Kokytos

Abb. 1 Neben dem Styx (Bild) gehört auch der Kokytos zu einer ganzen Reihe mythischer Flüsse, welche das 'jenseitige' Reich der Toten umgeben.

(red) In der modernen Geographie ist Kokytos (neugriechisch Κοκύτος altgriechisch Κώκυτος) der Name eines Flusses in der griechischen Region Epirus, welcher in den Bergen von Paramythia entspringt und nach Süden hin das Tal von Paramythia durchfließt. Am südlichen Ende des Tals, im Gebiet des heute verlandeten Acherousia-Sees, mündet der Kokytos in den Fluss Acheron.

In der Mythologie der Alten Griechen gehört der der Kokytos ("Fluss des Wehklagens") dagegen zu jenen Wasserläufen, welche die Unterwelt, den Hades, umfließen. [1] Er wird als ein Seitenarm der Styx beschrieben, welcher in den Strom Achĕron mündet. Wenn die Geister der Verstorbenen auf ihrem Weg ins Totenreich zum Kokytos gelangen und aus diesem Fluss trinken, erkennen sie, dass sie ihr Leben in der Oberwelt verloren haben und beklagen vehement ihr Schicksal.

Die spätere Zuordnung des Kokytos zur Geographie Griechenlands steht im Widerspruch zur Darstellung in der hellenischen Mythologie, dass er sich "am Ende der Welt" und "am Ufer des Okeănos" befinde, wo er - wie auch die glühenden Fluten des Flammenflusses Pyriphlegethon - in die Tiefen des Tartaros stürze. [2]

Im Bereich der alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung sowie der Meropisforschung wird bisweilen angenommen, dass sich bei der Darstellung des 'Totenreiches' und seiner Flusslandschaft um mythisierte Fragmente eines Reliktwissens über die Inselwelt des Atlantik (z.B. 'Inseln der Seligen') und die Existenz des amerikanischen Doppelkontinents handelt. Eine Analogie zum Koyktos findet sich z.B. in der Erwähnung des "Trauerflusses" im Bericht des Theopompos von Chios über Meropis, ein sagenhaftes Land jenseits des Okeanos.

Im Sinne der Amerika-Hypothese [3] identifiziert etwa die Wiener Ethnologin Dr. Christine Pellech [4] den Kokytos mit dem St.Lorenz-Strom: "Die Vereinigung des Kokytos mit dem Pyriphlegeton ist die Einmündung des Ottawa-Rivers in den St.Lorenz-Strom im Gebiet der heutigen Stadt Montreal. Der St.Lorenz-Strom unterhalb der Vereinigung wird bei Homer Acheron genannt." [5]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Neben dem Kokytos sind dies: Achĕron, Lethe, Mnemosyne, Pyriphlegethon, Eridanos (Vergil, Aeneis 6.659) und Styx
  2. Anmerkung: Nach Ovid (Od. X, 511) münden der Pyriphlegethon und der Kokytos dagegen in den Strom Achĕron.
  3. Siehe zu dieser auch: Henriette Mertz, "Wanderings of Odysseus", in: Athene, Volume 22, No.2, Summer 1961; Henriette Mertz, "Atlantis, dwelling place of the gods", (Selbatverl.) 1976; Emil Orgetorix Forrer, "Homerisch und silenisch Amerika", San Salvador (Selbstverlag), 1975; Christine Pellech, „Die Argonauten – Eine Weltkulturgeschichte des Altertums“, Verlag König, 2011; sowie: Enrico Mattievich, "Journey to the Mythological Inferno", Rogem Press, 2010
  4. Siehe: Christine Pellech, "Die Odyssee - Eine antike Weltumsegelung", Verlag König, 2012
  5. Quelle: Dr. Christine Pellech, "Die Odyssee - Eine antike Weltumsegelung" (Einführung), Atlantisforschung.de, 04.09.2013

Bild-Quelle:

1) Wikimedia Commons, unter: File:Doré - Styx.jpg (Bildbearbeitung durch Atlanttisforschung.de)