Jacques Bergier

Forscher und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Jaques Bergier bei einem Interview im Jahr 1978 (Foto / Screenshot: RTS)

(red) Jacques Bergier (Abb.1) ist das Pseudonym von Jakow Michailowitsch Berger (russisch: Яков Михайлович Бергер; * 8. August 1912 in Odessa; † 23. November 1978 in Paris), einem französisch-polnischen Chemiker, Alchemisten, Geheimdienstler und Journalisten, der sich vor allem als Sachbuchautor im Bereich grenzwissenschaftlicher Themen einen Namen machte. Obwohl seine Interessen weit über den Bereich devianter Erforschung der menschlichen Vergangenheit hinausgingen, darf man ihn wohl mit Fug und Recht als einen der Pioniere heutiger alternatver Ur- und Frühgeschichtsforschung bezeichnen.

Leben und Werk

Bei der deutschsprachigen Wikipedia heißt es kurz über ihn: "In den 1960er- und 1970er-Jahren wurde er als Koautor des Bestsellers von Louis Pauwels, Aufbruch ins dritte Jahrtausend [1] (franz. Le Matin des Magiciens [2]) (Abb. 2), bekannt. [...]' Mit Pauwels setzt er sich darin unter anderem mit Parapsychologie, Geheimgesellschaften, Prä-Astronautik und den okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus auseinander. Die beiden verstanden ihr Werk als Einführung in die von ihnen selbst gegründete literarische Bewegung [3] des >fantastischen Realismus<." [4]

Abb. 2 Das Front-Cover einer Taschenbuch-Ausgabe von Le Matin des Magiciens von Bergier und Pauwels

Dem ist hinzuzufügen, dass Jaques Bergier in seiner Jugend zunächst ein Studium der Naturwissenschaften an der Faculté des sciences de Paris absolvierte und danach an der École nationale supérieure de chimie de Paris im Fach Chemieingenieurwesen zum Diplomingenieur graduierte. Anschließend widmete er sich der wissenschaftlichen Forschung, insbesondere im Bereich der Kernchemie. Dies führte ihn auch dazu, sich intensiv mit Alchemie zu beschäftigen.

Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte Bergier sich in Lyon am antifaschistischen Widerstand und rettete Tausende von Menschen vor der Deportation. Schließlich wurde er von der Gestapo verhaftet und war von 1944 bis 1945 Häftling in den Gestapo- und Konzentrationslagern Neue Bremm und Mauthausen. Nach dem Krieg arbeitete er als Agent für das Centre interarmée de contre-espionnage alliés (CIOS) (Gemeinsames alliiertes Spionageabwehr-Zentrum) [5] und war Mitglied des britischen Spionageabwehrdienstes.

Seine Karriere als Schriftsteller, in deren Verlauf er mehr als vierzig Bücher veröffentlichte, begann Jacques Bergier im Jahr 1952. Unter anderem übersetzte er als leidenschaftlicher Fan phantasischer Literatur Werke von H.P. Lovecraft ins Französische. Auch später waren viele der Resultate seiner emsigen Autoren-Tätigkeit durch eine Verbindung von Wissenschaft, Science Fiction und Okkultismus gekennzeichnet. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe von Büchern über Spionage, bevor er Louis Pauwels kennenlernte, mit dem zusammen er den bereits erwähnten Bestseller "Le Matin des Magiciens" publizierte. Gemeinsam mit dem Ufologen Aimé Michel, dem Kernphysiker und Wissenschaftsautor Charles-Noël Martin, dem an grenzwissenschaftlichen Themen interessierten Biologen und Ethologen Rémy Chauvin sowie mit dem britischen Schriftsteller George Langelaan rief er 1961 das Magazin Planète ins Leben, das publizistische Sprachrohr des Phantastischen Realismus. [6]

Jacques Bergier, Louis Pauwels und Atlantis

Abb. 3 Hier das Front-Cover der Taschenbuch-Ausgabe von "Aufbruch ins dritte Jahrtausend" aus dem Jahr 1987

Man könnte Jacques Bergier, der mit einem höchst erstaunlichen Erinnerungsvermögen und einem enzyklopädischen Wissen ausgestattet war sowie mehr als ein Dutzend Sprachen beherrschte [7], nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner 'phantastischen' Wissenschaftsphilosophie als geradezu prädestiniert für eine außenseiterische, transdisziplinäre Verbundwissenschaft wie die Atlantisforschung einstufen, aber Genaues ist über Umfang und Charakter seiner Beschäftigung mit dem Atlantis-Problem bisher nicht bekannt. [8] Zwar behandeln er und Pauwels das Thema 'Atlantis' auch in "Aufbruch ins dritte Jahrtausend", allerdings vor allem hinsichtlich der diesbezüglichen Vorstellungen der Verfechter von Hanns Hörbigers so genannter 'Welteislehre', wobei zumeist nicht klar wird, was nun die Ansichten von Hörbiger et al. sind, und was die Meinung der beiden Autoren zu ihnen ist.

Dazu bemerkt Joscelyn Godwin etwas unscharf: "Pauwels’ und Bergiers Version von Atlantis [...] erwuchs aus ihrer Faszination für Hörbigers Welteislehre (WEL)" Darin "wird angenommen, dass die Erde vier Planetoiden eingefangen habe, die nacheinander zu ihren Satelliten wurden, und dann [zertrümmert; d.Red.] auf ihre Oberfläche hinabstürzten. Der heutige Mond ist der vierte. [...] Im Gleichklang mit der WEL erklären Pauwels und Bergier, dass die Perioden der vier Monde mit den vier geologischen Epochen übereinstimmen. Die ersten Menschen erschienen in der sekundären Epoche [9] >aufgrund eines mirakulösen Mutations-Prozesses, der nicht selten erfolgt, wenn die kosmischen Strahlen stärker wurden<. Sie waren Riesen, und die wenigen [von ihnen], welche den Sturz des zweiten Mondes überlebten, unterwiesen die Menschen der tertiären Epoche. Unter der wohlwollenden Herrschaft dieser >Götter< lebten die Menschen lebten die Tertiär-Menschen über mehrere Millionen Jahre hinweg in einem irdischen Paradies. Vor mehr als 900.000 Jahren begann der dritte Mond seine unaufhaltsame Annäherung an die Erde und seine Gravitation verursachte ein Ansteigen der Meere [im Äquatorbereich (Abb. 4); d. Red.]. Auf den höchsten Bergen blühte eine weltweite maritime Zivilisation auf." [10]

Abb. 4 Eine Skizze der äquatorialen 'Gürtelflut' nach H. Fischer (1928). Die schwarz markierten Gebiete zeigen die zu dieser Zeit von Menschen bewohnten Gebiete an.

Über dieses "zweite", von Platon überlieferte Atlantis (als Nachfolgerin oder späte 'Schwesterkultur' einer eher sinnbildlich so genannten ersten Hochkultur der Menschheit) heißt es in "Aufbruch ins dritte Jahrtausend" unter anderem: "Die Schüler Hörbigers finden in Tiahuanaco auch die Überreste eines großen Hafens mit riesigen Molen, von wo aus die Bewohner von Atlantis — denn zweifellos handelt es sich um dieses sagenhafte Land - mit ihren vortrefflich ausgerüsteten Schiffen ausliefen, um auf dem Ring der Ozeane die Welt zu umfahren und die vier anderen großen Kulturzentren der Erde - Neuguinea, Mexiko, Abessinien und Tibet - zu besuchen. Die damalige Kultur erstreckte sich demnach über den ganzen Erdball, und diese Tatsache erklärt die Übereinstimmungen, die zwischen den ältesten Überlieferungen der Menschheit bestehen. Die Menschen und ihre Riesenkönige, die den äußersten Grad der Vereinheitlichung und der Verfeinerung der Erkenntnisse und Techniken erreicht haben, wissen genau, daß die Spirale des dritten Monds sich verengt und daß der Satellit schließlich auf die Erde herabstürzen wird; aber sie kennen auch die wechselseitigen Beziehungen aller Dinge im Kosmos, die magischen Verbindungen des Einzelwesens mit dem Universum, und setzen zweifellos bestimmte Kräfte in Bewegung, bestimmte individuelle und gemeinschaftliche technische und geistige Energien, um die Katastrophe hinauszuschieben und dieses atlantische Zeitalter zu verlängern, an das eine verschwommene Erinnerung sich durch die Jahrtausende erhalten wird." [11]

An anderer Stelle heißt es bei Pauwels und Bergier zudem: "Es hat [...] zwei Imperien der Atlantis Kultur gegeben: das der Anden, das zusammen mit seinen vier anderen Machtzentren die Welt beherrschte, und das sehr viel bescheidenere Reich im nördlichen Atlantik, das lange nach der Katastrophe [des Sekundärs?; d.Red] von den Nachfahren der Riesen gegründet wurde. [...] Dieses zweite Atlantis ist es, von de[m] Platon spricht. Vor zwölftausend Jahren nun fängt sich die Erde einen vierten Satelliten ein: unseren jetzigen Mond. Eine neue Katastrophe ereignet sich. Aus Norden und Süden fluten die Meere der Erdmitte zu, und im Norden, auf den Ebenen, die der eingefangene Mond bloßlegt, indem er Luft und Wasser von ihnen absaugt, beginnen die Eiszeiten. Die zweite atlantische Kultur, die wesentlich unbedeutender ist als die erste, wird von den Wassermassen überspült und verschwindet in einer einzigen Nacht. Dies ist die Sintflut, deren Erinnerung die Bibel bewahrt hat." [12]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Louis Pauwels und Jaques Bergier, "Aufbruch ins dritte Jahrtausend: von der Zukunft der phantastischen Vernunft", Goldmann, 1979
  2. Siehe: Louis Pauwels und Jaques Bergier, "Le Matin des magiciens: Introduction au réalisme fantastique", Paris (Gallimard), 1959 / 1972
  3. Red. Anmerkung: Obige Bezeichnung des 'Phantasischen Realismus' (orig.: Réalisme fantastique) als "literarische Bewegung" ist verkürzend und irreführend. Weitaus treffender erscheint uns seine Beschreibung bei der französischsprachigen Wikipedia, wo er als "Gegenkulturbewegung der 1960er Jahre" definiert wird, Weiter heißt es dort: "Sie präsentiert sich als eine Strömung wissenschaftlichen Denkens und Forschens, die auf das Studium von Bereichen gerichtet ist, welche von der offiziellen Wissenschaft zu Unrecht als ausgeschlossen betrachtet werden: paranormale Phänomene, Alchemie, verschwundene Zivilisationen usw." (Quelle, abgerufen: 22. Nov. 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Jaques Bergier" (abgerufen: 22. November 2017)
  5. Siehe dazu auch diesen kurzen Ausschnitt aus dem Video mit einem Interview, das Daniel Cohn-Bendit 1978 mit Jaques Bergier führte: "Jacques Bergier ancien chef du Centre Interarmée de Contre-Espionnage Alliés sur Daniel Cohn Bendit"
  6. Quelle: Jean Dumur und Jean-Claude Diserens, "Jacques Bergier 5/5", bei RTS (Les archives de la RTS) (abgerufen: 22. November 2017)
  7. Quelle: ebd.
  8. Anmerkung: Womöglich lassen sich weitere Informationen in Exemplaren des Magazins Planète finden, oder auch in dem von Bergier und Pauwels verfassten Nachfolgewerk zu "Aufbruch ins dritte Jahrtausend", das 1975 in einer deutschsprachigen Fassung mit dem Titel "Die Entdeckung des ewigen Menschen" erschien, uns aber leider noch nicht vorliegt.
  9. Siehe dazu die heute veraltete geologische Zeitskala, die zu Hörbigers Zeit verwendet wurde:
    Barrell OK.jpg
  10. Quelle: Joscelyn Godwin, "Atlantis and the Cycles of Time: Prophecies, Traditions, and Occult Revelations", Simon & Schuster, 2010 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach der digitalen Leseprobe ohne Seitenangaben bei Google Books)
  11. Quelle: Louis Pauwels und Jaques Bergier, "Aufbruch ins dritte Jahrtausend: von der Zukunft der phantastischen Vernunft", Goldmann, 1979, S. 175
  12. Quelle: ebd., S. 176-177

Bild-Quellen:

1) RTS (Les archives de la RTS), unter: Jacques Bergier 5/5
2) folio (Verlag) / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
3) Goldmann Verlag, nach "Aufbruch ins dritte Jahrtausend. Von der Zukunft der phantastischen Vernunft" bei Amazon.de
4) Hanns Fischer, "In mondloser Zeit", 2. Auflage, 1928, Jungborn Verlag; nach: WFG - Privatinstitut für Welteislehre, unter: "Uralte Höhlenbauten im Hochland von Äthiopien - Vorgeschichtliche Höhlenbauten auch im Hochland von Abessinien (1)"