Elefanten in Amerika?

Einige Überlegungen zum möglichen Vorkommen echter Elefanten in Amerika bis ins Zeitalter der Entdeckungen hinein

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Abb. 1 Abbildungen auf verschiedenen Relikten der Maya-Kultur in Mittelamerika legen die Annahme nahe, dass es einst auch in der 'Neuen Welt' echte Elefanten gab.

Es hat Mutmaßungen darüber gegeben, dass auf dem amerikanischen Doppelkontinent, z.B. zeitgleich mit der Zivilisation der Maya, und vielleicht sogar bis ins Zeitalter der Entdeckungen hinein (das für die Europäer in der Tat ein solches war), außer Mammuts und Mastodonten auch echte Elefanten existiert haben könnten.

In dieser Beziehung wird oft der berühmte 'Ingram-Bericht' [1] zitiert. Ingram war ein britischer Seemann, der 1568 an der Küste des Golfs von Mexiko abgesetzt wurde, und von dort aus zu Fuß nach Nordwesten zog, bis er die Atlantikküste erreichte, wo er von einem französischen Schiff an Bord genommen wurde. Er berichtete, er habe in dem Land, das er durchquerte, "Elefanten" und auch andere "monströse Tiere" gesehen, bei denen es sich um Mastodonten gehandelt haben könnte - oder auch nicht.

Ähnliche Geschichten wurden angeblich von gewissen indianischen Häuptlingen dem "Großen weißen Vater" berichtet, als sie den US-Präsidenten in Washington besuchten. Was diese Elefanten-Stories angeht, würde sich damit eine Datierung von kurz vor oder nach 1800 n. Chr. ergeben. Dem berühmten Krypto-Zoologen Bernard Heuvelmans zufolge überlebten Mammuts und/oder Mastodonten in Amerika zumindest bis hinein ins 18. Jahrhundert, insbesondere in Alaska. [2]

Natürlich besteht die sehr reale Möglichkeit, dass wir es bei besagten Geschichten lediglich mit einer Sammlung konfuser oder irriger "Identifizierungen" zu tun haben, und dass Ingram oder die indianischen Häuptlinge den Unterschied zwischen Elefanten, Mammuts oder Mastodonten nicht verstanden.

Dies sei wie es sei, aber man kann doch zu Recht die Frage stellen: Wenn es in Amerika wirklich echte Elefanten gab, wenn die Maya-Bildhauer wirklich Elefanten abbilden wollten (Abb. 1) (und keine Mammuts oder Mastodonten), wäre das dann, für sich genommen, ein Beweis dafür, dass besagte (echte) amerikanische Elefanten auch in Amerika einheimisch waren? Könnten sie nicht eher dorthin importiert worden sein?

Machen mag dies als eine weit her geholte Idee erscheinen. Doch diese Vorstellung ist letzten Endes gar nicht so "wild", wie es den Anschein hat. Varianten der so genannten "Elefanten-Tafel", auf der (wie es scheint) ein echter Elefant abgebildet ist, sind sowohl in Peru als auch in der rätselhaften "Burrows Cave" [3] in Nordamerika entdeckt worden, und die Inschrift auf letzterer ist von Kurt Schildmann, einem deutschen Linguisten, als Variante der Sanskrit-Schrift und Sprache des Alten Indien. [4]

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Uralt-Zivilisationen Indiens, und generell Südostasiens, im Besitz großer, hochseetauglicher Flotten mit enormen Schiffen waren, die mit Leichtigkeit dazu in der Lage waren, (vermutlich junge) Elefanten in weit entfernte Länder zu transportieren. Die sehr alten und sehr engen Querverbindungen zwischen Südostasien ist mittlerweile ad nauseam überprüft worden. Somit ist wirklich nichts Absurdes an der Vorstellung, dass Schiffe aus dem südlichen Indien, Kambodscha oder Java junge Elefanten (vermutlich als Geschenke) zu den Herrschern weit entfernter Länder, wie Peru oder Mexiko, gebracht haben könnten. Von dort aus könnten sie, wiederum als Geschenke, ihren Weg zu der vormals hoch entwickelten Zivilisation (den "Moundbuilders") auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika gefunden haben. [5]

Dem verstorbenen (vormaligen Harvard-Professor für Meeresbiologie) Barry Fell zufolge "wurde das Wissen um die Elefanten sowohl von Reisenden aus dem Osten als auch aus dem Westen in die Neue Welt gebracht" [6] Ich würde einbringen, dass es sich, zumindest in Bezug auf den Westen, d.h. den Pazifik, nicht nur um das Wissen, sondern tatsächlich auch um die Tiere handelte. Dass afrikanische Schiffe die Küsten Amerikas erreichten (was sie sicherlich bei mehr als einer Gelegenheit taten), wobei sie afrikanische Elefanten (selbst junge) an Bord hatten, wage ich aus mehreren Gründen zu bezweifeln. Vor allem, weil die schwarz-afrikanischen Zivilisationen, wie es scheint, nicht über Schiffe von solchen Proportionen verfügen wie die südostasiatischen Zivilisationen.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich erschien erstmals in englischer Sprache unter dem Titel "SOME IDEAS ON THE POSSIBLE OCCURRENCE OF TRUE ELEPHANTS IN THE AMERICAS UNTIL AS LATE AS THE AGE OF DISCOVERY" (PDF-Datei, 14,40 KB) bei BIPEDIA n&# 176; 16, März 1998. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. Siehe: David Ingram, "Land Travels 1568-1569 from the Rio Minas in the Gulf of Mexico to Cape Breton in Acadia", Reprint El Paso 1947.
  2. Siehe: Bernard Heuvelmans, "Annotated Checklist of Cryptozoology", in: Cryptozoology, 5 : 1-26, Tucson 1986.
  3. Red. Anmerkung: Siehe dazu von Dr. Horst Friedrich bei Atlantisforschung.de auch: "Jahrhundertentdeckung Burrows Cave"
  4. Siehe: Kurt Schildmann, "Zwei Weltsensationen..." (PDF-Datei, 328,95 KB), Erstveröffentl. in: EFODON Synesis, 23, 1997.
  5. Siehe: Roger G. Kennedy, "Die vergessenen Vorfahren. Die Wiederentdeckung der indianischen Hochkulturen Nordamerikas", München, 1996
  6. Quelle: Barry Fell, "America B.C.", New York, 1976, S. 184

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