Das Geheimnis von Burrows Cave

(bb) Wenn wir seinen Angaben Glauben schenken können, dann war Russel Burrows aus Olney an dem betreffenden Frühlingsnachmittag des Jahres 1982 irgendwo in einem abgelegenen Tal im südlichen Illinois unterwegs. Mit seinem tellerförmigen Metalldetektor war der passionierte Sammler auf der Suche nach verlorenen Münzen, Waffen oder anderen Relikten aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. An diesem Tag schien ihm das Finderglück scheinbar nicht hold zu sein, völlig vergeblich ließ er den Sensor systematisch über den Boden wandern.

Abb. 1 Künstlerische Darstellung eines Beerdigungsrituals in der 'Krypta' von Burrows Cave.

Doch als er sich dem äußersten Ende eines verlassenen, alten Friedhofs näherte, begann der Zeiger des Messgeräts plötzlich auszuschlagen. Am Fuß eines steilen Hügels wurden die Ausschläge so stark, "als hätte er Fort Knox unter sich". Völlig fasziniert versuchte Burrows, mit dem Gerät die ungefähre Größe des Fundortes auszuloten. Da er dabei ständig sein Augenmerk auf die Anzeigeskala richtete, achtetet er nicht auf den Untergrund und stürzte plötzlich in einen fast vertikalen Schacht, der gerade breit genug war, um einen erwachsenen Menschen durchzulassen.

Noch etwas benommen von diesem Sturz, fand sich Burrows in einer dunklen Kammer wieder. Dort sah er im Dämmerlicht altertümliche Statuen aus Stein, Urnen und Waffen, die auf dem Boden verstreut lagen. Die Wände waren mit Darstellungen und Motiven bedeckt, die ihn an das alte Ägypten erinnerten. "Die Neugier des Amerikaners wurde aber vor allem durch verschlossene Durchgänge geweckt, die in loser Reihenfolge an den Seitenwänden auftauchten. Burrows entschloss sich, eine davon aufzubrechen.

Keine leichte Aufgabe, doch nach einiger Zeit gelang es ihm, eine provisorische Öffnung freizulegen. Ein modriger Geruch schlug ihm entgegen. Burrows zückte seine Taschenlampe und leuchtete in den Raum. Zentimeter für Zentimeter tastete sich der Lichtkegel seiner Lampe durch die Dunkelheit, bis er an einem großen Gegenstand hängen blieb. Burrows stockte der Atem: Da lag - aufgebahrt auf einer massiven Steinplatte - ein Skelett. Daneben Äxte, Speerspitzen und Metallgegenstände. [...] Am Boden lagen Kupfer- und Bronzewerkzeuge. Daneben standen einige Gefäße. Aber auch Schmuck blitzte im Schein der Taschenlampe auf." [1]

Burrows öffnete auch noch eine zweite Kammer in diesem Gang, in der er die sterblichen Überreste von einer Frau und zwei Kindern fand, die scheinbar alle drei umgebracht, oder vielleicht sogar geopfert wurden. Früher schien es hier sogar noch mehr Kammern gegeben zu haben, doch die schienen inzwischen eingestürzt und unzugänglich geworden zu sein. 1987 entdeckte Burrows dann bei einer seiner vielen weiteren Exkursionen einen Raum des Höhlensystems, den er später als "Main Tomb", als Hauptkammer der Anlage, bezeichnet hat.

"Der Eingang war mit einem großen, steinernen Rad verschlossen, auf dem seltsame Schriftzeichen prankten. Burrows meisterte auch dieses Hindernis und trat schließlich in eine geräumige Kammer ein, in der - umringt von Waffen und Statuen - ein massiver Steinsarkopharg stand. Mit dem Brecheisen gelang es ihm, den Sargdeckel zu öffnen. Darin eingebettet lag ein zweiter Sarg aus purem Gold. Burrows öffnete auch diesen - und seine Augen weiteten sich: Vor ihm lag eine in Tücher eingehüllte Mumie..." [2]

Abb. 2 Der "Baetis River Stone" aus Burrows Cave - Bildseite.

Diese abenteuerliche Geschichte von einem mysteriösen Höhlensystem voller antiker Artefakte war und ist kaum zu glauben, zumal Burrows sich bis zum heutigen Tag standhaft geweigert hat, den genauen Standort preiszugeben. Zum Beweis legte er aber bis heute eine geradezu ungeheure Menge von gravierten Steinen vor, die von dort stammen sollen (etwa 7000 Stück sind dokumentiert). Größtenteils sind sie sogar mit alten Schriftzeichen versehen, und viele dieser Inschriften konnten inzwischen von dem amerikanischen Schriftexperten Paul Schaffranke übersetzt werden. Dabei weisen sie Darstellungen auf, die u.a. eindeutige Bezüge zur phönizischen und ägyptischen Kultur zeigen.

Schon aus diesem Grund stand für einen Großteil der amerikanischen Fachwelt von Anfang an fest: "Burrows Cave", wie wie die Höhlen schön bald genannt wurden, existiert nur in der Phantasie seines Entdeckers und bei den 'angeblichen' Relikten muss es sich um Fälschungen handeln. Schließlich "Einer der wenigen, der sich spontan gewillt zeigte, die Sache einer seriösen Untersuchng zu unterziehen ist der amerikanische Professor James Scherz von der Universität Wisconsin. [...]

Seine Ergebnisse hat Scherz 1992 in einem ausführlichen Report dokumentiert. Darin plädiert er vehement für mehr Offenheit gegenüber kontroversen Entdeckungen. Unsere Vorfahren, so betont Scherz, seien >weitaus fortschrittlicher< gewesen, als man bisher gedacht habe: >Die seltsamen Motive auf den Steinen sind für mich kein Beweis für eine Fälschung. Vielmehr scheinen sie darauf hinzudeuten, daß die präkolumbische Geschichte Amerikas erheblich seltsamer und interessanter sein könnte, als es unsere besten Historiker vorgeschlagen haben.<" [3]

Abb. 3 Der "Baetis River Stone" - Schriftseite

Außer den Steinartefakten hat Burrows offenbar aber auch in großem Umfang Goldmünzen, -barren und -schmuck aus den unterirdischen Kammern geschafft - und verkauft. Leider besteht ja kein Mangel an Sammlern, die horrende Summen für solche Stücke auszugeben bereit sind. Zudem scheint Burrows sogar Goldobjekte aus der Anlage einschmelzen lassen und über sein "Burrows´ Cave Research Center" gleich barrenweise verkauft zu haben. Harry Hubbard aus Melbourne, Florida, Gründer der 'Ptolemy-Productions'-Forschungsgesellschaft, und einer der führenden Burrows-Cave-Forscher in den USA, nennt Zahlen: "Aus den mir vorliegenden Akten geht klar hervor, daß zwischen 1987 und 1989 Gold im Gesamtwert von fast sieben Millionen US-Dollar über die Tische des >Burrows Cave Research Center< wanderte. Es sieht so aus, als ob ein großer Teil davon eingeschmolzen und über Fort Knox an U.S. Mint verkauft wurde. Wohin der Rest des Goldes im Wert von drei Millionen verschwand, ist unklar. Ich vermute, daß es sich immer noch im Besitz von Burrows befindet." [4]


Transkription nach Schaffranke:

"Juba's Fluß-Karte von Helios. Aufgezeichnent auf diesem Stein ist der Fluß Baetis, auf welchem der machtvolle punische Zweig der Phönizier aus Gades fuhr und verschwand, nachdem er von den Römern zermalmt worden war."

Schriftzeichen1.jpg

So darf es nicht verwundern, dass heute ein großer Teil der bekannten und fotographisch dokumentierten Objekte ein großer Teil inzwischen verschwunden ist. In jedem Fall erscheinen Burrows wiederholte Beteuerungen fadenscheinig, er habe durch sein Schweigen über den Standort das Objekt nur vor "Schatzjägern" schützen wollen. Zudem steht zu befürchten, dass durch seine spezielle Form der Amateurarchäologie bereits wesentliche Teile dieses vermutlichen Kulturerbes der Menschheit irreparabel zerstört, oder in alle Winde zerstreut wurden. Russel Burrows selber zog sich 1998 vorläufig 'aus der Affare', indem er via Internet eine Erklärung abgab. Sie besagte, der Standort der unterirdischen Anlage sei über einen Anwalt einem Anthropologen mitgeteilt worden. "Alle weiteren Schritte und Entscheidungen - so wurde mir mitgeteilt - fallen jetzt in dessen Zuständigkeitsbereich. Um wen es sich dabei handelt, weiß ich nicht. (...) Ich selbst habe ab sofort nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun." [5]


Siehe zu diesem Thema auch:

Jahrhundertentdeckung Burrows Cave (Dr. Horst Friedrich)

Burrows Cave - Mauritanier in Illinois (Frank Joseph)


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Luc Bürgin, "Geheimakte Archäologie", bettendorf 1998 , Seite 25, 26
  2. Quelle: ebd., Seite 27
  3. Quelle: ebd., Seite 30
  4. Quelle: ebd., Seite 34
  5. Quelle: ebd., Seite 50


Bildquellen

(1) http://www.illinoismysterycave.com/indians.htm (nicht mehr online)

(2) http://www.illinoismysterycave.com/baetis.htm (nicht mehr online)

(3) ebd.