'Hightech'-Ackerbau bei Tiahuanaco

von William R. Corliss (1987)

Abb. 1 Die rauhe und heute unfruchtbare Bergwelt in der Umgebung der Ruinen von Tiahuanaco und seiner Tochterstädte wirft die Frage auf, wie die Bewohner der vormaligen Metropole einst mit Lebensmitteln versorgt werden konnte - eine Frage, die seit den späten 1980er Jahren beantwortet zu sein scheint.

Eines der vielen Rätsel hinsichtlich Tiahuanaco (oder Tiwanaku) ist die Frage gewesen, wie in den frostigen, windgepeitschten bolivianischen Anden in einer Höhe von etwa 3.850 Metern (12.600 Fuß) Nahrung für eine so große Stadt angebaut werden konnte. Dieses Problem hat, zusammen mit fabelhaftem Mauerwerk und umfangreichen Ruinen, seinen Niederschlag in Theorien über außerirdische Besucher und ein Alter des Stätte von Hunderttausenden von Jahren gefunden.

Zumindest scheint das Rätsel der Versorgung Tiahuanacos mit Lebensmitteln jetzt im Griff zu sein. Stereoskopische Luftaufnahmen zeigen erstaunlich detailliert: "... immense, kurvenförmige Erd-Plattformen ... Diese Felder bilden erhöhte Pflanzflächen von fünf bis 15 Meter Breite und bis zu 200 Meter Länge ... Umfangreiche und nahezu kontinuierliche Gebiete dieser Felder - allesamt seit Jahrhunderten verlassen - verlaufen vom Rand des Titicaca-Sees bis etwa 15 Kilometer ins Landesinnere und bilden praktisch das einzige topographische Relief in der breiten, allmählich abfallenden Ebene." [1]

Einige der erhöhten Felder sind bemerkenswert anspruchsvoll in ihrem Design. An der Basis befindet sich eine Schicht aus Pflastersteinen für die Stabilität. Diese sind mit einer zehn Zentimeter dicken Tonschicht bedeckt. Auf dem Ton liegen drei verschiedene Schichten von sortiertem Kies; alles ist mit einem ergiebigen organischen Mutterboden bedeckt. Diese Felder waren gleichzeitig ein Grundwasserleiter für das Frischwasser, das von den umliegenden Hügeln herabfließt und eine Barriere für das Brackwasser des Titicaca-Sees bildet. Selbst auf der Höhe von Tiahuanaco konnte man auf diesen Feldern Kartoffeln, Oca oder Olluco und die Körner der Chenopodioideae sowie Quinoa und Caniwa anbauen. Tiahuanaco und seine Satellitenstädte hätten mit genügend Überschüssen für den Export versorgt werden können. Nicht schlecht für Bauern vor 2000 Jahren!



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (1926-2011) erschien erstmals unter dem Titel "'HIGH'-TECH FARMING AT TIAHUANACO" bei Science Frontiers, No. 50 - März-April 1987; Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de

Fußnote:

  1. Quelle: Alan L. Kolata, "Tiwanaku and Its Hinterland", in Archaeology 40:36, Januar / Februar 1987

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