Die Säulen von Saïs

von Tony O’Connell

Abb. 1 Hier ein goldenes Amulett in Form einer beschrifteten Djed-Säule. Wurde einst auf einer solchen Säule auch die Geschichte von Atlantis verzeichnet?

Die beschrifteten Säulen von Saïs werden nicht direkt von Plato erwähnt. Vielmehr erzählt er (Timaios 27a), dass die Priester in Saïs Solon, dass die Geschichte von Atlantis in ihren "heiligen Schriften" (Bury) oder "Registern" (Jowett) enthalten sei. [1]

Proklos hingegen bekundet, Krantor habe Saïs besucht, wo man ihm eine goldene Säule gezeigt habe, die mit Hieroglyphen beschriftet war, welche die Geschichte über Atlantis verzeichneten. Der ägyptische Priester und Historiker Manetho (ca. 300 v.Chr.) verweist auf solche Säulen, wobei er aussagt, dass Thot-Hermes kurz vor der Flut die gesamte altertümliche Weisheit auf Säulen festgehalten habe, damit das Wissen der Altvorderen nicht durch die Flut verloren ginge. [2] Josephus, ein jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts n.Chr., zeichnete eine ähnliche Geschichte auf, wobei er Seth statt Thot nennt.

Ich sollte hervorheben, dass, wenn man Platos [chronologische; d.Ü.] Angabe von 9000 Jahren als Richtwert akzeptiert, und sofern die Säule in Saïs mit ägyptischen Hieroglyphen beschriftet waren, die Atlantis-Erzählung ursprünglich in einer heute unbekannten älteren Schrift aufgeschrieben worden sein muss, dass die frühesten Hieroglyphen auf das Ende des 4. Jahrtausends v.Chr. datieren - oder die Geschichte wurde mündlich weitergegeben. In beiden Fällen bestand reichlich Gelegenheit dafür, dass sich Fehler einschleichen konnten. Saïs existierte ab etwa 3000 v.Chr., sodass es unwahrscheinlich ist, dass die Säulen mit irgendetwas anderem als mit Hieroglyphen beschriftet wurden. Ähnlicherweise wäre es wohl, falls die Aufzeichnung des Atlantisberichts auf Papyros erfolgt sein sollte, wahrscheinlicher, dass dies in der weniger umständlichen hieratischen Schrift erfolgte, die sich neben der Hieroglyphenschift entwickelte, auch in diesem Fall mit dem inhärenten Risiko von Transkriptionsfehlern.

Hekatäus wurden während seiner Reise nach Ägypten 345 Statuen gezeigt, welche für die selbe Anzahl der Generationen der dortigen Hohepriester standen, und welche ein hohes Alter dieser Priesterschaft nahelegten, das mit Platos Datierung von 9600 v.Chr. für den Krieg mit Atlantis kompatibel ist.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia entnommen, wo er am 30. Mai 2010 unter dem Titel "Pillars of Sais" erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im Januar 2018.

Fußnoten:

  1. Anmerkung des Verfassers: Platos Erzählung enthält [aber] den Hinweis auf eine Säule im Tempel von Atlantis, die mit den Gesetzen beschriftet war, nach welchen im Reich zu herrschen sei.
  2. Red. Anmerkung: Für eine kritische Betrachtung dieses Themen-Komplexes aus fachwissenschaftlicher Sicht siehe: Heinz-Günther Nesselrath, "Atlantis auf ägyptischen Stelen? – Der Philosoph Krantor als Epigraphiker", in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 135 (2001) 33–35; online als PDF-Datei (49,73 KB) bei: Thorwald C. Franke, Atlantis-Scout - Annäherungen auf wissenschaftlichem Niveau an Platons Atlantis als einem realen Ort (abgerufen: 13. Januar 2018)

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