Das Riesengrab von Puerto Deseado (1615)

Abb. 1 Hier die Abbildung der Öffnung eines Riesen-Grabes in Patagonien aus dem "Oost ende West-Indische spiegel..." von 1619

(red) Zu den historischen Indizien, die zusammengenommen durchaus für eine vormalige Existenz riesenhafter Ureinwohner/innen in Patagonien sprechen, gehört auch eine alter Stich aus dem Zeitalter der Entdeckungen. Eine hier als Ausschnitt (Abb. 1) wiedergegegebene Illustration dieser Karte zeigt u. a. in der Bildmitte eine Gruppe von Europäern, die in der Nähe von Puerto Deseado das Grab eines dieser Riesen freilegen.

Abb. 2 Joris van Spilbergen (1568-1620), der Autor des "Oost ende West-Indische spiegel..."

Puerto Deseado, an der Mündung des Río Deseado in den Atlantik gelegen, ist heute die Hauptstadt des Departamento Deseado der argentinischen Provinz Santa Cruz in Patagonien. Gegründet wurde sie im Jahr 1586 von dem britischen Freibeuter und Forschungsreisenden Thomas Cavendish, der sie nach seinem Schiff 'Port Desire' benannte. Später setzte sich die spanische Übersetzung dieses Namens durch. [1]

"Der fast 32 km lange Hafen" wurde aber, wie es bei der deutschaprachigen Wikipedia heißt, "schon von Ferdinand Magellan und anderen frühen Seefahrern genutzt. Magellan nannte den Ort 1520 >Bahía de los trabajos<, der Pirat Francis Drake ging am 17. Mai 1578 dort vor Anker und taufte die Stelle >Bahía de las Focas<. Am 17. Dezember 1586 erreichte Thomas Cavendish den Mündungstrichter des Río Deseado mit seinem Flaggschiff Desiré, begleitet von den Schiffen Hugh Gallant und Content.". Die "Landzunge am Hafeneingang heißt noch heute >Punta Cavendish<." [2]

Doch nicht nur Briten und Spanier gelangten schon früh in diese Gegend, sondern auch Niederländer. So lief der holländische Kapitän Willhelm Cornelisz Schouten am 16. Dezember 1615 Puerto Deseado mit zwei Schiffen an, von denen eines, die 'Hoorn', kurz darauf verbrannte, nach der er später die Südspitze Feuerlands 'Kap Hoorn taufte. [3] Somit kann es auch nicht verwundern, dass es sich bei den Männern, die auf besagter Abbildung bei der Öffnung des Riesen-Grabes zu sehen sind, um holländische Seeleute gehandelt haben soll - und dass sich diese Begebenheit ausgerechnet anno 1615 zugetragen habe.

Es ist also mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass es sich bei den - im 1619 in Leiden erschienenen "Oost ende West-Indische spiegel..." [4] von Joris van Spilbergen (Abb. 2) - abgebildeten Seeleuten um Angehörige der Mannschaft von Kapitän Schouten handelt. Sollten dessen Schiffstagebücher noch existieren, wäre es von allergrößtem Interesse, darin nach Notizen über dieses Ereignis zu suchen.

Die Sache vorschnell als eine Art 'Seemansgarn' abzutun, wie z.B vor einiger Zeit Prof. Percy G. Adams (1914-2008) von der Universität Tennessee [5], erscheint geradezu leichtfertig. Auch wenn auf der Abbildung unten einige weitere Niederländer abgebildet sind die angeblich gerade einen "Löwen" erlegen, also ein Exemplar einer Spezies, die in Südamerika gar nicht existiert, macht dies die Illustration insgesamt keineswegs unglaubwürdig. Schließlich waren Seeleute des 17. Jahrhunderts keine Zoologen, und es erscheint naheliegend, dass man damals schlicht und einfach einen der in Patagonien heimischen [6] Pumas mit einem Löwen verwechselt hat.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Puerto Deseado" (abgerufen: 25. Mai 2020)
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Kap Hoorn"; sowie: "Willhelm Cornelisz Schouten" (beide abgerufen: 25. Mai 2020)
  4. Anmerkung: Das Werk wurde 1906 in London im Auftrag der Hakluyt Society mit dem Titel "The East and West Indian mirror, being an account of Joris van Spilbergen's voyage round the world (1614-1617)..." auch auf Englisch herausgegeben.
  5. Siehe: Percy G. Adams, "Travelers and Travel Liars: 1660-1800" University of California Press, 1962, Kapitel II
  6. Siehe z.B.: travelArt CHILE, unter: "Spektakuläre Begegnung mit einem Puma in Patagonien" (abgerufen: 25. Mai 2020)

Bild-Quellen:

1) Chris L. Lesley, Greater Ancestors World Museum, unter: Giant-sized Human Skeleton in Port Desire
2) Jan Arkesteijn (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Joris van Spilbergen 1568-1620.png