Honorius von Autun: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 10. September 2017, 01:29 Uhr

Abb. 1 Eine Seite aus Honorius von Autuns 'Imago Mundi', Nürnberg, ca. 1472

(red) Honorius Augustodunensis, im deutschen Sprachraum besser bekannt als Honorius von Autun (* um 1080; † 1150 oder 1151) war ein, vermutlich aus England oder Irland stammender [1] Benediktiner-Mönch (in höherem Alter ein Inkluse), der sich als Autor theologischer, philosophischer und enzyklopädischer Schriften einen Namen machte. Honorius, der seinen Beinamen von Autun der Tatsache verdankt, dass lange vermutet wurde, er habe in der französischen Stadt Autun seine Weihen empfangen. [2] [3], war einer der sehr wenigen mittelalterlichen Gelehrten, in deren Werken Platons Atlantis zumindest flüchtige Erwähnung fand.

In seinem umfangreichen und viel gelesenen philosophischen Werk "Imago Mundi" ("Bild der Welt"), einer - nach unterschiedlichen Angaben 1110 oder 1120 entstandenen enzyklopädischen Chronik, die er später noch weiter überarbeitete - erwähnte Honorius die vormalige "Lage von Atlantis im Atlantischen Ozean", wobei er "weder über die Geschichte von Atlantis spekulierte, noch sie infrage stellte", sondern "sie als Faktum akzeptierte" [4] - was der Erz-Skeptiker Lyon Sprague de Camp 1954 mit der giftigen Bemerkung quittierte: "Größtenteils zeigten die Kirchenväter, welche die Atlantis-Story kommentierten, nicht mehr kritischen Verstand als die Neoplatoniker, indem sie die Erzählung für bare Münze nahmen." [5]

Interessant ist auf alle Fälle, dass sich Honorius überhaupt Gedanken zu den Gegebenheiten im Atlantik und seiner Schiffbarkeit machte. Offenbar war er der Ansicht, dass das Meer im Gebiet der versunkenen Großinsel auch zu seiner Zeit nach wie vor unbefahrbar sei. Dazu hob Harold T. Wilkins 1952 die Feststellung des Mönchs hervor, die See sei dort, wo einst Atlantis stand "klumpig und geronnen" ("ubi nunc est concretum mare") [6], was übrigens Andrew Collins als Bezugnahme auf die Sargasso-See betrachtet. [7] Dieses Gebiet soll, laut Honorius, im Westen von Gibraltar liegen und an die Hesperiden angrenzen. [8]

Vor diesem Hintergrund muss es erstaunen, dass es in einer Franziskaner-Publikation aus dem Jahr 1892 zudem heißt: "Honorius von Autun und Gervasius von Tilburg (1112-1137 und 1112 berichten, daß es Karten von westlich der Atlantis gelegenen Inseln gebe, die man aber zu ihrer Zeit vergeblich wieder zu finden suchte." [9]

Der irische Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell weist darauf hin, dass Imago Mundi auch eine Weltkarte (Abb.2) enthält. Auf dieser Karte, die nicht aus Honorius´ Feder stammt, sondern vermutlich von Mönchen aus dem Zisterzienser-Kloster Sawley Abbey in England gezeichnet wurde [10], wird man freilich vergeblich nach einer Abbildung von Atlantis suchen. Es handelt sich um eine Mappa mundi, auf der lediglich Informationen zu Orten innerhalb der Oikumene, also der den Griechen und Römern im klassischen Altertum allgemein bekannten Welt, zu finden sind.





Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Abb. 2 Die so genannte 'Sawley-Karte' aus England, 12. Jahrhundert
  1. Quelle: Dagmar Gottschall, "Das 'Elucidarium' Honorius Augustodunensis: Untersuchungen zu seiner Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte im deutschsprachigen Raum mit Ausgabe der niederdeutschen Übersetzung", Walter de Gruyter, 1992, S. 10
  2. Anmerkung: In jüngerer Zeit wurde diese Meinung nur noch vertreten von: M.-O. Garrigues, "Qui était Honorius Augustodunensis", Angelicum 50 (1973), S. 20-49
  3. Quelle: Dagmar Gottschall, op. cit., S. 10-11
  4. Quelle: "Honorius Augustodunensis" bei atlantipedia - THE SEARCH FOR ATLANTIS (abgerufen: 28. Sept. 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Quelle: Lyon Sprague de Camp, "Lost Continents: The Atlantis Theme in History, Science and Literature", Courier Corporation, 2012, S. 19 (Erstveröffentlichung: Gnome Press Inc., 1954)
  6. Quelle: Harold T. Wilkins, "Secret Cities of Old South America", Cosimo, Inc., 2008, S. 70
  7. Siehe: Andrew Collins, "Gateway to Atlantis: The Search for the Source of a Lost Civilization", Carroll & Graf, 2002, S. 91
  8. Quelle: Tony O’Connell, "Honorius Augustodunensis (L)", 23. November 2010, bei Atlantipedia.ie
  9. Quelle: o.A., "Sendbote des göttlichen Herzens Jesu, Band 19", Franziskaner-Väter, 1892, S. 663
  10. Quelle: P.D.A. Harvey, "The Sawley Map and Other World Maps in Twelfth-Century England", Imago Mundi Vol. 49 (1997), pp. 33-42

Bild-Quellen:

1) Paola Severi Michelangeli bei Wikimedia Commons, unter: File:Onorius De imagine mundi.jpg
2) Tony O’Connell, "Honorius Augustodunensis (L)", 23. November 2010, bei Atlantipedia.ie