Die Funktionsweise der Anlage

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Hermann Waldhausers Theorie zur Großen Pyramide - Teil 6


von unserem Gastautor Stefan Erdmann

Bekanntlich wurde die Große Pyramide nicht nur äußerlich stark beschädigt, auch die vielen gewaltsamen Versuche, in das Innere der Pyramide zu gelangen, um die „sagenhaften“ Schätze zu bergen, führten zu großen Beschädigungen auch im Inneren. Bedauerlicherweise wurden durch diese gewaltsamen Aktivitäten teilweise wichtige Hinweise zerstört, um eine Rekonstruktion der einstigen Nutzung zweifelsfrei belegen zu können. So wurden wahrscheinlich auch bestehende Schächte einfach zerstört, mutmaßte Hermann Waldhauser.

Die Riesenpumpe der Cheopsanlage.jpg
Abb. 1 Risszeichnung der 'Riesenpumpe' mit Legende

Über die Funktion der Steigleitung erklärte Hermann Waldhauser folgendes: „Die Steigleitung (A) verbindet gegebenenfalls die untere und die obere Stufe der Pumpe. Dieser roh in die Felsen gehauene Gang war der einzige gangbare Weg nach oben, weil die andere Verbindung, der Saugstutzen der Oberstufe, zu klein war, um einem Menschen Durchlaß zu gewähren. Im Falle von Reparaturen oder Inspektionen konnte der obere Teil nur durch diesen Gang betreten werden. Abgesehen davon war dieser Gang jedoch dazu bestimmt, um die beiden oberen Druckausgleichsgefäße mit Luft füllen zu können. Besser gesagt, um Luft nachzufüllen, ohne die Oberstufe entleeren zu müssen. In Anbetracht des riesigen Fassungsvermögens des schrägen Wasserbassins (16) kam diese Entleerung nur in Ausnahmefällen in Frage.

Dieses Nachfüllen von Luft ging folgendermaßen vor sich: Bei Entleerung des Zylinders der Unterstufe wurde auch die Steigleitung unterhalb des Ventils (B) mit entleert. Bei Punkt (C) befand sich zwar noch ein sehr großes Ventil, welches aber nicht den Zweck hatte, den Flüssigkeitsdurchgang zu verhindern, sondern zu verzögern. Dadurch wurde eine unkontrollierte Wasserbewegung in der Steigleitung vermieden.

Bei der Wiederauffüllung der Unterstufe mit Wasser konnte die in der Steigleitung befindliche Luft zunächst nicht entweichen und wurde zusammengepreßt. Bei weiterer Drucksteigerung mußte sich das Ventil (B) öffnen, und die Luft gelangte in die oberen Räume. Nach Auffüllung des Luftpolsters (15) stieg die Luft nach oben, wo sie schließlich in die fünf Entlastungskammern (28) gelangen konnte. Während des Baugeschehens hat diese Steigleitung dazu gedient, das für die Errichtung des Oberbaus benötigte Wasser darin hochzupumpen.[1]

Zu den Hauptteilen der Unterstufe zählten: der unterirdische Wasserzuführungskanal, die Bodenkammer mit Ventil und Luftpolster sowie die Zylinder samt Kolben und Zugseil. Die Funktionsweise beschreibt Waldhauser wie folgt: „Durch den von Herodot beschriebenen Kanal (1) wurde die Anlage zunächst so weit mit Wasser gefüllt, bis die Pumpe selbstansaugend wurde. Der besseren Übersichtlichkeit halber wurde dieser Kanal um neunzig Grad versetzt eingezeichnet.

Das Wasser passierte zunächst das Bodenventil (2), welches einen Rückfluß verhinderte, und füllte dann die Bodenkammer (3). Weil die Luft aus dieser Kammer teilweise nicht entweichen konnte, so entstand an der Decke derselben ein Luftpolster (4), das unbedingt vorhanden sein mußte. Der Kolben der Unterstufe (5) war mit einem Ventil versehen, welches sich bei der Abwärtsbewegung geöffnet und bei der Aufwärtsbewegung geschlossen hat. Dadurch erfolgte die Wasserförderung im schrägen Zylinder der Unterstufe (6) nach oben. Da der Kolben nur wirksam war, wenn er sich unter Wasser befunden hat, so wurde er zunächst im unteren Teil dieses Zylinders mit kurzem Hub geführt. Es konnte bei weiterem Hochsteigen des Wassers die Kolbenbewegung vergrößert und in die Nähe des Eingangs (7) verlegt werden. Die Lage des Eingangs, siebzehn Meter über dem Erdniveau, war nicht nur die obere Begrenzung dieser Stufe, sondern auch eine Sicherheitsmaßnahme, durch die jede zu hohe Drucksteigerung verhindert werden sollte.

Die Betätigung des Kolbens erfolgte durch ein Zugseil (8), durch welches der Maschine die Kraft der Zugmannschaften zugeführt wurde. Die Kraftabgabe erfolgte wie beim Läuten einer schweren Glocke durch rhythmischen Zug. Je weniger die Luft in der Bodenkammer wurde, desto kürzer wurden die Hübe, bis schließlich das Luftpolster wieder aufgefüllt werden mußte.

Dazu war es notwendig, die Stufe vollständig vom Wasser zu entleeren, damit wieder Luft in die Bodenkammer gelangen konnte. Diese Entleerung wiederum war nur dann möglich, wenn sich diese Kammer nicht unterhalb des Nilniveaus des Nilkanals befand. Entleerung und Befüllung bis zum Selbstansaugepunkt erfolgte vom Talbau her durch geeignete Einrichtungen. Die Zugmannschaft hat sich sicherlich außerhalb der Umfriedungsmauer befunden und dürfte für diese Stufe etwa hundert Mann stark gewesen sein. Die Unterstufe konnte unabhängig von den anderen Teilen der Anlage betätigt werden. Die technischen Daten waren:

  • Förderhöhe: etwa 55 Meter
  • Förderleistung: etwa 1.000 Liter pro Minute
  • Zylinderzahl: 1
  • Zylinderquerschnitt: 119 Zentimeter Höhe x 104 Meter Breite
  • Zylinderlänge: etwa 100 Meter[2]

Kommen wir zur Funktionsbeschreibung der Oberstufe: „Der Saugstutzen (9) hat die Unterstufe mit der Oberstufe verbunden. Durch das Ventil (10) konnte das Wasser diesen Weg, diesen Stutzen nur in einer Richtung, nämlich von unten nach oben durchfließen. Beim Aufwärtsgang des Kolbens der Oberstufe (11) im Zylinder (12) derselben wurde Wasser angesaugt. Die Abmessungen von Kolben und Zylinder und die Schräglage desselben waren gleich wie bei der Unterstufe, nur war dieser Zylinder kürzer, etwa vierzig Meter lang.

Sobald die Hohlräume bis zu einem gewissen Punkt mit Wasser gefüllt waren, wurde ein direktes Hochziehen infolge des auf der Kolbenfläche lastenden Flüssigkeitsdrucks unmöglich. Aus verschiedenen Gründen war es aber auch nicht möglich, diese Stufe genauso zu bauen wie die Unterstufe, das heißt, mit einem Luftpolster am tiefsten Punkt. Einer dieser Gründe war die wesentlich größere Länge der hier erforderlichen Antriebsseile, aber es gab auch andere Gründe für die getroffene Konstruktionsmaßnahme.

Eine derselben Maßnahmen hat darin bestanden, daß am oberen Ende des Zylinders ein waagerechter Gang (13) angelegt wurde, an dessen Ende sich ein Druckausgleichsgefäß (14) mit dem zugehörigen Luftpolster (15) befunden hat. Eine weitere Maßnahme bestand darin, ein großes, schräges Wasserbassin (16) anzulegen und eine Hilfsstufe zur Entlastung des Kolbens im zuerst genannten Hauptzylinder (12) zu verwenden.

Die Breite des Kolbens der Hilfsstufe war ebenfalls einhundertundvier Zentimeter, jedoch war seine Höhe nur einundsechzig Zentimeter. Dadurch war der Zylinderquerschnitt des Hilfszylinders nur etwa halb so groß, wie jener des Hauptzylinders. Der Boden und die Seitenwände desselben wurden durch die Nut am Boden des schrägen Wasserbassins gebildet, während der Abschluß nach oben durch eine Bohlendecke erfolgte. Diese Bohlendecke (19) war fest verkeilt, und es war die Bestimmung jener achtundvierzig Löcher (20) in den seitlichen Rampen (21), den Keilen einen festen Halt zu geben.

Auch der Hauptzylinder war an seinem oberen Ende (22) ebenfalls gegen das schräge Wasserbassin abgeschlossen, wobei festgehalten werden muß, daß dieser Abschluß keinesfalls genau dicht war, weil das Zugseil durchgeführt wurde. Im großen und ganzen konnte das Wasser aber keinen anderen Weg gehen, als vom tiefsten Punkt an, also vom Bodenventil an, aufwärts durch den Zylinder und den Hilfszylinder, bis zu dessen oberen Punkt (23). Nur hier war eine Verbindung mit dem schrägen Wasserbassin, und nur hier konnte das Wasser den Zylinder verlassen und ins Bassin strömen.

Der Zweck der Hilfsstufe war es, den Druck auf den Kolben des Hauptzylinders zu verringern. Dieser konnte daher nur dann hochgezogen werden, wenn die Hilfsstufe in Betrieb war. Wurde durch Seilzug der Kolben derselben auf- und abwärts bewegt, so wurde beim Aufwärtshub Wasser ins schräge Bassin gefördert. Die Öffnung neben dem Steinblock (24) war mit einer Klappe oder einem Ventil (23) versehen, welches so gestellt war, daß das Wasser zwar vom Hilfszylinder in das schräge Wasserbassin gelangen konnte, aber nicht umgekehrt. Es konnte auf diese Weise wieder mittels rhythmischen Zugs gepumpt werden. Je mehr Wasser aus dem Hilfszylinder (18), dem waagerechten Gang (13) und dem Druckausgleichsgefäß herausgepumpt wurde, desto weniger Kraft war notwendig, um den Kolben (11) der Oberstufe hochzuziehen.

Durch das Scheuern der Zugseile entstand im Steinblock (24) jene charakteristische Vertiefung in der Mitte desselben. Das schräge Wasserbassin (16) war ungefähr in halber Höhe durch eine weitere Bohlenwand unterteilt. Diese war in seitlichen Nuten geführt, welche beide Längswände dieses Bassins durchziehen. Aussparungen gestatteten eine Zirkulation des Wassers. Dieses schräge Wasserbassin hatte einerseits die Aufgabe, die Wucht des aus der Hilfsstufe hochschießenden Wassers zu neutralisieren, und war andererseits ein Klärbecken.

Die Zwischenkammer (26) und die darin befindlichen Schieber mitsamt dem zugehörigen Gegengewicht haben als Seilführung gedient und auch dazu, um die Wasserbewegung im oberen Bassin (27) zu verhindern. Jene Steinwanne, die sich hier befunden hat, war ein Wassertrog für die Reinigungsarbeiten, und es spricht etliches dafür, daß dieser auch als Auflage für die in diesem Bereich notwendigen Seilumlenkungen gedient hat.

Der Sinn der fünf Entlastungskammern (28) der hier als Einheit betrachteten Kammern war folgender: Zunächst hatte das sich im oberen Teil befindliche Luftpolster die Aufgabe, alle vom Pumpenvorgang herrührenden Druckstöße aufzufangen. Dies war besonders deswegen notwendig, weil die beiden Seilführungsschächte (29 und 30) ja eine wesentliche Querschnittsverminderung nach oben hin verursachten.

Diese Querschnittsveränderung war beabsichtigt und hatte folgende Wirkung: Stieg das Wasser im schrägen Bassin und später im oberen Bassin hoch, so konnte die Luft nur solange aus den verbleibenden Hohlräumen entweichen, bis sich die inneren Mündungen der beiden Seilführungsschächte unter Wasser befanden. Weiteres Hochpumpen des Wassers bewirkte eine Drucksteigerung der Luft, und diese wurde solange immer mehr zusammengepreßt, bis das Wasser schließlich zur Höhe der äußeren Mündungspunkte hochgestiegen war. Ein Ausfließen in wesentlichen Mengen erfolgte aber trotzdem zunächst nicht, weil dies durch geeignete Maßnahmen verhindert wurde. (31, 32)

Erst wenn der Überdruck das gewünschte Ausmaß erreicht hatte, wurde dem Wasser der Weg freigegeben. Weil man mit Hilfe der bereits eingehend beschriebenen Steigleitung in der Lage war, das Luftpolster nach Bedarf aufzufüllen, so konnte der gewünschte Druck reguliert werden. Man war daher in der Lage, etwa 150.000 Liter Wasser binnen weniger Minuten in etwa achtzig Meter Höhe herausquellen zu lassen! Die beiden Seilführungsschächte (29, 30) waren so gefertigt, daß sie im Bedarfsfalle als Zylinder verwendet werden konnten.Für die Betätigung der Oberstufe waren zwei getrennte Zugmaschinen notwendig.

Die technischen Daten waren:

  • Förderhöhe: etwa 55 Meter
  • Förderleistung: etwa 150 Kubikmeter in 3,5 Stunden
  • Zylinderzahl: 2
  • Zylinderquerschnitt: Hauptzylinder 119 Zentimeter Höhe x 104 Zentimeter Breite, Hilfszylinder 61 Zentimeter Höhe x 104 Zentimeter Breite[3]

Hermann Waldhauser bemerkt abschließend, daß er mit seinen Forschungsergebnissen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und daß viele andere Variationen möglich seien.


Fortsetzung: Nachwort und Ergänzungen


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Hermann Waldhauser, "Regenzauber der Pharaonen", Junior-Druck Behamberg, 1976
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: ebd.

Bild-Quelle: