Der Koran als Quelle der Atlantisforschung

von unserem Gastautor Uwe Topper


Auch im Koran wird Atlantis erwähnt, in kurzen und klaren Versen, wie es für das arabische heilige Buch bezeichnend ist. Verstreut in den einzelnen Kapiteln finden sich Namen und Beschreibungen von drei Völkern, in denen ich die Bewohner des Westlandes wiedererkenne: die Ad, Thamuda und Rass.

Abb. 1: Der Koran, dass heilige Buch der Muslime, gibt einige außergewöhnliche Hinweise im Zusammenhang mit prä- und protohistorischen Kulturen - vermutlich auch zur legendären Zivilisation von Atlantis

Die Ad - das sind die Atlanter - sind die ältesten dieser drei. Sie heißen auch die >ersten Ad< (in Sure 53, Vers 50), und niemand kennt sie außer Gott (14,9), denn nichts blieb von ihnen übrig (69,8) als ihre Wohnungen (29,38). Diese Wohnungen, meine ich, müssen ganz besonders dauerhaft gewesen sein, wenn sie als einziges Zeugnis des untergegangenen Volkes übrigblieben. (...) Wie treffend genau das Bild ist, daß der Koran von diesem Volk entwirft, geht aus den insgesamt 14 Stellen hervor, in denen von den Ad die Rede ist. (...) Daß mit den Ad wirklich die Atlanter gemeint waren, machen die Erkennungszeichen deutlich, die jedesmal genannt werden: Sie waren Riesen (7,69) und hatten auf allen Höhen >Zeichen< (= Türme) errichtet, wohnten in Burgen und herrschten wie Tyrannen (26, 128-130). (...)

Weiter heißt es: Ihr Reichtum waren Vieh und Rinder, Gärten und Quellen. So herrliche Gebäude, wie sie die Ad besaßen, wurden nie mehr im Lande gebaut (89,8). In dieser Sure, die sich auf die erwartete letzte Katastrophe bezieht, kommt der Eigenname Iram vor, was meistens als >der Aramäer< übersetzt wird und die Sprache der Ad bezeichnet. Sicher war das Aramäische von allen zu Mohammeds Zeit gesprochenen Sprachen die dem Atlantischen am nächsten stehende. [1] Die Verwandtschaft zwischen den beiden Bereichen wird auch in Sure 7, Vers 69 erwähnt, wo es heißt, die Ad waren die Nachfolger derer, die später Noahs Volk wurden. Das bedeutet ferner, daß sie zu ihrer Zeit die Mächtigsten der Welt waren. Deshalb waren sie ungerecht, stolz und überheblich und sagten: >Wer ist mächtiger als wir? Der Herrgott schickte zur Strafe einen ungeheuer starken Wind.< (41,15)

Sure 46 heißt nach der Beschreibung des Landes der Ad >El Ahqaf<, das sind Hügel öder Dünen in der Form eines Buckels. Wahrscheinlich ist der Anblick gemeint, der sich vom Atlantik her kommenden bot; Homer beschrieb ihn als liegenden Schild. In Vers 26 dieser Sure wird das außergewöhnliche Wissen der Atlanter mit den Worten geschildert: >Wir (der Herrgott) haben sie (die Ad) in Dingen ermächtigt, in denen wir euch (die späteren Völker) nicht ermächtigt haben.< Doch es gereichte ihnen nicht zum Nutzen, den sie glaubten ihnem Propheten Hud (= der Jöte) nicht, der sie vor dem baldigen Untergang warnte.

Das Motiv des Untergangs - ein selbstverschuldetes Strafgericht wegen Überheblichkeit - ist zwar dasselbe wie in den anderen heiligen Überlieferungen, doch die Beschreibung der Katastrophe weicht davon ab. Ein Sturm kam in Gestalt einer großen Regenwolke heran und blies sieben Nächte und acht Tage (69,6 und 7), so daß man die Menschen darin sehen konnte, niedergelegt wie hohe Palmstämme. Der Wind verwandelte alles zu Asche (51,41 und 42).


Abb. 2: Die "Jinn" bzw. "Djinn" waren nach arabischem und islamischen Glauben dämonische Wesen, die angeblich aus rauchlosem Feuer entstanden sind. In vorislamischer Zeit galten sie als Naturgeister, die die Menschen in den Wahnsinn treiben konnten. Reminiszenzen an unbegreifliche, prähistorische Völker und Kulturen?

Diese Beobachtung muß als zusätzliche Nachricht über den Untergang von Atlantis gewertet werden. Es heißt ja auch nicht, daß das Land der Ad auf diese Weise zerstört wurde, sondern daß die Menschen in jenem Feuersturm umkamen. (...) Eine glaubwürdige Schilderung des tagelang wütenden Feuer- und Giftgas-Sturmes bringt Otto Muck in seinem Atlantisbuch. Er erklärt damit auf einleuchtende Art und Weise die bisher unerklärliche Tatsache des riesigen Mammutfriedhofs in Sibirien und der vielen Mastodon-Skelette auf dem >Feld der Riesen< in Kolumbien, die A. von Humboldt beschrieb. Besonders an den vielen tausend vereisten Mammuts läßt sich nachweisen, daß sie innerhalb weniger Stunden gestorben sein müssen. Der gleichzeitig stattgefundene Polsprung bewirkte sogleich eine gewaltige Abkühlung des Landes, wodurch die Tierleichen bis heute wie in einem Eisschrank erhalten geblieben sind.

Bei vielen Kommentatoren des Koran heißen die Thamuda >die zweiten Ad<, obwohl das nirgendwo im Koran ausgedrückt wird. Wahrscheinlich liegt dieser Bezeichnung ein Ausspruch Mohammeds zugrunde. Da die Thamuda fast immer mit den Ad zusammen erwähnt werden, gelten sie als Nachbarn und Nachfolger der Ad. Sie werden im Koran 15 mal erwähnt, woraus sich folgendes zusammenfassen läßt: Die Thamudäer hatten Gebäude in der Ebene und aus den Felsen gehauene Häuser in den Bergen. Sie besaßen Kornfelder und Palmen. Die Sure 15 heißt >der Felsen<, denn hier werden sie die Bewohner des Felsens genannt. In ihrem Lande war das Wasser knapp, darum hatten sie die Bewässerung sorgfältig geregelt. In einem Tale hauten sie Felsen (wahrscheinlich zu Bausteinen). Unter dem Volk von Thamuda stand ein Prophet mit dem Namen Salih, der die Menschen vor Vielgötterei und Götzendienst warnte und einen Untergang voraussagte ähnlich dem, durch den die Ad vernichtet worden waren. Als Zeichen des Bundes mit Gott wurde eine weiße Kamelstute abgesondert. Die Thamudäer töteten die Zuchtstute, worauf die Stadt durch ein Erdbeben zerstört worden war.

Das dritte Volk, das mit diesen beiden genannt wird, sind >die Leute von Rass< (in Sure 25, Vers 38 und Sure 50, Vers 12). Beide Male werden sie unmittelbar neben den Thamuda erwähnt, weshalb diese beiden von vielen Kommentatoren als benachbarte Städte oder Regionen angesehen werden. Wahrscheinlich bezeichnet Rass die Hauptstadt auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar, die Thursenstadt Tharsis. Wenn man den Eigennamen Tharsis arabisch auffaßt und auf seine Wurzel zurückführt, erhält man Rass; ähnlich klingt auch der Eigenname des ethruskischen Volkes, Rasna, d.h. thursisch. Auch zeitlich passen diese Deutungen zusammen: Während der Untergang von Thamuda durch die Einführung der Kamelzucht (etwa 500 vor unserer Zeitrechnung) bezeichnet ist, wissen wir von Tharsis, daß es unter Argantonios im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zum letzten Male blühte, bevor es für immer verschwand.

Die beiden Städte oder Völker - Ad und Thamuda - werden in der Bibel nicht erwähnt. Der Koran berichtet von ihnen im Zusammenhang mit anderen Städten, die wir aus der Bibel kennen, wie Sodom und Gomorrha, mit denen sie das Leitmotiv gemeinsam haben: Ihre Zerstörung wird als Folge der Lebensweise ihrer Bewohner geschildert. Nur aus diesem Grunde haben die Berichte von jenen alten Zivilisationen Eingang in die heiligen Bücher gefunden. Dies scheint mit auch das Leitmotiv für Platons Atlantida zu sein. Statt des einen Gottes beschließt hier die Versammlung der Götter den Untergang des sündigen Volkes.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag von Uwe Topper © erschien erstmals 1977 als Kapitel "Der Koran" in seinem Buch "Das Erbe der Giganten". Wir präsentieren ihn bei Atlantisforschung.de in einer leicht gekürzten und redigierten fassung.


Bild-Quellen:

(1) http://ez2find.com/go.php3?site=book&go=0691020469 (nicht mehr online)

(2) http://www.ciafo.com/ffff/lexikon/i_ifrit.htm (nicht mehr online)


Links zum Thema:

'The People of Ad and Ubar, the Atlantis of the Sands', unter:

http://islamicity.com/science/QuranAndScience/destruction/GeneratedFilesnoframe/ThePeopleof145AdandUbartheAtlantisoftheSands.htm

  1. Anmerkung: Topper geht von der Annahme aus, bei den (ersten) Atlantern habe es sich um eine urzeitliche Hochkultur in Iberien gehandelt, die intensive Beziehungen nach Nordafrika unterhielt. (d. Red.)