Die 'Dampfwalzen'-Modelle aus Peru

(bb) In seinem Bestseller "Geheimakte Archäologie" präsentierte Luc Bürgin, der bekannte Sachbuchautor und Journalist aus der Schweiz, im Jahr 2000 eine geballte Ladung archäologischer Indizien und Evidenzen aus aller Welt. Wie später (2003) auch sein Folgewerk, "Rätsel der Archäologie", stellt diese "Geheimakte" geradezu eine Anklageschrift gegen die 'orthodoxe' Mainstream-Archäologie und ihre Unfähigkeit dar, überkommene Lehrmeinungen in Frauge - und sich selbst der sachlichen Diskussion unbequemer Funde zu stellen.

Abb. 1 Ein präkolumbisches Artefakt aus Peru, das Fragen aufwirft: Waren vor 2400 bis 1400 Jahren mit Rädern versehene Fahrzeuge bekannt, die als Vorbilder für diese Keramik-Gefäße dienten? Kannten die alten Peruaner womöglich sogar schon Dampfmaschinen?

Unter den zahlreichen 'Beweisstücken der Anklage', die Bürgin zur Jahrtausend-Wende vorlegte, befindet sich auch ein vermutlich krypto-technologisches Artefakt (Abb. 1) aus dem antiken Peru, über das er schreibt: "Tongefäße, die unweit der Hochebene von Nazca zu Tage gefördert wurden, zeigen verblüffende Ähnlichkeiten mit modernen Dampfmaschinen. Diese Objekte werden den sogenannten Vicús- und Virú-Kulturen (um 400 v. Chr. - 600 n. Chr.) zugeordnet. Eines der bemerkenswertesten Stücke befindet sich heute in der in Basel und Zürich ausgestellten >Sammlung Carmen Oechsle<." [1]

Tatsächlich hat dieses skurrile Stück Töpfergut aus prä-inkaischen Zeiten auf den ersten - und auch auf den zweiten - Blick eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit einer modernen Dampfwalze, wie sie heute im Straßenbau eingesetzt wird. Mit Straßenbau hat das von den alt-peruanischen Künstlern nachgebildete Objekt trotzdem aller Wahrscheinlichkeit nach nichts zu tun gehabt. Aus alternativ-prähistorischem Blickwinkel gibt es zu den so genannten "Inka-Straßen" zwar mehr Fragen als gesichertes Wissen (vergleiche dazu: Kann das Inka-Reich die »Inka-Straßen« angelegt haben? von Dr. Horst Friedrich), aber immerhin lässt sich feststellen: heißer Teer, der hätte geglättet und komprimiert werden müssen, fand beim Straßenbau im alten Peru nun wirklich keine Verwendung. Das gleiche gilt für mittels Dampf-Druck betriebene Maschinen, für deren Vorhandensein im präkolumbischen Amerika bisher weder aus (krypto-) archäologischer noch aus (alternativ-) historischer Sicht Indizien oder Anhaltspunkte vorliegen.

Zudem muss man sich die Frage stellen, ob im Einzugsbereich präkolumbischer Kulturen im heutigen Lateinamerika überhaupt Planier-Techniken angewendet wurden, bei denen Baugrund mit schwerem Gerät komprimiert wurde - eine Frage, die wir mangels spezifischer Kompetenz an Fachleute auf diesem Gebiet weiterreichen müssen. Wir haben also zunächst keinen Grund zur Annahme, dass es sich bei dem abgebildeten Objekt um eine präkolumbische "Planier-Raupe", oder etwas vergleichbares, gehandelt hat. Darüber hinaus, beruht die Spekulation, es könne sich bei dem künstlerisch nachempfundenen Objekt um ein, mittels Dampfkraft betriebenes, Fahrzeug gehandelt haben, letztlich nur auf einer vagen Ähnlichkeit, könnte also als reines Assoziations-Phänomen zu erklären sein und steht auf sehr schwachen Füßen. [2]

Was bleibt, ist ein nicht von der Hand zu weisender Verdacht, dass es sich bei den tönernen "Dampfwalzen" durchaus um Abbildungen von mit Rädern versehenen Fahrzeugen handeln könne. Zu eindeutig erscheinen einzelne Elemente des oben gezeigten Spezimens (aufgemalte Rad-Speichen und der ebenfalls durch Bemalung in seiner Darstellung detaillierte 'Fahrgast-Raum') als dass diese Möglichkeit vorschnell auszuschließen wäre, nur weil bisher keine archäologischen Vergleichs-Funde vorliegen. Und damit ergibt sich die Frage, was für ominöse Fahrzeuge [3] es gewesen sein könnten, die von den Vicús- und Virú-Künstlern der prä-inkaischen Zeit nachgebildet wurden. Die versunkenen Kulturen des alten Peru stellen uns vor ein weiteres Rätsel.


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Luc Bürgin, "Geheimakte Archäologie", Bettendorf 1998, Seite 214
  2. Anmerkung: Bei einer 'spielerischen' Betrachtung des Problems erscheint jedenfalls eine Analogie interessant: Immerhin handelt es sich bei den diskutierten Spezimen nicht um massive Ton-Objekte, sondern explizit um Gefäße. Eine Analogie zur Dampfmaschine, die mit Wasser befüllt werden muss?
  3. Anmerkung: Theoretisch denkbar wäre natürlich auch EIN legendär gewordenes oder (z.B. als "Götterwagen") mythisiertes Einzelstück, das später als eine Art Kultobjekt künstlerisch reproduziert wurde.


Bild-Quelle

(1) Luc Bürgin, Geheimakte Archäologie, bettendorf 1998, Seite 217