"Studierte Wissenschaftler", "Skeptiker" und der Diffusionismus

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Abb. 1 Bisweilen schaffen Wissenschaftler es erst nach Jahrzehnten, sich von Vorurteilen frei zu machen, die sie sich in Ihrer Jugend beim Studium 'antrainiert' haben. Anderen gelingt es nie. Bild: "Der Gelehrte", Eisenkunstguss von Leonard Posch (1850)

"Nichts für ungut, Sir! Ich habe nämlich auch -- studiert und denke heute noch mit Vergnügen daran, was für ein eingebildeter Dummkopf ich damals gewesen bin. Good bye!" Der Westmann Old Death in Karl May´s WINNETOU II

Auch der Verfasser war einst nahe daran, ein "eingebildeter studierter Dummkopf" zu werden, als er nämlich in jungen Jahren mit einem Naturwissenschaftsstudium begonnen hatte. Glücklicherweise verhinderten dies aber dann doch einerseits eine große Naturverbundenheit, und andererseits ein großes Befremden vor dem trocken-leblosen, mathematisierten Inhalt der gängigen Physik-Lehrbücher. Wo war da die lebendige Natur geblieben in den "Naturwissenschaften"?

Ähnlich scheint es Karl Christoph Schmieder, "Doktor der Philosophie und weiland Professor zu Kassel", ergangen zu sein, wie er im Vorwort seiner GESCHICHTE DER ALCHEMIE (1832) beschreibt. Er hatte nämlich zunächst einfach unhinterfragt das schon damals "getragene" Mainstream-Urteil übernommen, bei der Alchemie handle es sich um "Pseudowissenschaft", "unwissenschaftlichen" Unsinn. Dazu sagt er:

"In vielen Hörsälen gilt freilich die Sache für abgemacht, und was man gewöhnlich studieren nennt, läßt´s gerne dabei; allein Hören heißt andere für sich denken lassen, und das Studieren muß dann erst folgen... Mein Hören fiel in die Zeit, da der besagte Proceß sein Ende erreicht zu haben schien. Als Zwanziger schwur ich demnach auf Meisters Wort, die Alchemie sey ein Mährchen, zum Betrug erdacht, und damals sah der junge Doktor wol fürnehm auf Andersmeinende herab. Der Dreißiger traf schon auf Dinge, die er nicht beachten mochte. Der Vierziger las mehr, und fand mehr, was ihn bedenklich machte. So war der Fünfziger dahin gekommen, daß er nicht wußte, was er glauben solle. Ich schämte mich dessen, und das erzeugte den Entschluß, endlich einmal daran zu gehen, daß ich den eigentlichen Grund der Sache suche... In solchen Fällen muß man vermögen, sich aus der liebgewordenen Ansicht zu versetzen, um noch einmal zu prüfen, was erwiesen schien."

Ähnlich liegen die Dinge beim ethno-linguistischen und Kultur-Diffusionismus! Hier haben wir einerseits, als orthodox-doktrinäre "opinion moulders", gewisse professorale "Meister", die propagieren, der Diffusionismus sei "ein Mährchen", obwohl sie eben nicht, wie Schmieder, ehrlich daran gegangen sind, "den eigentlichen Grund der Sache" zu suchen.

Auf der anderen Seite haben wir, insbesondere bei den organisierten "Skeptikern", indoktrinierte junge Leute, "Zwanziger" und "Dreißiger"; die, ohne sich selbst je ernsthaft mit der Sache befaßt zu haben, "auf Meisters Wort" schwören, diese oder jene "Außenseiteransichten" seien "wissenschaftlich unhaltbar". Der Verfasser dieses kleinen Beitrages möchte daher an alle "Zwanziger" und "Dreißiger", die sich etwa in Internet-Foren über den "abwegigen" Diffusionismus (oder andere "abwegige" Weltbilder) ereifern, appellieren, sich zuvor auf dem betreffenden Gebiet wirklich kundig zu machen und "den eigentlichen Grund der Sache", d.h. die unbezweifelbaren Fakten zu suchen.

Wörthsee, den 23.11.08


Bild-Quelle

1) Antiquitäten Holländer, unter: http://www.hollaender-antiquitaeten.de/EisenkunstgussSeite15a.htm (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)