Zum Ursprung der Baiern: Unterschied zwischen den Versionen

 
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===Anmerkungen und Quellen===
 
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Dieser Beitrag von [[Dr. Horst Friedrich]] © wurde erstmals unter dem Titel "[http://www.efodon.de/html/archiv/vorgeschichte/friedrich/stammesbildung.htm Waren an der baierischen Stammesbildung manichäisch-buddhistische Elemente beteiligt?]" in EFODON-SYNESIS Nr. 20/1997 veröffentlicht. Bei ''Atlantisforschung.de'' erscheint er im '''Dr. Horst Friedrich Archiv''' in einer redaktionell Bearbeiteten Fassung.
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Dieser Beitrag von [[Dr. Horst Friedrich]] © wurde erstmals unter dem Titel "[http://www.efodon.de/html/archiv/vorgeschichte/friedrich/stammesbildung.htm Waren an der baierischen Stammesbildung manichäisch-buddhistische Elemente beteiligt?]" in EFODON-SYNESIS Nr. 20/1997 veröffentlicht. Bei ''Atlantisforschung.de'' erscheint er im [[Sonderseite|Dr. Horst Friedrich Archiv]] in einer redaktionell bearbeiteten Fassung.
  
 
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Aktuelle Version vom 22. Oktober 2011, 00:47 Uhr

Waren an der baierischen Stammesbildung manichäisch-buddhistische Elemente beteiligt?

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Andernorts [1] hat der Verfasser die Querverbindungen zwischen dem - nachkeltischen! - Altbaiern weit im Westen und dem weit im Osten gelegenen kaukasischen und innerasiatischen Raum hervorgehoben. Hans Guggemos [2] hat, bildlich gesprochen, in das gleiche Horn gestoßen. Damit wir endlich anfangen, der offiziell propagierten [3], schulwissenschaftlichen Darstellung der baierischen Ethnogenese und der Christianisierung der Baiern jenes Misstrauen entgegenzubringen, das sie verdient.

Dass später in den Baiern aufgegangene - damals noch am Kaukasus und Schwarzem Meer sitzende - Volksteile höchstwahrscheinlich aus dem Iran das sassanidische Rittertum und das nestorianische Christentum übernommen hatten, war schon erwähnt worden [4]. Ein mindestens ebenso interessanter Kandidat, unter kaukasischen und innerasiatischen Proto-Altbaiern missioniert zu haben, ist der Manichäismus.

Dieser war eine von dem persisch-parthischen Propheten Mani (216-276) verkündete synkretistische [5] Religion, die Elemente von Gnostizismus [6], Zoroastrismus [7], Christentum und Buddhismus enthielt. Der Manichäismus wurde von den christlichen Kirchen stets brutal mit Feuer und Schwert verfolgt, konnte aber nie ganz ausgerottet werden. Auch die im mittelalterlichen Südfrankreich mächtig anschwellende Katharer-Bewegung, die man als christlich-manichäische Sekte betrachten kann [8], wurde ja bekanntlich von der römischen Papst-Kirche in einem ausgesprochenen Vernichtungskreuzzug "ausradiert". Für die katholische Kirche war stets Manichäismus = Erz- oder Mega-Häresie.

Dieser Manichäismus missionierte nun etwa zur gleichen Zeit und in den gleichen Gegenden (Kaukasus, Innerasien), wie die Nestorianer. Was durchaus zu weiteren synkretistischen Sektenbildungen und Verwirrung unter den potentiellen Missionierungs-"Opfern" beigetragen haben mag [9]. Es ist also eine sehr reale Möglichkeit, dass es unter den proto-baierischen Volksteilen, die dann bei der baierischen Stammesbildung um 500 (konventioneller Chronologie) zusammenfanden, ein ins Gewicht fallendes manichäisches Element gegeben haben könnte!

Hier kommt nun ein weiteres "Objekt" ins Blickfeld, nämlich der Gral! Es spricht viel dafür, dass die ständig ihre Form wechselnde Grals-Vorstellung aus dem Manichäismus - letztlich vielleicht sogar aus dem Buddhismus [10] - stammt.

Als größtes Grals-Epos gilt bekanntlich Wolfram von Eschenbachs "Parzival", nachempfunden und vertont im "Parsifal", Richard Wagners "Bühnenweihfestspiel". Rudolf Meyer [11] spricht ohne große Umschweife von "Wolframs Manichäertum". Zum Themenkomplex Manichäer-Gral-Baiern muss nun auffallen, dass das bayerische Herrschergeschlecht der Wittelsbacher (1180-1918) im 19. Jahrhundert, nachdem Bayern Königreich geworden war, erneut geradezu von einer Grals-Besessenheit gepackt wurde [12]. Nachdem schon ein Vorfahre, Kaiser Ludwig der Bayer, der Überlieferung nach in Ettal eine Gralskirche erbaut haben soll [13].

Das Stammschloss der Wittelsbacher, Scheyern, soll von den Skiren seinen Namen haben, jenem proto-baierischen Volksstamm, der einst am Schwarzen Meer saß. Es wurde sogar spekuliert, ob die Wittelsbacher einst das alte Königsgeschlecht der frühmittelalterlichen Skiren gewesen sein könnten. Sollte es bei den Wittelsbachern - die doch stets so treue Paladine der Papst-Kirche waren [14] - eine geheime Grals-Überlieferung geben, die sich vom iranischen Aserbeidschan [15] über die Skiren bis zu Ludwigs II. "Gralsburg" Neuschwanstein zieht? Schließlich ist es bekannt, dass die Wiederbelebung der Grals-Tradition durch Richard Wagner im 19. Jahrhundert einzig und allein König Ludwig II. zu verdanken ist [16]. Hatten sich vielleicht die Manichäer, als sie bei den Skiren missionierten, besonders auf den Adel - vor allem das Königsgeschlecht - konzentriert? So wurde es ja oft gemacht.

Parallel zu den Manichäern und Nestorianern missionierte jedoch vor allem in Innerasien noch eine dritte, nahezu unwiderstehlich dynamische Religion: der Mahayana-Buddhismus [17]! Oben wurde schon erwähnt, dass die manichäische Grals-Vorstellung letztlich aus dem (Mahayana-) Buddhismus stammen könnte.

In jenen Jahrhunderten, um die es hier geht, stellte Innerasien einen fast unglaublichen ethno-linguistischen Schmelztiegel dar [18]. Viele der Völkerschaften dort stellten schon je für sich mehrsprachige, multi-ethnische und multi-kulturelle Konglomerate dar. Ähnlich wird es auf dem Gebiet der Religion ausgesehen haben.

Es ist also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass jene innerasiatischen Völker - Hunnen, Awaren, quasi-keltische Tocharer etc. -, von denen später Volkssplitter in den Baiern aufgingen, teilweise auch dem mahayana-buddhistischen Glauben anhingen. Freilich wird es heute fast aussichtslos sein, in den altbaierischen Traditionen nach von der Zeit verwehten Spuren - etwa Kenntnis des Karma-Gesetzes oder der Reinkarnationslehre [19] - zu suchen!

In der hier geschilderten Sicht der Dinge könnte also Altbaiern, vor der Missionierung durch die letztlich - dank des "weltlichen Armes" - siegreiche Rom-Kirche, möglicherweise einen multi-religiösen Schmelztiegel dargestellt haben, in dem das arianische und nestorianische Christentum, die irische Culdeer-Kirche und der Manichäismus, nebst Resten von Mahayana-Buddhismus, mehr oder minder einträchtig nebeneinander existierten.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich © wurde erstmals unter dem Titel "Waren an der baierischen Stammesbildung manichäisch-buddhistische Elemente beteiligt?" in EFODON-SYNESIS Nr. 20/1997 veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Dr. Horst Friedrich Archiv in einer redaktionell bearbeiteten Fassung.

  1. Siehe: Horst Friedrich, "Noch immer rätselhaft: Die Entstehung der Baiern", Wessobrunn 1995.
  2. Siehe: Hans Guggemos, "Andechs und die Huosi - Fragen zur offiziell propagierten baierischen Frühgeschichte", EFODON DOKUMENTATION Nr. 30, 2. Auflage, Hohenpeißenberg 1996.
  3. Anmerkung d. Verf.: Befremdlicherweise gibt es ein der Bayer. Staatskanzlei angegliedertes "Haus der Bayerischen Geschichte". Heißt das, dass der Ministerpräsident Bayerns bestimmt, wie die Ethnogenese der Baiern verlief?
  4. Siehe: Friedrich, op.cit., S. 63 und passim.
  5. Anmerkung d. Verf.: Von Synkretismus spricht man, wenn unterschiedliche philosophisch-religiöse Lehren zu einem neuen Glaubenssystem verschmolzen werden.
  6. Anmerkung d. Verf.: Bereits seinerseits eine synkretistische, in verschiedene Strömungen und Sekten aufgespaltene religiös-philosophische Richtung am Übergang von der Spät-Antike zum Frühmittelalter (von Gnosis = das nur den näher darin Eingeweihten vorbehaltene Wissen um göttliche Geheimnisse).
  7. Anmerkung d. Verf.: Die dualistische altpersische Religion Zarathustras (um -600), die sich noch in den heutigen Parsen Indiens erhalten hat.
  8. Siehe hierzu etwa: Rudolf Meyer, "Zum Raum wird hier die Zeit" (Stuttgart 1980), S. 366 - 368 "Manichäische Einflüsse"; und: Gerhard v. d. Borne, "Der Gral in Europa", Kap. "Parzival und der Manichäismus" (S. 242 - 280).
  9. Anmerkung d. Verf.: Diese Verwirrung scheint sich auf die heutigen Historiker übertragen zu haben hinsichtlich der Frage, ob gewisse turko-mongolische Volksstämme Innerasiens Nestorianer oder Manichäer waren.
  10. Siehe hierzu: Lama Anagarika Govinda, "Grundlagen tibetischer Mystik" Zürich/Stuttgart 1966), Kap. "Mani, das Juwel des Geistes, als ,Stein der Weisen’ und ,Prima Materia'" (S. 59 - 64). Sonderbar, dass dieses tibetisch-buddhistische "Juwel" den gleichen Namen hat wie Mani, der Prophet des Manichäismus! Zugleich scheint die Grals-Tradition aber auch einen westlichen, keltischen oder vorkeltischen (Megalith-Kultur!) Ausstrahlungspunkt zu haben; vgl. hierzu: Horst Friedrich, "Le Graal et l’Enigme de ses Origines Européennes", in: MEDITERRANEA, No. 19, 1985, Carcassonne.
  11. Siehe: Rudolf Meyer, op.cit., S. 368.
  12. Anmerkung d. Verf.: Bekannteste Beispiele sind Schloss Hohenschwangau bei Füssen und vor allem das nahebei gelegene Neuschwanstein.
  13. Siehe: Hans Gerhard Evers, "Ludwig II. von Bayern", München 1986, S. 203.
  14. Anmerkung d. Verf.: Ludwig II. war allerdings ein ausgesprochener Gegner des in seiner Regierungszeit verkündeten Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes.
  15. Siehe hierzu: v. d. Borne, op.cit., Kapitel "Das Feuerheiligtum Takht-i-Suleiman als ein geschichtlicher Keim des Gralstempels".
  16. Siehe hierzu: Evers, op.cit., Kapitel "Theaterfürst" (S. 95 - 118 und passim).
  17. Siehe hierzu etwa: Edward Conze, "Eine kurze Geschichte des Buddhismus", Frankfurt a. Main 1984, Übersicht S. 74 und passim.
  18. Anmerkung d. Verf.: Einen guten Einblick gibt Ethel G. Stewart, "The Dene and Na-Dene Indian Migration 1233 A.D. - Escape from Genghis Khan to America", Columbus/Georgia (USA) 1991. Obwohl hauptsächlich das Hochmittelalter behandelt wird, gibt es doch immer wieder Rückblicke auf die hier besprochene Zeit.
  19. Anmerkung d. Verf.: Die Reinkarnationslehre beinhaltet die Vorstellung, dass das eigentliche Wesen des Menschen, weil unkörperlich und unsterblich, den Tod des Körpers jeweils überlebt und sich nach einer Zeit in einem neuen Körper manifestiert. Karma steht für das Ursache-Wirkungs-Gesetz, wonach die Folgen unserer Handlungen das Schicksal nachfolgender Inkarnationen bestimmen. Der Buddhist oder Yogi versucht, dem Zwang zur körperlichen Wiedergeburt - durch sein Verhalten im gegenwärtigen Leben - zu entrinnen.