Athen

(red) Athen, die in einer von drei Bergen eingerahmten Ebene im Südosten Griechenlands liegende heutige Hauptstadt Griechenlands, hat eine bewegte Vergangenheit.

Platon

Abb. 1 Eine Statue des Platon vor der Akademie in Athen

Platon erwähnt in seinem Atlantis-Bericht (Kritias 108e) Athen als mit Atlantis verfeindete Macht, die als einzige Stadt dem Eroberungssturm der Atlanter (ca. 9400 v.Chr.) [1] während ihres großen Kriegszugs durch Europa standhalten konnte. Demnach müsste Athen - Ur-Athen - laut Platons Bericht bereits vor ca. 11.400 Jahren nicht nur existiert haben, sondern eine beeindruckende Großmacht gewesen sein!

Nachweisbare Besiedlungsspuren der während der Perserkriege (ab 490 v.Chr.) zerstörten und dann wieder stark befestigt aufgebauten Stadt weisen auf das 3. Jahrtausend v.Chr. zurück. Die Anfänge Athens sind mit der Akropolis verbunden. Bereits 1400 v. Chr. wurde sie in der Art der Anlagen von Mykene, Tiryns und anderer Befestigungen der Bronzezeit erbaut. In dieser Zeit und im anschließenden „dunklen Zeitalter" (1200-900 v. Chr.) war Athen in Attika ein Kleinstaat unter vielen.

Mitte des 9. Jahrhunderts v. Chr. wurde das umliegende Territorium, darunter der Seehafen Piräus, zum Stadtstaat von Athen eingemeindet. Als die Monarchie durch die aristokratische Oberschicht abgelöst wurde, standen dem gemeinen Bürger nur wenige Rechte zu. Die Stadt wurde vom Rat der Ältesten regiert, der drei, später neun höchste Beamte, Archonten, ernannte, die für Kriegsführung, Religion und Gesetz zuständig waren. Die Unzufriedenheit mit dem Adelsstaat löste 632 v. Chr. den erfolglosen Versuch Kylons aus, eine Tyrannis zu errichten. Anhaltende Unruhen führten 621 v. Chr. zu einem strengen, aber erstmals schriftlich aufgezeichneten Rechtskodex.


Solon

Solon wurde schließlich 594 v. Chr. zum Archon ernannt und wollte den antiken Staat zu einer demokratischen Neuordnung führen. Er setzte einen Rat, eine Volksversammlung und Gerichte ein, um die innenpolitischen Verhältnisse zu stabilisieren, förderte den Handel, reformierte das Münzsystem und lud ausländische Kaufleute in die Stadt ein. Seine Reformen erzielten aber nur einen Teilerfolg. Solon konnte auch nicht verhindern, dass sich 560 v. Chr. Peisistratos zum Tyrannen erhob und den Adel endgültig entmachtete. Er vergrößerte den Versammlungsort von Solons Rat auf der Agora, dem Marktplatz, und baute einen neuen Tempel der Athene (Schutzgöttin der Stadt) auf der Akropolis. Peisistratos förderte außerdem Volksfeiern, wie das Panathenäen, das mit einer Prozession und Wettspielen alle vier Jahre zu Ehren Athenes gefeiert wurde. Der Tyrann und seine Söhne leisteten zwischen 560 und 510 v. Chr. viele öffentliche Arbeiten. 509 v. Chr. führte Kleisthenes eine grundlegende Neuordnung des attischen Staates durch, mit der er eine gleichmäßige politische Repräsentanz aller Teile Attikas erreichte. Außerdem führte er das Scherbengericht ein.


Plünderung und Wiederaufbau

Abb. 2 Erstürmung der Athener Akropolis durch die Perser (Jacob Abbott 1803-1879)

480 v. Chr. wurde Athen von den Persern geplündert und beinahe völlig zerstört. [2] Der athenische Führer Themistokles begann nach dem Sieg über die persischen Invasoren bei Salamis mit dem Wiederaufbau der Stadt. Zur Befestigung wurden Wälle um Athen und Piräus errichtet. Seine Arbeit wurde von Perikles um 450 v. Chr. fortgesetzt. Perikles ließ aus Athen eine große Stadt entstehen. Öffentliche Mittel wurden für den Neubau des Parthenons, des Niketempels, des Erechtheions und anderer großer Bauwerke verwendet. Er belebte die Agora, auf der mit dem Handel von Waren aus aller Welt begonnen wurde. Als Kopf des Delischen Bundes der griechischen Stadtstaaten wurde Athen nun zu einer Reichsmacht. In den Gerichten der Stadt wurden Fälle aus dem gesamten ägäischen Gebiet verhandelt. Die Kultur erlebte eine Blütezeit. Große Tragödien und Komödien wurden im Dionysostheater unterhalb der Akropolis aufgeführt, und im Zirkel des Perikles waren die führenden Intellektuellen der Zeit zu finden. Die Stadt wurde mit ihrer demokratischen Verfassung und ihrer brillanten Lebensart zur „Schule der Hellas". In ihrer besten Zeit umfasste die Stadt etwa 200 000 Einwohner, von denen 50 000 männliche Staatsbürger waren. Der Rest setzte sich aus Frauen, Ausländern und Sklaven zusammen, denen das Staatsbürgerrecht vorenthalten wurde.


Entwicklung nach dem Peloponnesischen Krieg

Nachdem Athen im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) durch Sparta eine Niederlage erlitt, setzte der Niedergang der Stadt ein. Sokrates wurde hingerichtet, als er traditionelle Anschauungen in Frage stellte. Eine pessimistische Einstellung bestimmte die Zeit. Trotzdem war die Philosophie weiterhin ein reges Betätigungsfeld. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die Philosophenschulen, Platons Akademie und das Lykeion des Aristoteles, gegründet. Demosthenes, Isokrates und andere ließen die Rhetorik als eine Kunstform in den Bereich der schönen Künste aufsteigen.

Obwohl Athen 338 v. Chr. seine Unabhängigkeit an Makedonien verlor, war die Stadt weiterhin ein bedeutendes Kulturzentrum. 146 v. Chr. fiel die Stadt an Rom, was die gute Beziehung zu den Römern erst trübte, als diese Athen 86 v. Chr. plünderten und viele Bauwerke zerstörten. Trotzdem blieb Athen vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die späte Antike das geistige Zentrum herausragender Griechen und Römer. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde Athen von den einfallenden Goten belagert, die nur schwer zurückgedrängt werden konnten. 529 n. Chr. schloss Kaiser Justinian die als gottlos gebrandmarkten Philosophenschulen und beendete damit die klassische Tradition der Stadt.


Entwicklung 14. Jahrhundert bis heute

Während der byzantinischen Herrschaftszeit war Athen ein kulturelles Notstandsgebiet. Viele der städtischen Kunstwerke wurden nach Konstantinopel verfrachtet. Die Tempel wurden zu Kirchen umfunktioniert. Byzantinische Kaiser statteten Athen manchmal eine Visite ab, doch verfiel die Stadt in Bedeutungslosigkeit und verarmte. Nachdem die Kreuzfahrer 1204 Konstantinopel erobertet hatten, wurde Athen zu einem französischen Feudalherzogtum. 1311 übernahmen die Katalanen die Herrschaft der Stadt. Sie wurden im späten 14. Jahrhundert von einer florentinischen Dynastie abgelöst.

Das Osmanische Reich errang 1458 die Macht über die Stadt. Das Parthenon, als Haupttempel der Göttin Athene erbaut, wurde eine muslimische Moschee. Unter türkischer Herrschaft wurde die Stadt weiterhin von Griechen verwaltet. Das Parthenon erlitt 1687 schwere Schäden, als sich bei einem venezianischen Bombardement die im Inneren gelagerten Schießpulverbestände entzündeten.

Der Griechische Unabhängigkeitskrieg (1821-1833) befreite die Stadt von den Türken und ließ sie zur Hauptstadt des heutigen Griechenlands werden. Athen wurde in der Regierungszeit (1832-1862) von Otto I. von deutschen Architekten, maßgeblich von Eduard Schaubert, neu aufgebaut. Vor ihrer Entwicklung zu einem großen europäischen Handels- und Industriezentrum im 20. Jahrhundert war Athen ein bedeutendes Touristenzentrum, das wegen seiner antiken Bauwerke gefeiert wurde. Die Stadt hat heute zeittypische Probleme, wie eine unregelmäßige Stadtausdehnung und Luftverschmutzung. Im September 1997 vergab das Internationale Olympische Komitee die Austragung der Olympischen Sommerspiele im Jahr 2004 an Athen. Die Einwohnerzahl von Groß-Athen beträgt etwa 3,1 Millionen.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Vergl, dazu auch: 'Ur-Athen'
  2. Siehe dazu: Atlantis und die Perserkriege (bb); d. Red.

Bild-Quellen:

1) Maraki 2311 (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Ακαδημία Αθηνών-Σύνταγμα 03.jpg
2) पाटलिपुत्र (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:The Capture of the Acropolis by the Persians.jpg