Der Mondeinfangsbericht nach Daniel und Johannes

von Kurt Bilau (1935)

Abb. 1 Himmelskunde war im alten Babylon ('Babel') eine hochentwickelte Wissenschaft. Die babylonischen Hof-Astronomen stammten vorwiegend aus Chaldäa, vermutlich das Mutterland orientalischer Astronomie.

Auch noch einer der Nachfolger Assurbanipals, Nebukadnezar, suchte die Bibliothek zu mehren. Deshalb nahm er nach der Zerstörung Jerusalems nicht nur die Grundbesitzer mit ins Exil, sondern er nahm Daniel und andere Schriftgelehrte zu sich. Daniel schrieb Chaldäisch (Babylonisch), wie ja überhaupt die Juden chaldäischen Stammes sind. Abraham wanderte mit seinem Volk von Ur nach Chaldäa aus.

Die Astronomie ist in Chaldäa zuerst entwickelt worden. Wahrscheinlich lagen alte Bücher der Atlanter auch den sumerischen Ureinwohnern von Ur vor, die Nichtsemiten waren und vom Meere kamen, also wahrscheinlich selbst Atlanter waren. Die Chaldäer kannten die Jahreslänge ebenso genau wie die Ägypter, ja sie wußten sogar noch viel mehr. Bekannt war ihnen die Sarosperiode (heute Halleysche Periode) von 6585 1/3 Tagen, in der sich alle Sonnen und Mondfinsternisse in der selben Reihenfolge wiederholen müssen. Die Astronomen am babylonischen Hofe waren gleichfalls Chaldäer. Daniel war diesen aber, wie er in Kapitel 5, V. 15 und 16 sagt, im Deuten von Schriften weit überlegen. Deswegen war er ja auch zum obersten aller Weisen in Babel eingesetzt (Daniel 2, V. 48).

Nur eine Schrift schien allen Deutungen zu widerstehen, und es könnte leicht sein, daß dies dieselbe Schrift war, die auch Solon noch in Saïs gesehen hatte. Hatte sich Ägypten unter den Nachfolgern Assurbanipals vom assyrischen Joch befreit, so hatte Nedukadnezar sie doch wieder unterworfen. Wenn der atlantische Urbericht nicht schon unter Assurbanipal aus Saïs gebracht wurde, so konnte er auch unter Nebukadnezar nach Babel gekommen sein. Jedenfalls konnte auch David zunächst keine sinnvolle Übersetzung finden. Der König bestrafte Daniel sogar, angeblich wegen des verbotenen Betens zu seinem Gotte, indem er ihn in die Löwengrube werfen ließ.

Bald hinterher tat ihm das jedoch leid, denn dan hätte er ja niemanden mehr für die von ihm so sehnlichst gewünschten Übersetzungen gehabt. Des Königs wohl nicht sehr sicher gegebener Befehl scheint ja glücklicherweise auch nicht ausgeführt worden zu sein. Und so erfahren wir denn im 7. Kapitel einen Traum oder eine Vision, vielleicht kann man auch Dichtung sagen, die sich viel später in der Hand des Theologen Johannes als Mondeinfangbericht erwies.

Die beiden Übersetzungen Daniels und Johannis stimmen in so vielen Einzelheiten dermaßen verblüffend überein, daß man nur annehmen kann, daß bei den Schriftgelehrten zweifellos derselbe Urtext vorgelegen hat. Ich möchte es den Lesern überlassen, sich selbst diese Ähnlichkeiten, die unschwer zu finden sind, herauszusuchen, möchte hier nur zwei kleine Details bringen, die besonders merkwürdig sind, weil sie gar nicht zur Sache gehören und doch in beiden Übersetzungen vorkommen. Beide Deuter haben nicht gewußt, was der Inhalt eigentlich bedeuten soll, deswegen bringen sie diese Einzelheiten, von denen sie vermuten, daß darin wichtige Erkenntnisse verborgen sein könnten.

Abb. 2 Die Legende von 'Daniel in der Löwengrube' ist vermutlich nur eine fromme Mär´. Wahrscheinlicher ist die profane Annahme, dass der babylonische 'Senior-Linguist' von König Nebukadnezar begnadigt wurde, weil der seine Dienste noch dringend benötigte.

Daniel übersetzt viel freier und abgekürzter und ersetzt das fehlende durch Deutungen der Visionen oder Dichtungen, für die man die Berichte hielt. Die Danielschen Deutungen interessieren hier nicht, es sei denn, daß man darin vielleicht teilweise gelungene Übersetzungen von Berichten über atlantische Politik vermuten könnte. So spricht Daniel von "zehn Königen, so aus demselben Reich entstehen." Auch Plato berichtet von zehn Königen auf der Insel Atlantis, von denen einer sozusagen der Oberkönig war. Johannes dagegen kann viel richtiger übersetzen, aber er traut sich nicht, den Inhalt auch nur der Reihenfolge des Geschehens nach zu ändern. Dadurch ist uns an der streng chronologisch richtigen Darstellung die wundervolle Gewißheit geworden, daß es sich tatsächlich um einem Mondeinfangsbericht handelt.

Nun zu den zwei mitübersetzten unsachlichen Details. Daniel 8, V. 26 sagt: "Dies Gesicht vom Abend und Morgen, das dir gesagt ist, ist wahr, aber du sollst das Gesicht heimlich halten, denn es ist noch eine lange Zeit dahin." Der Bericht will warnen vor ähnlichen kosmischen Katastrophen, jedoch sagt der Berichterstatter beschwichtigend, daß es bis zum nächsten Mondeinfang sicher noch viel Zeit hat. Immerhin konnte es den Übersetzern angst und bange werden, wenn sie von den furchtbaren Katastrophen, dem Steinhagel und anderen vernichtenden Ereignissen lasen. Daniel ward jedenfalls danach schwach und er lag etliche Tage krank (8, V. 27).

Auch Johannes überkommt dasselbe Gefühl, das wir alle, wenn wir ehrlich sein wollen, als Frontkrieger erlebten, als wir zum ersten mal in den Feindlichen Kugelregen kamen. Nachem Johannes den Inhalt des Büchleins verschlungen hatte (Joh. 10, V. 9), bekam er heftiges Bauchgrimmen (10, V. 9 u. 10), genau wie Daniel auch. Auch Johannes hat gelesen, daß er den Bericht nicht veröffentlichen solle, um das Volk nicht unnötig zu ängstigen, da sicher der Zweck des Buches schon erfüllt war, wenn die Wissenden gewarnt waren und ihnen Zeit zu Rettungsmaßnahmen (Bau von Archen oder Rettungspyramiden, Stufenpyramiden wie der Turm zu Babel, die ägyptischen, mittelamerikanischen oder Südsee-Stufenpyramiden) zu lassen.

Johannes 10, V. 4 lautet: "Und da die sieben Donner ihre Stimmen geredet hatten, wollte ich sie schreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel sagen zu mir: Versiegele, was die sieben Donner geredet haben, dieselbigen schreibe nicht." Also dasselbe wie bei Daniel. Die Urschrift muß wohl einen solchen Hinweis enthalten haben.

Daniel sah unter Sturmwind (die vier Winde stürmten wider einanderauf dem großen Meer 7, V. 2) vier große Tiere aus dem Meer aufsteigen (Daniel 7, V. 3; Johannes 7, V. 1 vier Engel). Das erste Tier sah wie ein Löwe mit Flügeln aus (Daniel 7, V. 4 und Joh. 4, V. 7) Die Augen (Ringgebirge auf den Monden), das weiße Kleid und das Haar wie reine Wolle (Daniel 7, V. 9 und Joh. 1, V. 14), die Räder oder bei Johannes die Augen wie Feuerflamme und noch viele andere Einzelheiten aus dem 7. Kap. Daniel stimmen wörtlich überein.

Abb. 3 Der Reformator Martin Luther (1483-1546) machte, ohne zu wissen, was er da übersetzte, den mythistierten, als 'Offenbarungen Johannis' bekannt gewordenen astro-physikalischen Bericht über eine gewltige Erd-Katastrophe der breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ähnlichkeit der Ausdrücke ist so groß, daß wohl niemand mehr bezweifeln dürfte, daß es sich hier um zwei Übersetzungs- und Deutungsversuche desselben Urtextes handelt, wenn auch Daniel, dem der Sinn noch schleierhafter war als dem Johannes, wesentlich knapper berichtet. Es mag auch von der Deutung Daniels viel verloren gegangen sein, denn sein Bericht wurde erst lange nach seinem Tode, fast 500 Jahre später, nämlich erst 165 v. Chr., niedergeschrieben und zwar in Chaldäisch unter Verwendung der hebräischen Schriftzeichen.

Die Priesterastronomen ferner verschollener Kulturen, die uns die Berichte vom Mondeinfang hinterließen, werden mangels verfeinerter optischer Meßmethoden die Geschehnisse wohl nicht so recht haben deuten können. Sie zeichnen daher das Naturgeschehen streng chronologisch auf, so wie es sich ihnen darstellte. Und so konnten die erschüttenden Berichte über den Einfang des Planeten Luna zum Erdenmond und der Bericht über die in gewaltigen Katastrophen niederbrechenden Lunamond uns erhalten bleiben auf dem Wege über Saïs, Ur und Patmos bis zu Luthers (Abb. 3) Übersetzung.

Und so rettete Luther, ohne zu wissen, was er da übersetzte, diese Berichte bis zum heutigen Tage, wo sie bislang unbeachtet im Bücherschrank oder im Familienschatz jedes Christenmenschen stehen - unbeachtet, weil die Wissenschaft sie weder zu deuten, noch zu werten wußte. Nur die Theologen haben sich vergeblich bemüht, die in bildreicher orientalischer Sprache uns Dargebotenen Offenbarungen [des] Johannes zu deuten. Natürlich haben Theologen nur einen Tummelplatz mystischer Deutungen daraus machen können, weil keiner von ihnen erkannte, daß es sich um einen astrophysikalischen Bericht, freilich stark untermischt mit Glaubensanschauungen [des] Johannes, handelte.

Laien fanden unter der Tarnung bilderreicher Sprache und irregeleitet durch ungenaue Übersetzungen erst recht nichts. Mit der ungenauen Übersetzung will ich jedoch keineswegs Luthers Werk tadeln. Luther hatte damals keine Lexika, wie sie mir zur Verfügung stehen, und er war nicht Ingenieur oder gar Astrophysiker. Die Offenbarungen boten ihm als Gottessucher so wenig, daß er sie am liebsten fortgelassen hätte. Wenn meine Zitate aus den Offenbarungen manchmal anders lauten als die Übersetzung Luthers, so liegt das daran, daß ich in astrophysikalischem Sinne exakter und wörtlicher übersetze.

Wenn Daniel sowohl wie Johannes schrieben, daß vier Tiere um einen Thron, also um eine zentrale Himmelserscheinung liefen oder standen, so kann man sich wenig dabei denken. Ganz anders klingt der griechische Wortlaut, nach dem 4 Lebewesen im Kreise umliefen. Wenn Sterne auf einer großen Kreisbahn [...] einen großen Stern hell wie die Sonne umlaufen, so ist es ganz klar, daß es sich um 4 Monde handelt. Die damaligen Beobachter kannten aber noch keine Monde, kannten auch den Ausdruck 'Mond' überhaupt noch nicht; sie sahen aber die schnellen Umläufe auf Kreisbahnen und verglichen sie daher mit Lebewesen.


Fortsetzung:

Die Offenbarungen Johannis (K. Bilau)


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Kurt Bilau (1872-1941) wurde seinem Buch "("Die Offenbarungen des Johannis - Ein Mondniederbruch vor 11 400 Jahren" entnommen (S. 57-61), das 1935 in Berlin veröffentlicht wurde. Bei Atlantisforschung.de erscheint er (2009) in einer redaktionell bearbeiteten Online-Fassung.

Bild-Quellen:

1) http://philo.ucdavis.edu/home/callan/CLA10/slides/babylon.jpg (nicht mehr online)
2) Bildarchiv Atlantisforschung.de
3) http://www.modjourn.brown.edu/mjp/Image/Cranach/Luther.jpg (nicht mehr online)