Burrows Cave - Mauritanier in Illinois
von unserem Gastautor Frank Joseph
Auf dem Gebiet des heutigen Marokko und Teilen Westalgeriens gelegen, erlebte Mauritanien etwa zur Zeitenwende seine größte Blüte. Regiert wurde es von König Juba II. (Abb. 1) Er und sein Volk hatten vermutlich kaukasische Wurzeln. Die "Mauri", wie sie sich selber nannten, erklärten, sie seien nach dem Fall Trojas im späten dreizehnten Jahrhundert v. Chr. aus Kleinasien nach Nordafrika eingewandert. Ethnisch und kulturell unterschieden sie sich deutlich von den dunkelhäutigen Einwohnern, die dieses Gebiet heute bewohnen.
Juba war ein großer Staatsmann, der sein Land zu geistig-kultureller Höhe und materiellem Wohlstand ohne Beispiel führte. Auch zu den mächtigen Römern suchte er ein gutes Verhältnis. Als die benachbarten Numidier einen Aufstand gegen Rom begannen, stellte Juba dem Imperium seine Armee zur Zerschlagung der numidischen Guerillaeinheiten zu Verfügung, die den römischen Generälen schwer zu schaffen machten. Zum Dank versprach der römische Senat Mauritanien weitgehende Autonomie, wodurch das nordafrikanische Königreich zum einzigen Staat innerhalb des Imperiums avancierte, der eine gewisse Unabhängigkeit behalten dürfte. Als kultivierter Monarch, der sich mehr für Kunst und Wissenschaft als für Eroberungen interessierte, schrieb Juba etwa zwanzig Bücher in griechischer Sprache zu so unterschiedlichen Themen wie Geographie, Geologie, Astronomie, Mythologie, Musik, Tanz, Malerei und Bildhauerei. In Caesarea (dem heutigen Cherchel in Algerien), der Hauptstadt seines Reiches, ließ er eine großartige Bibliothek errichten, und finanzierte mehrere Expeditionen entlang der Westafrikanischen Küste, aber auch zu den Kanarischen Inseln.
Diese Reisen und Entdeckungsfahrten waren Teil der phönizischen Traditionen, die das Leben in Mauritanien bestimmten. Einige Jahrhunderte zuvor hatten Phönizier aus Karthago wichtige Städte bei Tanger, Lixus (dem heutigen Larache) und Mogador (Essaoira) erbaut, aus denen Mauritanien später entstand. Juba war außerdem ein überzeugter Anhänger der Religionsfreiheit, weshalb neben vielen Juden auch manche Frühchristen nach Caesarea kamen. Die vorherrschende Religion in Mauritanien bestand jedoch aus phönizischen und ägyptischen Glaubenssätzen und Riten. In internationaler Diplomatie bewandert, baute Juba auch zu seinem südlichen Nachbarn, dem schwarzen Königreich des Senegal, freundschaftliche Beziehungen auf, dessen Bewohner einen hervorragenden Ruf als Schiffbaumeister besaßen.
Im Jahr 24 n. Chr. starb Juba in hohem Alter. Seine Nachfolgerin wurde Königin Cleopatra Selene, welche die geschickte Politik ihres Vorgängers weiterführte. Im gleichen Sinne bereitete sie auch ihren Sohn, Ptolemäus XV, auf seine spätere Thronübernahme vor. Unter dem Regnum der Königin entwickelte sich das Land weiter zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum von größtem Wohlstand. Die Beziehungen mit der römischen Zentralmacht waren weiterhin ausgezeichnet, viele wohlhabende Römer zog es in das sonnige nordafrikanische Land, wo sie sich gerne niederließen.
Doch diesen glücklichen Tagen hoher Zivilisation war ein katastropales Ende beschieden. Im Jahr 40 nach Chr. lud der neue Imperator, Gaius Caligula, Mauritaniens Herrscher zum Besuch eines Festes in Rom ein. Solch eine Einladung konnte man unmöglich ausschlagen, und so segelte der junge Ptolemäus nach Italien. Dort wurde er von Caligula fürstlich empfangen, der ihn als Bruder bezeichnete, und den mauritanischen Monarchen mit kostbaren Geschenken überhäufte. Wie auch immer, wurde Ptolemäus auf seinem Weg nach Ostia, den Hafen Roms, wo ein Schiff darauf wartete, um ihn nach Hause zu bringen, plötzlich von Mitgliedern seiner römischen Leibwache erstochen.
Die Mörder flüchteten, verpfuschten aber ihre Flucht, und wurden kurz darauf von Centurionen aufgegriffen. Die Mörder gestanden beim Verhör, dass sie von keinem anderen als Caligula persönlich den Mordauftrag erhalten hatten. Die kaiserliche Verschwörung hatte vorgesehen, Ptolemäus´ Tod numidischen Attentätern in die Schuhe zu schieben, um sich dann als Rächer des betrogenen Königs und Beschützer seines Volkes aufzuspielen, Caesarea zu besetzen und den königlichen Staatsschatz an sich zu bringen. Als diese Absicht jedoch ruchbar wurde, brach ein wütender Aufstand der Mauri gegen die Römer los.
Bevor er irgend etwas unternehmen konnte, wurde Caligula nun selber ermordet. Sein Nachfolger war Claudius, ein vernünftiger und liberal gesonnener Mann, der den Mauritaniern Genugtuung leisten und ihren vormaligen Status einer befreundeten, semi-autonomen Nation innerhalb des imperialen Systems wieder herstellen wollte. Unglücklicherweise waren sowohl der römische Senat als auch die Generalität anderer Meinung. Sie argumentierten, dass andere Kolonialvölker jede Nachsicht gegenüber Mauritanien als Beweis für eine Schwäche Roms ansehen, und eigene Aufstände beginnen würden. Schnell könne das gesamte Imperium durch Revolten in Flammen aufgehen. Außerdem waren die Mauri in ihrem Zorn über den Tod von Ptolemäus über das Ziel hinausgeschossen und hatten unschuldige Römer ermordet, die friedlich bei ihnen im Lande lebten.
Zum eigentlichen Hintergrund der ganzen Situation wurde schon vermutet, was durchaus nahe liegt: Claudius hatte einen imperialen Staatshaushalt "geerbt", der Dank der Verschwendungssucht seines verrückten Vorgängers bankrott war. Ein "Kassieren" des mauritanischen Staatsschatzes, Standardpraxis bei all solchen Strafoperationen, hätte eine wohltuende Wirkung auf die finanziellen Angelegenheiten des kaiserlichen Haushalts gehabt.
Aber die Mauri waren nicht irgendein dahergelaufenes Kolonialvolk, das sich durch den bloßen Anblick eines römischen Feldzeichens befrieden ließ. Sie verfügten über eine große Kriegsmarine, deren Kriegsschiffe den römischen Galeeren auf hoher See überlegen waren. Ihre schlagkräftige - und bisher unbesiegte - Armee war von den Römern selber ausgerüstet und trainiert worden. Claudius war daher gezwungen, eine gewaltige Streitmacht von 20 000 Mann Fußtruppen und Streitwageneinheiten nach Mauritanien zu entsenden.
Trotz ihres verzweifelten und hartnäckigen Widerstands konnten die Mauri die römische Invasion lediglich hinauszögern, aufzuhalten war sie jedoch nicht. Den Führern des Freiheitskampfes war dies vermutlich schmerzhaft bewusst. Schließlich standen sie vor zwei Alternativen: Sie konnten entweder den Sieg der Römer abwarten, die mit der maurischen Elite kurzen Prozess machen und das Land ausplündern würden - oder ihr Heil in der Flucht suchen. Doch wohin sollten sie sich wenden? Rom kontrollierte den gesamten Norden, im Osten erstreckte sich die gewaltige und lebensfeindliche Wüste Sahara. Im Süden gab es nur den Senegal, der ebenfalls in direkter Reichweite von Claudius´Legionen lag. Der offene Ozean, den die Römer als Landratten "Weide der Narren" nannten, blieb als einziger Fluchtweg übrig.
Vielleicht hatte der gelehrte Juba in seinen, längst verloren gegangenen, geographischen Texten auch weit entfernte Gebiete auf der gegenüberliegenden Seite des Atlantikbeschrieben, über die er von den Phöniziern gehört haben könnte, welche die nordafrikanischen Hafenstädte als Ausgangsbasen für ihre geheimen, transatlantischen Reisen und Geschäfte genutzt hatten. Tatsächlich verläuft die Kanarenströmung wie ein unterseeisches Förderband von den nord-afrikanischen Küsten Mauritaniens westwärts über den Atlantischen Ozean, geradewegs in den Golf von Mexiko. Es erscheint unwahrscheinlich, dass der hochgebildete Juba oder die Phönizier als erfahrene Seefahrer nichts über dieses offensichtliche Phänomen wussten.
Währenddessen gaben sich die Römer bei ihrem Vormarsch keine Mühe, ihre eigentlichen Absichten zu verschleiern: Mauritanien sollte als selbstständiges Staatswesen zerschlagen werden und einen kolonialen Vasallen-Status erhalten. Zudem war völlig klar, dass eines ihrer vordringlichsten Ziele der Raub des gewaltigen mauritanischen Staatsschatzes war. Der war aus Caesarea mit dem Vormarsch ihrer Legionen immer weiter nach Süden geschafft worden. Das mauritanische Königshaus, in dessen Verwahrung sich der Staatsschatz befand, floh über die senegalesische Grenze.
Von Todesstrafe oder lebenslanger Sklaverei bedroht, wandten sich die Anführer der mauritanischen Revolution hilfesuchend an die Admiralität. Doch die Flotte konnte in ihrem Überlebenskampf gegen die Armada Roms keine Schiffe entbehren. Stattdessen unterstellten die Admiräle den mauritanischen Anführern eine Anzahl Seesoldaten, Matrosen, und Kapitäne. Vielleicht könnten sie ja die Schiffbauer des benachbarten Senegal dazu bewegen, ihnen heimlich eine Flotte zu konstruieren. Der fortgesetzte Widerstand gegen die Römer verschaffte dann den Mauri und den für sie tätigen senegalesischen Arbeitern, die unter Leitung mauritanischer Marine-Architekten standen, die nötige Zeit.
Als von Norden her die militärische Katastrophe herein brach, gingen Überlebende der Königsfamilie, der Aristokratie und ihrer Finanziers mit ihren Leibwachen und Priestern an Bord der gerade fertiggestellten Schiffe. Senegalesische Seeleute gingen ebenfalls mit an Bord. Eher bereit, ihr Leben der offenen See anzuvertrauen, als an Land den sicheren Tod oder die Sklaverei zu erwarten, sahen sie den afrikanischen Kontinent langsam am Horizont verschwinden.
Den Sternen folgend, segelte diese Flüchtlingsflotte von etwa vierzig Schiffen im Griff des unsichtbaren Kanarenstroms vielleicht drei Monate westwärts. Aber auch nach einer glücklichen Atlantiküberquerung waren die Landemöglichkeiten in Amerika mehr als riskant, wenn man irgendwo entlang der Küsten von Florida oder Kuba ankam. Die kriegerischen Kannibalenstämme der Arawak- und Caribb-Indianer machten eine Ansiedlung dort unmöglich.
Bei einem Vorstoß nach Mexiko wären die Mauritanianier mit Eingeborenen Völkern konfrontiert worden, die Menschenopfer praktizierten, bei denen die noch schlagenden Herzen zehntausender von Opfern mit Obsidianmessern herausgeschnitten wurden. Weiter südlich, in Yucatan, waren auch die Mayas (allgemein charakterisiert als freundliche Kolonisatoren, bis die Entzifferung ihrer Schriftsprache sie anders darstellte) anfällig für rituelle Grausamkeiten.
Die Mauritanier lernten entweder durch bittere Erfahrungen, diesen blutrünstigen Eingeborenen aus dem Weg zu gehen, oder sie waren schon durch Informationen vorgewarnt, die in den Berichten früherer phönizischer Besucher Amerikas zu finden gewesen sein müssen. Die einzige gangbare Route führte die afrikanischen Flüchtlinge jedenfalls durch das Mississippi-Delta. Von dort segelten sie weiter bis auf den Fluss Ohio. Sich ostwärts haltend, fuhren sie auf dem Little Wabash River ins Innere des südlichen Illinois hinein, wo die friedlichen Illini-Indianer sie willkommen hießen, nach denen der Staat später benannt wurde.
Hier hoben die Mauritanier eine Reihe unterirdischer Kammern aus, worin sie ihre wertvolle Fracht verstauten. Eine lange, mühsame Suche, die sie nach der Zerstörung ihres Heimatlands quer über den Atlantik geführt hatte, fand ihren Höhepunkt etwa 45 n. Chr. in einer prähistorischen, amerikanischen Zuflucht.
Die tatsächliche Geschichte Mauritaniens und der undokumentierten, aber durchaus möglichen Konsequenzen seiner Niederlage, spiegeln sich bemerkenswert in den Tausenden von Artefakten wider, die von dem Mann entdeckt wurden, der 1892 seine Erkundungen unternahm. Die bizarre, offenbar widersprüchliche und allgemein undurchschaubare Vielfalt von Kulturen, die auf seinen illustrierten Steinen abgebildet sind, hat sogar schon viele Diffusionisten - die Beweise für Wikinger oder Kelto-Iberer im "vorkolumbischen" Amerika erwarteten - dazu verführt, sie alle als Fälschungen abzulehnen. Die Mischung weißer europäischer, schwarzer afrikanischer und mittelöstlich semitischer Gesichter erscheint ihnen unvereinbar. Dies gilt auch für das Mischmasch ägyptischer, jüdischer und christlicher Religionsymbole.
Nun werden gerade sie zu charakteristischen Elementen, die einzig und allein auf diese Flüchtlinge aus dem Mauretanien des 1. Jahrhunderts n. Chr. zutreffen können. Die Mauri waren ein indoeuropäisches Volk, das stark durch die römische Zivilisation beeinflusst wurde; das erklärt die steinernen Portraits weißer Männer und Frauen, die in römischem Stil und so ähnlich gekleidet sind. Ihre Religion war ein Import aus den Mysterien-Schulen des Niltals, was erklären mag, warum dort vom Erscheinungsbild her ganz unägyptische Personen bei der Ausübung ägyptischer Beschwörungsrituale dargestellt werden.
Weniger stark vertreten sind Juden und Christen, die in Mauritanien willkommen waren und sich dort niederließen. Die gravierten Steine bilden auch andere Semiten ab - Phönizier. Diese lebten noch bis ins 8. Jahrhundert nach Christus in Nordafrika und sprachen dort ihre Sprache. Die Schwarzen, die auf Artefakten aus der Fundstätte in Illinois dargestellt werden, zeigen oft Zeichen von Ritualnarben, Gesichts-Verstümmelungen der selben Art, wie sie bei den west-afrikanischen Senegalesen heute noch praktiziert werden.
Durch sie gibt es eine lebende Überlieferung, die bis ins Jahr 45 n. Chr. zurückreicht, als ihre Ahnen dabei halfen, die Schiffe zu bauen und zu segeln, mit welchen die Mauri-Anführer das Weite suchten. Zumindest einer der entdeckten Steine zeigt einen Schwarzen, der eine Seemannskappe trägt sowie ein Schiff im Hintergrund.
Dieses seltsame, womöglich desperate Gemisch von Völkern und Religionen, das auf den Illinois-Steinen abgebildet ist, passt nicht nur in etwa zu den Geschehnissen des frühen 1. Jahrhunderts in Mauritanien, es entspricht ihnen geradezu perfekt. Und es gibt noch ein weiteres, wenn auch zur Zeit noch vermisstes Beweisstück, dass eines Tages den dramatischsten aller denkbaren Belege für die Identität der Örtlichkeiten in Illinois als prä-kolumbische[1] Anlage liefern könnte.
Der mauritanische Staatsschatz war es, wonach Caligula gierte - darum ließ er König Ptolemäus ermorden. Dieser Schatz war auch das eigentliche Ziel der römischen Invasion, die Claudius wenig später anordnete. Gefunden haben ihn die Römer freilich nie! Die Mauri-Herrscher schafften ihre Goldvorräte aus Caesarea fort, bevor die Legionen einrückten - und bevor sie selber spurlos verschwanden. Die Relikte aus Burrows Cave, insbesondere die dort entdeckten Goldartefakte (Ab. 9), stellen vermutlich doch noch eine heiße Spur dar, die möglicherweise zwei Jahrtausende nach den geschilderten Ereignissen zur Lösung dieses alten Rätsel der Geschichte führt.
Anmerkungen und Quellen
Frank Joseph, online unter: http://www.unsolved-mysteries.net/update/frameausstellung.htm
Alle Rechte beim Autor Fank Joseph sowie - für die deutschsprachige Übersetzung dieses Artikels - bei Atlantisforschung.de
Bildquellen
(1-8) http://www.unsolved-mysteries.net/update/frameausstellung.htm (nicht mehr online)
(9) http://www.illinoismysterycave.com/gold2.htm (nicht mehr online)
- ↑ Gemeint ist: vor der Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika