Atlantologie-Historik - Beschäftigung mit der Geschichte der Atlantisforschung

Atlantologie-Historik als Teilgebiet der Atlantisforschung

"Das faszinierende uralte Rätsel um den legendären Kontinent Atlantis stellt für jeden Forscher eine Herausforderung dar, da es schwerfallen dürfte ein Problem zu benennen, das länger zur Debatte steht, oder eines, das bei seiner Betrachtung und in den Meinungen dazu schärfere Kontroversen und Differenzen hervorgerufen hat." (Prof. D. G. Panov, 1970)

(red) Gerade für 'wissenschaftlich' und 'grenzwissenschaftlich' orientierte Atlantologen, respektive für all diejenigen, die sich auf einer ausdrücklich kritisch-reflektiven Ebene mit der Atlantisforschung befassen, muss die Frage höchst bedeutsam erscheinen, in welchem gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Kontext sich atlantologische Forschung bewegt, wo ihre kultur- und wissenschafts-historischen Wurzeln liegen, welchen Einflüssen sie im Verlauf ihrer bisherigen Entwicklung unterlag und wie sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Abb. 1 Der sowjetische Atlantisforscher Dr. Nikolai Feodosjewitsch Zhirov (1903-1970) prägte 1970 den Begriff "Atlantologie-Historik" (engl.: "historical atlantology").

Aber was ist Atlantologie (Atlantisforschung) im engeren Sinne eigentlich? Pseudowissenschaft, wie viele ihrer Kritiker mit und ohne akademische Grade behaupten? Ein "neuer wissenschaftlicher Trend", wie der russische Geograph Dimitri G. Panov (Universität Rostov am Don) 1970 erklärte, oder eine "synthetische Verbund-Wissenschaft", wie sein Landsmann, der Chemiker und Atlantisforscher Dr. Nikolai Zhirov (Abb. 1) sie definierte? Wer sich ernsthaft mit dem Thema 'Atlantisforschung' auseinandersetzen möchte, wird sich zwangsläufig auf ein Gebiet begeben müssen, das wir als Atlantologie-Historik bezeichnen [1], und das faktisch ein Spezialgebiet der Wissenschafts-Geschichtsforschung darstellt.

Dies ist allerdings ein noch weitgehend unbegangenes Terrain, und bisher haben sich nur wenige kompetente Autoren zumindest schwerpunktmäßig mit einer Aufarbeitung der Atlantologie-Historie (Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Atlantisforschung vor ihrem kultur- und wissenschafts-historischen Hintergrund) und anderer Formen der Beschäftigung mit dem Atlantis-Komplex befasst. Erwähnt seien hier zunächst der Atlantologie-Kritiker Lyon Sprague de Camp aus den USA und sein 1954 erschienenes Buch Lost Continents: The Atlantis Theme in History, Science, and Literature [2], mit welchem erstmalig der Versuch einer umfassenden Darstellung der Beschäftigung mit dem Atlantis-Problem von der Antike bis ins 20. Jahrhundert hinein unternommen wurde. [3] Als derzeitiges Standardwerk in deutscher Sprache ist Thorwald C. Frankes "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis" aus dem Jahr 2016 zu nennen. [4]

Neben ihrer quasi-wissenschaftsgeschichtlichen Aufgabenstellung kann die Atlantologie-Historik - als Teilgebiet der Atlantisforschung - natürlich auch atlantisbezogene Meinungen und Erkenntnisse vergangener Zeiten erfassen, analysieren und korrelieren, um sie heutigen Forschung sowie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Angesichts der quantitativ wie qualitativ bisher kaum erfassbaren Menge von Material, das seit Jahrzehnten - bisweilen seit Jahrhunderten - vergessen in Bibliotheken, Archiven und Privatsammlungen schlummert, ist dies eine 'Titanenarbeit', die von Einzelpersonen unmöglich zu bewältigen ist. In diesem Sinne sollen die Beiträge in dieser Sektion von Atlantisforschung.de nicht zuletzt Interesse an diesem faszinierenden neuen Forschungsfeld wecken und zur Koordination diesbezüglicher Aktivitäten animieren.

Team Atlantisforschung.de


Biographien & Thesen

Sektionen:


Historische Materialien zur Atlantisforschung

  • Die Atlantis-Theorie - Regierungs-Offizielle werfen Frage nach ihrer Wahrheit auf - Neue Entdeckungen, welche darauf hindeuten, dass die altertümliche Insel einst Norden und Süden verband, nicht Osten und Westen (The Chickasha Daily Express, 1908)

Lexika und Enzyklopädien:

  • Atlantis insula (Pauly´s Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, 1866) (red)


Beiträge zur Geschichte der Atlantisforschung

  • George Lynch (1868-1928) - Der Mann, der Atlantis NICHT in Brasilien lokalisierte (red)


Donnelly-Forschung


Externum


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Geprägt wurde der Begriff "Atlantologie-Historik" (engl.: "historical atlantology") durch den sowjetischen Atlantisforscher Dr. Nikolai Zhirov, der ihn im Vorwort zu seinem Buch "Atlantis - Atlantology: Basic Problems" (Moskau, 1970, S. 6-7) in die atlantologische Terminologie einführte. Siehe bei Atlantisforschung.de: Nikolai F. Zhirov, "Drei Aspekte des Atlantis-Problems"
  2. Siehe: Lyon Sprague de Camp, "Lost Continents: The Atlantis Theme in History, Science, and Literature", Dover Publications, New York, 1954, 1970; in deutscher Sprache: "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen", München, 1975
  3. Anmerkung: L. Sprague de Camps Zugang zur atlantologie-historischen Problematik könnte man als 'literatur-geschichtlich' bezeichnen, auch wenn er keineswegs ein Fachwissenschaftler, sondern ein höchst belesener und mit der Zeit durchaus erfolgreicher Schriftsteller und Kenner fiktionaler (Romane oder Lyrik) sowie non-fiktionaler Literatur (Sachbücher) zu diesem Thema war. Trotz der enormen und interessant präsentierten Material-Fülle (L. Srague de Camp griff naturgemäß vor allem auf Material zurück, das aus dem angelsächsischen Sprachraum stammte, oder dort durch Übersetzungen eingeführt war) ist "Lost Continents" ein mit Bedacht zu lesendes Werk, da sein Autor dem Scientismus (der 'Wissenschaftsgläubigkeit') zuneigte und sich kritiklos am so genannten "Stand wissenschaftlicher Forschung" seiner Zeit orientierte.
  4. Siehe dazu auch: Bernhard Beier, "Ein Buch, das neue Maßstäbe in der Atlantologie-Historik setzt - Rezension zu: Thorwald C. Frankes Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis - Von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne"

Bild-Quelle:

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