Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“

Abb. 1 Der österreichische Atlantisforscher und -autor Otto Heinrich Muck (1892-1956)

(rmh) Otto Heinrich Muck gilt als einer der einflussreichsten und bedeutendsten Atlantis-Forscher des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 5. August 1892 in Wien geboren. Dort besuchte er auch die Volksschule, anschließend in Kremsmünster das Gymnasium. Das Abitur legte er am Staatsgymnasium Wien ab. Als junger Mann diente Otto Muck beim östereichischen Militär, wo er es bei den k.u.k. Luftfahrtruppen (Aviatik) bis zum Oberleutnant brachte. Dort war der technikbegeisterte Muck u.a an der Konstruktion des ersten Jagdeinsitzers Österreichs beteiligt. Nach dem Ende des I. Weltkriegs ging er nach München, studierte dort an der Technischen Universität, wo er 1920 mit Abschluss Diplom-Ingenieur graduierte. Im Anschluss studierte er auf Anregung von Werner Heisenbergs Lehrer, dem Physiker Arnold Sommerfeld auch noch Physik sowie Geophysik und zudem Frühgeschichte. [1] Später korrespondierte Muck wissenschaftlich u.a. mit Sommerfeld und Albert Einstein (mit Letzterem über die Struktur der Lichtquanten [2]).

Während des II. Weltkriegs gehörte Otto Muck zu Wernher von Brauns Raketen-Team in Peenemünde. Außerdem gilt als einer der Erfinder des U-Boot-Schnorchels, der zu jener Zeit entwickelt wurde. [3] Nach Kriegsende wurde er dann als technischer Berater von Großunternehmen wie den Schuckertwerken bzw. Siemens & Halske aktiv. Er galt nicht nur als hochkarätiger Technik-Spezialist, sondern auch als talentierter Künstler und Graphiker. Zu Beginn der 1950er Jahre lebte er in Uffing am Staffelsee, wo er auch ein Elektrophysikalisches Institut betrieb. Als er am 7. November 1956, 64-jährig, in Wien an den Folgen eines Unfalls verstarb, hinterließ er zahlreiche [4] Patente. [5], von denen knapp 40 in die Konstruktion der Methanschiffe eingegangen waren, welche für den griechischen Reeder Stavros Niarchos gebaut wurden. [6]

Im selben Jahr (1956) hatte er noch sein viel beachtetes Buch Atlantis - Die Welt vor der Sintflut veröffentlicht. Dieses Werk wurde 1976 unter dem Titel Alles über Atlantis bearbeitet neu aufgelegt, allerdings fehlten dort wichtige Bestandteile. Scheinbar aktuellere Themen wurden stattdessen eingefügt, die mit dem Thema und Mucks Ideen nicht unbedingt allzu viel zu tun haben.

Abb. 2 Die Lage der einstigen Großinsel Atlantis nach Otto H. Muck

Für Muck lag Atlantis im Atlantik am Mittelatlantischen Rücken. Zur Untermauerung seiner These bezieht er sich einerseits auf die Sagen der Völker östlich und westlich des Atlantik, andererseits weist er auch darauf hin, dass die Temperaturverteilung in den gleichen Regionen jetzt und während der letzten Eiszeit eine einstige „Golfstrom-Sperrinsel“ nahe lege, die nach Mucks Meinung im Azoren-Gebiet lag. Wenn man sich das Azoren-Plateau etwa drei Kilometer angehoben vorstellt, kommt man auf eine Großinsel mit den Ausmaßen, die Platon für Atlantis angibt, sowie auf die gleiche Gebirge-Ebene-Verteilung.

Abb. 3 So sah Otto Muck Atlantis. Das schraffierte Gebiet stellt die Gebirgszone dar, die schwarz eingezeichneten Berge sind z.T. die heutigen Azoren

Auf dieser durch den Golfstrom klimatisch begünstigten Insel könnte sich eine Zivilisation durchaus entwickelt haben. Muck erklärt auch das Geheimnis der Aalwanderungen mit der einstigen Existenz von Atlantis. [Vergl. dazu: Das Geheimnis der Aale von Otto Muck; d. Red.] Bekanntlich findet man in den europäischen Flüssen nur weibliche Aale. Wo sind die männlichen Exemplare geblieben? Diese Frage stellten sich die Biologen in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder. Und mittlerweile weiß man Näheres, obwohl das Rätsel dadurch nicht kleiner geworden ist.

Die Aale kommen in der Sargassosee zur Welt, die westlich und südwestlich von den Azoreninseln gelegen ist und Tangwälder beinhaltet. Sie besitzt in etwa die Größe von Mitteleuropa. In diesen üppigen Tangwäldern laichen die Aale, die amerikanischen im Westteil, die europäischen im Ostteil. Durchsichtige, kleine Jungfische schlüpfen. Von ihrem Instinkt geleitet, schlängeln sich die Jungaale gen Wirbelrand zum Golfstrom hin und lassen sich von diesem nach Osten, Richtung Westeuropa, treiben. Diese Reise dauert drei Jahre.

Die Überlebenden werden dabei zu Glasaalen, die sich an den Küsten teilen. Die männlichen Aale bleiben im Salzwasser, die Jungweibchen schwimmen in die Unterläufe der europäischen Flüsse hinein. Diese Trennung der Geschlechter dauert drei Jahre. Mit fünf Jahren ist der Aal geschlechtsreif, jetzt treffen sich die Geschlechter wieder. An den Flussmündungen beginnt die gemeinsame Rückreise zur Sargassosee. Sie schwimmen in großer Tiefe, wo sie vermutlich die kalte Unterströmung ausnutzen. In 140 Tagen sind sie wieder an ihrer Geburtsstätte angelangt, wo sie wiederum die Paarung vollziehen.

Abb. 4 Der Golfstrom nach Muck in der Zeit, als Atlantis (A) noch obermeerisch war. (S = Sargassosee)

Muck fragt sich, warum die Aale gleich zweimal eine so gefährliche und langwierige Reise unternehmen und warum die Weibchen ins Süßwasser wandern. Eine Teilantwort auf die zweite Frage gibt Muck selbst: Die Aalweibchen werden nämlich nur im Süßwasser geschlechtsreif. Nur: Warum schwimmen die Aaalweibchen nach Westeuropa und nicht nach Westindien, das ja viel näher liegt? Hierauf wird im Allgemeinen geantwortet, die Aale vertrauten sich eben dem Golfstrom an. Aber der Golfstrom treibt sie eben weit weg nach Europa, wo er sich teils nach Süden, teils nach Norden, langsam abschwächt. Jedenfalls strömt er nicht mehr zurück, und die Aale müssen ohne diesen schützenden Golfstrom den weiten Weg zurücklegen. Doch war das immer so?

Wenn Muck Recht hat, lag die Insel Atlantis auf dem Azorenplateau, das dem Golfstrom den Weg abgesperrt hätte. Dieser wäre dann zurück in Richtung Amerika abgelenkt worden, und so hätte der Golfstrom tatsächlich einen Kreislauf ausgeführt, dem sich die Aale sicher anvertrauen konnten. Die Aale wären also von ihrem Laichplatz in der Sargassosee vom Golfstrom an die nahe gelegenen Flüsse von Atlantis getragen worden, und die Weibchen wären dort geschlechtsreif geworden, während die Männchen draußen im Meer auf sie gewartet hätten. Dann wären sie gemeinsam, wieder vom Golfstrom getragen, zurück zu ihrem Geburtsort, der jetzt zu ihrem Laichgebiet würde, zurückgekehrt. Wenn die Insel, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr existiert, dann würde sie der Golfstrom ins ferne Europa verschleppen, wo er sie im Stich ließe. Und genau das tut er ja auch.

Abb. 5 Die Planetenkonstellation am 5. Juni 8498 v. Chr., 13 Uhr Erdzeit. A1: unverzerrte Bahn des „Planetoiden A“, A: tatsächliche Bahn infolge der Abkrümmung durch Venus, Mond und Erde.

Wenn diese von Muck propagierte Großinsel, die dem Golfstrom den Zugang nach Europa verwehrte, tatsächlich existiert hätte, dann müsste zur damaligen Zeit in Atlantis ein begünstigendes Klima geherrscht haben, während es in Europa bitterkalt gewesen wäre; und das war es auch vor 10 000 Jahren. Muck führt die Temperaturverteilung in Nordamerika und in Europa während der Eiszeit und heute als weiteren Beleg für die Notwendigkeit einer einstigen Golfstrom-Sperrinsel an. Nordwesteuropa war während des Quartärs gegenüber Amerika nicht klimabegünstigt, dies aber wäre zwangsläufig die Folge gewesen, wäre damals schon der Golfstrom nach Europa gekommen.

Otto H. Muck entwickelte ein Szenario, nach dem tatsächlich das Versinken der Großinsel Atlantis im Laufe einer Nacht und eines Tages möglich ist. (Abb. 4) Am 5. Juni des Jahres 8498 v. Chr. herrschte am Himmel eine Unheil bringende Planetenkonstellation. Die Bahnen von Venus, Erde und Mond standen von der Sonne aus gesehen hintereinander, und so würden ihre sich summierenden Anziehungskräfte dafür sorgen, dass ein Planetoid, der sich der Erde nähern würde, noch näher zu Erde hingekrümmt würde. Muck war überzeugt davon, dass ein solche Planetoid an diesem Tage tatsächlich in den Atlantik einschlug - etwas östlich des Stumpfes der Puerto-Rico-Schwelle.

In der Folge wurde das empfindliche vulkanische Gebiet im Atlantik entzündet und die Großinsel Atlantis, die auf der „Reißnaht“ liegt, an der nach Muck die Kontinentaldrift einst begann, wurde von einem Flammenmeer umzingelt. Die Magmafläche unter der Großinsel wurde nach dem Verdampfen des Wassers, bei dem Bodenmagma nach oben gerissen und verblassen wurde, maximal eingedellt (S. Abb. 6), und dadurch sank die Inselscholle - und so versank Atlantis im Laufe einer schrecklichen Nacht und eines schrecklichen Tage im Meer - genauso wie Plato es angegeben hatte.

Abb. 6 Der Untergang von Atlantis nach Otto Muck: Auf dem oberen Bild sehen wir Atlantis vor der Katastrophe. Die Inselscholle liegt breitflächig über dem Meersppiegel. Rechts und links von ihr sehen wir durch übergequollenes Ergussstein verschlossene Reißlinien. Aus dem mittleren Bild ersehen wir, wie quellendes Bodenmagma vom verdampfenden Meerwasser hoch gerissen und verblasen wird. Der Magmapegel senkt sich wieder, während nun Stickgase und Meeresfluten die Kontinente überschwemmen. Nach der Katastrophe (auf dem unteren Bild zu sehen), ist die Magmaoberfläche unter der Inselscholle maximal eingedellt und deutlich abgesenkt. Die Inselscholle - isostatisch mitgesunken - bildet nun ein untermeerisches Landmassiv. Die einstigen Berggipfel sind nun Inseln. Mit den Innenrändern sind auch die Kontinentalschollen eingesunken, die von nun an etwas schräg stehen. Dadurch konmmt es zu Küstensenkungen an diesen und Hebungen an den Gegenrändern. Die schwarzen und quergestreiften Flächen der Abb. zeigen das Sima, das aus Basalt (schwarz) und Gabbro (schraffiert) besteht. Die gepunkten Flächen zeigen das Sima-Verschlussmaterial und die die längs gestreiften Flächenzeigen das Sial (Granit)

Muck glaubt, dass die Azoren Überbleibsel von Atlantis sind, einst die Berggipfel dieser verlorenen Großinsel waren. Zusammen mit Atlantis seien die Kontinentalschollen rechts und links vom Katastrophengebiet mit eingesunken, und Hebungen an den Gegenrändern resultierten hieraus: Die östlichen Küstenränder von Amerika und die westlichen Teile von Afrika und Europa sanken ein, Gebiete im Westen Südamerikas und im Osten Afrikas wurden angehoben, wobei die letztgenannte Ausgleichsbewegung sicherlich nicht so ausgeprägt war wie jene in Amerika, da Afrika ja bis zu einem gewissen Grad wie Europa an Asien „hängt”.

Als zusätzlichen Beleg für seine Theorie zieht Muck das in unsere Zeitrechnung umgesetzte Nulljahr des Maya-Kalenders mit heran, das nach dem Astronomen Robert Henseling, der sich intensiv mit dem überraschend exakten Wissen der Maya auseinander setzte, auf jenes epochale Datum, auf den 5. Juni des Jahres 8498 vor unserer Zeitrechnung, gelegt wurde.

Was den Katastrophenherd betrifft, beruft sich Muck auf eine Tiefenkarte und schreibt, dass dort, wo der Herd gefunden wurde, das Bodenrelief durchweg anormal sei. Es läge auf zwei riesigen Löchern - beide über 7000 Meter tief -, die sich unweit des Puerto-Rico-Stumpfes befänden. Die Puerto-Rico-Schwelle sei zertrümmert, der Stumpf ein Überrest, und die Rest-Schwelle weise auf die Löcher hin. Küstenland sei unweit der Schwelle zu Bruch gegangen (Muck denkt hier an den Golf von Mexiko), und die Schwelle weise auch auf den Südrand des untermeerischen Landmassives hin, das vor seinem Untergang während des Quartärs (das für Muck mit dem Untergang von Atlantis endete), den Golfstrom abriegelte. Und von nun an kam der Golfstrom nach Europa, das ab sofort, d.h. nach dem Abklingen der Folgen der Katastrophe klimabegünstigt sein sollte.

Muck beschreibt noch andere Folgen, die die Erde grundsätzlich verändert hätten. So sei laut Muck die Erdachse ins Wanken geraten und dadurch die Präzession (jene Pendelbewegung, die die Erdachse relativ zum Himmelsnordpol in langen Zeitintervallen ausführt) verstärkt worden, was wiederum zu Klimaveränderungen führte.

Nach der Katastrophe kam es nach dem Muck'schen Szenario zu gewaltigen Auswurfmassen, die bis in die Atmosphäre gelangten. Ein Teil davon fiel wieder auf den Boden, doch nicht dorthin, woher sie gekommen waren. Es sollte eine Sintflut entstehen, die nicht nur aus Wasser besteht - die Ursache für Sintflutsagen in aller Welt. Im Äquator wurde Wasser ausgestoßen und Asche wurde nach Westen getragen.

Im Hauptazorengebiet wurde die Asche in der Hauptsache nach Osten befördert, und Salz aus dem Meer wurde mitgerissen. Ein riesiges Regengebiet entstand. Doch die Wolken sahen nicht wie normale Regenwolken aus, sie waren durch die mitgeführte Asche tiefschwarz gefärbt. Nun entstanden zwei Regengebiete: Eines im Westen und eines im Osten. Die Windströmung bestimmte, wer von der östlichen, und wer von der westlichen Flut heimgesucht werden sollte. Manche Gebiete wurden gänzlich verschont.

Muck kam bei seinen Berechnungen auf insgesamt drei Billiarden Tonnen Vulkanasche, und nach Osten sollen etwa mit zwanzig Billarden mit Vulkanasche durchmischte Tonnen Wasser getrieben sein - in Form jenes feuchten und regenschwangeren Dampfes, der bei der Katastrophe zusammen mit zerrissenen Magmapartikeln hochgerissen worden war.

In Nordostsibirien war das Klima vor der Katastrophe, wenn wir Muck folgen, mild. Mammuts grasten. Die Temperatur betrug vier Grad im Jahresmittel. Bei der Katastrophe war Sommeranfang. Blumen blühten. Doch dann bekamen die Tiere Atemnot. Sie bekamen immer weniger Luft, und röchelnd hauchen die meisten von ihnen ihr Leben aus. Eine Stickgaswelle, Folge der Atlantikkatastrophe, erstickte sie. Einige wenige überlebten. Sie röchelten, doch sie ersticken nicht. Plötzlich kamen riesige Flutmassen, und auch die letzten Mammuts wurden dahingerafft. Doch die verwesten nicht, dann es wurde kalt. Eiskalt. So kalt, dass einige Mammutkadaver innerhalb weniger Tage durch das Eis konserviert wurden. [Vergl. dazu: Die Polverlagerung und das große Mammutsterben von Otto Muck; d. Red.]

Abb. 7 Zur Beweisführung zog Muck u. a. das von Henseling in unsere Zeitrechnung umgesetzte Nulljahr des Maya-Kalenders heran. Waren diese Daten korrekt? Bild: Der Zentralkomplex der Maya-Anlagen von Palenque

Nach Muck befand sich der Erdnordpol vor der Atlantikkatastrophe 3500 Kilometer entfernt von Nordostsibirien. Er soll sich etwa dort befunden haben, wo sich heute noch der erdmagnetische (Süd-)Pol befindet. Der geografische Nordpol ist binnen vier(!) Tagen, länger kann es nicht gewesen sein, denn sonst wären die Mammuts nicht so gut konserviert worden, Richtung Sibirische Tafel „verrutscht”.

Auch andere Rätsel lassen sich mit Mucks Atlantis-These erklären. So kann z.B. die Frage, wie die Mastodonkadaver ins kolumbianische Hochland kamen, obwohl diese Tiere eigentlich Flachlandbewohner waren, ganz einfach dadurch erklärt werden, dass das angesprochene Gebiet nach dem Muck´schen Szenario durch die angesprochene „Kippbewegung” der Kontinentalränder während des Untergangs von Atlantis angehoben wurden.

Muck errechnete, dass über Nordwesteuropa eine Dunkelwolke lag, die eine spezifische Flora und Fauna hervorbrachte. Er spricht von einer 2000-Jahre anhaltenden Dunkelheit. Von Phasen, in denen die Sonne nicht schien, wird schließlich auch in alten Überlieferungen berichtet, so auch im Schöpfungsbericht der Bibel. Bei der Erschaffung von Sonne und Mond ist dort nach dem Originaltext nicht die Rede von einer Schöpfung aus dem Nichts, sondern die Bedeutung ist hier „sichtbar machen” oder „erscheinen lassen“.

Muck beruft sich auch auf Mythen von einer Nebelwelt des Nordens (Niflheim), wie sie in der Edda geschildert wird. Die Atlantischen Ur-Cromagnards waren recht groß, so dass Muck hiermit die Sage von den „Riesen der Vorzeit“, die auch in der Bibel vorkommt, erklärt. [Vergl. dazu: Riesen - Märchenwesen oder historische Realität? von Otto Muck; d. Red.] Sie waren rothäutig, so dass die Indianer und Indios die typischsten Nachfahren der Ur-Cromagnards sind, "während die Europäer unter der langen Dunkelheit langsam ausbleichten, korrekt ausgedrückt, pigmentarm wurden." So ist nach Muck die 'weiße Rasse' entstanden.

Muck weißt darauf hin, dass Leonard Woolley und seine Mitarbeiter bei ihren Grabungen in Warka-Ur im Jahr 1928 Woolleys Meinung nach auf ein unzweifelbares Relikt der Sintflut gestoßen waren. Es handelt sich um eine zweieinhalb Meter mächtige, völlig fundleere Schwemmlehmschicht weit unter den frühsumerischen Königsgräbern, etwa zwölf Meter unter der heutigen Oberfläche.

Abb. 8 Die Lösung des Mammuträtsels nach Muck. Im horizontal gestrichelten Gebiet liegt der heutige Kältepol (Kreuz). Im gestrichelten Gebiet wurden Mammutkadaver in Eis und Schlamm gefunden. Das punktierte Gebiet zeigt den Rand des diluvial vereisten Gebiete.

Muck war überzeugt davon, dass nur ein Aschen- und Schlammregen wie jener vor rund 10 000 Jahren, der alles wegwusch, was ihm in den Weg kam, eine feinkörnig-lehmige Schwemmtonschicht erzeugen konnte, in der jeder archäologische Fund grundsätzlich fehlen musste. Denn alles, was hätte fossiliert werden können, war vorher von den Regenfluten ins Meer verwaschen, hinweggespült, worden. Nach der Katastrophe kam es zu einer plötzlichen Klimakatastrophe, wie sie durch die beschriebene Erhaltung der erstickten oder ersäuften Mammutkadaver in Eisblöcken bereits angedeutet wurde. Nach Muck resultierte sie aus einer Verlagerung der Erdachse. Diese kam folgendermaßen zu Stande:

Muck errechnete, dass der frühere Nordpol etwa 3500 Kilometer vom gegenwärtigen entfernt lag. Dieser frühere Nordpol lag laut Muck irgendwo zwischen den Inseln Nordkanadas und Grönland. Er habe vermutlich ortsgleich mit dem heutigen magnetischen Pol gelegen. Die dann eingetretene Polverschiebung würde in ihrem Winkelwert ziemlich genau der ekliptischen Schiefe der Erde - also ca. 23 Grad – entsprechen.

Es gab einen Schock, der durch den Einsturz des „Planetoiden A” - wie Muck den Einschlagskörper nannte - und den Auswurf gewaltiger Massen auf die Erde ausgeübt worden war. Der Erdkreisel reagierte auf diesen Schock hin sofort, und zwar dynamisch-stabilisierend. Das heißt, er bekannt sofort zu taumeln, oder zu präzessieren, um es wissenschaftlich auszudrücken. Nun hat sich - wenn wir Mucks Szenario folgen - die Erdachse noch schiefer gestellt, als dies vorher bereits der Fall gewesen war, vorausgesetzt, sie habe vorher überhaupt schräg gestanden. Diesen Punkt lässt Muck offen. Und mit der Erdachse hat sich auch der Drehpol verändert.

Muck betont, dass nur jener Drehpol, durch den die Rotationsachse, nicht etwa der ganzen Erdachse, sondern nur der starren Kruste, läuft, sich um rund 3500 Kilometer verschoben habe. Diese Verschiebung sei auf einer Geraden erfolgt, die auf den Einschlagsort des „Planetoiden A“ hinweise. Diese Gerade verbinde diesen mit der Lage des Drehpols vor der Katastrophe und der Lage desselben danach. Darin sieht Muck den Beweis, dass tatsächlich der Einfall dieses Himmelskörpers dafür verantwortlich war, dass der Drehpol, bedingt durch die Schwenkung der Erddrehachse um 20%, quasi „verrutscht“ ist. Muck erklärt dies dynamisch als Folge der Superposition des durch den Einsturz ausgelösten Drehmoments über das Kreiselmoment der Erdkugel.

Abb. 9 Mögliche Verschiebung des Nordpols nach Otto Muck. (Grafik: Wolter Smit)

Die Drehachse verschob sich nun aber nicht allein. Genau genommen führte die gesamte Erdkruste, die auf einer Art „Gleitlager” aus leichflüssigem Magma, das sich um die Erdkugel zieht, aufliegt, eine Schwenkung um ca. 20 Grad durch. Ursache hierfür war wieder der schräg erfolgte Stoß des Planetoiden, der sie zu dieser Ausgleichsbewegung zwang. Dann aber griff eine andere Kraft - die Reibungsdämpfung im Magmalager, die den Vorgang schnell wieder abbremste. Muck rechnete diesen Vorgang nach und kam zu dem Ergebnis, dass, wenn man für das Randmagma plausible Zähigkeitswerte ansetze, die Bewegung der Tiefe nach innerhalb einer wenige 100 Meter mächtigen Magma-Randzone abgeklungen sein müsste. Der wichtige Schluss hieraus ist, dass die Polverlagerung ein reines Oberflächenphänomen war.

Sie hatte keinen Einfluss auf das dynamische Gleichgewicht der Schmelzschale, die die eigentliche Erdmasse enthält. Die Rotationsachse der Erde - die wahre „tiefer liegende” Rotationsachse, die durch die vom Vorgang der oberflächlichen Polverlagerung unbetroffenen Schmelzschale, repräsentiert wird - behielt folglich ihre Lage bei und spiegelt sich am Himmel als „Pol der Ekliptik”. Nur der Erdkrustenkreisel taumelt. Er präzessiert um den wahren Pol. Genauer gesagt, beschreibt er eine spriralige Kurve. Spiralig deshalb, weil die Reibungsdämpfung im Auflager dämpfend wirkt. So richtet sich der taumelnde Erdkrustenkreisel langsam auf, und hieraus resultierend nimmt die „Schiefe der Ekliptik”, langsam, aber in bekanntem Tempo, ab.

Nach Muck riss irgendwann im Vortertiär die damals zusammenhängende Gesamtscholle im Atlantik. Der Grund müsse eine Erdumwälzung gewesen sein. Entgegen der ursprünglichen Auffassung Wegeners beschrieb Muck, dass die Urscholle nicht einheitlich, sondern ein Mosaik war, das, als es über der heißen Schmelzschale erkaltet und dabei schrumpfte, in viele Teile zerrissen wurde. Leichtflüssiges Magma drang nun in die Spalten ein und verklebte diese. Diese Nahtstellen zwischen den Sialtafeln (bestehend aus Silizium und Aluminium) müssen demnach also aus Sima (Silizium-Magnesium) bestehen, das eben von unten her in diese schmalen Schrumpfrisse eingedrungen war.

Abb. 10 Alfred Wegener, der Schöpfer der Kontinentaldrift-Theorie, deren Richtigkeit Muck in weiten Teilen bestritt.

Daraus ergibt sich folgendes: Als die Naht im Atlantik entstanden war, wanderten die nun getrennten Sialtafeln westlich und östlich von der Nahtstelle weg. Doch von dem Sima, das zäh an ihren Rändern klebte, mussten sich die Tafeln erst befreien. Dieser Kittstoff, der wie der Untergrund aus Sima bestand, blieb jedoch an Ort und Stelle zurück, und dieser „Kittrücken” ist uns heute unter dem Begriff „Mittelatlantischer Rücken” bekannt. Wenn Wegener davon ausging, dass die Kontinente von Amerika und Afrika zusammenpassten, so meinte er damit Südamerika und Afrika, wo genau das auch zu trifft, doch im Norden hat er bei seinen Betrachtungen nicht ganz so genau gearbeitet. Die Kontinentalschelfe passen nördlich von Südamerika nämlich nicht mehr aneinander.

Alfred Wegener versäumte es, der Reißnaht, dem Mittelatlantischen (Kitt)-Rücken, Beachtung zu schenken. Da die Kontinentalschelfe sich rechts und links vom Kittrücken losrissen haben, wäre dies jedoch unabdingbar gewesen. Der Mittelatlantische Rücken ist im Nordatlantik breiter als im Süden, und aus diesem Grund kann die gesamte Drift-Konzeption ohne Einbeziehung des Mittelatlantischen Rückens nicht funktionieren. Muck fand heraus, dass die Schelfe tatsächlich an den Mittelatlantischen Rücken passen, und auf dieser verkitteten und immer noch instabilen Reißnaht lag Atlantis. Genau betrachtet, passt eine Großinselscholle wie Atlantis also sehr gut in das Bild der Kontinentaldrift-Theorie.

Allerdings gibt es auch Kritik an Mucks Theorien. Die Mainstream-Geologie lehnt Mucks Thesen ab, schließlich könne kein Kontinent im Atlantik untergehen, denn dort gäbe es keine Subduktionsvorgänge, wobei aber Mucks Szenario, wie hier ausgeführt eine "Ausnahmesituation" ist, die nichts mit der Tatsache zu tun hat, dass hier die leichtere Kruste auf der schweren liegt und daher unter normalen Umständen nicht untergehen kann, gar nichts zu tun hat! Darüber hinaus gibt es Geologen wie Alexander Tollmann, die Hinweise auf einen ehemaligen Mikrokontinent im Atlantik in der Azorengegend, der durch den Einschlag eines Himmelkörpers untergegangen sei, fanden, den sie aber als eine "zu großgeratene Vulkansinsel" - also eine Landmasse, die aussschließlich eine kontinentale Kruste besaß, ansehen . Was die Maya-Chronologie betrifft, gibt die allgemeine Lehrmeinung Henseling nicht recht, sie setzt - nach dem „Maya-Papst“ Eric Thompson - das Nulljahr des Maya-Kalender auf das Jahr 3114 v. Chr. an. Die Geologen und Autoren Pitman Walter und Ryan William sind der Meinung, dass die von Woolley entdeckte Schlemmlehmschicht schlicht und einfach auf einen ehemaligen Deichbruch gehandelt haben könnte.

Trotz aller Kritik halte ich Mucks Thesen durchaus für stichhaltig. Sie könnte etliche Aspekte der Atlantis-Frage erklären.


Weitere Beiträge von und über Otto Muck bei Atlantisforschung.de

  • Rätsel Atlantis - Ein Vorwort zu: Otto Mucks 'Alles über Atlantis', 1976 (Ernst von Khuon)
  • Quintär - Zu einem von Otto Muck eingeführten Fachbegriff (red)


In diesem Beitrag verwendete Literatur

  • Horn, Roland, M.: Das Erbe von Atlantis. Lübeck 2001
  • Horn, Roland, M: Gelöste und ungelöste Mysterien dieser Welt. München 2000
  • Mackowiak, Bernhard: Atlantis. Stuttgart 1997
  • Muck, Otto: Alles über Atlantis. München 1979
  • Muck, Otto: Atlantis - Die Welt vor der Sintflut. Olten 1956
  • Muck, Otto: Geburt der Kontinente - ein Protokoll zum 8. Schöpfungstag (Hrsg. von Mario Muck u. Ferdinand Wackers unter Mitarb. von Th. Müller-Alfeld). Düsseldorf/ Wien, 1978
  • Pitman Walter und Ryan William: Sintflut. Bergisch-Gladbach 1998
  • Tollmann, Alexander und Edith: Und die Sintflut gab es doch. München 1993


Anmerkungen und Quellen

Einzelnachweise:

  1. Red. Anmerkung: Wie die umfassenden Recherchen von Dr. Boris Lindenberg, Brandenburg, ergeben haben, ist die bei Ernst von Khuon (1976) und im SPIEGEL (1976) zu findende Darstellung unzutreffend, Muck habe bei Professor Sommerfeld promoviert. Dazu teilte er uns mit: "Muck versuchte – nach Anregung durch Sommerfeld (LMU München) und theoretischem Studium der Atomphysik – an der TH München (heute TU München) über >die Bedeutung der Gasspektren für die Erforschung der Gasstruktur< zu promovieren. Dies wurde seitens der Hochschule aber abgelehnt, wie ich von dort erfuhr. Man findet auch in keiner der Promotionsdatenbanken Otto (Heinrich) Muck." (Quelle: E-Mail von Dr. B. Lindenberg an Atlantisforschung.de, 06.02.2013 - 16:50 h)
  2. Siehe: Otto Muck (Hauptautor), Über die Struktur der Lichtquanten, 12 S., Einstein Archives Online; abgerufen: 07. Februar 2013
  3. Red. Anmerkung: Diese Angabe steht allerdings ebenfalls zur Disposition, wie Boris Lindenberg feststellt: "Der U-Boot-Schnorchel wird in der Literatur und Wikipedia anderen Erfindern zugeschrieben. Bei der Patentrecherche hierzu findet sich Otto Muck nicht einmal als Miterfinder. Da Muck offenbar in Sachen Patentschutz Bescheid wusste, hätte er sich zumindest als Miterfinder registrieren lassen." (Quelle: E-Mail von Dr. Lindenberg an Atlantisforschung.de, 06.02.2013 - 16:50 h)
  4. Red. Anmerkung: Die in der Literatur häufig zu findende Angabe, O. Muck habe "2000 Patente" angemeldet, entspricht so offenbar auch nicht den Tatsachen. Dazu Dr. Lindenberg: "Otto Muck hat etliche Erfindungen angemeldet, nicht alles führte wirklich zum Patent. Wenn eine (angebliche) Erfindung z. B. beim DPA angemeldet ist, kann man unter Inanspruchnahme dieses Anmeldetags (>Priorität<) bei anderen Patentämtern auf der Welt dieselbe Erfindung auch noch anmelden, um sie dort möglichst ebenfalls patentieren zulassen. Zählt man solche Nachanmeldungen zu den Erstanmeldungen dazu, kommt man vielleicht auf 200 Anmeldungen (nicht = Patente!), aber nicht 2000." (Quelle: E-Mail von Dr. B. Lindenberg an Atlantisforschung.de, 06.02.2013 - 16:50 h)
  5. Unter seinen Patentanmeldungen befanden sich Trockenrasierer, ferngesteuerte Uhren, doppelter Blitz bei der Personenfotografie, Handhabung von tiefgekühlten und brennbaren Gasen, Erzeugung von Ultraschall, senkrecht startende und landende Flugzeuge, elektrotechnische Einrichtungen, Thermomassagegeräte, Flüssigerdgas-Tankschiff und Telegraphen. (Siehe: Otto Muck (Ingenieur), bei: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie; Zugriff: 01.02.2013)
  6. Alle Quellen zu Otto Mucks Biographie: Ernst von Khuon, "Rätsel Atlantis", ein Vorwort zu: Otto Muck, "Alles über Atlantis: alte Thesen, neue Forschung", Econ-Verlag, 1976 --- sowie: Anonymus, "UNTERGANG AM NACHMITTAG - Ein österreichischer Ingenieur, ehemaliger Mitarbeiter Wernher von Brauns, entwickelte mit Hilfe moderner geologischer Erkenntnisse eine interessante Theorie über den Atlantis-Bericht des Philosophen Platon.", in: DER SPIEGEL, 19/76, 03.05.1976 --- Friedrich Bertkau und Gerhard Oestreich (Hrsg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950. Verlag Walter de Gruyter & Co, Berlin 1950 --- Nachricht von Dr. Boris Lindenberg, Brandenburg, an Atlantisforschung.de vom 06.02.2013 - 16:50 h --- Otto Muck (Ingenieur), bei: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, in: Atlantipedia.ie, unter "Muck, Otto" (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de
2-6) Otto Muck, "Atlantis - Die Welt vor der Sintflut", Olten 1956
7) MESOWEB - An Exploration of Mesoamerican Cultures, unter: Palenque/Aerials
8) Otto Muck, "Atlantis - Die Welt vor der Sintflut", Olten 1956
9) Wolter Smit, "Was this Atlantis?", unter: The North and South Poles, were they once in their present place?
10) Karl-Franzens-Universität Graz, unter: http://www.kfunigraz.ac.at/igamwww/institut/images/a-wegener.jpg (Bild dort nicht mehr online)