Der Osiris von Bautzing

Abb. 1 Der Osiris von Bautzing. Wie kam diese Figur vor mehr als 2000 Jahren nach Bayern?

(bb) Über einen spektakulären, aber wenig bekannten, Fund in Bayern berichtete bereits 1991 Ronald Orlogi in den EFODON NEWS In der ehemaligen Steinhauersiedlung Bautzing bei Hauzenberg (Landkreis Passau) war man bei Grabungen auf ein Artefakt gestoßen, das eigentlich ganz und gar nichts in dieser Gegend zu suchen hatte: eine etwa 2200 Jahre alte ägyptische Bronzeplastik des Gottes Osiris!

Die Fundgeschichte beschreibt Orlogi folgendermaßen: "Aufgrund der ständigen Nässe der dortigen Häuser unternahm 1972 einer der Besitzer den Versuch, dem Übel auf den Grund zu gehen. Die Ursache der Feuchtigkeit war eine starke Quelle zwischen 2,5 und 6 Metern Tiefe. Beim Trockenlegen stieß der Grundstückseigentümer mit der Schaufel auf einen unförmigen Klumpen, den er etwa zehn Jahre lang aufhob. Als er ihn dann wegwerfen wollte, kratzte er noch einmal daran herum, und es kristallisierte sich eine etwa zwanzig Zentimeter große Figur daraus heraus." [1]

Dr. Kapfhammer, ein Passauer Arzt und Sammler, in dessen Besitz die Statue überging, identifizierte das Objekt nach gründlicher Reinigung als altägyptische Osiris-Figur, die etwa in das 2. Jahrhundert vor unserer Zeit datiert wurde. Doch wie konnte eine solche Statuette vor 2200 Jahren in den südlichen Bayerischen Wald gelangen? Orlogis diesbezügliche Überlegung: "Vielleicht labte sich an dieser Quelle ein heimkehrender Krieger, möglicherweise ein Kelte. Damals kamen diese auch als römische Legionäre in Ägypten zum Einsatz. Es ist nicht bekannt, ob diese Statuette nur verloren ging oder ob sie geopfert wurde." [2]

Der Osiris von Bautzing, welcher sich Anfang der 90er Jahre als Leihgabe im Römermuseum Boiotro in Passau befand, soll allerdings nicht das einzige Exemplar seiner Art in Bayern sein: "Bekannt ist auch ein Osiris-Fund in Tacherting bei Traunstein/Obb. Außerdem sollen im Raum Regensburg und im Raum Straubing Apis- und Hermes-Statuetten gefunden worden sein. Auch aus Oberösterreich sind mehr als ein halbes Dutzend Osiris-Funde bekannt". [3]

Hier stellt sich nun doch die Frage, wie viele keltische Kriegsteilnehmer in römischen - oder phönizischen? - Diensten solche "Souveniers" aus Ägypten oder vom südöstlichen Mittelmeerraum mitgebracht haben sollen. Oder gab es vielleicht im keltischen Alpengebiet einst engere Kontakte zum mediterranen Kulturraum, wo diese Gottheiten angebetet wurden? Sollten künftig noch weitere solche Reliquien diesseits der Alpen entdeckt werden, darf ernsthaft darüber nachgedacht werden, ob man womöglich bereits im vorgeschichtlichen Bayern - lange vor der katholischen Kirche - der Faszination "orientalischer Kulte" erlegen ist. Vielleicht hatte man dort ja öfter mal einen Osiris im 'Marterl'?


Anmerkungen und Quelle

  1. Quelle: Roland Orlogi, 'Ägyptische Osiris-Figur in Bayern ausgegraben', in EFODON NEWS Nr. 5/1991
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: ebd.

Bild-Quellen

(1) http://www.efodon.de/html/archiv/vorzeit/orlogi/osi.htm - nicht mehr online (Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)