Die Mauern von Jericho fielen tatsächlich

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Abb.1 Die archäologische Grabungssätte Tell es-Sultan in der heutigen Stadt Jericho auf der Ostseite des Jordan

(Buchauszug aus Roland M. Horn: Biblische Wahrheiten. Gerber-Verlag, Rohrbach 2022)

Wie ich in meinem Buch Blauer Stern auf weißem Grund – Die Wahrheit über Israel berichte, meint der Professor Dr. für Altes Testament und Biblische Archäologie Wolfgang Zwickel[1], der sich gerne auf Finkelstein beruft, dass Jericho zwar seit frühester Zeit besiedelt wurde, während der Zeit der Landnahme jedoch, die in der Zeit um 1200 v. Chr. stattgefunden haben soll, unbewohnt gewesen sei. Der Spektrum.de-Autor Jan Dönges[2] schreibt, dass es im 16. Jahrhundert vor Chr., am Ende der Mittleren Bronzezeit, allerdings Situationen gäbe, die der biblischen Landnahme ähnelten. So sieht er die Zerstörungen von Jericho, die durch ein Erdbeben zerstört wurde wie die Zerstörung von anderen Städten, die im biblischen Buch Josua erwähnt würden.

Jericho: Nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten und der 40jährigen Wüstenwanderung drangen die Israeliten dem oben erwähnten Buch Josua zufolge ins Verheißende Land ein. Angesichts seiner Datierung für den Exodus auf 1446 v. Chr. geht Rohl vom Beginn der Landnahme zwischen etwa 1420 und 1400 v. Chr. aus. Diese Datierung liegt also zwischen der von Zwickel und Dönges angenommenen, jedoch näher an der von Dönges angesprochenen. Diese Jahre liegen somit auch nach Rohl in der Mittleren Bronzezeit.

Die Belagerung und Zerstörung von Jericho ist die erste größere Aktion der Landnahme. Die Stadt liegt am südlichen Ende des Jordantals am Westufer des Jordan bei einer üppigen Palmen- Oase und sichert den Weg ins gebirgige Verheißene Land ab, das von Josua und seinen Leuten eingenommen werden musste, um ins Land Kanaan gelangen zu können.

Die Israeliten sollen die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht haben, um blutige Vergeltung an der Bevölkerung des Verheißenen Landes zu üben. Viele tausende von den Bürgern Jerichos einschließlich Frauen und Kindern sollen an jenem furchtbaren Tag gnadenlos im Namen Jahwes abgeschlachtet worden sein.

Nach dem Zusammenbruch der Stadtmauer und der anschließenden Abschlachtung der Unschuldigen brannten die Häuser in Jericho bis auf die Grundmauern nieder, und die Stelle wurde verflucht und war lange verlassen.

So ließ Josua damals schwören: Verflucht vor dem HERRN sei der Mann, der sich aufmachen und diese Stadt Jericho (wieder) aufbauen wird. Mit seinem Erstgeborenen wird er ihren Grund legen, und mit seinen Jüngsten ihre Tore einsetzen.” (Jos. 6:26; ELB)

Der Fluch wurde später in der Zeit des Königs Ahab erfüllt, als Hiël aus Bethel eine Residenz auf dem verwüsteten Berg baute. Als er dies tat, forderte Jahwe zwei seiner Söhne als Preis für den Bruch des Fluchs, wie Rohl darlegt.

Die zweite von ihm zitierte Bibelstelle lautet nach der Elberfelder Übersetzung:

In seinen Tagen baute Hiël, der Bethleiter, (die Stadt) Jericho (wieder) auf. Um (den Preis von) seinem Erstgeborenen, Abiram, legte er ihren Grund, und (den Preis von) Segub, seinem jüngsten, setzte er ihre Tore ein nach dem Wort des HERRN, das er durch Josua, den Sohn des Nun, geredet hatte.” (1. Könige 16:34)

Rohl identifiziert das biblische Jericho mit der archäologischen Grabungssätte Tell es-Sultan in der heutigen Stadt Jericho auf der Ostseite des Jordan.

Die ersten ernstzunehmenden Ausgrabungen dort begannen im Jahr 1907. Sie wurden vorgenommen durch den Biblischen Archäologen Ernst Sellin. In den Jahren 1930 bis 1936 grub der nächste Archäologe, der Brite John Garstang von der Liverpool University, an dieser Stelle. Er verkündete bald die Entdeckung der gefallenen Mauern von Jericho. Zuvor fand er eine dicke rötlichen Mauer aus Lehmziegeln, die die oberen Hänge von Tell es-Sultan umgaben. Stellenweise sah sie so aus, als sei sie tatsächlich zusammengebrochen. So war für ihn klar: Die Mauern von Jericho waren tatsächlich zusammengebrochen.

Im Lauf des nächsten Jahres wurden an anderen Stellen gegraben, von denen man gedacht hatte, die Israeliten hätten Städte erobert und zerstört. Schrittweise ergab sich ein Bild, das konform mit Josuas Feldzug war. In jener Zeit hielten die Archäologen nach einer Serie von Zerstörungen Ausschau, die nach der Zeit von Ramses II. stattfanden, denn sie gingen natürlich von der klassischen Chronologie aus, nach der Ramses vor und während des Exodus Ägypten regierte. Dies würde bedeuten, dass Josuas umfassende Zerstörung der Städte Kanaans in den Strata am Ende der Späteren Bronzezeit gesucht werden müsste, was zeitgenössisch mit der 19. und 20. Dynastie wäre. Die früheste israelitische Besiedelung des Gelobten Landes wurde wurden daher in die frühe Eisenzeit verortet, und tatsächlich gab es in diesem Zeitraum flächendeckende Zerstörungen von Städten, doch Schritt für Schritt wurde klar, dass diese Zerstörungen in einem Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert getätigt wurden, so dass dies nicht das alleinige Werk von Josua und seinen Mannen gewesen sein konnte.

Zu den Zeiten von Garstangs Grabungen waren die archäologischen Entwicklungsphasen noch nicht so gut definiert, schreibt Rohl. Eine weitere Ausgräberin, die britische Archäologin Dame Kathleen Kenyon vom Institute of Archaeology in London, machte Entdeckungen, die einen wichtigen Einfluss auf die Zurückweisung der biblischen Geschichte in Bezug auf Jericho hatten.

Kenyon begann 1952 in Tell es-Sultan zu graben und legte eine Reihe von tiefen Gräben frei, die den äußeren Hang des Berges durchschnitten. So war sie in der Lage, die Seitenwände der Gräben zu studieren, um ein effizientes und chronologisches sowie stratigraphisches Diagramm vom Leben der Stadt zu erstellen. Das niedrigste Stratum des Hügels ist das erste und das oberste das letzte. Antike Stadthügel im Nahen Osten sind im Allgemeinen durch die stufenweise Beschichtung einer Kulturstufe gebildet, eine auf der anderen, was der inneren Struktur so etwas wie einen Schichtkuchen verleiht. Ein Archäologe kann diese Schichten gut sehen. Anhand eines Siedlungshügels kann man, wie Rohl ausführt, einen guten Einblick in die chronologische Entwicklung des Platzes erhalten, jedoch bietet er kaum Anzeichen für den kulturellen Hintergrund eines bestimmten Stratums, denn dazu müsste man ein größeres Gebiet öffnen und jede Schicht abschälen, so dass das Ausgrabungsteam sich langsam in den Berg hineinarbeitet. Diese Technik benötigt jedoch eine Reihe von Fünf- oder Zehn-Meter-Quadraten, von denen jedes seinen eigenen Satz von Mauerwerken hat, in denen das chronologische Profil der Stadt aufgezeichnet werden kann. Kenyon wandte diese Technik für ein kleines Gebiet auf der östlichen Seite des Ruinenhügels an, wo das Profil des Hügels nahelegt, dass eine Besiedelung in der Späten Bronzezeit gefunden werden kann.

So ergab Kenyons detaillierte stratigraphische Analyse von Jerichos Besiedlungsgeschichte, dass Garstangs Mauern in Wirklichkeit in die Frühe Bronzezeit gehören – tausend Jahre vor der Zeit Josuas. Kenyon konnte keine Mauern finden, die in die Späte Bronze- oder Frühe Eisenzeit datiert werden können. So schien klar: Die Israeliten können es nicht gewesen sein, die während ihres Eintritts ins Gelobte Land die Mauern zerstört haben. Es gab einfach keine spätbronzezeitliche Stadt Jericho.

Sie haben den Haken bei der Sache bestimmt schon erkannt: Kenyons Forschungsergebnisse werden mit der klassischen Datierung korreliert. Nach Rohls Chronologie fand die Landnahme aber bereits in der Mittleren Bronzezeit statt.

Bei den tiefen Einschnitten durch die äußeren Berghänge fand Kenyon dünne Gips-Oberflächen, die sich von der Spitze des Grabens nach unten abschrägen. Archäologen nennen diese Besonderheit “Glacis”. Die Idee ihrer Erbauer war es, ein rutschiges Gefälle unterhalb der Hauptstadtmauer zu erzeugen, die auf der Spitze der Außenflanke konstruiert war. Diese Konstruktion hatte mehrere Funktionen einschließlich des Verhinderns des Zugangs durch Streitwagen und Rammböcke, weiter das Erschweren des Untergrabens der Stadtmauer durch Soldaten, das Entlarven eines feindlichen Angriffs unmittelbar unter der Positionen der Bogenschützen der Verteidiger auf der Hauptstadtmauer und das Zurückhalten loser Trümmer auf dem Hügel hinter einer zehn Zentimeter starken Gips-Ummantelung, um einem Wegrutschen von Boden durch Regenerosion und einem dadurch erfolgenden natürlichen Untergaben der schweren Lehmziegelmauer am Berghang vorzubeugen.

Nahe am Boden ihrer Einschnitte beobachtete Kenyon, dass die Glacis plötzlich endeten und die Errichter darunter eine Wand aus Feldsteinen erbaut haben. Über dieser “Rückwand” befand sich ein tiefer Graben, der für Rohl ohne Zweifel dafür angelegt wurde, jeden Angriff auf den unteren Abhängen des Berges zu verzögern. Der Gipfel des Jericho-Ruinenhügels war durch die jahrelange Verwitterung stark erodiert. Daraus resultierend existieren die Mauern der Mittleren Bronzezeit größtenteils gar nicht mehr. Jedoch, wenn man an den Einsturz von Josuas Mauer denke, schreibt Rohl, müsse man sich fragen, wohin sie gestürzt sind. Und Rohl kennt auch die Antwort: Es ist ganz offensichtlich der Boden der Glacis-Abhänge. Im Graben am Fuß des Hügels fand Kenyon eine dicke Ablagerung von rötlich-brauner Erde, die sie als Reste der großen Stadtmauer aus der mittleren Bronzezeit ansieht. Die Mauer stürzte nach außen ein und fiel in den Verteidigungsgraben. Die Mauern aus der mittleren Bronzezeit stürzten tatsächlich ein, und so konnten die Angreifer relativ leicht in die Stadt gelangen, indem sie den Graben füllten, der die Basis von Jerichos ausgeklügeltem Verteidigungssystem schützte.

Innerhalb der Stadt aus jenem Zeitalter selbst waren alle Häuser und zivile Gebäude durch eine schwere Feuerbrunst geschwärzt. An einigen Stellen fanden sich Asche und Trümmer, die einen Meter in die Tiefe reichten. Rohl zitiert die Stelle Josua 6:24, in der es nach der Elberfelder Übersetzung heißt:

Die Stadt aber und alles was darin war, verbrannten sie mit Feuer. Das Silber jedoch und das Gold und die bronzenen und eisernen Geräte legten sie in den Schatz des Hauses des HERRN.

Rohl fügt noch hinzu, dass Josua 3:15 zufolge der Angriff auf Jericho während der Erntezeit im Jordantal stattfand und tatsächlich Garstang nach der Freilegung der Böden der Häuser aus der Mittleren Bronzezeit große Vorratsgefäße fand, die bis zum Rand mit verkohltem Getreide gefüllt waren. Weiter stellt er aufgrund von Kenyons Funden fest, dass es kurz vor der Zerstörung von Jericho unmittelbar vor der Zerstörung eine Plage gegeben haben müsse, denn sie hat Massengräber gefunden.

Ganz am Rande sei erwähnt, das Velikovsky[3] auf der Basis von Garstangs Buch The Story of Jericho (1940) erwähnt, dass zwischen den Schichten der Mittel- und Spätbronzezeit Erdstöße u. a. Jericho erschüttert hätten. Jericho wurde ihm zufolge wiederholt zerstört; und seine mächtige Mauer sei infolge eines Erdbebens kurz vor dem Zusammenbruch des Mittleren Reiches gefallen.

Waren die von Rohl erwähnten Plagen etwa auf Erdbeben zurückzuführen? Und fielen die Mauern von Jericho tatsächlich durch ein Erdbeben und nicht den Angriff von Josuas Mannen? Oder gab es eine Kombination zwischen beiden? Rohl lässt den Archäologen Piotr Bienkowsky zu Wort kommen, der Kenyons Analysen folgendermaßen zusammenfasst:

Jericho wurde am Ende der Mittleren Bronzezeit zerstört, wahrscheinlich durch feindliche Aktionen und möglicherweise durch einen Fehler im Verteidigungssystem. Vielleicht gab es eine fatale Schwachstelle in der Bauweise der Befestigungsanlagen. Der Grund für die Zerstörung von Jericho ist unbekannt.[4]

Für Rohl ist klar:

Das biblische Jericho, das durch Josuas Streitkräfte zerstört wurde, ist mit der Stadt in der Mittleren Bronzezeit bei Tell es- Sultan zu identifizieren, die durch Feuer am Boden zerstört wurde und für viele Jahrhunderte nachher eine verwüstete Ruine blieb.[5]

Der Grund für diese Zerstörung ist unbekannt.” Diesen Satz von Bienkowsky greift Rohl auf und kommt auf die Forschungsergebnisse des biblischen Archäologen Dr. John Bimson zu sprechen, der während der 1970er Jahre sein Buch Redating the Exodus and Conquest herausgab und die archäologischen Beweise für eine Landnahme in der Mittleren Bronzezeit analysierte. Er schlägt vor, dass die Israeliten zu der Zeit der umfangreichen Zerstörung der Stadt in Kanaan einfielen, die für gewöhnlich auf das Ende der Mittleren Bronzezeit datiert wird.

In der später in zwei Teile getrennte Monarchie des Königreichs Israel drangen plündernde [1] im Nordreich Israel ein, die Städte im Land niederbrannten. Dies fand Rohl zufolge ungefähr in der Zeit zwischen 841 und 798 v. Chr. statt – nach seiner revidierten Chronologie in der frühen Eisenzeit. Die Aramäer wurden von Pharao Scheschonq I. und dessen Armee zurückgeschlagen, der somit Israel quasi rettete. (2. Kö. 13:4-5) Ihm ging es darum, die Ägypter und deren Verbündete in seiner Einflusssphäre zu beschützen. Das plötzliche Anwachsen von Siedlungen in der frühen Eisenzeit ist Bimson und Rohl zufolge ein Resultat der aramäischen Militäreinsätze im israelitischen Territorium bzw. dem Nordreich, während der Regierungszeiten des Königs Jehu bzw. seines Nachfolgers Joahas.

Rohl betont, dass Bimson innerhalb des konventionellen Datierungsschemas arbeitete, in dem der Exodus auf ungefähr 1250 v. Chr. angesetzt wird, während – wie wir wissen – Rohl ihn auf ungefähr 1447 v. Chr. ansetzt. Bimson aber war auf der Grundlage seiner Datierung gezwungen, den Exodus in die Mitte der 18. Dynastie anzusetzen, die dieser Datierung zufolge in die Späte Bronzezeit fällt. Das bedeutet, dass er den Standort des Zerstörungshorizonts an den Beginn des Neuen Reiches (ungefähr 1450 v. Chr.) in die Regierungszeit des Thutmosis III. oder in dessen Nähe (ungefähr 1447 v. Chr.) verlagern musste. Dies wiederum fordert entweder eine jahrhunderte-lange Überlappung der späten Mittleren Bronzezeit mit der frühen Späten Bronzezeit oder eine radikale Verkürzung der Länge der ersten Phase der Späten Bronzezeit. Kein Vorschlag wurde weitgehend akzeptiert, obwohl auch Bietak argumentiert hatte, dass die zweite Phase der Mittleren Bronzezeit und die erste Phase der Späten Bronzezeit sich überlappt hatten. Rohl springt der zweiten Theorie bei und hält es für wahrscheinlich, dass die Bevölkerung des Hügellands von Kanaan in der Zeit der frühen 18. Dynastie und in der ersten Phase der Späten Bronzezeit Keramik verwendete, die sich von der im letzten Teil der Mittleren Bronzezeit genutzten unterschied.

Abb. 2 Buchcover: Roland M. Horn: Biblische Wahrheiten. Historisch - verblüffend - genau. Gerber-Verlag. Erschienen am 20.11.2023

Rohls neue Chronologie sagt aus, dass der Exodus während der 13. Dynastie und gleichzeitig am Ende des ersten Teils der zweiten Phase der Mittleren Bronzezeit stattfand. Die Landnahme hätte dann während des zweiten Teils der zweiten Phase der Mittleren Bronzezeit stattgefunden.

Rohl stellt weiter fest, dass gemäß seiner neuen Chronologie das Ende des zweiten Teils der ersten Phase der Späten Bronzezeit in der Zeit der Könige David und Solomo im geeinten Reich Israel lag, die er auf ungefähr 1010-931 v. Chr. beziffert. Dem 2. Buch Samuel, Kapitel 10, zufolge sandte der damals regierende König David seine Botschafter zu Hanun, dem Sohn des Herrschers der Amoriter, Nahash. Doch Hanun beleidigte David durch das Schneiden der Bärte der beiden Gesandten, bevor er sie wieder heimschickte. Die Beschämung auf Davids Hof war zu groß, als dass er seinen Gesandten erlauben würde, nach Jerusalem zurückzukommen, so dass er ihnen befahl: “Bleibt in Jericho … bis Eure Bärte wieder gewachsen sind und kommt dann zurück.” (2. Sam. 10:5)

Dies könnte der Grund für die Neubesiedelung des zerstörten Jericho-Hügels gewesen sein, meint Rohl, die mehrere Jahre andauerte und von einer kleineren Gruppe von Davids Hofleuten bewohnt wurde. Dies passt seiner Meinung nach gut zu dem von Garstang entdeckten “Mittlerem Gebäude”, das innerhalb einer kurzen Zeitspanne nach seiner Konstruktion verlassen wurde.

Im zweiten Teil der dritten Phase der Späten Bronzezeit wurde nach Rohl Jericho erneut besiedelt, und in der Siedlung schien ein kleiner Palast gestanden zu haben. Das erinnert Rohl an die eingangs zitierte Stelle in 1. Könige 16:34.

Diese Szene, in der Hiël von Bethel Jericho in der Zeit des Königs Ahab wiederaufbaut, spielt nach der Neuen Chronologie in der späten 19. Dynastie – mit anderen Worten: Am Ende der Späten Bronzezeit.

Für uns wichtig bleibt es, festzuhalten: Die Zweifel an der biblischen Geschichte der Zerstörung Jerichos basieren auf einer falschen Datierung. Die Beweise sprechen eindeutig für die Richtigkeit des in der Bibel vorgegebenen historischen Rahmens. Und nebenbei nimmt die Vermutung Konturen an, dass es das Davidisch-Salomonische Reich tatsächlich gegeben hat.

Insofern entbehren auch Konstrukte wie jenes des evangelischen Theologen Werner H. Schmidt[6], der von “Erzvätergruppen” anstelle von Erzvätern ausgeht, die mehr oder weniger zeitgleich nach Kanaan eingesickert sind, jeglicher Grundlage. Auch Schmidt beruft sich u. a. auf die sich als falsch erwiesene aber immer noch populäre Annahme, dass die Mauern von Jericho nicht durch israelitische Truppen zum Einsturz gebracht worden sein könnten. Zudem spricht alles, was wir bis jetzt erarbeitet haben, für die richtige chronologische Reihenfolge der biblischen Erzväter.

Quellen

  1. Vgl. Zwickel, Wolfgang: Wie entstand Israel? Vom 17.12.2015 auf https://www.spektrum.de/news/wie-entstand-israel/1389383 (Abgerufen am 02.04.2019)
  2. Vgl. Dönges, Jan: Auszug aus Ägyptens Archiven vom 09.05.2019 auf https://www.spektrum.de/news/seit-wann-existiert-israel-auszug-aus-aegyptensarchiven/1071078 (Abgerufen am 01.04.2019)
  3. Velikovsky 1981
  4. Bienkowsky 1986: Jericho in the Late Bronze Age, Warminster 1986, S. 124 u. 125, zit. n. Rohl 1995, S. 305
  5. Rohl 1995, S. 305
  6. Schmidt 1990

In diesem Auszug verwendete Literatur

Elberfelder Bibel. Wuppertal 1985/1991/2006

Horn, Roland M.: Blauer Stern auf weißem Grund: Die Wahrheit über Israel. Berlin/Kleinblittersdorf 2020 / Norderstedt 2022 / Tredition Ahrensburg 2023

Rohl, David M.: Pharaos and Kings. A Biblical Quest. New York 1995

Schmidt, Werner, H.: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte. Neukirchen-Vluyn 1990

Velikovsky, Immanuel: Zeitalter im Chaos: Vom Exodus zu König Echnaton. Frankfurt am Main 1981

Bildquellen

Abb. 1: gemeinfrei

Abb.2: Gerber-Verlag