Zitatensammlung zum Thema 'Wissenschaft'
Version vom 24. November 2013, 00:49 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge)
zusammengestellt von Bernhard Beier
- "Die hitzigsten Verteidiger einer Wissenschaft, die nicht den geringsten scheelen Seitenblick auf dieselbe vertragen können, sind gemeiniglich solche Personen, die es nicht sehr weit in derselben gebracht haben und sich dieses Mangels heimlich bewußt sind." (Georg Christoph Lichtenberg, Aphorismen, ~ 1776)
- "Wenn Wissen reif ist, Wissenschaft zu werden, kommt es zur Krise." (Johann Wolfgang von Goethe)
- "Die Wissenschaft fängt eigentlich erst da an interessant zu werden, wo sie aufhört." (Justus von Liebig)
- "Die Wissenschaft kennt keinen zunftmäßigen Befähigungsnachweis. In der Aufsuchung der Wahrheit stehen wir uns alle gleich; und was dem einen von uns heute als unwahrscheinlich erscheint, kann morgen als wahr erwiesen worden sein. Darum gibt es gar kein anderes Forum als dasjenige der vollen Öffentlichkeit." (Eduard Suess, 1896)
- "Der Liebhaber [Amateur] darf sich irren, weil er nichts zu verlieren hat, der Wissenschaftler aber nicht, weil er alles verlieren kann: seine Reputation. Diese Angst ist der Tod der Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die die Liebhaber [Amateure] belächelt, sie würden in der Luft schweben, vergisst, dass sie selbst oft watschelt." (Matej Bor)
- "Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen." (Jakob Johann von Uexküll)
- "Wenn du ein wirklicher Wissenschaftler werden willst, dann denke wenigstens eine halbe Stunde am Tag das Gegenteil von dem, was deine Kollegen denken." (Albert Einstein)
- "Je mehr eine Kultur begreift, dass ihr aktuelles Weltbild eine Fiktion ist, desto höher ist ihr wissenschaftliches Niveau." (Albert Einstein)
- "Wirkliches Neuland in einer Wissenschaft kann wohl nur gewonnen werden, wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen, auf dem die bisherige Wissenschaft ruht, und gewissermaßen ins Leere zu springen." (Werner Heisenberg)
- "Wer nicht gelegentlich auch einmal kausalwidrige Dinge zu denken vermag, wird seine Wissenschaft nie um eine neue Idee bereichern können." (Max Planck)
- "Irrlehren der Wissenschaft brauchen 50 Jahre, bis sie durch neue Erkenntnisse abgelöst werden, weil nicht nur die alten Professoren, sondern auch ihre Schüler aussterben müssen." (Max Planck)
- "Wissenschaftler sind bisweilen ein höchst konservativer Menschenschlag, und was fundamentale Theorien betrifft, kleben sie hartnäckig an dem fest, was sie in ihrer Jugend gelernt haben, ungeachtet neuerer, dem widersprechender Evidenzen, die sie einfach nicht beachten." (René Malaise, 1957)
- "Wissenschaftliche Schulen sind entweder eine Ansammlung von mittelmäßigen Köpfen, die das Gold des Meisters als Kleingeld vertreiben, oder zur gegenseitigen Belobigung gegründete Gilden." (Oswald Bumke)
- "Die Wissenschaft, sie ist und bleibt, was einer ab vom andern schreibt - doch trotzdem ist, ganz unbestritten, sie immer weiter fortgeschritten." (Eugen Roth)
- "Die Sprache der Wissenschaften neigt dazu, um so unverständlicher zu werden, je leichter das jeweilige Thema in allgemeinverständlicher Sprache behandelt werden könnte. Dann erst nämlich muss um den wissenschaftlichen Ruf gerungen werden, der sich in Deutschland auf nichts so fest gründet wie auf Unverständlichkeit." (Rudolf Walter Leonhardt, 1983)
- "Der Szientismus zeichnet sich vor allem durch den Glauben an die Wissenschaft aus. Diejenigen, die der Wissenschaftsgläubigkeit anhängen, sind keine Wissenschaftler." (Karl Popper)
- "Es gibt keine Autorität der Wissenschaft. Die Wissenschaft ist etwas Wunderbares. Trotzdem wissen wir nichts. Das heißt, in unserer Wissenschaft stecken viele Irrtümer. Das war immer so. Der wissenschaftliche Fortschritt besteht darin, diese Irrtümer zu finden und durch etwas Besseres zu ersetzen: durch eine bessere Hypothese. Er besteht darin, Irrtümer loszuwerden." (Karl Popper)
- "Die wissenschaftlichen Autoritäten haben sich im Lauf der Jahrhunderte so oft geirrt, daß man sie mit Blinden vergleichen könnte, die andere Blinde führen." (Andrew Tomas, 1969)
- Epistemologischer "Anarchismus heißt also nicht: überhaupt keine Methoden, sondern alle Methoden, nur unter verschiedenen Umständen angewendet ... Und wenn du mich fragst, ob es allgemeine Regeln gibt, die es uns gestatten zu entscheiden, wann welche Methode angewendet werden muss, dann sage ich nein, denn die Richtigkeit des Vorgehens stellt sich oft erst hinterher heraus." (Paul Feyerabend, 1969)
- "Eine einheitliche Meinung mag das Richtige sein für die Kirche, für die eingeschüchterten oder gierigen Opfer eines (alten oder neuen) Mythos oder für die schwachen und willfährigen Untertanen eines Tyrannen. Für die objektive Erkenntniis brauchen wir viele verschiedene Ideen". (Paul Feyerabend, "Wider den Methodenzwang", Frankfurt, 1976)
- "Die Wissenschaft ist eine der vielen Lebensformen, die die Menschen entwickelt haben, und nicht unbedingt die beste. Sie ist laut, frech, teuer und fällt auf." (Paul Feyerabend)
- "Es gibt keinen klar formulierbaren Unterschied zwischen Mythen und wissenschaftlichen Theorien. Die Wissenschaft ist eine der vielen Lebensformen, die die Menschen entwickelt haben, und nicht unbedingt die beste. Sie ist laut, frech, teuer und fällt auf. Grundsätzlich überlegen ist sie aber nur in den Augen derer, die bereits eine gewisse Position bezogen haben oder die die Wissenschaft akzeptieren, ohne jemals ihre Vorzüge und ihre Schwächen geprüft zu haben." (Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Frankfurt 1976, S. 385)
- "Die Methode der Neo-Scholastik ist es, die Welt durch die Brille der Paradigmata zu betrachten, für eine gewisse Zeit gültige Lehrmeinungskomplexe, zu denen sie - da dies prinzipiell nicht anders möglich ist - nur durch eine selektive Betrachtung der Phänomene gelangen kann. Die Neo-Scholastik mißversteht die Wissenschaft quasi als Schrank mit schon vor langer Zeit beschrifteten Schubfächern, worin mehr oder weniger fixiertes >Wissen< ruht. Vor der zugrundeliegenden Einheit aller Wissenschaft und interdisziplinärer Forschung hat man dort de facto einen Horror [...] Die wahre Wissenschaft wird immer wieder die der Neo- Scholastik so teuren Paradigmata in Frage stellen und versuchen, zu einer besseren Annäherung an die Wahrheit zu gelangen." (Horst Friedrich, 1990)
- "Die paradigmagesteuerte Forschung belohnt nur die interne Kritik, den kleinen Fortschritt innerhalb des vorgesehenen Denkrahmens." (Hans Willgerodt)
- "Auch nur zu vermuten, Wissenschaftler liebten die Wahrheit so sehr, daß sie nicht die mindesten Skrupel haben, ihre Ansichten über Bord zu werfen, ist eine gemeine Verdrehung der Tatsachen." (I. Bernard Cohen)
- "Der Begriff sagt mehr über diejenigen aus, die ihn benutzen, als über diejenigen, auf die er angewendet wird." (Michael Hagner, 2008, über die Zuschreibung "Pseudowissenschaft")
- "›Pseudowissenschaft‹ ist ein Kampfbegriff, dessen Verwendung eine lange Geschichte hat, dessen Gehalt sich jedoch kaum eindeutig fixieren lässt. Er dient der Ein- und Ausgrenzung und kann daher … als mehr oder weniger zuverlässiger Indikator dessen dienen, was in gegebenen zeitlichen und fachlichen Kontexten als Wissenschaft gelten sollte und was nicht. Damit dient er auch als Ressource im Kampf um die Festlegung der jeweils geltenden Grenzen der Migliedschaft in der Wissenschaftlergemeinschaft sowie um die öffentliche Positionierung der Wissenschaftlergemeinschaft als Denkkollektiv." (Mitchell G. Ash)
- "Seit langem schon hat man es in der Wissenschaftsphilosophie aufgegeben, unumgängliche und ausreichende Kriterien zu finden, die Wissenschaft eindeutig definieren. Man muss akzeptieren, dass keine Theorie – sei es die konfirmationistische Theorie eines Rudolf Carnap, der Poppersche Falsifikationismus oder die Reichenbachsche Wahrscheinlichkeitstheorie – es schaffen wird, alles Wissenschaftliche auszulesen und Nichtwissenschaft oder Metaphysik übrig zu lassen. Es gibt keine Möglichkeit, Pseudowissenschaft eindeutig abzugrenzen." (Peter Galison)
- "Unser Jahrhundert hat den Naturwissenschaften das Instrumentarium eines hochtechnisierten Zeitalters an die Hand gegeben. Geistig aber wohnen die Naturwissenschaftler noch im hohlen rationalistischen Universum des 19. Jahrhunderts. Eigentlich ist eine solche Aussage dem 19. Jahrhundert gegenüber unfair, denn es war reicher an Ideen als seine verarmten und unselbständigen Epigonen." (Alfred de Grazia)
- "Die Universitäten sind so wenig Wissenschaft wie die Kirchen Religion." (Gerd Roellecke, in: Forschung & Lehre 8/2010)
- "Man hat vom Forschungsbetrieb wenig verstanden, wenn man ihn nur als organisierte Suche nach Wahrheit begreift. Ginge es nur um die Wahrheit, wozu dann das Gezänk um die Autorenschaft, die die Debatte der Ideen und Entdeckungen so notorisch begleitet? Wozu dann das große Rennen um die Erstpublikation? Der Forschungsbetrieb zeigt noch nicht einmal sein wahres Gesicht, wenn man ihn als organisierte Produktion technisch oder pädagogisch verwertbaren Wissens ansieht. Wozu dann die Bildung von Schulen und warum die erbitterten ideologischen Grabenkämpfe? Wozu die hektische Suche nach dem Anschluß an spektakuläre Debatten? Das Bild, wie der Laden so läuft, rundet sich erst, wenn man im Forschungsbetrieb den organisierten Kampf um die Aufmerksamkeit erblickt." (Georg Franck, in: Ökonomie der Aufmerksamkeit, 1998)
- ""Der Fundamentalismus orthodoxer Wissenschaftsgläubiger ist dem religiösen Fundamentalismus nicht unähnlich. Sie ignorieren und verzerren sämtliches existierende Beweismaterial und schotten sich ab gegen beobachtbare Tatsachen und logische Argumente." (Stanislav Grof)
- "Die […] Wissenschaft, ursprünglich einmal angetreten gegen kirchlichen Dogmatismus, ist längst selbst zu einem neuen Glaubenssystem verkommen, das von neuen Schriftgelehrten gepredigt und von weiten Teilen der Öffentlichkeit nachgebetet wird." (Bernd Senf)
- "Ideen, wie absolute Gewissheit, absolute Genauigkeit, endgültige Wahrheit und so fort, sind Erfindungen der Einbildungskraft und haben in der Wissenschaft nichts zu suchen." (Max Born)
- "Manchmal erinnert mich das Verhalten der Gelehrten an die finstere Welt des Mittelalters: Korrespondiert neues Material mit den traditionellen Vorstellungen einer Gesellschaft, dann wird es akzeptiert. Steht es im Widerspruch dazu, wird es abgelehnt." (James Scherz)
- "In der Tat hat die Institutionalisierung von Wissen auf dem akademischen Schauplatz Status wichtiger gemacht als Fähigkeiten oder Ideen, wenn es darum geht, den Kanon der Wahrheit zu bestimmen, der am besten geeignet ist, Erklärungen über unseren Planeten zu geben." (Vine Deloria Jr., 1997)
- "Wissenschaft ist ein dynamischer Prozess und keine Ansammlung von unverrückbaren >Wahrheiten<. Für die Lösung der vielfältigen Probleme in verschiedenen Wissenschaftszweigen gibt es keine Kochrezepte. Sie bedarf der Kreativität und setzt voraus, dass Wissenschaftler oft auch auf unkonventionelle Methoden zurückgreifen." (Franz Wuketits, "Spinner oder Wegweiser? Die Rolle von >Außenseitern< in der Wissenschaft", in: Naturwissenschaftliche Rundschau 11, 2012)
- "In der Wissenschaft geht jeder Wissensgewinn mit einem Verlust an Wissen einher." (Anna-Dorothee von den Brincken, 2013)
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Bild-Quelle
(1) Wikimedia Commons, unter: File:Carl Spitzweg Im Garten - Der Philosoph.jpg