Die Zinnsuche des letzten Jahres war erfolgreich!
Die experimental-archäologische Fahndung nach Spuren des alteuropäischen Zinnhandels geht weiter
Bei Temperaturen um 0° Celsius erfolgte nun der nächste Schritt [1] in unserem Zinnprojekt: Das Auswaschen der ersten Fluss-Sediment-Proben, welche wir Ende vergangenen Jahres aus den Kammlagen des Erzgebirges gewannen.
An der Fundgrube Wolfgangmaßen bei Schneeberg siebten und wuschen die Teilnehmer des Zinnprojekts unter der fachkundigen Anleitung des Leiters des Bergbauvereins Schneeberg, Herrn Volkmar Müller die Flusssande. Diese wurden zuerst mehrfach durchgesiebt und anschließend mit jeder Menge Wasser gewaschen. In typischen Goldwaschtellern sammelten sich dann die metallischen und schweren Rückstände von Zinnstein (Kassiterit), aber auch vielen anderen Beimischungen wie Roteisenstein und Turmalin – ein schwärzliches, hartes Mineral, welches auch Schörl genannt wird. Dies sieht dem Zinnstein recht ähnlich.
Um das Seifenzinn vom Fluss-Sediment und vom Turmalin, zu trennen, braucht es im nächsten Schritt ein Mikroskop. Nur wenige Körnchen sind groß genug, um sie sicher aus der Sediment-Schwemme zu selektieren. Das übrig bleibende Mineral wird aufgrund seines hohen Zinngehaltes (daher auch Zinnstein) bereits seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. abgebaut und gehört damit zu den ersten Erzen, die von Menschen genutzt wurden.
Es ist schon erstaunlich, dass von zwei Eimern voller Sediment (ca. 18-20 kg) nur wenige „Grämmchen“ Zinnstein übrig bleiben. Diese werden dann zur Analyse der Zinn-Isotopie weiter genutzt. Glücklicherweise erlauben die neuen Untersuchungsmethoden solche winzigen Zinnkörnchen sicher zu analysieren.
Einige fotographische Impressionen

Abb. 2 Nach dem Sieben beginnt das eigentliche Waschen der Sedimente. Wieder und wieder musste die Probe mittels der Waschteller von den Sedimenten gereinigt werden.

Abb. 3 Dieser Vorgang war bei Temperaturen um die 0° C nicht sehr angenehm. Für das Waschen wurde jede Menge Wasser zum Spülen benötigt.

Abb. 4 Volkmar Müller (links) und Dominique Görlitz mit dem kärglichen Rest der im Dezember gewonnenen Sedimentprobe.

Abb. 5 Unter der Lupe und in der rechten unteren Bildecke vergrößert dargestellt, sind drei größere Zinnkörnchen zu sehen. Sie repräsentieren die typischen Flussseifenzinn, welche vermutlich schon im Altertum im Erzgebirge abgebaut worden sind. Diese Art des Uralt-Bergbaus benötigte weder tiefe Bergbaustollen noch aufwendige Pochwerke. Man musste "lediglich" die Bergbäche durchsieben und mühevoll jene winzigen Körnchen aus dem Substrat herauswaschen.

Abb. 6 In Großaufnahme die Probe von der "Sauschwemme" bei Eibenstock. Vermischt mit eisenreichem Turmalin erkennt man die schwärzlich gefärbten winzigen Zinnsteinkörnchen. Das Metermaß zeigt, was von 18 kg Ausgangsmaterial noch übrig geblieben ist.

Abb. 7 Die erste Probe steht nach der Trocknung für die Feinauslese unter dem Mikroskop bereit. Für die Laser-Spektrographie werden nur winzige Körnchen benötigt, um sie auf ihre unterschiedliche Zinn-Isotopie zu untersuchen.
Anmerkungen und Quellen
Fußnote:
- ↑ Zu den Vorbereitungen und zum ersten Schritt siehe: Dr. Dominique Görlitz: "Startschuss für neue Zinn-Analysen des ABORA-Projekts"; sowie Derselbe, "Das Zinn-Team auf Entdeckertour in den „Western Ore Mountains“" (Dez. 2017)
Bild-Quelle:
- Abb. 1 - 7 Bild-Archive Abora.eu und Dr. Dominique Görlitz