Archimedische Spiralen im alten China

von Jeff Hecht

Abb. 1 Ein krypto-archäologisches Phänomen aus China: Ein 2500 Jahre alter Jade-Ring mit Archimedischen Spiralen.

Ausgeprägte Spiral-Muster, die in kleine Jade-Ringe (Abb. 1) graviert wurden, machen deutlich, dass in China vor mehr als 2500 Jahren komplexe Maschinen verwendet wurden, sagt ein graduierender Physik-Student aus Harvard. Der Ring war unter den Gütern, die man in den Gräbern von Privilegierten aus Chinas "Frühling-und-Herbst-Periode" von 771 bis 475 v.Chr. entdeckte.

Die meiste archäologische Aufmerksamkeit hatte sich auf die größeren und spektakuläreren Jade- und Bronze-Artefakte konzentriert. Aber Peter Lu identifizierte die Muster auf den kleinen Ringen als Archimedes-Spiralen, die er für die älteste Evidenz für Verbund-Maschinen [orig: "compound machines"; d. Ü.] hält. Simple Maschinen, die sich nur in eine Richtung bewegen, gibt es schon seit mindestens 5000 Jahren, seit der Erfindung der Töpfer-Scheibe. Viel länger dauerte es jedoch Verbund-Maschinen einzuführen, die beide Bewegungs-Richtungen präzise übertragen. Archimedes wird bisweilen das Verdienst zugeschrieben, während des dritten Jahrhunderts v. Chr. eine nicht näher beschriebene Verbund-Maschine gebaut zu haben, um Schiffe im Hafen von Syrakus zu bewegen, aber die frühesten anerkannten Beschreibungen stammen von Hero von Alexandria im ersten Jahrhundert n. Chr.

Abb. 2 Der fixierte Griffel zeichnet eine Spirale auf die Oberfläche eines Werk-Stücks. (Grafik: Science)

Fachleute glauben, dass die meiste alt-chinesische Jade von Hand geschnitten wurde, aber Lu meinte, die Spiralen auf den Jade-Ringen seien maschinell hergestellt, sobald Jenny So, eine Kunsthistorikerin an der chinesischen University of Hong Kong, ihm in der Smithsonian Institution einen zeigte. "Ich sagte, ich wette, dass man das mit einem modifizierten Bogen-Bohrer [siehe dazu auch: Optische Linsen im Altertum] machen könne, und sie sah mich an als habe ich zwei Köpfe", erklärte Lu dem New Scientist.

Herausgefordert, die Richtigkeit seiner Annahme zu beweisen, baute Lu eine Spiral-Schneidemaschine aus einem alten Plattenspieler. Sie ähnelte einem Bogen-Bohrer, wie ihn Pfadfinder traditionell benutzen, um ohne Streichhölzer Feuer zu machen. Er wickelte eine Schnur eng um die Spindel auf der Drehscheibe, und befestigte ihre Enden an einem Stab, der zwischen den Halterungen auf beiden Seiten der Drehscheibe verlief (Abb.2). Löcher in den Halterungen hielten den Stab so, dass er sich in ganzer Länge vor und zurück bewegen konnte, aber nicht seitwärts. Ein am Stab befestigter Griffel ruhte auf der Drehscheibe. Das Vor- und Zurückbewegen des Stabes versetzte die Drehscheibe in Bewegung, sodass der fixierte Griffel eine Spirale auf die Oberfläche zeichnete.

"Es gibt keine harten Beweise dafür, dass sie es so gemacht haben", gibt Lu zu. Aber die Indizien sind stark. Die Spiralen ähneln sauber der Archimedischen Form und ihr Zentrum liegt im Mittelpunkt der Ringe, die entstanden sein könnten, indem man die Jade drehte, während der Griffel an seinem Platz fixiert war. Die spiraligen Gravuren sind zudem in bemerkenswerter Weise viel gleichförmiger als andere Jade-Muster. Die Ringe datieren mindestens aus dem Jahr 552 v. Chr., und zum Fehlen eines Nachweises für frühere Spiral-Ringe, sagt Lu, dass auch niemand nach ihnen gesucht hat. Inzwischen beschäftigt sich Lu wieder mit seiner Graduierungs-Arbeit in Physik [...]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Jeff Hecht © erschien erstmalig bei Science (10. Juni 2004, Vol. 304, S. 1638). Online wurde er zuerst bei New Scientist unter http://www.100megsfree4.com/farshores/a04tech.htm veröffentlicht (nicht mehr online); Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de


Bild-Quellen

(1) http://www.100megsfree4.com/farshores/a04tech.htm (nicht mehr online)

(2) ebd.