Geologische und ozeanographische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?
"Ganz gleich, wie Lemuria zerstört wurde, Lemuria läßt sich nicht mehr unter den Teppich kehren ... und kleine Beweis-Stückchen treten nach und nach zutage..." (William Hutton)
(bb) Es gibt keinen versunkenen Kontinent im Pazifik oder im Indischen Ozean! Dies scheint das Credo der modernen Geologie zu sein, wenn die Frage nach "Le(Mu)ria" gestellt wird. Doch selbst wenn wir - um des Arguments Willen - das aktualistische Denkmuster (vergl. dazu: Lyell und Darwin) der Damen und Herren 'Fachleute' übernehmen, brauchen wir solche Äußerungen nicht sonderlich ernst zu nehmen. Ganz im Gegenteil dürfen wir behaupten: es steht heute AUSSER FRAGE, dass in der Tat während rezenter Perioden der Erdgeschichte ungeheure Landmassen in den Fluten dieser beiden Meere versunken sind!
Dazu zunächst eine grundsätzliche Feststellung: Großmasstäbliche Überflutungen, wie wir sie hier besprechen, können im wesentlichen aufgrund zweier Natur-Phänomene zustande kommen: A) Das Absinken von Landmassen. B) Das Ansteigen der Meeresspiegel. Während die erstgenannte Möglichkeit - zumindest als rapide, großräumig und kataklysmisch verlaufendes Ereignis - von Geologen entschieden in Abrede gestellt wird, dürfte kaum jemand ernsthaft bestreiten, dass es während der jüngsten 12 000 Jahre einen sehr deutlichen Anstieg der ozeanischen Pegel gegeben hat.
Wenn wir jedoch konservativ (+1) einen Anstieg der Meeres-Spiegel um ca. 100 m bis 150 m voraussetzen, hat dies bereits ganz erstaunliche Konsequenzen für das Erscheinungs-Bild der Küstengebiete und Inselwelt unseres Bezugs-Raums. Werfen wir z.B. einen Blick auf Südostasien - wie es sich gegen Ende des vergangenen Erdzeitalters (Pleistozän) präsentierte (Abb. 2) - dann wird schnell deutlich, dass sich seither selbst in einem aktualistischen Szenario topographische Veränderungen ereignet haben müssen, die bereits an der Grenze menschlichen Fassungs-Vermögens liegen. In der Tat ist dort offenbar eine kontinentgroße Landmasse untergegangen, nämlich die alte, indonesische Tiefebene, die am Ende der jüngsten Eiszeit von den steigenden Meeresspiegeln überspült wurde.
Sundaland - ein südost-asiatisches Lemuria
J. B. Hare stellt dazu sachlich fest: "Es gab eine große Land-Masse im Pazifik, die während prähistorischer Zeiten überflutet wurde: Sundaland, das Kontinental-Schelf um Indonesien herum, das während der Eiszeit noch über Wasser lag [siehe dazu auch: Atlantis in Indonesien - Die Theorie des William Lauritzen]]; d. Red.] Auf dieser Route gelangten Menschen höchstwahrscheinlich nach Australien, da zu dieser Zeit nur ein paar Kilometer Wasser Sundaland von Australien trennten. Auch wenn es als Resultat der steigenden Meeresspiegel am Ende der Eiszeit langsam überflutet wurde, weist die Region einige der gefährlichsten Vulkane der Erde auf (wie den berühmten Krakatau)." (+2)
Auch Hare hebt also auf ein aktualistisches Erklärungs-Muster ab, wobei er kataklysmische Ereignisse allerdings nicht grundsätzlich ausschließt: "Eine dokumentierte Eruption in dieser Region vor etwa 60 000 Jahren könnte die menschliche Rasse deziimiert haben, wobei sie einen "genetischen Flaschenhals" [orig.: "'population bottleneck"; d. Ü.] hervorrief, während dessen unsere Spezies bis auf ein paar hundert Individuen reduziert wurde (+3); dies ergibt sich aus Studien mitochondrischer DNA. Einige haben angenommen, dass Sundaland die Heimat einer frühen, untergegangenen Zivilisation war, möglicherweise die Heimat der mysteriösen Reisenden, welche die anomalen Karten der Eiszeit erstellt haben, die von den frühen Kartographen der Moderne in ihre Atlanten aufgenommen wurden [siehe dazu: Prof. Hapgood und die alten Karten; d. Red.]." (+4)
Mit Sundaland (dazu mehr unter: Archäologische Indizien für die Pazifika-Hypothese?) lernen wir also eine erste mögliche Kandidatin für ein "Pazifika" kennen, das aufgrund des rapiden Anstiegs der Meeres-Spiegel in mehreren größeren "Schüben" überflutet wurde. Damit entfällt für diese prähistorische Landmasse - immerhin mehr als drei mal so groß wie der heu-tige indische Subkontinent - jegliche Kontroverse über die geologische Möglichkeit oder Un-möglichkeit ihrer Existenz. Dass Sundaland darüber hinaus in direkter Nachbarschaft zum indi-schen Großraum lag, könnte zudem das Motiv des versunkenen Kontinents ("Kumari Nadu") in altindischen bzw. tamilischen Legenden erklären, das offenbar eine wesentliche Grundlage des modernen Lemuria-Mythos darstellt (vergl. dazu: Mythologische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?).
Doch wenden wir uns nun den Weiten des Zentral-Pazifik zu, wo das Lemuria der meisten modernen Esoteriker gelegen haben soll. Hier nach geologischen Spuren eines in erdgeschichtlich jüngster Zeit versunkenen Kontinents zu suchen, sollte eigentlich ein sinnlosen Unterfangen sein; zumindest, wenn wir die einhellige Entrüstung zugrunde legen, die das Lemuria-Theorem bei "nüchternen Betrachtern" allgemein auszulösen pflegt. Wenn wir allerdings einen kurzen wissenschaftsgeschichtlichen Rückblick auf den geologischen und ozeanographischen Diskurs zum Pazifik werfen, wird schell deutlich, dass das Thema "versunkene Landmassen im Pazifik" offenbar zu keiner Zeit 'aus der Welt' war, sondern in Fachkreisen immer wieder neu diskutiert wurde.
Fortsetzung