Señor Kon-Tiki - Teil 8

Der rote Faden

von Andreas Delor

Abb. 1 - Thor Heyerdahl verfolgte bis ins hohe Alter unbeirrbar seinen, mit der 'Kon-Tiki'-Expedition (Bild) begonnenen 'roten Faden', aber es fiel ihm offenbar immer schwerer, dies im seinen Büchern deutlich zu machen.

Die Totschweige- und wissenschaftliche Verleumdungs-Strategie ist Heyerdahl gegenüber so erfolgreich, dass der Norweger gegen Ende seines Lebens selbst immer mehr an der Möglichkeit verzweifelt, mit seinen Forschungsergebnissen je durchzudringen. Zwar forscht er konsequent auf dem einmal eingeschlagenen Weg weiter; er hört aber auf zu kämpfen, seine späteren Schriften haben einen resignativen Unterton, nicht mehr den brillianten, polemischen und geschliffenen Stil seiner Frühwerke, leider auch nicht mehr deren für die damalige Zeit beispiellose Gründlichkeit. Sein schriftstellerisches Talent wird schwächer, er kann sein Anliegen immer weniger in klare Worte fassen.

Vor allem kann er die große Linie, den roten Faden, der sich durch seine Forschungen zieht, nicht mehr recht deutlich machen. Von außen gesehen, erscheint, wie schon bemerkt, sein späteres Leben zerfasert und planlos, regelrecht zerstückelt. Weder von ihm selbst noch von anderen ist der grandiose Wurf seines Lebens – zu dem „Kon-Tiki“ nur der Auftakt war – je überzeugend dargestellt worden, kaum jemand ahnt, was seine „Ra“-, gar seine „Tigris“-Fahrt mit „Kon-Tiki“ zu tun haben und dass alle drei zusammen erst das Geheimnis der „weißen, bärtigen Männer Amerikas“ deutlich werden lassen.

Um es noch einmal zu wiederholen: diese scheinbare Zerfaserung liegt in der Natur der Sache. Heyerdahl wagt sich, indem er in Wirklichkeit eben doch unbeirrbar seinen roten Faden verfolgt, in immer unsichere und schwieriger zu erfassende Gefilde vor, die ihn bis an die Grenze von Atlantis führen – welches wirklich zu erreichen, Thors Kraft zwar nicht ausreicht, aber indem er seinen Hammer von der Osterinsel aus mit erstaunlicher Zielgenauigkeit in die Vergangenheit schleudert, kommt er immerhin bis zu merkwürdig „amphibischen“ schwimmenden Schilfinsel-Kulturen VOR den ersten Hochkulturen, die verblüffend „nach Atlantis riechen“. Wer genau hinschaut, wird nicht umhin können, eine ungeheure Folgerichtigkeit in dem Dreischritt seines Lebens zu erkennen, der sich wie gesagt insbesondere mit den Namen seiner Fahrten verbindet: Kon-Tiki, Ra und Tigris: es ist ein und dasselbe Volk, dem er immer tiefer in die Vergangenheit nachsteigt.

Im Übrigen steht Thor Heyerdahl gar nicht so allein, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt viele Forscher, die zum selben Puzzle andere Steine zusammengetragen, andere Gesichtspunkte herausgearbeitet haben – leider oft nur Teilaspekte. Das Gesamtbild ist mir persönlich trotz der sehr wertvollen Arbeiten der anderen allerdings erst durch Heyerdahl in seiner ganzen Dimension aufgegangen. Vielleicht ist aber auch erst jetzt genügend Material zusammengekommen, um einen Überblick überhaupt wagen zu können.



Anmerkungen und Quellen

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