Die ersten Amerikaner? Bitte rückdatieren!
von William R. Corliss (1988)
Wenn wir in Science Frontiers Nr. 55 schauen, finden wir ein Zitat des Archäologen P.S. Martin, das besagt: "Hätten Menschen seit mehr als 12 000 Jahren in der Neuen Welt gelebt, dann würde darum kein Geheimnis gemacht." Dies stammt aus einem Artikel, in welchem Archäologen (einige von ihnen zumindest) versuchten, die Datierung, wann Menschen die beiden Amerikas betreten haben, von 12 000 auf 11 000 Jahre vor unserer Zeit NACH VORNE zu verschieben.
In nur ein paar Monaten haben wir nun vier neue Fälle in der allgemeinen Wissenschafts-Literatur gefunden (NICHT in der ARCHÄOLOGISCHEN Literatur aus den USA!), die gegen den Strom zu schwimmen scheinen:
Der Meadowcroft Rockshelter: J. M. Adovasio und R. C. Carlisle argumentieren in einem Brief an Science, dass bessere Datierungs-Techniken durchweg das Datum gedrückt haben, zu welchem Menschen in der Neuen Welt ankamen. Mit Bezug auf ihre eigene Arbeit am Meadowcroft Rockshelter in Pennsylvanien zitieren sie viele radiometrische Datierungen, die früher als 12 000 Jahre liegen. Bei dieser Fundstätte in Pennsylvanien indizieren die sechs ältesten Datierungen, die definitiv mit kulturellem Material zusammenhängen, dass hier schon vor zwischen 13 955 und 14 555 Jahren Menschen waren. [1]
Die Skelettüberreste vom Kansas River: Mittels Elektronen-Spin-Resonanzdaten eines Stücks von einem menschlichen Schädel bestätigen W. Dort und L. D. Martin eine Datierung auf 15 400 Jahre vor der Gegenwart. [2]
Eine Besprechung der Paläoindianer-Debatte: W. Bray erinnert in Nature daran, was bei einem Treffen im Smithsonian im jüngsten September [der Artikel erschien erstmals 1988; d. Red.] passierte. Zahlreiche kontroverse Fundstätten wurden diskutiert, wie etwa Calico Hills (vermutlich 200 000 Jahre alt) und Toca de Esperanca, Brasilien (vermutlich 300 000 Jahre alt). Seltsam genug, dass die Datierungen vom Meadowcroft Rockshelter und Kansas River keine Erwähnung fanden. Hauptsächlich jedoch war Bray beunruhigt darüber, was - und was nicht - einen allgemein akzeptablen Beweis für eine archäologische Datierung ausmacht. Dass diese Angelegenheit über eine idealisierte Wissenschaft hinausreicht, wird in Bray's Zitat des Anthropologen E. Leach deutlich:
"Begründungen im Bereich wissenschaftlicher Methodologie dienen zum Teil der Selbst-Rechtfertigung, da der wahre Gläubige, wenn sich sein Material als fehlerhaft erweist, stets die Schuld stets auf das Material schieben wird; wenn gegenteilige Beweise auftauchen, dann schürt er Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Entdeckers." [3]
Monte Verde, Chile: Wir brauchen hier nur die letzten zwei Sätze aus der Kurzfassung dieser Arbeit zu zitieren: "Wir berichten hier über zwei C-14 Datierungen von Holzkohle, die aus kulturellen Features entnommen wurden, welche mit dem älteren Material von etwa 33 000 Jahren BP in Verbindung gebracht werden. Diese Funde stellen ergänzende Evidenzen dafür dar, dass Menschen Amerika viel früher besiedelt haben, als bisher angenommen wurde." [4]
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 1988-2000) erschien erstmals unter dem Titel "UPDATING MAN-IN-THE-AMERICAS" bei Science Frontiers (Nr.57, Mai - Juni 1988). Ins Deutsche übersetzt nach http://www.science-frontiers.com/sf057/sf057a01.htm durch Atlantisforschung.de
Fußnoten:
- ↑ Quelle: Adovasio, J.M. und Carlisle, Ronald C.; "The Meadowcroft Rockshelter", Science, 239:713, 1988
- ↑ Bower, B.; "Skeletal Aging of New World Settlers," Science News, 133: 215, 1988
- ↑ Bray, Warwick; "The Palaeoindian Debate," Nature, 332:107, 1988
- ↑ Dillehay, Tom D., and Collins, Michael B.; "Early Cultural Evidence from Monte Verde, Chile," Nature, 332:150, 1988
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