Frisland

Eine 'Phantominsel', Grönland und die Zeno-Karte

von Tony O’Connell

Abb. 1 Frisland (hier rot markiert) auf einer Kopie der Zeno-Karte von 1558

Frisland [nicht zu verwchseln mit den Frieslanden sowie den Friesischen Inseln an der Nordseeküste; d. Red] ist der Name, welcher einer der legendären Inseln des Nordatlantik gegeben wurde, die man knapp südlich von Island 'lokalisierte'.

Es wird erzählt, sie sei um 1380 von dem Venezianer Nicolò Zeno entdeckt worden, und dass ein Bericht über seine dortigen Abenteuer zusammen mit einer heute berühmten Karte (Abb. 1) 1558 von einem seiner Nachfahren veröffentlicht wurde. Eine Dekade später publizierte der gefeierte flämische Kartograph Geradus Mercator (1512-1594) eine vergleichbare Karte, die Frisland ebenfalls abbildet, fast an der gleichen Stelle und mit einem ähnlichen Umriss. Cornelius Wyrfliet produzierte 1597 eine Karte des Nordatlantik, die Frisland an der selben Stelle abbildet. [1] Es dauerte nicht lange, bis sowohl an der [Zeno]-Karte als auch an der zugehörigen Geschichte Zweifel zum Ausdruck gebracht wurden. Donald S. Johnson kam [schließlich] in seinem exzellenten Buch "Phantom Islands of the Atlantic" zu dem Ergebnis, dass Frisland vermutlich ein Fall von 'Identitäts-Verwechslung' sei, indem es "die Geographie der Färöer-Inseln und die Kontur Islands" vereinigt.

Riaan Booysen, der Atlantis strittiger Weise auf einer großen Landmasse lokalisiert, von welcher Australien ein Überrest sei [2], hat auch etwas über Frisland geschrieben. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Frisland nebst vielen anderen mythischen [Inseln] im Nordatlantik mit heutigen Unterwasser-Strukturen in 'relativ' flachen Gewässern in Übereinstimmung gebracht werden können, was ein Hinweis darauf sei, dass sie während der jüngsten Eiszeit, als die Meeresspiegel erheblich niedriger lagen, trockenes Land waren. Er glaubt, dass ihre Einbeziehung auf erhalten gebliebenen Karten das Ergebnis des Kopierens viel älterer Karten sei, welche diese freigelegten Landmassen verzeichneten.

D.S. Allan und J.B. Delair diskutieren die Zeno-Karte in ihrem gefeierten Werk "Cataclysm!" recht ausführlich und schlussfolgern, dass ihre Abbildung Grönlands auf früheren Karten basiert, "welche allem Anschein nach Grönlands gegenwärtigem glazialen Verlauf vorausgingen" und "es gibt offensichtlich keine echten Argumente dafür, dass die Zeno-Karte - auch wenn es aus moderner Sicht kurios erscheinen mag - irgendetwas anderes abbildet als das, was in einer nicht so fernen Vergangenheit tatsächlich auf Grönland existierte." [3]


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde in der englischsprachigen Original-Fassung unter dem Titel "Frisland (m)" am 5. September 2012 in seiner Online-Enzyklopädie Atlantipedia.ie erstveröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er am 13. September 2016 in einer deutschsprachigen, redaktionell bearbeiteten Version.

Fußnoten:

  1. Siehe: Peinceton Univeryty Library, unter: "Wytfliet, Corneille, d. ca. 1597. >Estotilandia Et Laboratoris Terra< (1597)..." (abgerufen: 12. Sept. 2013)
  2. Siehe: Riaan Booysen - theories | ideas | thoughts, unter: "Terra Australis Incognita" (abgerufen: 12. Sept. 2013)
  3. Siehe: D.S. Allan und J.B. Delair, "Cataclysm! Compelling Evidence of a Cosmic Catastrophe in 9500 B.C.", Rochester (USA), 1997, S. 249

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