Opfer

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Auf Malta nach Atlantis reisen, Kap. 5

von Dr. Christiane Dittmann

Es gab keine Menschenopfer! Welche Götter haben die Steinzeitleute wohl verehrt, die nur Blut, Milch und Fleisch von Tieren mochten? Welches Menschenbild hatten sie? Welche sozialen Umgangsformen ermöglichten ihnen ein friedliches Zusammenleben?

In den Tarxien-Tempeln steht die untere Hälfte einer Statue, die etwa drei Meter hoch war. Diese ist sehr gut genährt und unter dem kurzen Rock mit Falten schauen stramme Wadl hervor. Es lässt sich aber nicht erkennen, ob ein Gott, eine Göttin oder ein Mensch dargestellt sein soll.

Etwas anders gekleidet ist eine männliche Tonfigur, die auch hier ausgegraben wurde. Der bodenlange Faltenrock ist in Hüfthöhe angesetzt, das Oberteil schlicht. Diese Mode scheint weitverbreitet gewesen zu sein, wie Kunstwerke der Sumerer erkennen lassen. Offensichtlich rasierten sich die Männer damals den Bart und ihre etwas gelockten Haare bedeckten knapp die Ohren. Dieser wertvolle Fund ist etwa 5000 Jahre alt und wird als Priester interpretiert. Die Leute müssen damals bereits sehr gute Brennöfen konstruiert haben, um eine so große Keramik anzufertigen. Götterstatue hin, Priesterfigur her – Tatsache ist, dass Tiere in großen Mengen geopfert wurden. Steinösen in verschiedenen Höhen zeigen, wo man Stiere oder Widder, Eber und Ziegenböcke festband. Auf wunderschönen Reliefs in Tarxien sind sie zu sehen und es fanden sich massenweise Reste verbrannter Knochen. Verkrustungen in Gefäßen geben den Hinweis, dass Blut und Milch teilweise mit Erde gemischt oder im offenen Feuer erhitzt wurden. Das Opfermesser aus Flintstein, das im unteren Teil des schönsten Altars in Tarxien gefunden wurde, ist wie ein Krummsäbel gebogen, perfekt geeignet, um die Gurgel durchzuschneiden.

Do ut des – ich gebe, damit du gibst, sagten die Römer zu ihren Göttern. Warum sollte das früher anders sein, jeder wünscht sich eine glückliche Zukunft? Und darum befindet sich in einer Bodenplatte das Orakelspiel oder Steinchenroulett. Sie hat in ihrer unregelmäßigen Oberfläche mehrere Löcher und man weiß nicht, in welches eine herunterfallende Kugel rollen wird. So lässt sich das Schicksal voraussagen.

Über zwei Jahrtausende lang scheint auf den Inseln der göttliche Segen für Wohlstand und Frieden gesorgt zu haben. Aber dann ist etwas passiert. Denn auch bei diesen Ausgrabungen stellten die Archäologen Hinweise auf ein ungeplantes, plötzliches Verschwinden der Menschen fest. Außerdem bedeckte eine graue, sehr feinkörnige Schicht, die als "sterile silt" bezeichnet wird, die Fundstücke der Megalithkultur. Außerhalb der Ruinen fehlt sie.


Fortsetzung: Schweinegöttin (Kap. 6)