Buchbesprechung Paul Wallis: Die Narben von Eden

Abb. 1: Paul Wallis:
Die Narben von Eden
Sind Erinnerungen an Alien-Begegnungen der wahre Grund für den Gottesglauben?
Amra Verlag Records, Hanau 2022
ISBN: 978-3954475896
Preis: EUR 22,90
Geb. mit Lesebändchen, 256 Seiten

(rmh) Mit dem Untertitel geht Wallis natürlich in die Vollen, zumal – oder vielleicht eher weil – er Erzdiakon der anglikanischen Kirche war und Pfarrer in der Auslegung der Bibel ausbildete. Doch bereits in seinem Vorgängerbuch Die Flucht aus Eden konnte er einige Belege dafür sammeln, dass im Alten Testament meist tatsächlich Außerirdische und nicht Gott am Werk war.

Am Neuen Testament festhaltend beruft er sich aus einige sehr bedeutende Kirchenväter, die sich weniger auf das Alte Testament, sondern eher auf Platons Philosophie beriefen. Warum aber eine Abtrennung des Neuen Testaments vom Alten nicht möglich ist, sondern tatsächlich das Alte Testament die Wurzel des Neuen ist, habe ich bereits in meiner Besprechung von "Flucht aus Eden" erklärt, doch vermutlich ist es gerade der biografische Hintergrund des Autors, warum er am Neuen Testament festhält, während er im Alten Testament, das seiner Meinung nach und zumindest z. T. definitiv auf babylonische, ägyptische und sumerische Keilschriften zurückgeht, Außerirdische wirken sieht – und wie bereits in der Besprechung seines ersten Eden-Buchs erwähnt, ist diese Annahme nicht so einfach von der Hand zu weisen – im Gegenteil: Einiges scheint tatsächlich dafür zu sprechen.

Im vorliegenden Buch spricht Wallis auch heutige Erlebnisse an, genauer gesagt, UFO-Kontakte und dabei beruft er sich nicht in erster Linie auf Literatur, sondern auf Berichte aus erster Hand. Er sieht also auch Außerirdische in der heutigen Zeit.

Weiter geht Wallis auf Überlieferungen von anderen Völkern wie z. B. den Aborigines ein (zu diesen auch recht ausführlich, was auch naheliegt, wohnt Wallis doch in Australien. Er bezieht sich auf Auskünfte, die britische Kolonisatoren im 18. Jahrhundert bei Gesprächen mit Aborigines erhielt, wenn er schreibt: "Der Ursprung ihrer Vorfahren wurde in dieser Erzählung klar benannt: ein Planet, der einen Stern in jenem Sternbild [genau genommen sind die Plejaden kein Sternbild, sondern ein Sternhaufen] umkreist, das wir die Plejaden nennen". (Auf die Plejaden stößt Wallis auch bei der Betrachtung indianischer Mythen.) Wallis berichtet weiter, dass die Aborigines Initiationen durchmachten.

Wieder auf das Alte Testament zurückkommend, stellt er fest, dass die Geschichten über "den Gott Elohim" (der seltsamerweise im Plural erscheint) und für Wallis in Wirklichkeit für eine Gruppe von Außerirdische steht, im sechsten Jahrhundert v. Chr. drastisch überarbeitet wurde, da das Judentum zu jenem Zeitpunkt monotheistisch geworden war. Wallis geht noch weiter und behauptet: "In den Texten, in denen die betreffenden 'Elohim' eindeutig auf der falschen Seite standen, wurden sie mit "falscher Gott" oder 'Dämon' übersetzt. Und an den Stellen, wo die betreffenden Elohim sich "richtig" verhielten, übersetzten die Redaktoren das Wort mit 'Gott'. Problem beseitigt!" Wenn er damit Recht hat, eröffnet dies ganz neue Sichtweisen!

Wieder auf die UFO-Sichtungen von heute zurückkommend berichtet er, dass Monsignore Corrado Balducci, ein hochrangiger Berater des damaligen Papstes Benedikt XVI in Fragen der Dämologie und des Paranormalen, sagte, dass es sich bei UFO- Nahbegegnungen oder Entführungseserfahrungen nicht etwa um etwas Dämonisches oder Psychotisches handelt, sondern dass sie von Kontakten mit Wesen ganz anderer Art berichten – einem Phänomen, dass eine ernsthafte Untersuchung verdiene. Zudem sagte ihm Pater Gabriel Funes, der (ehemalige) Direktor der Vatikanischen Sternwarte, dass "die Gläubigen bereits sein sollten, unsere ET-Nächsten zu begrüßen". Wallis berichtet weiter, dass Platon von außerirdischen "Kindern Gottes" gesprochen habe, doch leider nennt er keine konkrete Stelle, sondern spricht mehr oder weniger allgemein von drei Dialogen als Quelle: Phaidon, Timaios und Kritias. Bei diesen außerirdischen "Kindern Gottes" – die allerdings wohlwollend waren – kommen dem Autor die "Gottessöhne" in den Sinn, die nach 1Mo 6 auf die Erde kamen und sich mit irdischen Frauen paarten. In diesem Zusammenhang fallen Wallis auch zahlreiche Götter aus den Legenden anderer Völker ein.

Interessant auch ein von Wallis wiedergegebenes Zitat des ehemaligen US-Präsidenten Woodow Wilson der auf "gewisse unberechenbare Mächte" anspielte, als er sagte: "Irgendjemand … etwas … eine Macht irgendwo, die so organisiert, so subtil, so wachsam, so ineinandergreifend, so vollständig, so durchdringend ist."

Hinweise auf Außerirdische in der Vergangenheit fand Wallis auch in Indien und spricht konkret eine in die Wand einer Höhle eingravierte Glyphe an, die ungefähr 4000 Jahre alt ist und eine humanoide Gestalt mit großem Kopf und mandelförmigen Augen zeigt.

Letztlich gelangt Wallis zu der Ansicht, dass in der biblischen Schöpfungsgeschichte vermutlich drei verschiedene Neuanfänge der Zivilisation beschrieben werden:

  1. Die Erde wird überflutet und in Dunkelheit gehüllt und danach durch Terraforming wieder belebt (1Mo 1-2) (Ein Hinweis auf die [Neues zum Thema Schöpfung vs. Evolution: Die Restitutionstheorie|Restitutionstheorie?])
  2. Eine Flut brachte jegliches Leben auf der Erde an der Rand der Ausrottung, wobei die Menschen vor der Flut eine deutlich längere Lebensspanne haben als danach. (1Mo 6)
  3. Ein Angriff auf eine technologisch fortschrittliche menschliche Zivilisation war derart verheerend, dass die Überlebenden danach ihre Sprachfähigkeit wieder neu entwickeln mussten. (Turmbau zu Babel) (1Mo 11)

Hinsichtlich der berühmten biblischen Gestalt Henoch schließt Wallis auf eine Entführung durch Außerirdische, "Henoch wandelte mit den Mächtigen. Dann war er nicht mehr da, denn die Mächtigen hatten ihn genommen." (Den Begriff "Mächtige sieht Wallis als die beste Übersetzung des Wortes "Elohim" an.

Im Buch Amos sieht Wallis Jahwe – den er ansonsten nur für einen dieser Elohim hält, als eine liebende Intelligenz, eine schöpferische Kraft beschrieben, die eine Vision von Liebe und Menschlichkeit hat, die sich auf die gesamte Menschheit erstreckt – auch auf die Feinde Israels.

Wallis interviewte den "Präastronautik-Papst" Erich von Däniken, führte mit ihm fruchtbare Gespräche und von Däniken empfiehlt u. a. auch das vorliegende Buch. Durch seine Themenbreite ist das Buch vielleicht sogar noch besser als das Vorgängerbuch, das allerdings auch schon die Note "Sehr gut" verdient hat.