Ein 500 000 Jahre altes Brett aus dem Jordan-Tal
(rmh) Der Autor Michael Baigent (1948-2013) berichtete in seinem Buch Das Rätsel der Sphinx [1] über eine von der israelischen Archäologin Naama Goren-Inbar (Abb. 2) und ihren Kollegen durchgeführte Grabung im Juli 1989 im nördlichen Jordantal. Baigent schreibt, dass die Grabungsstätte ca. 500 000 Jahre alt war. Sie war voller Wasser, denn sie befand sich in der Nähe des Jordan-Ufers.
Das Team legte zunächst sämtliche geologischen Schichten frei und hob mit Hilfe eines mechanischen Grabgerätes zwei tiefe Gräben über einen Teil des Geländes hinweg aus. Jeder Eimer, der gefüllt mit Erde an die Oberfläche kam, wurde geleert und auf Knochen und Artefakte untersucht.
Dabei förderte das Team eines Morgens einen überraschenden Fund: Ein gut gebautes und stark poliertes Holzbrett kam zum Vorschein. Dieses Brett bestand aus Weidenholz und war fast 25 Zentimeter lang und 13 Zentimeter breit. Seine Oberfläche war glatt und künstlich poliert. Es war so geschickt bearbeitet, dass keinerlei Werkzeug-Spuren sichtbar waren. Die Kante war vollkommen gerade und bewusst abgeschrägt, wie Baigent schreibt. An der Unterseite des Brettes war das Holz rau, gewölbt und nicht poliert. Beide Enden waren abgebrochen. Dies war möglicherweise eine Folge der mechanischen Ausgrabung, doch die fehlenden Stücke wurden nie gefunden. [2]
„Molluske bestätigt die Datierung des ältesten bekannten Holzbrettes“, schreibt newscientist.com am 20. Juli 1991. [3] In dem Artikel heißt es, dass das Brett, das an der Grabungsstätte Gesher Benot Ya’aqov gefunden wurde, auf vor 240 000 bis 750 000 Jahren geschätzt wird. Auch in diesem Artikel wird davon ausgegangen, dass das Brett mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Menschen angefertigt worden ist.
Zur Altersbestimmung wurde die Kalium-Argon-Methode genutzt. So wurde das älteste mögliche Datum der Schicht bestimmt, in der das Holzbrett gefunden worden war. Die Anwesenheit von Mollusken, die vor 240 000 Jahren ausgestorben sind, markiert das jüngstmögliche Datum.
In seinem o. g. Buch weist Baigent darauf hin, dass nach landläufiger archäologischer Denkweise niemand vor so langer Zeit irgendeinen Bedarf an geraden, flachen und polierten Holzbrettern hatte. Der von der konventionellen Wissenschaft lange Zeit propagierte „Höhlenmensch“ hatte jedenfalls weder Lineal noch Zeichendreieck – er kann das fragliche Brett kaum hergestellt haben. Aber wer dann? Wie Goren-Inbar Baigent mitteilte, war sie verblüfft und hatte keine Erklärung parat.
Baigent zufolge war die Archäologin zu dem Schluss gekommen, dass man die technischen Fähigkeiten der betroffenen Ur-Menschen unterschätzt habe. Sie hielte es sogar für denkbar, dass es in Zukunft weitere unkonventionelle Funde dieser Art geben könnte – Funde, die eine Revision der Meinung über die menschliche Gesellschaft der Frühzeit erzwingen könnten. [4]
Baigent sagt: „Unser bequemes Bild von unwissenden, rohen Höhlenmenschen, die von unserer Welt nicht nur zeitlich, sondern auch bezüglich ihrer Intelligenz und Geschicklichkeit weit entfernt sind, ist also plötzlich in ernsthafter Gefahr, als Täuschung entlarvt zu werden. Der israelische Fund liefert nicht nur einen soliden Beleg für ein unerwartetes Niveau an Kunstfertigkeit und technischem Können, sondern auch für eine ebenso unerwartete soziale und geistige Entwicklung. Anders gesagt besaßen zumindest einige Zeitgenossen dieser seit langem vergessenen Epoche die geistige Kapazität, formvollendet konstruierte Objekte zu entwerfen und herzustellen, Objekte, wie wir sie gemeinhin mit einer jüngeren Gesellschaft assoziieren. Das geschickt angefertigte Brett braucht keinen Kontext. Unaufdringlich, aber beharrlich flüstert es allen, die sorgfältig zuhören wollen, das Wort >Zivilisation< zu.“ [5]
Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Siehe: Michael Baigent, Das Rätsel der Sphinx: sensationelle Spuren einer Zivilisation zwei Millionen Jahre vor unserer Zeit, Droemersche Verlagsanstalt Th. Nachf., 2002, S. 157
- ↑ Anmerkung: Baigent beruft sich bei seinen Ausführungen auf: S. Belitszky et al, "Middle Pleistocene Wooden Plank with Man-made Polish", in: Journal of Human Evolution, 20(1991):351
- ↑ Siehe: o.A., "Mollusc confirms dating of oldest known plank", bei newscientist.com, 20. Juli 1991
- ↑ Quelle: Michael Baigent, op. cit.
- ↑ Quelle: Michael Baigent, op. cit.
Bild-Quellen:
- 1) Prof. Naama Goren-Inbar, nach: M. Baigent, Das Rätsel der Sphinx, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., 2002, S. 157.