Versunkene Landmassen - im Zentral-Pazifik?

Geologische und ozeanographische Grundlagen für die Pazifika-Hypothese?, Teil II

Abb. 3 Der Hawaiianische Rücken - auch Hawaiis genannt. War er einst Teil eines Komplexes pazifischer Mikrokontinente? (Graphik von Joel E. Robinson)

Wie wir bei William Hutton erfahren, legten in den "1930'ern Echo-Lotungen des Pazifik durch Capt. Claude Banks Mayo von der U.S. Navy [...; nahe], dass es dort >einen überfluteten Kontinent mit Bergen, Flußläufen und Plateaus in einer durchschnittlichen Tiefe von einer Meile [gibt], der sich von Hawaii (Abb. 2) bis zu den Barin-Inseln, östlich der Küste von Japan hinzieht<." [1] 1958 schrieb der amerikanische Ozeanograph W.H. Menard über die Möglichkeit eines versunkenen Kontinents im Pazifik: "Der südliche Teil der ost-pazifischen Erhebung ist 2000 km breit und 2 km hoch, einer der größten ozeanischen Rücken der Welt ... Die Beobachtungen schließen nicht die Möglichkeit aus, dass breite Rücken möglicherweise temporäre Formationen darstellen, die angehoben werden und dann verschwinden." [2]

Laut N. Zhirov, einem der brillantesten Atlantologen der UdSSR, zu dessen Kern-Kompetenzen die Meeres-Geologie gehörte, war im frühen 20. Jahrhundert "die Ansicht, dass der Pazifik einst eine Landmasse - Pacifis - gewesen sei, unter Geologen recht weit verbreitet. Diese Ansicht entsprang den Untersuchungen der Fauna und Flora im Pazifik selbst sowie auf den ihn umgebenden Kontinenten." [3] Historisch-zoogeographische [4] Erkenntnisse, die für die erdgeschichtlich rezente Existenz eines pazifiischen Kontinents sprechen, wurden sogar schon vergleichsweise früh gewonnen.

Dazu heißt es bei Zhirov weiter: "Die Entdeckung von Galaxias, einem Süßwasser-Fisch, auf Neuseeland im Jahr 1764 stützt die Ansicht, dass zu irgendeiner Zeit im Pazifischen Ozean, insbesondere seinem südlichen Teil, einen riesigen Kontinent gegeben hat. Dieser Fisch kommt in der südlichen Hemisphäre zwischen dem 30. und 60. Grad südlicher Breite auf Kontinenten und auch auf Inseln in Süßwasser vor. Salzwasser wirkt fatal auf ihn und daher muss eine Migration über See ausgeschlossen werden. Auch viele andere verwirrende Beispiele [5] für das Vorkommen bestimmter Fauna lassen sich nicht ohne die Theorie erklären, dass es dort, wo sich heute der Ozean befindet, einst riesige Landstriche gab." [6]

Zudem lässt eine historisch-zoogeographische Betrachtung pazifischer Meeres-Fauna möglicherweise auch Rückschlüsse darauf zu, wann und unter welchen Umständen diese Landstriche (bzw. Reste größerer Landmassen aus noch älterer Zeit) in den pazifischen Fluten versanken: "G. W. Lindberg [7] weist [...] auf das Rätsel der bipolaren Verbreitung von Meeres-Säugetieren hin. Während der glazialen Periode zog die nördliche, kälteliebende Fauna des Atlantik südwärts, doch im Pazifik wandte sie sich aus irgendeinem Grund nach Norden, als flüchte sie vor einer thermalen Barriere.

Darüber hinaus gibt es ein rätselhaftes Auftreten tropischer Korallen-Fauna, die eine mittlere Wasser-Temperatur von 19° benötigt, nicht nur in der Nomi-Bucht bei Tokyo, sondern nach Norden bis hin zur Penzha Bay in der See von Okhotzk." Lindberg, der eine Verschiebung des Äquators - etwa durch eine abrupte Verlagerung der Erdachse (Polsprung) - ausschloss, nahm an, "dass dieser Anstieg der Wassertemperatur durch den Ausstoß großer Mengen von Lava aus dem Ozean-Bett des Pazifik verursacht wurde." [8]

Abb. 4 Ein 'Guyot' mit charakteristischen Erosionsspuren auf Meeresniveau in der Draufsicht. Im Pazifik gibt es jedoch auch Strukturen dieses Typs, deren Kuppen sich in mehreren tausend Meter Tiefe befinden. (Graphik: © IPGP)

Dabei berief er sich u.a. auf den Geologen C. Johns, der schon 1934 eine katastrophistische Hypothese präsentiert hatte, "welcher zufolge der Abfall der globalen Meeres-Spiegel, von dem er vermutet, er stehe im Zusammenhang mit der Existenz submariner Canyons [...], durch die Subsidienz des Pazifik-Bodens und dann auch durch den Austritt riesiger Mengen von Lava verursacht wurde." Der sowjetische Wissenschaftler G. D. Khizanashvili [9] ging dagegen davon aus, "dass die nordwärts gerichtete Migration kälteliebender Fauna im Pazifik sowie die simultane Wanderung nach Süden im Atlantik während der initialen Phase des Pleistozäns auf Veränderungen des Meeresspiegels auf verschiedenen Breitengraden als Ergebnis einer Polverschiebung zurückzuführen sein könnten." [10]

Leider konnte sich in den USA und Westeuropa diese interdisziplinäre Betrachtung der Erdgeschichte nicht gegen den geologischen Fachzentrismus sowie gegen die Entwicklung und dogmatische Auslegung neuer Lehrmeinungen, wie der Kontinental-Drift-Lehre nach Wegener und der Theorie permanenter Ozeane "ocean permanency theory" - "einmal ein Ozean, immer ein Ozean" - durchsetzen und die historisch-zoogeographischen "Daten, welche diese Untersuchungen erbrachten, wurden", wie Zhirov bedauernd bemerkt, "unglückseliger Weise vergessen oder ignoriert, indem sie durch Auffassungen überlagert wurden, die auf die eine oder andere Weise im Zusammenhang mit der Theorie [permanenter Ozeane; d. Ü.] in Verbindung standen." [11]

Obwohl diese Theorien und ihre Dominanz der Meeresgeologie eine ähnlich verhängnisvolle Rolle für die wissenschaftliche Erforschung 'versunkener Uralt-Kulturen' zu spielen begannen wie das Beringstraßen- und Clovis-Paradigma zur Erst-Besiedlung Amerikas im Bereich der Anthropologie und Ethnologie, war der Diskurs um 'Pazifika' weitaus langlebiger als die ideologisch befrachtetere Diskussion um Atlantis. Auch nach der 'Hochzeit' der Pazifika-Theorie zwischen den 1940er und 1960er Jahren - damals gehörten neben Menard auch H. Hallier [12], J. W. Gregory [13] und H. I. Jensen [14] zu den glühendsten Verfechtern der Annahme größerer, während rezenter Perioden versunkener, Landmassen im Pazifik - schlossen sich ihr - im Angesicht der Evidenzen - immer wieder Wissenschaftler an.

Der "Geophysiker Amos Nur von der Stanford University, stellte 1977 fest, dass ein [Kontinent] >Pacifica< höchst wahrscheinlich sei, da Krusten-Gebiete unter Kontinental-Massen entstehen, außer im Pazifik, und dass >jüngst überflutete Plateaus im Ozean bei Australien, darunter das Manihiki-Plateau und das Gebiet von Ong-Java, Überreste dieser früheren Landmasse sind.< Andere Forschungs-Reisende haben Guyots (Abb. 4) (Untersee-Berge), einer davon 11 000 Fuß hoch, unter den Wellen des Pazifik entdeckt ... da Guyots nur durch Brandungs-Aktivität geformt werden können, belegt dies zuverlässig ein solches Absinken von Land, und dass es tief abgesunken ist. Und Korallen-Ringe wurden in der Südsee in 1800 Fuß Tiefe entdeckt. Und was bedeutet das? Korallen können nicht in größeren Wasser-Tiefen als 150 Fuß leben, wie man mir gesagt hat." [15]

Abb. 5 Der Sowjetische Geologe und Geophysiker Vladimir Vladimirovic Belousov (1907-1990) war vom rezenten, in mehreren Schüben erfolgten, Untergang großer Landgebiete im Pazifischen Großraum überzeugt.

Auch Zhirov erwähnte 1970 die "Guyots" als wesentliches Spezifikum, das auf das rezente Vorhandensein größerer Landgebiete im Pazifik hindeutet: "Bei den Guyots, flachkuppigen unterseeischen Bergen, die von H.H. Hess entdeckt wurden, handelt es sich um ein interessantes Merkmal des Pazifik und sie stehen in Zusammenhang mit den späten Bewegungen seines Meeresbodens. Obwohl man sie später auch in anderen Ozeanen entdeckt hat, kommen sie in solch großer Zahl nur im Pazifik vor. In diesem Zusammenhang schreibt V. V. Belousov (Abb. 5) [16]: >Obgleich die Guyots ihre flachen Kuppen wahrscheinlich Erosion verdanken, sind sie ein Hinweis darauf, daß der Grund sich gesenkt hat und der Ozean tiefer geworden ist. Im Zentral-Pazifik finden sich Guyots in einer Tiefe von etwa 1500 Metern, was in etwa der Dicke der Korallen-Strukturen entspricht. Die noch tiefer liegenden Guyots sollte man als älter und früher versunken klassifizieren." [17]

Immer wieder stießen Forscher auf Spuren, die auf ein Absinken größerer Landflächen im Zentral-Pazifik hinweisen, das unter weniger "beschaulichen" Umständen vor sich ging als das relativ langsame Verschwinden Sundalands. Dazu heißt es bei Hutton weiter: "Und dann gab es die aufregende Entdeckung einer gewaltigen Schicht >sauberer weißer Asche< am Grund des Pazifik, ein paar hundert Meilen von Mittel- und Südamerika entfernt, die sich 750 Meilen westlich bis 825 Meilen südlich des Äquators erstreckte (N.Y. Times, 4/12/59). E. Anders und D.N. Limber meinen ("Origin of the Worzel Deepsea Ash" in Nature, Vol. 184), die Asche sei terrestrischen, vulkanischen Ursprungs, und dass sie >ein bemerkenswertes Ereignis in der Erdgeschichte< anzeigen müsse. Diese Aschen-Schicht könnte irgendwie mit dem Untergang von Lemuria in Verbindung stehen." [18]

Könnte es tatsächlich sein, dass im zentral-pazifischen Raum im Gefolge gewaltiger, vulkanischer Eruptionen, vor vergleichsweise wenigen Jahrtausenden gewaltige Landmassen untergegangen sind? Bevor wir dieser Frage nachgehen, sollten wir noch einmal zwei wesentliche Punkte herausstellen: Halten wir erstens noch einmal fest, dass von "Kleinkontinenten" oder "Großinseln" die Rede ist, wenn wir über pazifische Landmassen nachdenken, die während rezenter Perioden "abgesackt" sein könnten, nicht von einem überdimensionalen Riesenkontinent, der nahezu das gesamte pazifische Becken ausfüllt.

Zweitens kann vulkanische Aktivität für sich genommen - und das gehört zu den wenigen Punkten, die im erdgeschichtlichen Diskurs zum Thema "Versunkene Kontinente" zwischen den Vertretern uniformitaristischer Konzepte und denjenigen aus dem oppositionellen Lager der Katastrophisten einvernehmlich als "gesichert" betrachtet werden -, unmöglich das schnelle Absinken einer 'kontinentalen' Landmasse bewirken haben. Wenn überhaupt, so müssen massive außerirdische Einflüsse (z.B. Einschläge großer Impaktoren) als Auslöser für solche Szenarien in Betracht gezogen werden, wobei der einsetzende Vulkanismus eine Sekundärerscheinung darstellt.

Fortsetzung:

Pazifika - Ein Kleinkontinent auf der 'Südpazifischen Superschwelle'


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Joan Griffith, nach: EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU, The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm
  2. Quelle: W.H. Menard, "Development of Median Elevations in Ocean Basins", 1958, Geol. Soc. Amer. Bull., Vol. 69, pp.1179-1186; nach Joan Griffith auf EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU, The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm
  3. Quelle: N. Zhirov: "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Hawaii, Honolulu 2001 [Reprint von 1970, Moskau], S. 151
  4. Anmerkung: Vergleiche bei Atlantisforschung.de zur Historischen Zoo-Geographie in der Alternativen Prähistorik und Atlantisforschung auch: "Spurensuche im Mittelmeerraum: Historische Zoo-Geographie im Einsatz"
  5. Anmerkung: Zhirov verweist dazu u.a. auf: N.N. Gorsky, "Taıni okeana" (Mysteries of the Ocean), Moskau, 1960
  6. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 152
  7. Siehe: G. W. Lindberg, "The Quaternary Period in the Light of Biogeographical Data", Moskau / Leningrad, 1955, S. 180
  8. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 149
  9. Siehe: G. D. Khizanashvili, "O pereseleniyakh v chetvertichnoye vremya razlichnykh vidov zhivotnykh v svete dinamiki zemnoi osi vrashcheniya" ("Migration of Different Species of Animals in the Quaternary Period in the Light of the Dynamics of Earth´s Axis of Rotation"), in: Okeanologiya, Nr. 2, S. 735-740, UdSSR, 1962
  10. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 149
  11. Quelle: ebd., S. 151
  12. Siehe: H. Hallier, "Über frühere Landbrücken, Pflanzen und Völkerwanderungen zwischen Australasien und Amerika ", Leiden, 1912
  13. Siehe: J. W. Gregory, "The Geological History of the Pacific Ocean", in: Nature, Vol. 125, No. 3159, 1930, S. 750-751
  14. Siehe: H. I. Jensen, "Australia and the Pacific Ocean", in: Queensland Geographic Journal, Nr. 61, 1962-63, S. 31-37
  15. Quelle: William Hutton, "EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU", The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm
  16. Siehe: V.V. Belousov, "O geologicheskom stroyeniı i razivitii okeanitcheskikh vpadın" ("The Geological Structure and Development of Ocean Hollows"), in: News of the USSR Academy of Sciences, Geology Series, Nos. 1955, No. 3, 3-18
  17. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 147
  18. Quelle: William Hutton, "EVIDENCE OF LEMURIA, OR MU", The Hutton Commentaries, online unter http://www.huttoncommentaries.com/Other/Lemuria/evidence_of_lemuria.htm


Bild-Quellen

(3) http://pubs.usgs.gov/ds/2006/171/site/perspective-view.jpg

(4) http://www.ipgp.jussieu.fr/pictures_lib/429.jpg

(5) http://www.todayinsci.com/B/Belousov_VV/BelousovVVThm.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)