Dimitri Rebikoff

Dimitri Rebikoff, Bimini Road und die Atlantisforschung

Abb. 1 Dimitri Rebikoff in seinem Element: Unter Wasser mit einer von ihm entwickelten Spezialkamera

(bb) Atlantologie-historisch gehört die Lokalisierung von Atlantis im Seegebiet der heutigen Bahamas zu den besonders 'jungen' Theorien, die erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkamen. Als Ursache für ihre Entstehung darf man das bemerkenswerte 'Reading' betrachten, das Edgar Cayce im Jahr 1934 bekannt gab. Bei Bimini, hieß es darin kurz und knapp, werde 1968 oder 1969 "Poseidia", der westliche Teil von Atlantis, wieder aus dem Meer empor steigen.

Damit wird zum ersten - und für längere Zeit auch letzten - mal nachweislich Platons versunkenes Vorzeit-Reich mit den Bahamas in Verbindung gebracht, denn nach Cayces Tod im Jahr 1945 wurde es in Bezug auf Atlantis bei Bimini wieder still. Die eigentliche 'Initialzündung für den großen Atlantis-Boom rund um die Bahama-Inseln und das Entstehen einer eigenständigen Richtung innerhalb der Atlantisforschung erfolgte schließlich erst 1968 mit der "offiziellen" Entdeckung der sogenannten 'Bimini Road', jener enormen Struktur aus Sandsteinblöcken vor der Küste der Nordinsel, bei der es sich vermutlich um die größte und umstrittenste alternativ-historische 'Fundsache' des vergangenen Jahrhunderts handeln dürfte.

Es gehört in den Bereich der unvermeidlichen Legendenbildung in solchen Fällen, dass die so genannte "Entdeckung" der Bimini Road stets dem Biologen und Atlantisforscher Dr. J. Manson Valentine zugeschrieben wird, der damals bereits seit etwa zwanzig Jahren die Gewässer der großen Bahamabank studiert hatte, und seine These vom künstlichen Ursprung der Anlage 1968 auf einer Presseerklärung bekannt gab. So ist beispielsweise bei Ashley B. Sounders zu lesen: "J. Manson Valentine wurde von Angelo Rolle, einem Fischer aus Bimini, zur Fundstätte der Steine geführt. Valentine ging im kristallklaren Wasser vor Biminis Paradise Point schwimmen, blickte hinab zum Grund, 15 Fuß unter ihm, und entdeckte, was man heute die Bimini Straße nennt." [1]

Entdecken kann man aber bekanntlich aber nur etwas, was zuvor noch unbekannt war - und dies war 1968 im Fall der besagten Steinformation bei Bimini definitiv nicht mehr der Fall. Den Fischern der Insel, von denen einer Valentine den Platz zeigte, war dieses für sie unübersehbare Phänomen seit langem bekannt. Aufmerksam war der Atlantologe auf die Unterwasser-Anomalie zudem erst durch den Bericht eines Piloten geworden, dem die Anlage beim Überfliegen aufgefallen war. Des weiteren war die Struktur bereits 1926 im Regierungsauftrag als Steinbruch missbraucht worden, wie etwa Dr. Greg Little feststellt: "1926 traf ein massiver Hurrikan Bimini. Der Sturm verursachte einige Schäden an Wellenbrechern in Miami, Florida, und zahlreiche Gruppen wurden dafür bezahlt, Steine für die Reparatur zu den Wellenbrechern zu bringen. Während dieses Jahres kamen viele Schleppzüge in das Gebiet der Bimini Road (wie wir sie heute nennen) und viele Ladungen mit Steinen wurden von dort geholt und nach Miami gebracht. Aber niemand interessierte sich damals dafür und die Bimini Road wurde nicht vor 1968 >entdeckt<." [2]

Abb. 2 Eine exakte Skizze (Draufsicht) der so ge- nannten 'Bimini Road', die bereits 1957 das Interesse von Dimitri Rebikoff erregte.

Natürlich war zu diesem frühen Zeitpunkt noch niemand auf die Idee ge- kommen, bei dieser Aktion könne ungewollt ein menschheitsgeschichtliches Kulturdenkmal ersten Ranges schwer beschädigt werden; von einem "unentdeckten" Objekt konnte man 1968, wie gesagt, bei der Steinformation am Paradise Point jedenfalls nicht mehr sprechen.

Der erste, der ihren artifiziellen Ursprung vermutete, war Valentine Ende der 60er Jahre ebenfalls nicht. Es gab es zumindest einen Mann, der die Struktur schon lange vor ihm, nämlich 1957, aus alternativ-historischem Blickwinkel zur Kenntnis genommen und sich Gedanken über ihre, möglicherweise künstliche, Natur gemacht hatte. Dieser Mann, der später - gemeinsam mit Valentine - entscheidende Impulse zur Atlantisforschung bei den Bahamas beitragen sollte, hieß Dimitri Rebikoff.

Dimitri Rebikoff wurde am 23. März 1921 in Paris geboren († August 1997 in Florida), und geriet als junger Mann während des 2. Weltkriegs in deutsche Kriegsgefangenschaft. Während seines unfreiwilligen Deutschland-Aufenthalts war er aufgrund seines brillanten technischen Sachverstands als hochqualifizierter Zwangsarbeiter für verschiedene Firmen tätig. "Nach dem Krieg studierte er an der Universität Sorbonne in Paris und zog nach Lausanne in der Schweiz um, wo er eine Werkstatt eröffnete. Neben anderen Leistungen entwickelte er das Colormeter, ein Farb/Temperatur Messgerät. Mit der Einführung des tragbaren elektronischen Blitzgeräts (1947) schuf Dimitri Rebikoff einen Meilenstein der technisch-wissenschaftlichen Fotografie." [3]

Gemeinsam mit seiner Frau, der Fotografin Ada Niggeler, ging Rebikoff später nach Frankreich zurück und ließ sich in Cannes nieder. Dort entdeckte er eine weitere seiner großen Leidenschaften: Das Tauchen und die Unterwasserforschung. Fast zwangsläufig ergaben sich Synergien zwischen diesen Interessengebieten, und so entwickelte er beispielsweise das erste elektronische Unterwasser-Blitzgerät sowie stereoskopische Foto- und Filmkameras. Mit den von ihm entwickelten Geräten wurde es endlich möglich, auch unter Wasser fotografische Aufnahmen von höchster Qualität zu machen - ein technologischer Durchbruch für Unterwasser-Dokumentationen.

Aber nicht nur im Bereich der Unterwasser-Fotografie ließ der technikbegeisterte Tüftler seiner Begabung freien Lauf. "Dimitri Rebikoff entwickelte 1952 den ersten Unterwasser-Scooter der Welt, >Torpille< ["Torpedo"; d. Red.], aus dem später der Welt erstes ferngesteuertes Unterwasser-Fahrzeug (>Poodle<) wurde. 1953 folgte ein Unterwasser-Vehikel für Taucher, >Pegasus<, das mit Gyro-Instrumenten ausgestattet war, und international erfolgreich wurde. Gemeinsam mit Prof. Ivanoff, Mr. Le Grand und Mr. Cuvier, entwickelte Dimitri Rebikoff eine außerordentlich präzise Korrektur-Linse für Unterwasser-Photogrammetrie." [4]

Abb. 3 Rebikoffs "Mosaik-Darstellung" eines Abschnitts der Bimini Road, die von ihm aus mehreren einzeln gemachten Aufnahmen zusammengesetzt wurde.

1957 kam Dimitri Rebikoff auf einer Reise auch auf die Bahamas, wo er mit seinem "Pegasus" Bimini und einige der umliegenden Inseln erkundete. "Zu dieser Zeit erzählten ihm ein paar Bimini-Fischer von irgendwelchen wunderlichen, großen, flachen Felsen in 15 Fuß Wasserteiefe beim Paradise Point von Nord-Bimini. Seit mehr als drei Generationen hatten die Fischerleute von Bimini erstaunt und verwundert durch die Glasboden-Fenster ihrer Boote auf diese gigantischen Steine hinabgeblickt. Womöglich hätte Rebikoff ihnen einige Antworten, etwa zu ihrem Ursprung, geben können. Rebikoff war jedoch knapp bei Kasse und konnte den örtlichen Fischern nicht die geforderte Entlohnung zu bezahlen, um ihn zu den Steinen zu führen." [5] Also ging er der Angelegenheit zunächst nicht weiter nach und wandte sich erst einmal anderen Dingen zu.

Zwei Jahre später, 1959, zogen Ada und Dimitri Rebikoff-Niggeler in die Vereinigten Staaten, wo Dimitri Rebikoff als Chefingenieur für mehrere Großunternehmen arbeitete. Auch in dieser Zeit war er bei den genannten Firmen aktiv an der Entwicklung neuer Technologien beteiligt, z.B. bei den TV-Kameras und Hochgeschwindigkeits-Filmkameras für den Unterwasser-Einsatz, die sie produzierten. Darüber hinaus entwickelten sich seine Unterwasser-Fahrzeuge wie der "Pegasus" und der "Sea-Inspector", die mit Unterwasser-Kameras ausgerüstet waren, bald zu einem unverzichtbaren Arbeitsgerät für Öl-Firmen, die Film-Industrie, für Ozeanographen und die US Navy.

Taucher, die aus beruflichen Gründen oder aus Leidenschaft viel Zeit im Meer verbringen, berichten immer wieder über unverhoffte Begegnungen mit unbekannten und unerklärlichen Lebensformen und Phänomenen - was belegt, wie wenig wir nach wie vor über die unterseeischen Welten unseres Planeten wissen. Eine solche Begegnung hatte auch Rebikoff im Juli 1965 vor der Küste Floridas nahe Fort Pierce. "Dr. Dimitri Rebikoff leitete dort ein Forschungsprojekt, bei denen die Taucher aus bis zu 30 Metern Tiefe Proben bergen sollten um mehr Informationen über die Natur des wichtigen Golfstromes zu erlangen.

In der Los Angeles Times schildert Kapitän L. J. Nicholas, der Koordinator der Forschungen, eine unheimliche Begegnung, die Dr. Rebikoff bei einem Tauchgang hatte. Dr. Rebikoff habe dabei ein unbekanntes Objekt in Form einer Art Birne hinter den Fischbänken gesehen: >Der Form nach haben wir zuerst an eine Art Hai gedacht. Doch Richtung und Geschwindigkeit waren zu stetig. Das Ding schien von einem Autopiloten gesteuert zu sein. Wir haben kein Signal empfangen und können das Objekt daher nicht näher bestimmen.<" [6]

Möglicherweise war es der Medien-Rummel, der 1968 nach Dr. Valentines Veröffentlichungen zur "Bimini Road" losbrach - jedenfalls erwachte Rebikoffs Interesse an der mysteriösen Struktur nun erneut und er organisierte eine eigene Forschungsreise dorthin: "1969 unternahm Dimitri Rebikoff, der [inzwischen] als herausragender Erfinder von Geräten zur Unterwasser-Exploration und -Erforschung bekannt war, eine fotographische Lufterkundung der 1500 Fuß langen >Bimini Road<." Im Ergebnis dieser und weiterer Untersuchungen [7] kam der Forscher bereits damals zu einer recht eindeutigen Bewertung ihres Ursprungs, aber auch zu einer kühnen Schlussfolgerung bezüglich ihrer einstigen Funktion:

Abb. 4 Rebikoffs "e", eine weitere, von Rebikoff ent- deckte, Unterwasser-Ano- malie bei Andros (Archiv Dr. Greg Little)

"Rebikoff ist überzeugt, dass die großen Steine, von denen einige 16 Fuß im Quadrat messen, Teil einer uralten, von Menschen geschaffenen Struktur sind, bei der es sich um einen gewaltigen Hafen für prädiluviale Schiffe gehandelt haben könnte. Rebikoff zufolge liegen die Steine ordentlich aufgereiht und erstrecken sich 656 Yards weit, also über die Länge von sechseinhalb Football-Feldern, und sind mit Schlick und Seegras bedeckt, aber gut sichtbar. Dann drehen sie um 90 Grad ab, erstrecken sich über weitere 328 Fuß, biegen dann wieder ab, wobei sie ein tiefes U bilden. Drei Steinreihen, die an Bühnen oder Piers erinnern, ragen aus der Basis des U´s etwa 75 Fuß hervor. Rebikoff bemerkte, dass die Blöcke aus Sandstein bestehen und vor 6 000 bis 10 000 Jahren überflutet wurden." [8]

Diese wegweisende 'Hafen-Theorie', der - im Licht neuer Funde in der Region - in Kreisen der Alternativ-Historiker heute wieder verstärktes Interesse entgegengebracht wird (siehe z.B.: Ein Update zur unterseeischen Stein-Plattform bei Andros Island) war keineswegs ein 'Schuss ins Blaue', sondern basierte auf konkreten Erfahrungen und Erkenntnissen, die der Erfinder und Untersee-Forscher bei seinen zahlreichen Reisen um den Globus gewonnen hatte: "Rebikoff, der ähnliche Unterwasser-Stätten im Mittelmeer und an anderen Orten untersucht hatte, betrachtete den überfluteten Bimini-Hafen als Beweis für eine hochentwickelte Zivilisation, eine Zivilisation, die niemals ohne Schiffahrt hätte existieren können. Die Bimini Fundstätte ist in ihrem Design vollständig identisch mit bekannten, im Mittelmeer versunkenen, Hafenanlagen und Installationen, was indiziert, dass sie [alle] während der selben Periode, vom selben Seefahrer-Volk, errichtet wurden." [9]

In den folgenden Jahren stieß Rebikoff bei seinen Exkusionen immer wieder auf rätselhafte Objekte, zum Beispiel eine Unterwasser-Struktur, die als "Rebikoffs 'e'" (Abb. 4) bekannt wurde. Dass auch Rebikoff sich bisweilen 'vergallopieren' konnte, zeigt das Beispiel einer vermeintlichen, prähistorischen Tempelanlage (siehe: Der 'Atlantis-Tempel' des J. M. Valentine), die er im Herbst 1968 gemeinsam mit Dr. Valentine bei dem winzigen Eiland Pine Cay, nördlich der Insel Andros, ausgemacht haben wollte - ein Fund, der sich später als neuzeitliches Relikt herausstellte.

Obwohl er bezüglich einer Gleichsetzung der urzeitlichen Bahamas mit Platons versunkenem Inselreich weit zurückhaltender war, als etwa der atlantisbegeisterte Valentine, dürfen wir Rebikoff heute als einen Wegbereiter der modernen Bahama-Atlantologie betrachten. Zudem hat er der Unterwasser-Archäologie mit seinen Erfindungen wesentliche Mittel für ihre Arbeit an die Hand gegeben, und mit seiner alternativ-historischen Grundlagenarbeit der heutigen Forscher-Generation die Richtung gewiesen: "Wir müssen berücksichtigen, dass die Bahamas vor 10 000 Jahren ein enormes Überwasser-Schelf waren und Millionen Menschen Raum bieten konnten. Zahlreiche Entdeckungen scheinen diese Hypothese zu belegen. Noch wissen wir eigentlich rein gar nichts über diese Zivilisation. Das Problem ist nachweislich archäologisch und nicht geologisch. Zu diesem formidablen Rätsel müssen wir den Schlüssel finden." [10]


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Ashley B. Saunders, THE LOST CITY OF ATLANTIS, in "History of Bimini, Volume I", 2000, S. 45-53, Übersetzung ins Deutsche nach: http://pyramidmesa.netfirms.com/atlantis1.html durch Atlantisforschung.de
  2. Quelle: Unveröffentlichte Korrespondenz von Dr. Greg Little mit dem Verfasser, August 2003
  3. Quelle: http://www.rebikoff.org/historia_e.html (nicht mehr online)
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: Ashley B. Saunders, THE LOST CITY OF ATLANTIS, in "History of Bimini, Volume I", 2000, S. 45-53, Übersetzung ins Deutsche nach: http://pyramidmesa.netfirms.com/atlantis1.html durch Atlantisforschung.de
  6. Quelle: http://www.wfg-gk.de/herkunft7.html (nicht mehr online)
  7. Siehe: Robert F. Marx & Dimitri Rebikoff, "Atlantis at Last?", in: Argosy magazine, Vol. 369, No. 6, Dezember 1969
  8. Quelle: Ashley B. Saunders, THE LOST CITY OF ATLANTIS, in "History of Bimini, Volume I", 2000, S. 45-53, Übersetzung ins Deutsche nach: http://pyramidmesa.netfirms.com/atlantis1.html durch Atlantisforschung.de
  9. Quelle: ebd
  10. Quelle: ebd


Bild-Quellen

(1) http://cac.plongee.free.fr/Histoire/Histoire.htm (nicht mehr online)

(2) Unbekannte Quelle

(3) http://perso.wanadoo.fr/fidylle/docs/biminiang.html (nicht mehr online)

(4) Bildarchiv Dr. Greg Little