzeit und Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland heißt es bei Wikipedia: "Sonnemann studierte Philosophie, Literatur und Psychologie in Berlin, Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main. Er schloss sein Studium 1934 mit einer Dissertation über den sozialen Gedanken bei H. G. Wells in Basel ab. Ulrich Sonnemann emigrierte 1933 zunächst in die Schweiz. Dann führte seine Flucht vor den Nationalsozialisten ihn über Wien und Paris nach Zürich. 1941 wurde er in Brüssel interniert und floh aus der Gefangenschaft in die USA. Er lehrte dort als Professor für deutsche Sprache und Literatur und wurde dann als Psychologe zur US-Armee einberufen. Anschließend arbeite er in klinischen und akademischen Stellungen in New York. Während dieser Zeit entstand ein in den USA viel beachtetes Buch zur Handschriftenanalyse. 1955 erschien sein Buch Existenz und Therapie in New York." [1]
Weiter heißt es dort: "1955 kehrte er nach Deutschland zurück, um ab 1958 bis 1969 als freier Schriftsteller in München zu arbeiten. In seinen Arbeiten widmete er sich den politischen Auseinandersetzungen der 1960er und 1970er Jahre; er veröffentlichte u.a. in der politisch-satirischen Zeitschrift Der Metzger. Es entstanden kritische Publikationen zu den Verhältnissen und Zuständen in Deutschland. Das 1963 erschienene Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten wurde vielerorts beachtet. Mit Büchern wie Die Einübung des Ungehorsams in Deutschland von 1964, Wie frei sind unsere Politiker? von 1968, Institutionalismus und studentische Opposition von 1968 griff er aktiv in die politische Diskussion ein. Seine Untersuchungen zu deutschen Schulbüchern, die unter dem Titel Die Schulen der Sprachlosigkeit veröffentlicht wurden, erschien 1970. Die justizkritische Studie Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal wurde 1970 kurzzeitig verboten.
Weil er dort die >Aussagen des Abwehragenten und Zuckerbäckers Roger Hentges und seiner Ehefrau< [2] verarbeitet hatte, veranlasste Franz Josef Strauß eine bundesweite Beschlagnahme-Aktion gegen sein bei Rogner & Bernhard erschienenes Buch über den Justizfall Brühne-Ferbach. Dies führte zu einem jahrelangen Rechtsstreit mit der bayrischen Justizverwaltung. Sonnemann verarbeitete auch seine Erfahrungen aus den eigenen Wiedergutmachungsverfahren in dem Band Wie frei ist unsere Justiz? – Vom Systembau der Niedertracht, in dem er sich mit der Rolle ehemaliger Nazi-Richter in der Bundesrepublik auseinandersetzte. [3] Mit seiner Untersuchung zur Rechtsstaatlichkeit deutscher Justiz, die 1977 unter dem Titel Der misshandelte Rechtsstaat erschien, wurde er zum viel diskutierten politischen Schriftsteller. Mit zahlreichen Essays und Zeitungsartikeln griff er immer wieder ins politische Denken Deutschlands ein.
Sein philosophisches Hauptwerk, die 1969 erschienene Negative Anthropologie, zeigt seine Vorstellung als eigenständige Position innerhalb der Kritischen Theorie. Seine zentralen philosophischen Themen waren Freiheit, Wahrheit, Spontaneität und das Ereignis und die Differenz von Geschichte und Totalität. Von 1971 bis 1974 war er Gastprofessor in Bremen." [4]
Über Sonnemanns akademische Lehrtätigkeit und seinen Lebensabend hält man dort fest: "Von 1969 bis 1974 war er Dozent an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film. Danach wurde er zum Professor für Sozialphilosophie an die Gesamthochschule Kassel berufen. 1982 hielt Ulrich Sonnemann eine Reihe von Gastvorlesungen an der University of Missouri-St. Louis und machte im Anschluss seiner Vorlesungszeit eine längere ausgedehnte Amerika-Reise. Er lehrte bis zu seinen Tod an der Universität Kassel. Sonnemanns letztes Projekt waren Studien zu einer Transzendentalen Akustik. Er versuchte das bewegt-bewegende Ineinander von Zeitläufen und -epochen gegenüber den Formen einer verräumlichten Vorstellung von Zeit zur Geltung zu bringen. 1988/89 gründete Sonnemann die Georg-Forster-Gesellschaft und wurde zu ihrem ersten Vorsitzenden gewählt. Alterswohnsitz war von 1986 bis 1993 der Lauterbacher Hof in Obervorschütz, einem Ortsteil der hessischen Stadt Gudensberg. In Obervorschütz fand er [auch] seine letzte Ruhestätte." [5] Die Ulrich-Sonnemann-Gesellschaft e.V. hat ihren Sitz in Kassel." [6]
Über Ulrich Sonnemanns Interesse am Atlantis-Problem und seine Kritik am Umgang damit in der wissenschaftlichen Forschung erfahren wir einiges auf den Webseiten von Siegfried G. Schoppe und Christian Schoppe, wo der Philosoph folgendermaßen zitiert wird: ""Atlantis habe ich immer faszinierend gefunden, schon als ich in meiner Jugend die einschlägigen Dialoge Platons las, den >Timaios< und den >Kritias<. Es ist nicht einzusehen, warum man Atlantis unbedingt einer Mythologie zurechnen muss, denn Platon gehört ja einer Periode an, die wir heute als die griechische Aufklärung kennen und in deren sehr deutlich antimythologischer Tendenz steht. Es ist alles so minutiös beschrieben, dass eigentlich kein Zweifel sein kann, dass – jedenfalls in Platons Bewusstsein – es sich um Historisches gehandelt hat.
Was mir an vielem auffällt, ist, was man im Englischen >jumping to conclusion< nennt: dass man schon bei der Formulierung des Themas auf phantastische Tendenzen schließt; dass man, wo man bestimmte Thesen wenig glaubhaft findet oder etwas an ihnen auszusetzen hat, sich nicht etwa kritisch auf sie einlässt, sondern das ganze Thema tabuisiert; dass man, mit anderen Worten, das den Wissenschaften entgegen gesetzte Verhalten an den Tag legt.
Es gibt, was die frühe Antike betrifft, riesige weiße Flecken in der Zeit. Wie das in der Geographie noch im späten 19. Jahrhundert für die Karte Afrikas galt, so gilt dies heute für Zeitgegenden, die hinter das erste Jahrtausend vor unsere Zeitrechnung zurückreichen. Hier weiß man – jedenfalls wissen das die Ägyptologen –, dass vor allem die Wissenstraditionen der ägyptischen Priesterkaste, die ihre Geheimnisse sehr eifersüchtig hütete, weit hinter das erste Reich, von dem unsere bisherige Geschichtsschreibung weiß, zurückreichen.
Es besteht auf Seiten des positiven Wissenschaftsbetriebs, der manchmal den Pionieren um astronomische Entfernungen hinterherhinkt, eine Beklommenheit mit einem Schielen auf den nächsten: was der dazu sagt und ob man noch ernst genommen wird, wenn man so etwas wie Atlantis thematisch aufnimmt. Diese ganze Haltung hat etwas Durchsichtiges und ein bisschen Lächerliches." [7]
Schriften von Ulrich Sonnemann
- Existence and Therapy. An Introduction to Phenomenological Psychology and Existential Analysis. New York 1955.
- Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten. Deutsche Reflexionen. Reinbek 1963. 2. Auflage 1985.
- Die Dickichte und die Zeichen. Roman. Reinbek 1963.
- Die Einübung des Ungehorsams in Deutschland. Reinbek 1964. 2. Auflage 1984.
- Institutionalismus und studentische Opposition. Frankfurt am Main 1968.
- Negative Anthropologie. Vorstudien zur Sabotage des Schicksals. Reinbek 1969. 2. Auflage Frankfurt am Main 1981.
- Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal. Rechtsbruch und Denkverzicht in der zehn Jahre alten Justizsache Brühne-Ferbach. München 1970 (beschlagnahmt). Neuauflage: Gießen 1985.
- Die Schule der Sprachlosigkeit. Deutschunterricht in der Bundesrepublik. Hamburg 1970.
- Tunnelstiche. Reden. Aufzeichnungen, Essays. Frankfurt am Main 1987.
- Gangarten eine nervösen Natter bei Neumond. Volten und Weiterungen. Frankfurt am Main 1988.
- Graphologie. Handschrift als Spiegel, Irrationalismus im Widerstreit. (Schriften 1. Erster Band der 10bändigen Werkausgabe.) Lüneburg 2005, ISBN 3-934920-61-6.
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Ulrich Sonnemann
- ↑ Quellenangabe bei Wikipedia: Der Spiegel. 15/1970 vom 6. April 1970
- ↑ Quellenangabe bei Wikipedia: Nachruf – In: Der Spiegel. 14/1993 vom 5. April 1993
- ↑ Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Ulrich Sonnemann
- ↑ Quellenangabe bei Wikipedia: georg-forster-gesellschaft.de/
- ↑ Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Ulrich Sonnemann --- Red. Anmerkung: Wir haben hier am Original-Zitat eine Umstellung der letzten Sätze sowie eine grammatische Korrektur vorgenommen.
- ↑ Quelle: Ulrich Sonnemann, "Atlantis Trauma" (Gespräch mit Florian Rötzer), in: Ästhetik und Kommunikation H. 64 (Atlantis), XVII, 1986, S. 23-26; zit. nach: Siegfried G. Schoppe und Christian Schoppe, Atlantis und die Sintflut im Schwarzen Meer, unter: Atlantis und Wissenschaft - geht das?
Bild-Quellen
(1) Klaus Baum, unter: "Der Philosoph Ulrich Sonnemann", bei: One World Photography - Fotogemeinschaft - moving moments (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
(2) Die großen Kriminalfälle - Lebenslänglich für Vera Brühne, bei: Doku.cc (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
(3) Wikimedia Commons, unter: File:Plato Pio-Clementino Inv305 n2.jpg