Das verlorene Atlantis

Martin Freksa:
Das verlorene Atlantis
Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1999
ISBN: 3-86150-301-8
Ursprünglicher Preis: 25.—DM
274 Seiten, geb., 13 Bilder, R.

Die Geschichte der Auflösung eines alten Rätsels

(rmh) Martin Freksa, Dr. phil. - und dies sei gleich zu Beginn gesagt -, legt mit Das verlorene Atlantis ein hervorragendes Werk vor.

Er beschäftigt sich in seinem Werk zunächst mit der Frage der Plato-Überlieferung an sich und mit den rätselhaften Sumerern. Er befaßt sich mit den ersten Völkern der Genesis und zieht für seine Arbeit das Gilgamesch-Epos heran, das ausführlich über die Umstände der großen Flut berichtet. Auch Homer findet bei Freksa starke Beachtung.

Detailliert geht Freksa auf die Entstehungsbedingungen der klassischen Atlantisgeschichte ein. Er beschreibt, wie die Atlantis-These in Vergessenheit geriet, um später "wiedergeboren" zu werden. Freksa beschreibt die Ideen, die Michel de Montaigne, Athanasius Kircher, Otto H. Muck, und der Indianerstamm der Hopi bezüglich Atlantis hattten. Dabei konnte er sie teils bestätigen, teils widerspricht er jedoch auch. Theorien, nach denen Atlantis an anderen Stellen als im atlantischen Ozean gelegen haben soll, lehnt Freksa entschieden ab.

Der Autor bleibt sehr nahe bei Plato und weist darauf hin, daß die Zeitangabe "9000 Jahre vor dessen Zeit", die beispielsweise von Muck als Untergangszeitraum von Atlantis angesehen wird, sich lediglich auf den Krieg zwischen "den Bewohnern innerhalb der Säulen des Herakles" und "jenen außerhalb derselben" bezieht . Freksa beruft sich auch auf den 2500 Jahre alten indischen Mahabharata-Epos, in dem detailliert eine Waffe geschildert wird, die einer Atombombe verblüffend ähnelt. Aufgrund entsprechender Überlieferungen geht Freksa davon aus, daß Krishna und Zeus keine Götter, sondern wirkliche Personen (genau genommen ein und die gleiche Person, wobei Zeus das westliche Abbild des östlichen Krishna ist) waren: Heeresführer, die einen Atomkrieg anzettelten. Die Vergleiche, die der Autor zwischen östlichen und westlichen Überlieferungen anführt, sind verblüffend.

Freksa ist der Meinung, daß Atlantis im 3. vorchristlichen Jahrtausend im Rahmen eines Atomkrieges, dessen Folgen alle Spuren ehemaliger Hochzivilisationen vernichtete, unterging.

Der Rezensent kann Freksas Argumentation zum größten Teil folgen; was jedoch die Datierung des Untergangs betrifft, so müßte man entweder davon ausgehen, daß der Krieg mehrere Jahrtausende andauerte, was sicherlich mehr als unwahrscheinlich ist, oder aber man müßte davon ausgehen, daß Plato einen relativ unwesentlichen Krieg, der nichts mit dem Untergang von Atlantis zu tun hatte und der 9000 Jahre vor seiner Zeit stattfand, beschreibt und dann zum Untergang von Atlantis abschweift. Auch das scheint nicht ganz logisch.

Das Buch wird durch einen ausführlichen Anhang abgerundet, der neben einem ausführlichen Quellenverzeichnis die relevanten Plato-Dialoge bzw. Dialogauszüge, sowie Passagen aus dem Gilgamesch-Epos, der Odyssee, der Hopi-Überlieferung und der Philosophia Perennis enthält.

Insgesamt kann gesagt werden, das Das verlorene Atlantis eines der wichtigsten Bücher zur Atlantis-Thematik überhaupt darstellt.