Island

Atlantis auf der 'Insel aus Feuer und Eis'?

Abb. 1 Eine Karte der Hauptinsel von Island, die erst vor wenigen Jahren als Lokalität für Platons Atlantis ins Gespräch kam

(red) Bekanntlich gibt es ja kaum einen Platz auf der Erde (sowohl oberhalb als auch unterhalb der heutigen Meeresspiegel), der noch nicht mit Platons versunkenem Reich der Vorzeit in Verbindung gebracht wurde. Was den Inselstaat Island betrifft, dessen beachtliche Hauptinsel (Abb. 1) - die größte Vulkaninsel der Welt - knapp südlich des nördlichen Polarkreises gelegen ist, so wurde er, weit abseits des atlantologischen Mainstreams, erst in diesem Jahrtausend im engeren Sinne zu einem Gegenstand der Atlantisforschung.

Zudem ist die Anzahl der auffindbaren Veröffentlichungen zu dieser Atlantis-Lokalisierung bisher noch sehr überschaubar. Genauer gesagt, finden sich bisher lediglich drei Publikationen dazu. Zunächst einmal stießen wir online auf ein anonym veröffentlichtes, englischsprachiges Papier "Atlantis was Iceland -Iceland is Atlantis", das sich aus einem katastrophistisch-geologischen Blickwinkel mit der Idee eines 'isländischen Atlantis' befasst. Offenbar im Zusammenhang mit archäologischen Untersuchungen im isländischen Thingvellir-Nationalpark stand zudem der GHEA Open Workshop "Atlantis - The Lost Empire" der University of Maryland vom 4. bis 6. Nov. 2013. Was genau dort erforscht und auf dem Workshop der Universität besprochen wurde, geht aus der ins Web gestellten Slideshow [1] zu dieser Veranstaltung leider nicht hervor. [2]

Abb. 2 Was genau die archäologischen Untersuchungen in Islands Thingvällir-Nationalpark mit Platons Atlantis zu tun haben, geht aus der online gestellten Slideshow zum GHEA Open Workshop von 2013 leider nicht hervor. (Bild: FSI)

Etwas umfangreichere Informationen liegen dagegen zum dritten Beispiel vor, das im eigentlichen Sinn des Wortes als isländische Atlantis-Lokalisierung bezeichnet werden darf. Die Rede ist hier von einer Atlantis-These, welche die 1965 geborene britische Privatforscherin June Austin 2006 in ihrem Buch "Genesis of Man" [3] (Abb. 3) vorstellte.

Dazu schreibt die in der Grafschaft Surrey ansässige Autorin auf ihrer Homepage: "Es ist meine Überzeugung, dass viele der Inseln vor der Küste Islands Teile des atlantischen Kontinents [...] sind, die vom Meer überspült wurden. Zu ihnen gehört die Insel Surtsey der Westmännerinseln, die in den 1960er Jahren aus der See emporwuchs. [...]

Geologisch gesehen ist Island eines der aktivsten Länder auf der Erde. Fast jeden Tag gibt es dort kleinere Erdstöße irgendeiner Art. Auf diese [vergleichsweise] kleine Insel entfällt fast ein Drittel der Gesamtmenge vulkanischer Lava, die auf der Erde zu finden ist, und es gibt dort auch 780 heiße Quellen und 250 separate geothermale Areale. Etwa 10% des Landes ist mit Lava bedeckt, und weitere 10% mit Eis. Es wird oft als das 'Land aus Feuer und Eis' bezeichnet, und man kann unschwer sehen, warum." [4]

Das geologische Modell eines kontinentalen nordatlantischen Atlantis, das June Austin vorstellt - die ansonsten augenscheinlich eine eher metaphysisch-spirituelle Richtung der Atlantissuche repräentiert - ist zwar keineswegs neu [5] und dürfte in Hinsicht auf den heutigen Forschungsstand zur Erdgeschichte wohl nicht nur von Fachwissenschaftlern als veraltet betrachtet werden; jedenfalls lenkt sie unser Augenmerk ganz zu Recht auch wieder auf die Suche nach versunkenen Landgebieten und verschollenen Kulturen im Norden des atlantischen Großraums - nicht zuletzt das geheimnisvolle Hyperborea. Ob allerdings Island etwas mit Platons Atlantis zu tun hat, wie sie vermutet, bleibt äußerst zweifelhaft. Zumindest finden sich auf ihrer Homepage keine überzeugenden Argumente dafür.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Adolf. Friöriksson, "ísleif - The Icelandic Archaeological Database - GHEA Open Workshop - University of Maryland - Nov. 4-6, 2013", S. 19, Fornleifastofnun Íslands (FSI) (abgerufen: 3. März 2015)
  2. Anmerkung: Wir werden dazu weitere Recherchen anstellen und deren Ergebnisse gegebenenfalls hier in einem Addendum zum vorliegenden Beitrag bekannt geben.
  3. Siehe:
    June Austin - Genesis of Man.jpg
    June Austin, "Genesis of Man - The Answer to Life, The Universe And Everything in Between" (Abb. 3), AUTHORS ONLINE Limited, 2006 - Verlagstext: "Bodes Gesetz zufolge sollte es zwischen Mars und Jupiter einen Planeten geben. Was geschah mit ihm, und ist er der vermisste Planet X? Wie kam es zum plötzliche Auftauchen des modernen Menschen vor 40.000 Jahren? War dies das Ergebnis von Evolution oder Intervention? Was verbirgt sich hinter den Legenden von Lemuria und Atlantis, und was führte zu ihrem Untergang? Was ist die Erklärung für das plötzliche Auftauchen von Hochkulturen wie den Sumerern, Ägyptern und Olmeken? Was war Echnatons tatsächliche Rolle in der ägyptischen Geschichte? War Jesus wirklich ein Jude oder ein Essener? Starb er wirklich am Kreuz, oder in Indien? Ist irgendetwas dran an den Behauptungen, dass die merowingischen Könige Frankreich Nachkommen Jesu sind? Was führte zu der Entwicklung von so vielen widersprüchlichen Richtlinien innerhalb der christlichen Religion? Was verbindet all dies miteinander? Lesen Sie dieses Buch, und Sie werden herausfinden!" (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: June Austin, "Iceland & Atlantis", auf ihrer Homepage (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Herbert Edward Forrest und Atlantis" (red); sowie: "Herbert Edward Forrest: The Atlantean Continent (1933)" (Ferdinand Speidel)

Bild-Quellen:

1) Max Naylor bei Wikimedia Commons, unter: File:Map of Iceland.svg
2) Adolf. Friöriksson, "ísleif - The Icelandic Archaeological Database - GHEA Open Workshop - University of Maryland - Nov. 4-6, 2013", Fornleifastofnun Íslands (FSI), S. 19 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) June Austin - AUTHORS ONLINE Ltd. / Bildarchiv Atlantisforschung.de