Mittelmeer-Raum

Das Mittelmeer: Schauplatz der Atlantida - Forschungsfeld der Atlantologie

Abb. 1 Eine Portolano-Karte des Mittelmeer-Raums aus dem 17. Jahrhundert.

(red) Wenn die Saga um das versunkene Reich von Atlantis, wie man allgemein sagt (und woran wir keinen Zweifel hegen), die 'Königin der Legenden' ist, so verdient der mediterrane Großraum (Abb. 1) seit Ende des 19. Jahrhunderts den Titel 'Königin der atlantologischen Forschungsfelder'. Um keine andere Region der Erde herum wurden derartig viele atlantologische Theorien entwickelt, so viele Lokalisierungen der Atlantier-Metropolis gemeldet, wie gerade in diesem Gebiet.

Hier treffen die schlichtesten (um nicht zu sagen: schlechtesten) und die anspruchsvollsten, die schätzenswertesten und die am meisten überschätzten Atlantis-Konzeptionen aufeinander; hier treten erzkonservative Archäologen und nonkonformistische Primhistoriker [1] (bisweilen auch erzkonservative Primhistoriker und nonkonformistische Archäologen...) im Wettstreit der Argumente gegeneinander an. Hier finden sich "Spinner", die allgemein als Fachleute gehandelt werden, und kompetente Fachleute, die als "Spinner" verschrien sind; lokalpatriotische Lokalisierer, Fabulierer und Pragmatiker, Studierte und Autodidakten, Empiriker und Esoteriker geben sich im Umfeld der mediterranen Atlantologie ein Stelldichein.

Dieses gemeinsame Interesse der gesamten Atlantisforscher-Gemeinde am Mittelmeer ist allerdings durchaus berechtigt und nachvollziehbar: liegen hier doch alle - zumindest alle aus schulwissenschaftlichem Blickwinkel nachvollziehbaren - Quellen und Ursprünge des platonischen Atlantisberichts. Namentlich lebten dort die alten Griechen und Ägypter sowie die Lydier und Phryger (in Kleinasien), deren alte Sagenwelt, einzelnen Atlantologen zufolge, zu Platons Quellen für seinen Atlantisbericht gehörte (siehe: Tantalis - das Atlantis des Peter James).

Abb. 2 Robert Sarmast´s mediterrane 'Ausreißer-These' lokalisiert Atlantis im östlichsten Teil des 'Inneren Meeres': auf Zypern.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass bei weitem nicht alle Atlantologen, die sich intensiv mit dem Mittelmeerraum beschäftigen, auch die legendäre Atlantier-Hauptstadt dort vermuten. Allgemein unbestritten ist jedenfalls die Tatsache, dass die Ereignisse, die Platon vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden in seinen Dialogen Timaios und Kritias beschrieb, sich dort zugetragen haben sollen (dass zumindest Komponenten der Atlantida absolut historisch sein müssen, bewiesen vor einigen Jahren archäologische Ausgrabungen an der Akropolis in Athen; siehe: Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung).

Diejenigen, die ein mediterranes Atlantis vermuten, konzentrieren sich heutzutage vor allem auf das westliche Mittelmeer, bis hin nach Sizilien. Dort finden sich Anhaltspunkte, Indizien und harte Evidenzen für menschliche Zivilisationen, die offenbar bis in die angeblich 'Graue Vorzeit' des "Paläo-", "Meso-" und "Neolithikum" zurückreichen (siehe etwa Iberien, Frankreich, oder Malta). Nicht wenige Atlantlogen und Alternativ-Historiker finden hier Anhaltspunkte für ein neolithisches Atlantis. Zu einem weiteren, Zentrum des Interesses wurden für die Atlantisforschung zudem auch die mediterranen Küsten-Gebiete Nordafrikas.

Im östlichen Mittelmeer-Raum dürfen dagegen lediglich die Ägäis und Kleinasien für sich in Anspruch nehmen, im 20. Jahrhundert zu mehr (Ägäis) oder weniger (Kleinasien) zentralen Schauplätzen der Atlantisforschung geworden zu sein. Dies hängt sicherlich mit der Tatsache zusammen, dass es schon enormer Revisionen der platonischen Original-Angaben bedarf, um die Hauptstadt des Atlantier-Reiches in diese Gebiete zu verlegen.

Das es jedoch auch möglich ist, noch weiter östlich im Mittelmeer "fündig" zu werden, bewies vor kurzem der US-Amerikaner Robert Sarmast mit der Veröffentlichung seiner - sowohl unter Befürwortern als auch Gegnern der Atlantologie - höchst umstrittenen Hypothese, Atlantis habe sich auf der (heutigen) Insel Zypern befunden (Abb. 2).

Bei Atlantisforschung.de finden sie in der folgenden Sektion nicht nur alle wesentlichen Atlantis-Lokalisierungen im Mittelmeer-Raum vor. Es erwarten Sie hier auch Hintergrundberichte zur Entwicklung der Mediterran-Atlantologie sowie Material über einige interessante, bisweilen sogar brisante archäologische Funde (siehe etwa: Malta im Focus der Atlantisforschung) und skurrile Anomalien (siehe etwa: Die Maschine von Antikythera) aus der Region vor.


Team Atlantisforschung.de


Sektionen zum Thema 'Das Mittelmeer und die Atlantisforschung'


Beiträge zum Thema 'Mittelmeer und Atlantologie'

  • Zypern - Die atlantologische 'Seifenblase' des Robert Sarmast (red)
  • Sardinien - Zum Einstieg in den Themenkomplex 'Sardinien und Atlantis' (red)
  • Sergio Frau ...und sein 'Atlantis auf Sardinien': Eine Bilanz nach zehn Jahren (bb)


Externa:

Anmerkungen und Quellen

Fußnote:

  1. Unter "Primhistorikern" versteht man solche alternativen (also in bewusstem Gegensatz zum wissenschaftlichen Mainstream befindliche) Prähistoriker, die sich mit der Erforschung vermuteter, entwickelter Kulturen und Zivilisationen in alt- und jungsteinzeilichen Epochen beschäftigen. Vergl.: auch: Primhistorie (Definition)

Bild-Quellen:

1) http://www.ucs.ed.ac.uk/bits/2002/february_2002/item22.html nach: http://www.lib.ed.ac.uk/lib/resources/collections/specdivision/maps.shtml
2) http://www.discoveryofatlantis.com/Atlantis_color2.jpg