Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?

"Auch ihr größter Liebhaber wird nicht behaupten wollen, daß die Geologie eine >exakte< Naturwissenschaft sei - auch wenn ihren Vertretern im Feuer der Diskussion mitunter solch erheiternde Äußerungen entfahren -, oder daß sie dies je werden könnte. Eher könnte man sie als Konglomerat aus einander ablösenden Lehrmeinungen und Hypothesen bezeichnen." Dr. Horst Friedrich


Die antiken Ursprünge der Geologie

(bb) Geologie ist, nach dem Duden, die "Wissenschaft von der Entwicklungsgeschichte u. vom Bau der Erde" [1]. Wissenschaftsgeschichtlich wird der modernen Geologie ein Alter von etwa 200 Jahren zugebilligt, aber natürlich haben sich auch bereits die 'Großen Geister der Antike' ihre Gedanken zur Entstehung und zur Natur der Erde gemacht.

Bei WIKIPEDIA heißt es dazu: "Es war Thales von Milet (um 624 - um 546 v. Chr.), der Begründer der ionischen Naturphilosophie, der als erster versucht hat, die alten mythologischen Vorstellungen über die Erde durch rationale Erklärungen zu ersetzen. Nicht mehr den grollenden 'Erderschütterer' Poseidon machte er für die Entstehung der Erdbeben verantwortlich, sondern die Bewegungen der auf dem Urwasser schwimmenden Erdscheibe. Ebenso scheint Thales durch die Beobachtung von Sedimentationsprozessen, wie die Bildung von Sandbänken an der Mündung großer Flüsse, oder die Ausfällung von Mineralen am Rand heißer Quellen, zu seiner These gelangt zu sein, dass alle Dinge aus dem Wasser entstanden seien." [2]

Wie weit die naturwissenschaftliche Betrachtung in der Früh-Antike bereits entwickelt war, wird dort auch anhand von Thales´ Schüler Anaximandros (um 610 - um 546) deutlich gemacht, "der die erste Karte der bewohnten Welt gezeichnet hat". Er "lehrte bereits, dass die Lebewesen aus der Feuchtigkeit entstanden seien, die unter der Einwirkung der Sonne verdunstete, und dass sich die Menschen aus fischartigen Lebewesen entwickelt hätten. Diese erstaunliche These greift nicht nur der modernen Evolutionstheorie um mehr als 2400 Jahre voraus, sondern zeigt auch, dass ihm das Phänomen der Ausfällung von Meersalz durch Sonneneinstrahlung bekannt war. Xenophanes von Kolophon (um 570 - um 470) deutete erstmalig die Abdrücke von Muscheln und anderen Seetieren in meeresfernen Landstrichen als die Überreste von versteinerten Lebewesen (Fossilien), die mit den Gebirgen angehoben wurden. Ebenso erkannte er den Prozess der voranschreitenden Erosion an den Küsten, von dem er annahm, dass er in großen zeitlichen Zyklen alle Festländer, mitsamt der darauf lebenden Menschheit, wieder vernichten würde." [3]

Abb. 1 Aristoteles (384 - 322) vertrat in seinem Werk 'Meteorologica' die Lehre von der Umwandlung (Transmutation) der Elemente. Die Wandlung führte er auf das tiefe Eindringen der Sonnenstrahlen in den Erdkörper zurück

In den Folgenden Jahrhunderten wurden solche, "der Natur zugewandten", philosophischen Denkansätze durch die Beschäftigung mit formal-logischen, religiösen und transzendenten Problemen verdrängt. "Während die Pythagoreer in Süditalien die Mathematik in eine geheime Mysterien-Religion verwandelten, beschränkten sich die Sophisten auf Übungen in Grammatik, Dialektik und Rhetorik. Die Vorstellungen über die Entstehung der Gesteine und Metalle bewegten sich bald nur noch im Bereich der reinen Spekulation, die auf empirische Beobachtungen weitgehend verzichtete. Als z.B. Anaxagoras von Klazomenai (um 500 - 428) behauptete, die steinige, erdartige Beschaffenheit der Himmelskörper sei durch den Fall des Meteoriten von Aigospotamoi bewiesen worden, brachte ihm das bereits eine Verurteilung wegen Gotteslästerung ein." [4]

Platon (427 - 348), der Atlantis-Berichterstatter, "verband die Lehre von den vier Elementen des Empedokles mit den mathematischen Spekulationen der Pythagoreer über die geometrische Gestalt der Atome. Die Metalle und Minerale bestehen demnach nicht, wie die Steine und Erden, aus vermischten Elementen, sondern aus besonders verdichtetem 'schmelzbarem Wasser', sprich: besonders hart gefrorenem Eis." [5] Daneben beschrieb er im Dialog Timaios (33c) bereits die Kugelgestalt der Erde (siehe: "und deshalb kugelgestaltig, kreisrund drechselte er sie").

Die Dialoge Timaios, Kritias und Nomoi stellen gemeinsam u.a. auch ein Grundlagenwerk zur Erd- und Menschheitsgeschichte dar, das in vielen Punkten den erd- und menschheits-geschichtlichen Katastrophismus des 19. Jahrhunderts vorwegnahm. Man kann sie daher mit Fug und Recht auch als das 'katastrophistische Manifest' der Antike bezeichnen.

Platons Schüler Aristoteles (384 - 322) (Abb. 1), der angeblich (!) weder von Atlantida seines Lehrers, noch von dessen Vorstellungen zur Erdgeschichte besonders viel hielt, "vertrat in seinem Werk 'Meteorologi[c]a' die folgenreiche Lehre von der Umwandlung (Transmutation) der Elemente. Die Wandlung führte er auf das tiefe Eindringen der Sonnenstrahlen in den Erdkörper zurück. Aus den resultierenden trockenen Ausdünstungen entstehen demnach die Gesteine, und aus den feuchten Ausdünstungen die Metalle. Die Hebungen und Senkungen der Erdoberfläche, die Anschwemmung und Abtragung bewirken, waren ihm bekannt. Seiner Meinung nach beruhten sie auf dem langsamen, aber unregelmäßigen Alterungsprozess der Erde." [6]

Nach der kulturellen Stagnation des Mittelalters, in der jede eigenständige intellektuelle Entfaltung des Individuums durch ein institutionalisiertes Christentum gewaltsam unterdrückt wurde, begann in der Neuzeit nicht nur die eigentliche Entstehungsgeschichte der modernen Wissenschaften, sondern auch der lange vergessene Atlantisbericht Platons wurde - im Zeitalter der Entdeckungen - wieder zu einem Thema für Denker und Forscher. [7] Die Voraussetzungen dafür entwickelten sich in nach-mittelalterlicher Zeit mit dem 'Anfang vom Ende' der totalen Kontrolle der katholischen Kirche über das Geistesleben in Europa.


Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung? - Fortsetzung


Beiträge zur geologischen Diskussion versunkener Landmassen im Atlantik

  • Die Azoren und Atlantis - Eine kurze Zusammenfassung von Evidenzen zur Anregung weiterer wissenschaftlicher Erforschung und Analyse der Probleme durch Spezialisten, um O'Briens These der rezenten Existenz einer großen Insel auf dem Mittelatlantischen Rücken, mit Zentrum auf den Azoren, zu beweisen oder zu widerlegen (Edmund Marriage)
  • Dr. René Malaise - Eine kleine Hommage für eine fast vergessene Persönlichkeit der Atlantisforschung (bb)


Externa:


Außerdem zum Thema 'Geologie' bei Atlantisforschung.de:


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Duden, Band 5, Fremdwörterbuch, 4. Auflage, 1982, Dudenverlag
  2. Quelle: Geschichte der Geologie, bei Wikipedia, die freie Wissensdatenbank (abgerufen: 18. März 2009)
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: ebd.
  6. Quelle: ebd.
  7. Anmerkung: Als 'Instrumentarium' zur Lösung des Atlantis-Problems standen diesen ersten, nachmittelalterlichen Atlantologen zunachst nur die mythologische Exegese der Atlantida sowie - wie etwa bei Sir Francis Bacon - geographische Überlegungen zur Verfügung.

Bild-Quelle:

1) The MacTutor History of Mathematics archive, unter: Aristotle