Wozu Esoterik?

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Abb. 1 Das "Shi Yantra", das wichtigste mystische Symbol des indischen Tantra

Nach Umfragen erfreut sich die Esoterik in Deutschland großen Interesses. Esoterische Praktiken wie Meditation, Yoga oder Pendelbefragung sind weit verbreitet. Mitunter hört und liest man aber auch missbilligende oder gar feindselig-ablehnende Gegenstimmen. Was ist also davon zu halten? Ist Esoterik Mumpitz?

Mitnichten! Bei den Gegenstimmen handelt es sich nämlich so gut wie stets entweder um unverständige Polemik, oder um unqualifizierte Pauschalurteile. Man gibt Urteile ab zu Dingen, bei denen man genau genommen mangels praktischer Erfahrung gar nicht mitreden dürfte. Was aber ist nun genau Esoterik? Man kann die Antwort auf diese Frage leichter nachvollziehen, wenn etwas weiter ausgeholt wird.

Es handelt sich um eine Parallelströmung, die (teils unter anderem Namen: Hermetik) unsere abendländische Kultur schon seit langer Zeit begleitet. Mitunter mehr quasi im Untergrund, oft aber auch unsere "offiziellen" Wissenschaften, und die jeweilige Schulmedizin, befruchtend.

"Väter" unserer Naturwissenschaft wie Kepler oder Newton, auch Paracelsus, der große Reformator der mittelalterlichen Medizin, waren im heutigen Sprachgebrauch typische Esoteriker.

Im Laufe der abendländischen Geschichte gab es allerdings hinsichtlich der Esoterik immer wieder gewisse Bedeutungs- und Schwerpunktverlagerungen. Da dieser kleine Beitrag aber keine geschichtliche Abhandlung sein soll, soll uns hier die Vergangenheit nicht interessieren, sondern die Gegenwart. Was also versteht man heute unter Esoterik?

Anstelle einer Definition füge ich hier zunächst einmal eine (wenigstens halbwegs vollständige) Auflistung von Themen bei, wie sie etwa auf "Esoterik-Tagen", bei Esoterik- und New Age-Forschungen, -Seminaren und Workshops, und in einschlägigen Buchhandlungen als zur Esoterik gehörend gehandelt werden.

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Kann man alles dies auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Man kann es in der Tat.

Der gemeinsame Nenner ist das völlig anti-materialistische, spirituelle Weltbild. Das Weltbild der Esoterik hat, abgesehen von Details, allerstärkste Affinität zum Weltbild der östlichen Weisheitslehren (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus), der Alchemie und des Schamanismus.

Das "Shi Yantra" (Abb. 1), das wichtigste mystische Symbol des indischen Tantra, dessen zentrales Thema "Shakti", die (weiblich vorgestellte) göttliche Energie ist (nach Fechner & Thiedemann, aus ZEITGEIST 1/1998). Patrick Flanagan zufolge generiert es, allein durch seine geometrische Form-Struktur, "Lebensenergie".

In dieser Sicht der Dinge ist das Universum ein in allen seinen Teilen von Leben erfülltes Ganzes, in dem alles mit allem verbunden ist, nichts isoliertes existiert, gewissermaßen eine Manifestation allgegenwärtigen kosmischen Bewusstseins.

In diesem Weltbild hat der Geist Vorrang vor der Materie, können also auch Gedankenkräfte materielle Wirkungen hervorbringen.

Selbstredend ist damit ein gewisser "fruchtbarer Gegensatz" zwischen der Esoterik einerseits und der materialistischen Schul-Naturwissenschaft und Schulmedizin vorprogrammiert. Das ist aber beileibe kein Unglück, sondern im Gegenteil eine große Chance!

Es ist nämlich inzwischen kein großes Geheimnis mehr, dass Naturwissenschaft und Schulmedizin heute aufgerufen sind, ihr Weltbild zu weiten und das Immaterielle, ganz besonders das menschliche Bewusstsein, mehr in ihre Betrachtungen einzubeziehen. Es ist dem Menschen weit mehr möglich, als man gemeinhin denkt.

In diesem Sinne beantwortet sich nun auch unsere Titel-Frage. Die Esoterik stellt unsere große Chance dar, das uns gewissermaßen verkrüppelnde materialistische Weltbild zu überwinden und uns selbst, und unsere Erde, zu heilen, indem wir im Sinne des "heiligen-magischen" Weltbildes der Esoterik zu denken und zu handeln beginnen.

Stürzen wir uns also getrost in die Esoterik! Wenn wir ehrliche Motive haben, und uns neben unserer Intuition auch auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen, werden wir kaum in die Irre gehen und unser Abenteuer nicht zu bereuen haben. Ganz im Gegenteil!


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich wurde erstmals veröffentlicht in: Transwelten. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Dr. Horst Friedrich Archiv in einer redaktionell bearbeiteten Fassung nach Transwelten - Internetpublikation der Interessengruppe für Grenzwissenschaften & Paraphänomene (kurz: IGP), (leider ohne Angabe der Erstveröffentlichung) unter: http://www.transwelten.de/SonstigeAutoren/Autoren_WozuEsoterik.htm

Anmerkung der Redaktion Transwelten: Dank an den Verfasser für den Beitrag. Wir weisen jedoch darauf hin, dass wir nicht hinter allen hier aufgezeigten Esoterik-Gebieten uneingeschränkt hinter stehen können. Dies gilt insbesondere unter dem Faktor, in welcher Form Esoterik in heutiger Zeit mitunter vermarktet wird. Zweifelsohne finden sich jedoch in den Wurzeln und Grundideen der Esoterik viele wichtige Aspekte, die auch grenzwissenschaftlich-parapsychologisch von wertvoller Bedeutung sind. F.K. --- Anmerkung der Redaktion Atlantisforschung.de: Wir schließen uns dem mit Nachdruck an! (bb)