Pierre Vidal-Naquet

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Abb. 1 Der Historiker und Atlantologie-Kritiker Pierre Emmanuel Vidal-Naquet (1930-2006)

(red) Pierre Emmanuel Vidal-Naquet (* 23. Juli 1930; † 29. Juli 2006) war ein französischer Althistoriker und politischer Sozialhistoriker, der zuletzt an der École des Hautes Études en Sciences Sociales lehrte. In atlantologischen und am Atlantis-Problem interessierten Kreisen machte er sich als profunder Atlantologie-Historiker und -Kritiker einen Namen.

Der gebürtige Pariser spezialisierte sich nach seinem Studium der Geschichtswissenschaften, das er 1953 mit einer Diplom-Arbeit über Platons Geschichtsverständnis abschloss, auf die Historie des Griechischen Altertums sowie auf Zeitgeschichte. Zwischen 1955 und 1956 war er vorübergehend als Gymnasiallehrer in Orleans tätig, bevor er in den universitären Bereich von Forschung und Lehre wechselte.


Eines seiner Forschungsthemen waren die Atlantis-Dialoge Timaios und Kritias von Platon. Dabei untersuchte er unter anderem die Relation zwischen der Haltung von Religion und Aufklärung gegenüber dem Judentum und der jeweils davon abhängigen Interpretation von Platons Atlantis. Er selbst hielt Platons Atlantis für eine allegorisch zu verstehende Erfindung.

In der französischen Öffentlichkeit fand P. Vidal-Naquet vor allem durch sein politisches Engagement Aufmerksamkeit: Er arbeitete die französischen Verbrechen während des Algerienkriegs (1954-1962) auf und wandte sich gegen die Leugnung des Holocaust in Teilen der französischen Gesellschaft. Seine Eltern waren als Juden 1944 deportiert und ermordet worden.

Pierre Vidal-Naquet starb in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli 2006 im Alter von 76 Jahren in Nizza an den Folgen einer Gehirnblutung. "P. Vidal-Naquet verband ein enormes Wissen mit der Fähigkeit, seine Forschungsgegenstände immer neu methodisch zu reflektieren. " Sein Tod "hinterließ", wie es in einer Würdigung der Freien Universität Berlin hieß, "eine große Lücke in der Gemeinschaft der Historiker, insbesondere bei den jungen Forschern, für die er – bewußt, aber auch unbewußt – die Rolle eines Mentors spielte." [1]


Publikationen von Pierre Vidal Naquet

Naquet Atlantis.jpg
Pierre Vidal-Naquet (†): Atlantis - Geschichte eines Traums. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. Ersch. 2006C.H.Beck; 188 S. mit 20 Abbildungen. Gebunden, 9,95 € inkl. MwSt. ISBN 978-3-406-54372-2

Verlagstext: "Der Mythos Atlantis lebt. Seit fast 2500 Jahren beschäftigt die Geschichte von dem versunkenen Reich die Menschen. Immer wieder wurde und wird Atlantis als Ort gesucht und als Idee beschworen. Pierre Vidal-Naquet beschreibt den Ursprung des Mythos und seinen Weg durch die Jahrhunderte. Immer noch wird nach Atlantis gesucht – und immer wieder gibt es Meldungen, daß es endlich gefunden sei. Doch kein Geograph hat Atlantis je lokalisiert. Es verdankt seine Existenz einzig und allein dem genialen Schöpfer Platon, der mit der Beschreibung des untergegangenen Kontinents um 355 vor unserer Zeitrechnung ein eindeutig politisches Ziel verfolgte, eine politische Sciencefiction, um im Vergleich zwischen Athen und Atlantis sein Bild der guten Staatsform deutlich werden zu lassen. Atlantis machte in der Folgezeit eine erstaunliche Karriere, kein anderer antiker Mythos hat eine solche Wirkung entfaltet. Dabei wandelte sich das Atlantis-Bild vom negativen zum positiven, es wurde im Gegensatz zum platonischen Entwurf zum zivilisatorischen Vorbild – allerdings für sehr unterschiedliche Gesellschaftsmodelle."


Außerdem:

  • "Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland", München 1984 (orig. 1972) ISBN 3-406-09457-0 (gemeinsam mit Michel Austin)


Sowie zwei autobiographische Werke:




Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

Wikipedia - Die freie Enzyklopädie , Stichwort: Pierre Vidal-Naquet

Pierre Vidal-Naquet, Atlantis. Geschichte eines Traums (Beck, 2006)

Freie Universität Berlin (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften), "Tagung Pierre Vidal-Naquet: Engagement und Geschichte (08.02.2007)"


Bild-Quellen

(1) BRICABRAQUE - Histoire et géographie au lycée Braque d’Argenteuil par J. Blottiere