Wer waren die besseren Seefahrer: Portugiesen oder Phönizier?

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von Dr. Dominique Görlitz

Abb. 1 Hier eine portugiesische Karavelle des 16. Jahrhunderts

Nach einem Jahrhundert des langsamen Vordringens der Portugiesen an der afrikanischen Küste umrundet Bartholomeo Diaz im Jahre 1488 die Südspitze Afrikas. Danach dauert es nochmals 10 Jahre bis Vasco de Gama vollständig Afrika umschifft und als Erster den Südweg nach Indien im Jahre 1498 bereist.

Die Phönizier schaffen die gleiche navigatorische Leistung nicht nur 2.100 Jahre früher, sondern in der unglaublichen Zeit von nur 3 Jahren! Im Auftrag von Pharao Necho II. startete die Expedition 596 v. Chr. im Roten Meer. Drei Jahre später erreichte die kleine Flotte wieder das Mittelmeer und Ägypten. Dort wurden sie bei ihrer Ankunft wie Helden gefeiert.

Vielleicht noch bemerkenswerter als diese unglaubliche maritime Unternehmung ist der Umstand, dass die Phönizier diese Erkundung ohne das Vergießen nur eines Tropfen Blutes und ohne Sklaverei leisteten. Nach den Angaben Herodots bauten die Phönizier in ihren „Winterquartieren“ Getreide an und versorgten sich mit Hilfe der Einheimischen völlig autark und friedlich.

Die Portugiesen indes hinterließen bei ihren Entdeckungsreisen vor knapp 500-600 Jahren eine Spur der Verwüstung und Sklaverei bei den afrikanischen Anrainern. Ohne diese Ausbeutung der afrikanischen Ressourcen hätten sie ihre Entdeckungsfahrten nicht finanzieren können. Daher stellt sich die Frage, welche Nation die erfolgreicheren Navigatoren und Seefahrer waren?

Abb. 2 Die phantasievolle Darstellung eines phönizischen Handelsschiffs

Wer, wie die antiken Phönizier, in nur drei Jahren aus dem Stand und ohne die finanzielle Ausbeutung der Anrainer eine Umschiffung des schwarzen Kontinents schaffte, scheint den Herausforderungen der Hochsee nicht nur besser vertraut gewesen zu sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätten sie auch die Überquerung des Atlantiks in die Neue Welt besser gemeistert, was die meisten Historiker noch immer den antiken Seefahrer absprechen. Die Fähigkeit der Phönizier, ohne großes Aufsehen und ganz auf sich gestellt operieren zu können, hat leider auch dazu geführt, dass sie kaum Spuren hinterlassen haben, die uns heute über ihr Tun Aufschluss geben könnten.

Ich denke, dies war entscheidender als die sprichwörtliche Geheimniskrämerei und Verschwiegenheit, die die Griechen und Römer ihnen nachgesagt hatten. Hierin finden wir möglicherweise auch die Antwort, warum die Entdeckungsfahrten der Phönizier nicht den großen Widerhall in der Geschichte gefunden haben, wie die der Spanier und Portugiesen. Wer viele Jahrhunderte heimlich in die Neue Welt segelt, um unbeobachtet begehrte Waren wie Tabak, Mais oder Agave-Fasern zu exportieren, wird irgendwann durch diesen „Protektionismus“ bestraft. Diese Zusammenhänge gelten gestern wie heute!

Mein Credo ist deshalb eindeutig: Im Wettstreit zwischen den frühneuzeitlichen Europäern und den Phöniziern hätten die Seefahrer der Antike mit Sicherheit als erste ihre Segel wieder vor den Heimathäfen im Mittelmeer auftauchen lassen!


Anmerkungen und Quellen

Diesen Beitrag von Dr. Dominique Görlitz (©) erhielt Atlantisforschung.de von ihm am 20. Juli 2017.

Bild-Quellen:

1) Nicke L bei Wikimedia Commons, unter: File:Karavelle.png
2) Sven Nilsson (1787–1883) bei Wikimedia Commons, unter: File:Fenisikt skepp.jpg