Deukalion

von Lewis Spence (1910)

Abb. 1 Deukalion rettet Pyrrha vor der Flut; Gemälde von Paul Merwart (1855–1902)

(1) Sohn des Prometheus und der Klymene, und König von Phthia in Thessalien, der legendäre Begründer der griechischen Rasse. Der mit ihm verbundene Mythos ist demjenigen über Noah auffallend ähnlich, mit welchem er viele Berührungspunkte aufweist.

Zeus, der die Sterblichen als undankbar und unwürdig betrachtete, sandte eine große Flut über Griechenland, doch er beschloss, Deukalion und dessen Weib Pyrrha zu verschonen, und er warnte sie mittels Prometheus, Deukalions Vater, auf dessen Rat hin Deukalion ein Schiff baute, auf dem er und seine Frau die neuntägige Flut sicher überstanden, die Hellas überschwemmte.

Schließlich lief das Schiff auf dem Berg Parnassus auf Grund, oder wie manche Darstellungen besagen, auf dem Berg Athos. Das Paar brachte bei seiner ersten Landestelle Opfer dar und erfragte beim Orakel der Themis, auf welche Weise die menschliche Rasse wiederhergestellt werden könne. Vom Orakel wurde ihnen geboten, sich zu verschleiern und die Gebeine ihrer Mutter hinter sich zu werfen. Sie interpretierten dies so, dass damit die Steine der Erde gemeint seien. Sie gehorchten dem Willen der Göttin, und aus den von Deukalion geworfenen Steinen entsprangen Männer, aus denen von Pyrrha geworfenen Frauen. Sie gründeten die Stadt Opus und wurden die Eltern von Hellen und Amphictyon. [1]

Die Mythen über Menschen, die Fluten entkamen, um dann Eltern einer neuen Rasse von Menschen zu werden, sind in fast jeder Mythologie zu finden. Der mexikanische Cox-Cox und seine Frau suchten in einem schlauerweise erfundenen Boot Schutz vor einer großen Flut. Assyrische und babylonische Inschriften wurden entdeckt, die von einer großen Flut und von einer ähnlichen göttlichen Fügung zugunsten der Menschheit sprechen. Beinahe jede amerikanische Mythologie besitzt irgendeine solche Geschichte, und eine ganze Menge afrikanische Systeme haben ähnliche Legenden. Mythen, die von aus Steinen der Erde geschaffenen Männern und Frauen berichten, sind ebenfalls nicht ungewöhnlich, und die wahrscheinlich am besten bekannte ist jene von Ccapac, dem peruanischen 'Kulturbringer', der, vom Himmel gesandt, aus Steinen eine Menschenrasse schuf.

(2) Sohn des Minos und der Pasiphaë, und Vater des Idomeneus. Er spielt eine Rolle in der Argonautensage und bei der Kaldyonischen Jagd.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem enzyklopädischen Werk A dictionary of mythology - being a concise guide to the myths of Greece and Rome, Babylonia, Egypt, America, Scandinavia & Great Britain (Abb. 2) (S. 71-72) entnommen, das 1910 im Verlag Cassell & Company (London, New York, Toronto und Melbourne) erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im April 2019 nach der digitalisierten Version des Buches bei Archive.org.

Fußnote:

  1. Red. Anmerkung: Ihre erstgeborene Tochter, die bei Spence unerwähnt bleibt, hieß Protogenia

Bild-Quellen:

1) Mutter Erde bei Wikimedia Commons, unter: File:The Flood, by Paul Merwart.jpg
2) Archive.org, unter: A dictionary of mythology... / Bild-Archiv Atlantisforschung.de